Was soll die Furcht vor diesen fremden Augen!
Komisches Grauen wirft mich rücklings hin,
Sie schleppen schwarzes Feuer in den Brauen,
Asche wie Blut betropft das Kinn.
Gehöhlt gezackte Landschaft, hoch zu schauen,
Bergkreuz der Augen: Der durchbohrte Sinn,
Er will sich wütend in die Sonne bauen,
Dort steht auf Mauern, brausend, der ich bin.
Jed' Wesen ist nur Käfig für sein Leid,
Gefüllt mit Tränen, ausgebrannte Kehle,
Nur noch ein Wimmern, weinend, unbefreit.
Faust, brich hernieder in die Augenhöhle,
Spreize die Finger, zerreiße die Seele,
Rasende Faust meiner "herrlichen" Zeit.
(Martin Gumpert [1897-1955], in: "Verkettung. Gedichte", Kurt Wolff 1917)
Anmerkung: Der Gedichtband trägt die Widmung: "Die Gedichte sind 1914-16 entstanden, sie gehören meinen toten Freunden." und ist online beim "Projekt Gutenberg" komplett abrufbar. Es lohnt sich sehr, die Gedanken eines damals 17- bis 19Jährigen zu verfolgen, der in den Höllenpfuhl des Ersten Weltkrieges geworfen wurde.
2 Kommentare:
Und danke auch für die vielen vergessenen Perlen aus der Literatur! Es ist bestimmt kein Zufall daß Herr Gumpert nach dem Krieg Arzt geworden ist und das (siehe Wikipedialink) nicht bloß mit Dollarzeichen in den Augen getan hat: "Er setzte sich bei staatlichen Institutionen dafür ein, seinen oft mittellosen Patienten Hilfsleistungen zukommen zu lassen und behandelte sie selbst in solchen Fällen unentgeltlich."
@ Anonym: Bitte keinen Dank dafür - der gebührt einzig und allein dem Verfasser dieser lyrischen Zeilen.
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