Mittwoch, 11. Januar 2017

Epikur fragt - das alte Fusselmonster Charlie antwortet


Im Rahmen eines hier eher belanglosen Kontextes fragte mich der geschätzte Epikur vor ein paar Tagen:

Wie soll eine politische Linke stark werden, ohne dass sie versucht mit den vielen verschiedenen kleinen Gruppen und Grüppchen Kompromisse zu schließen? (Ja, es gibt Grenzen!) Wie sieht Deiner Meinung nach eine linke Gegenbewegung aus? Kann es sie überhaupt geben, wenn alle nur in ihrem stillen Kämmerlein von der großen Revolution träumen und abwarten?

Dazu will ich zunächst einen Kasten Bier konsumieren und sodann frank und frei antworten:

  1. In meinem stillen Kämmerlein findet keine Revolution, sondern allenfalls eine versuchte, meist vergebliche temporäre Eindämmung der übelsten Auswirkungen des kapitalistisch-faschistischen Systemes statt. Das ist zuweilen extrem schwierig.
  2. Es gibt in der Tat Grenzen. Die sind indes klar, deutlich und seit Langem definiert und bedürfen keiner weiteren Diskussion. Oder möchtest Du noch weiter über die Optimierung des Rades sprechen?
  3. Eine "linke Gegenbewegung" kann und wird es in Deutschland niemals geben, solange der brutale, deutsche Stumpfsinn dieses Land beherrscht. Es gibt also keine "linke Gegenbewegung", die dem kapitalistischen Irrsinn ernsthaft gefährlich werden könnte - und ich schreibe das, während ich mir eine geladene Waffe an den Schädel halte und diese Situation so dermaßen beschissen finde, dass mir der Abzug sehr leicht fällt.
  4. Wenn man einmal erkannt hat, dass es während der eigenen Lebenszeit keinen Ausweg aus dieser Katastrophe geben kann, wird man unnachgiebiger und lacht lächerliche Gesellen wie Jens Berger, Albrecht Müller oder den Stiefelknecht Lapuente nur noch aus - eine andere Option bleibt da doch nicht mehr, wenn man nicht böse werden möchte. Ich habe das schon hundertmal geschrieben und wiederhole es gerne noch einmal: Es ist nicht "links", den Kapitalismus "zähmen" zu wollen - nicht nur, weil das sowieso nicht funktionieren kann, sondern weil es jedem auch nur rudimentären linken Gedanken fundamental widerspricht.
  5. Wenn man diesen Erkenntnisgewinn verbuchen kann, bleibt in Deutschland nichts anderes als Resignation oder die "Flucht nach vorne" - Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg können ein finsteres Liedchen davon singen. Ich habe mich jedenfalls für letzteres entschieden, in der frohen und relativ sicheren Hoffnung, dass ich belanglos genug bin, um nicht als Leiche in irgendeinem Kanal zu enden.

Ich wundere mich zunehmend über Menschen wie Dich, denn Du scheinst ja in gewisser Hinsicht ähnliche Schlussfolgerungen zu ziehen, glaubst aber dennoch wie von Sinnen, wenn man Deinen Ausführungen folgt, immer noch daran, dass diese kapitalistische Farce auf irgendeinem mystischen, nebulösen, womöglich parlamentarischen Wege ins "rechte Lot" zu bringen sei. Oder verstehe ich Dich falsch? Wie um des Teufels Willen soll ein System, das auf ständiger Profitmaximierung der "Elite" basiert, heute auch nur einem kleinen Teil der Menschheit von Nutzen sein? Von "allen Menschen" rede ich lieber gar nicht erst, um Dir die Antwort nicht von vorn herein zu verunmöglichen. - Ich muss die Frage also an Dich zurückgeben:

Wie soll sich eine politische Linke in dieser kapitalistischen Endzeit aufstellen? Mehr Mindestlohn für Sklavenarbeit? Weg mit dem Hartz-Terror, auf dass Prekarisierte endlich auch ohne Sanktionen arm sein und hungern dürfen? Mehr Tafeln und Unterkünfte für manche, aber gewiss nicht alle Obdachlose? Mehr Rechte für Frauen in Konzernvorständen, damit sie noch "bessere Männer" sein können und ihren Geschlechtsgenossinnen noch fulminanter in den Rücken fallen können? Mehr Toleranz gegenüber esoterischen Schwachmaten, die ihr Geschick irgendwelchen "höheren Wesen" anvertrauen wollen? Sind das wirklich die erschöpfenden Antworten der heutigen Linken?

Da verkonsumiere ich doch lieber den Kasten Bier und springe danach beherzt und völlig zufrieden von der nächsten Brücke.

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Frei nach wem?


(Aus: "Der Simpl", Nr. 1 vom Januar 1947)

32 Kommentare:

kritischer Beobachter hat gesagt…

Mir geht es nicht darum, linke Systembewahrer wie z.B. Albrecht Müller et al. „an den Pranger zu stellen“.

So sind die NDS ein wichtiges Informationsmedium. Dafür gebührt A. Müller mein Respekt, zumal die NDS inzwischen offener geworden sind und auch Systemkritiker zu Wort kommen lassen.

Die Kritik richtet sich also nicht ad personam, sondern gegen jene politische Position, welche behauptet, systemimmanent sei eine Rückkehr zu einer gesellschaftlichen Konstellation möglich, in der Kapitalismus, Demokratie, allgemeiner Wohlstand und individuelle Freiheit miteinander vereinbar sind.

Diese Position ist falsch und realitätswidrig, sie führt Menschen, die eine Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse wollen, in die Irre.

Diese Position spielt den Herrschenden in die Hände. Weil sie Illusionen erzeugt, statt ein realistisches Bewusstsein. Dadurch wird die notwendige Systemkritik geschwächt und die Entwicklung notwendiger Gegenorganisation verhindert.

Anstatt die Notwendigkeit und Möglichkeit einer Systemtransformation aufzuzeigen, werden die Systemkritiker in die Rolle von utopischen „Linksradikalen“ gebracht und gesellschaftlich veraußenseitert.

Dies ist das objektiv Reaktionäre an dieser Position.

Zugleich würde man dem Menschen A. Müller, seiner Persönlichkeit sowie seinem Handeln nicht gerecht werden, würde man ihn als einen „Reaktionär“ bezeichnen.

Warum ist A. Müller in der Systemfrage so festgelegt? Warum ist er auf Reformen im System fixiert?

Eine Antwort hat er in einem Interview mit der „Jungen Welt“ vor Jahren gegeben. Er könne sich keine andere Ökonomie jenseits des bestehenden Systems vorstellen.

Er will eine im Sinne von „Sozialer Marktwirtschaft“ staatlich regulierte kapitalistische Marktwirtschaft. Und meint, dieses Ziel mit „linken Mehrheiten“ erreichen zu können.

Damit wird deutlich, dass er die Funktionsweise des kapitalistischen Systems nicht begriffen hat und der Politik-Illusion aufsitzt. So als könnte die Politik die Gesetzmäßigkeiten der Ökonomie frei bestimmen.

Es wird deutlich, dass eine zentrale Erkenntnis von Marx nicht verstanden wird, nämlich dass im Kapitalismus eine Dialektik zwischen System und politischen Akteuren dergestalt existiert, dass das System den Akteuren die Logik des systemfunktionalen Handelns aufzwingt.

Denn handeln die Individuen gegen die Systemlogik, dann wird das System dysfunktional, die Kapitalakkumulation gerät in eine Zusammenbruchkrise und das ökonomische System muss durch ein anderes ersetzt werden.

Weil die Theorie vom „System als Subjekt“ nicht verstanden wird, kommt es zur irrigen Vorstellung, die Systementwicklung würde vom Willen politischer Akteure bestimmt werden und eine linke Regierung könnte, wenn sie wollte, der sozio-ökonomischen Entwicklung eine andere Richtung geben.

Aber diese sozialdemokratische Illusion ist widerlegt, und zwar sowohl in der wissenschaftlichen Theoriebildung wie auch historisch.

Auf Basis dieses soziologischen Unverständnisses hinsichtlich des Funktionierens des kapitalistischen Systems entstehen nicht nur Illusionen, sondern auch Verschwörungstheorien. Diese meinen, die neoliberale Entwicklung basiere auf der Verschwörung reicher und mächtiger Individuen, anstatt zu verstehen, dass die Logik der Kapitalverwertung – die Verhinderung eines Kollaps des Systems der Kapitalakkumulation – das Handeln der Akteure bestimmt.

Kennzeichnend für soziale Systemen ist, dass durch die Setzung von Rahmenbedingungen der Gesellschaftsprozess quasi „selbstorganisierend“ verläuft. In den Köpfen jener, die dies nicht verstanden haben, wird hingegen Gesellschaftsentwicklung durch den Willen von Individuen, also von „Politikern“, Verschwörern“, „Verrätern“ etc. bestimmt.

Das ist genau der Unterschied zwischen utopischen „Reformern“ wie A. Müller et al. und einem „Realo“ wie Gerd Schröder. Schröder war marxistisch ausgebildet, der wusste, was zu tun ist, um dem „tendenziellen Fall der Profitrate“ entgegenzuwirken und eine profitable Kapitalverwertung aufrechtzuerhalten.

kritischer Beobachter hat gesagt…

@Charlie

Mein Kommentar wurde zunächst angezeigt, ist aber danach wieder verschwunden.

Troptard hat gesagt…

Ich komme jetzt mal ins Schwärmen und gönne mir dazu ein Bier, dieses günstige von meinem Discounter!
Was waren das noch für tolle Zeiten, als ich jeden Morgen um acht Uhr hinter meinem Schreibtisch gesessen habe und das mit der schönen Aussicht, dies möglicherweise bis zu meiner Rente. Und wie kann man sich eigentlich das Wochenende so herbeisehnen, wenn man nicht fünf Tage lang in der Tretmühle gesessen hat.

Dabei konnte ich mich nun wirklich nicht über meine Entlohnug beklagen und über die vielen Freiheiten die mir zugestanden wurden. Dennoch war dieser permanente Druck da abzuliefern. Ich bin dann nach der Arbeit zuerst in meine Stammkneipe, um erstmal wieder runter zu kommen.

Also fand ich dieses Leben schon unter für mich günstigen Bedingungen schon mehr als Scheisse.

Aber das sog. Arbeitsleben hatte auch für mich noch so einige unverhoffte Erfahrungen parat: Schicht- und Akkordarbeit. Wenn man das ein paar Jahre gemacht hat, dann ist man fertig.
Wer die Arbeit unter dem Kapital noch mit Erinnerungen an den "guten Kapitalismus" und vom "gerechten Lohn" reanimieren will, der ist für mich so was von sich selbst entfremdet oder ein "Salonlinker", der keinen Bezug zur Realität hat.

Ich schreibe hier ausdrücklich nicht darüber, dass das Kapital ganz locker jeglichen Widerstand gegen die zunehmende Verwurstung der Arbeitskraft aussitzt und auch nicht darüber, warum es das kann.









Charlie hat gesagt…

@ Kritischer Beobachter: Ja, das passiert bei blogger.com leider allzu oft. Deshalb ist die Mail-Variante eine gute Idee, wie ich finde.

Liebe Grüße!

kritischer Beobachter hat gesagt…

@Charlie:
Ja, das passiert bei blogger.com leider allzu oft. Deshalb ist die Mail-Variante eine gute Idee, wie ich finde.

Nun ist mein Kommentar das zweite Mal „verschwunden“, obwohl dieser eine Zeitlang angezeigt wurde.

Die Mail-Variante halte ich für keine gute Idee.

Denn dies bedeutet, gezwungen zu sein, den Kommentar zunächst dem anonymen Bloginhaber zuzumailen und darauf zu warten, dass dieser den Kommentar freischaltet.

Nichts gegen Dich und Deinen Blog, aber für mich widerspricht dies dem Prinzip des freien Kommentierens.

Dann lasse ich es lieber mit dem Kommentieren.

Liebe Grüße zurück!

Charlie hat gesagt…

Es ging hier nicht um Kommentare, sondern um "Gastbeiträge". Im Übrigen ist meines Wissens keiner Deiner Kommentare "verschwunden". :-)

epikur hat gesagt…

Zunächst einmal finde ich es schade und auffällig, dass Du Dich bei der entsprechenden Diskussion bei Flatter nicht beteiligt hast. Auch habe ich dort (!) meine Fragen gestellt und nicht hier. Stattdessen lässt Du dort einen Link zu Deinem Blog ab und verabschiedest Dich dann komplett aus der Diskussion. Da bekommt man schnell das Gefühl, dass es vor allem um Narrenschiff-Blog-Aufmerksamkeit, statt um das eigentliche Thema geht. Und anstatt meine Fragen zu beantworten, werden sie polemisch einfach wieder an mich zurückgestellt. Nene. ;-)

Bei Dir dreht sich scheinbar immer nur alles um eine Frage: "Bist Du Reformer oder Revoluzzer?" Sodann wird jeder, der sich selbst für "links" hält, nach dieser Frage gescannt, einsortiert und dann entsprechend bewertet und abgeurteilt. Diese Polarisierung mache ich nicht mit. Das ist, salopp gesagt, nichts anderes als "wer nicht für uns ist, ist gegen uns". Auch wenn ein Albrecht Müller, den Kapitalismus nicht überwinden will, (was nicht heißt, dass seine Meinung sich nicht eines Tages ändert!), leistet er wichtige und tolle Arbeit! Das gilt auch für alle anderen Blogger, die Linke, die Blätter und viele andere, die den Kapitalismus nicht überwinden wollen. Zumindest arbeiten sie daran, dass viele Menschen es jetzt (!), also in der Gegenwart, besser haben sollen. Für mich sind beide Gruppen wichtige Strömungen innerhalb der Linken und ich lasse mich nicht auf eine davon reduzieren.

Letztlich hast Du ja selbst geschrieben, was Deine Alternative ist: "Resignation". Ich weiß nicht, ob man damit die Menschen wirklich begeistern kann. ;-)

Mechthild Mühlstein hat gesagt…

Der Kritische Beobachter hat oben etwas gesagt, das sehr wesentlich ist: daß Albrecht Müller sich keine ökonomie außerhalb des bestehenden systems vorstellen kann. Die meisten linken haben kein bock sich mit dem drögen thema ökonomie zu befassen, obgleich es für ihr leben maßgeblich ist und können sich nichts anderes vorstellen als das vorhandene, die glauben halt, die politik müsse nur an zwei, drei stellschrauben drehen und alles wäre gut.

Menschen sind lernfähig. Ich bin mit 15 aus der schule geflogen, wohlgemerkt ohne schulabschluß. Dafür habe ich es erstaunlich weit gebracht. Und sogar den Marx nicht nur gelesen, sondern sogar weitgehend begriffen. Das ist nicht einfach vom himmel gefallen, sondern es war arbeit, das zu lernen. Menschen können ihre meinung ändern.

Lieber Charlie, was tust Du, um andere leute zu überzeugen, daß es ein leben außerhalb des kapitalismus gibt? Glaubst Du, irgendjemanden überzeugen zu können, indem Du ihm einfach in die fresse rotzt?

So viel Corbières wie ich saufen müßte, wird leider gar nicht angebaut.

Liebe Grüßle

Charlie hat gesagt…

@ epikur: Es ist schon erstaunlich, was mir in der letzten Zeit so alles unterstellt wird. :-) Der eine sagt mir "Prophetie" nach, ein anderer meint, ich wolle irgendwen "überzeugen" oder "begeistern", wieder andere glauben, in den persönlichen Ansichten eines Tagebuchschreibers "Schubladendenken" oder "Clickbaiting" zu entdecken - um nur eine kleine Auswahl zu nennen. - Wie kommt man auf solche abwegigen Ideen?

Es ist einerseits traurig, andererseits aber auch bezeichnend, wenn ich hier nun extra erwähnen muss, dass ich diesen Beitrag nicht bei Flatter, sondern hier eingestellt habe, weil er drüben schlicht deplatziert gewesen wäre. Verlinkt habe ich ihn dort selbstverständlich nicht - das betraf ein anderes Posting und hatte wiederum andere Gründe.

Ich habe in den vergangenen Monaten und Jahren schon so oft deutlich ausformuliert, was ich von reformistischen "Systemstellschrauben"-Kreisen halte und will mich - gerade gegenüber einem Menschen wie Dir, der das ja genau weiß - nicht in einer Endlosschleife wiederholen. Irgendwann bleibt dann nur noch die Polemik, wobei ich gerade diesen Beitrag überhaupt nicht als polemisch einstufe, sondern eher als einen verzweifelten Versuch der Darstellung meiner Fassungslosigkeit angesichts der immer wieder gestellten, tausendfach beantworteten Fragen.

Also noch einmal: Ich will und kann niemanden überzeugen, begeistern oder ihm oder ihr das Lernen abnehmen oder es auch nur in eine bestimmte Richtung lenken. Ich schreibe lediglich "im stillen Kämmerlein" meine Meinung zu bestimmten Themen auf und stelle sie manchmal - gewiss nicht immer - ins Netz. Wer das lesen möchte, kann das tun - wer diese Tagebuchgedanken hingegen belanglos, dumm, falsch oder was auch immer findet, liest es eben nicht oder kommentiert es kritisch. Das hat nichts mit "Scannen" oder "Schubladen" zu tun - dieser Vorwurf ist angesichts des Themas und einer individuellen, sehr langen und (lern-)aufwändigen Meinungsbildung völlig grotesk.

Ich bin im Gegensatz zu manch anderen politischen und esoterischen Bloggern wahrlich kein Missionar - persönliche Überzeugungen "leiste" ich mir dennoch, und wenn ich etwas kritikwürdig, albern, falsch oder lächerlich etc. finde, dann äußere ich das auch, und zwar nicht nur dann, wenn die Quelle aus der CDU, AfD oder SPD stammt. Das ist alles.

Es ist symptomatisch für das, was sich heute so alles "links" nennt, dass derartige Selbstverständlichkeiten auch außerhalb des parlamentarischen Affentheaters längst keine mehr sind. "Die Partei" hat das schön formuliert: Inhalte sind offenbar überwunden. Du hast es selbst nicht minder trefflich auf den Punkt gebracht, auch wenn Du es so natürlich nicht gemeint hast: Wer nicht vorbehaltlos für [die Linkspartei, Albrecht Müller, Berger, Sasse & Co.] ist, muss wohl gegen alles Linke sein und ist als Feind entlarvt. - Na, merkst Du etwas? ;-)

Liebe Grüße!

Charlie hat gesagt…

@ Mechthild: Siehe oben. Ich kann und will niemanden "überzeugen". Wenn mein Geschreibsel den einen oder die andere zum Nachdenken anregt, ist das schon viel mehr als ich hoffen kann - allerdings habe ich keinen Einfluss darauf, in welche Richtung jene Gedanken steuern. (Das sind schlichte Erkenntnisse aus dem Grundstudium der Literaturwissenschaft.) - Ich betreibe schließlich keine Propaganda, sondern möchte im besten Falle zum eigenständigen Denken, Lesen und Lernen "verführen" - und das lässt sich nur in seltenen Fällen durch freundliche Anleitungen oder Bauchpinseleien erreichen, wie wir wohl fast alle noch aus der Schulzeit wissen.

Was mich allerdings arg wundert: Wenn Du diesen äußerst harmlosen Beitrag schon als "in die Fresse rotzen" auffasst, wie muss sich dann erst der arme Roberto Lapuente oder der noch ärmere Roland Faulfuß - wohlgemerkt: alles selbsternannte "Linke" - fühlen? ;-) - Der gute Epikur gehört selbstverständlich nicht einmal am Rande in diese schauerliche Reihe, auch wenn mich manche seiner Äußerungen manchmal zur puren Verzweiflung treiben und dann eben so ein Text daraus entsteht.

Liebe Grüße!

altautonomer hat gesagt…

In einem Herrschaftssystem, das auf der kapitalistischen Verwertungslogik basiert,kann es keine Freiheit geben. Ob soziale Marktwirtschaft, Kapitalismus mit menschlichem Antlitz oder staatlich gelenkte (Reichenstuer, Millionärssteuer, BGE usw.) Umverteilung von oben nach unten, es bleibt das Eigentum an den Produktiosnmitteln mit der Verfügungsgewalt, jederzeit sofern es opportun erscheint, Arbeitskräfte zu entlassen (Neudeutsch: freisetzen) und ihnen ihre Lebensbasis zu nehmen. Mit Befreiung des Individuums hat das nichts zu tun. Insofern ist Reformismus die selbstgewählte Unfreiheit.

Der veterinärmedizinisch und mit reichlich Fressen und Pflege gutversorge Wachhund im Zwinger mag in einer komfortableren Position sein, als der Fuchs draußen in Freiheit auf der ständigen Suche nach Nahrung und der Bedrohung durch Konkurrenten und Fressfeinde. Die Lösung heißt aber metaphorisch "offener Zwinger".

Ich werde jedesmal skeptisch, wenn Leute meinen, immer das große Ganze im Auge behalten zu müssen und damit auch meine Interessen zu vertreten und die vieler anderer. Daher interessiert mich eine vereinte Linke und das ganze Volksfrontgeblubber herzlich wenig. Ich brauche keine reformistischen Blog-Kasper, Paternalisten und Abholer, die mir vormachen wie ich zu denken habe. So sind denn auch meine Gastbeiträge nichts anderes als Ausdruck meiner selbst und keine Anleitung zum Denken, wie sich viele andere Blogs verstehen.

Erstaunlicherweise stelle ich fest, dass ausgerechnet die Blogger, die immer wieder mal in ihre Texte einfließen lassen, dass man die Menschen dort abholen müsse, wo sie z. Zeit stehen, selber völlig immun sind gegen Argumente von z. B. mir, Charlie und anderen, als "Premium-Linke" verhöhnte Blogger.

Charlie: Derartige innerlinke Dialoge sind m. E. verschwendete Energie. Immer wieder dieselbe Sturheit und die Hoffnung der einen auf ein paar Krümel, die vom Tisch fallen, während andere um den ganze Kuchen kämpfen. Geh stattdessen lieber mal mit Deinem inneren Schweinehund spazieren, streichel ihn und sage: „Ganz ehrlich, Bruder, auch wenn Dich alle hassen: Ich finde Dich eigentlich gar nicht so schlimm.“





D.D. hat gesagt…

Charlie, es ist vor allem erstaunlich daß du nach wie vor so ruhig bleibst, wenn dir ein solches Maß an Unwissen und Naivität entgegen schlägt. Ich kenne Epikurs (Was für ein irrer Name für einen Reformisten!!!!) Blog nicht, weiss jetzt aber daß ich ihn nicht lesen muß.

Charlie hat gesagt…

@ D.D.: Genau das ist ja die falsche Reaktion. Lies Epikurs Blog - der junge Mann hat eine Menge guter Dinge zu sagen, auch wenn er auf dem Weg des Lernens noch nicht allzu weit vorangekommen ist. Das ist das Privileg der Jugend.

Anders als Berger, Müller oder Lapuente halte ich ihn aber für lernfähig - und vor allem lernwillig.

Sicher, das klingt jetzt wieder unsäglich überheblich, und viele Dumme und Lernunwillige werden wieder aufschreien - trotzdem ist das eben der völlig selbstverständliche, normale Lerngang der Dinge in dieser Welt, den auch ich - wie eben alle Menschen - durchlaufen musste (und weiterhin muss).

Vor 20 Jahren dachte ich noch, es sei eine gute Idee, SPD oder Grüne zu wählen, um dem fleischgewordenen Reaktionär Kohl etwas "Gutes", also Humanistisches entgegenzusetzen - heute weiß ich längst, dass dies der Anfang vom Ende war und dass Kohl wahrscheinlich weniger Schaden angerichtet hätte als das Katastrophenduo Schröder und Fischer es getan hat. Man lernt eben ständig dazu.

Eine ähnliche Inkubationszeit sollte auch der heutigen Jugend zugestanden werden.

Liebe Grüße!

Fragezeichen hat gesagt…

@epikur: Charly schrieb "Wenn man diesen Erkenntnisgewinn verbuchen kann, bleibt in Deutschland nichts anderes als Resignation oder die "Flucht nach vorne" (...). Ich habe mich jedenfalls für letzteres entschieden".

Leidest du an Leseschwäche oder gibt es andere Gründe weshalb du diese Aussage umkehrst und dem Blogger in den Mund legst?

Mechthild Mühlstein hat gesagt…

@ Charlie,

Du sagst also, Du möchtest menschen »zum nachdenken anregen«. Glaubst Du ehrlich, daß Du das tust, indem Du sie beleidigst, verhöhnst und als komplett vernagelt und doof hinstellst? Ich teile die auffassungen zahlreicher blogger und kommentatoren überhaupt nicht. Das ist jedoch kein grund sie für dumm zu erklären. Die machen sich auch ihre gedanken und wenn sie tatsächlich dumm wären, könnte man sich die gesamte bloggerei auch gleich schenken, dann wäre ohnehin hopfen und malz von anfang an verloren.

Es ist keine gute idee, auf anderen bloggern rumzukloppen, wenn man doch viel besser auf themen rumkloppen kann. Das macht zwar etwas mehr arbeit aber dafür bei weitem mehr spaß und man kann dabei sogar relativ sachlich bleiben. Oder sogar polemisch werden, ohne persönlich zu beleidigen, weil es um inhaltliche dinge geht. Bei den kohlrabiaposteln von HdS, beispielsweise, findet man eine menge zeug, das man sehr gut zerpflücken kann. Mir geht es aber nicht um »Häuptling Rotten Foot«, soll der doch in seinem wahngebäude glücklich werden, sondern um diese art die welt zu betrachen. Muß ich den unterschied einem »stuthirten« literaturwissenschaftler erklären? Mir blieb als »letzter bildungsweg« nur die ökonomie. Die sachen die mich eigentlich interessiert haben, wie physik, literatur, musik oder kunst kamen da nicht vor. Aber immerhin habe ich aus hass auf diese ausbildung angefangen, mich mit Marx zu beschäftigen. Hass kann manchmal also durchaus auch positives bewirken.

Mir ging es bei meinem vorhergehenden kommentar weniger um den obenstehenden artikel, sondern um die neigung, den frust an irgendwelchen personen abzuarbeiten. Ich glaube nämlich, daß Du weit mehr könntest, als über andere herzuziehen.

altautonomer hat gesagt…

Mechthild: Es ist sogar notwendig, andere Blogger zu kritisieren, wenn sie wie Schneewittchen mit ihren 7 Zwergen um die Häuser ziehen und Mist erzählen. Und diesen Mist kann man analysieren und zerfleddern, wenn es sein muss.

In Kleinbloggersdorf gehört das doch zu den immer wieder mal üblichen Ritualen, wenn einer es ganz dolle nach rechts treibt. So zuletzt noch bei flatter, der sich kritisch über einen dorfbekannten Schwerdenker äußert.

http://feynsinn.org/?p=5962

Hier wirst Du fündig.

"Roberto De Lapuente meint dazu:
Juni 10th, 2016 at 15:23

Ach, Erdmann, wie süß. Komm, kriegste was ab von meinen zehn Minuten of fame. Ich kann gut teilen von dem Bisschen was mir bleibt. Wenn es dich am Leben hält, tritt ruhig zu. Feste! Immer druff! Das belebt deine müden Geister, was? Mensch, dass es den ollen Feynsinn noch gibt.

Du darfst mich ruhig einen linken Spießer nennen. Erstens, weil es dir Aufmerksamkeit sichert und, zweitens, weil du ja ein Label brauchst. Das ist bei diesen linken Fundimentalisten ja Usus, sie brauchen Schubladen für ihr Mimimimi. Du hast in all der Zeit, da du hier schreibst, immer schön das Ende des Kapitalismus gefordert. Manchmal hast du skizziert, was dann kommen könnte. Bisschen traumtänzerisch, weil du eine Veränderung des Menschen voraussetzt, die quasi anerzogen sein müsste. Aber nicht mal da wurdest du konkret, du Meister des foggy speak. Was nach der Revolution sein soll, wusstest du nicht - das ist ok, keiner kann das wissen. Aber man weiß eben dann genauso wenig, ob der Reformismus zum Scheitern verurteilt ist. Das wiederum wusstest du aber immer sehr genau."

Gruss von mir!

Troptard hat gesagt…

@altautonomer,

alles Wesentliche bereits gesagt in Deinem Kommentar vom 13/01/17.

Ehrlich gesagt weiss ich nicht, an welcher Haltestelle ich die Menschen abholen soll, wenn die Ohren und Backen schon extrem heiss laufen, kaum, dass einem die Worte von einer "zunehmenden Faschisierung der Gesellschaft" aus dem Mund gerutscht sind.

Dann wird einem sofort in die "Fresse gerotzt", dass das doch eine unzulässige Pauschlisierung sei, die sie nicht mehr gewillt sind sich anzuhören. Ende der Sendung!

Die Partei "Die Linke" hat jetzt übrigens eine neue Wortschöpfung für ihre zukünftige Politik geschaffen: Die heisst jetzt "Revolutionäre Realpolitik!"

Die Partei will sich nur noch solche Ziele setzen, die unter den herrschenden Bedingungen auch erreichbar sind und dennoch an der Transformation von einer kapitalistischen zu einer sozialistischen Gesellschaft festhalten.

Wenn jemand an den Verrenkungen der Partei "Die Linke" interessiert ist, dann setze ich einen kritischen Link dazu.

Aber eigentlich ist das schon so unendlich langweilig, dass es nur noch ermüdet.

Charlie hat gesagt…

@ Troptard: Die "revolutionäre Realpolitik" ist eine Wortschöpfung, die mich irgendwo im Nirwana zwischen irrem Gelächter und tiefer Depression zurücklässt. Der Linkspartei ist es zuzutrauen, dass sie irgendwann gar vom "sozialistischen Kapitalismus" fabuliert, ohne sich auf der Stelle im nächsten Gewässer zu ertränken.

Deine Ermüdungserscheinungen kann ich einmal mehr nur allzu gut nachvollziehen.

Liebe Grüße!

Charlie hat gesagt…

@ Mechthild: Die "Themen" lassen sich leider oft nur schwerlich von den Menschen trennen, die sie propagieren oder sonstwie unterstützen oder verbreiten. Es ist in dieser "Medienwelt" wenig sinnvoll, beispielsweise den Kapitalismus zu kritisieren, ohne gleichzeitig auch die Personen, Institutionen oder Parteien beim Namen zu nennen, die ihn besonders lautstark bejubeln - und das gilt für viele Themen.

Das Stilmittel der Provokation halte ich für eines der besten, die überhaupt zur Verfügung stehen. Dieser Auffassung muss freilich niemand folgen - es steht doch jedem Menschen frei, andere Wege zu beschreiten. Ich befülle dieses Blog nicht, um irgendjemandem zu "gefallen" oder irgendeiner Sache zu "dienen", sondern, wie Thomas Bernhard es nach der Frage, weshalb er schreibe, mal lapidar formuliert hat: "um nicht zu sterben".

Im Übrigen finde ich es schon reichlich merkwürdig, dass Du mir allen Ernstes vorwirfst, mich nicht vornehmlich um die "Themen" zu kümmern - liest Du denn hier nur sporadisch mit und verpasst daher all die Postings, die sich einzig um "Themen" drehen? Manchmal habe ich das starke Gefühl, dass einjede/r nur das liest, was er/sie auch herauslesen will.

Zum Thema "Dummheit" schriebe ich wohl besser nichts mehr. Wer sie benennt, gilt gemeinhin als "elitär" oder gar "beleidigend"; wer sie hingegen negiert, muss offenkundig ein Realitätsflüchtling sein. Was soll falsch daran sein, einen Menschen, der dummes Zeug äußert, der Dummheit zu bezichtigen - ganz egal, ob er dies nun in einem Pegida-Mob, in der CDU, in der Linkspartei, in der Presse, in Kleinbloggersdorf oder sonstwo tut?

Liebe Grüße!

jakebaby hat gesagt…

Ich verstehe Mechthild durchaus, andererseits ueberhaupt nicht.

Soweit ich diese Balance halten kann, kann ich auch weiterhin Jake sein und mich ansonsten, zugegebenerweise erfolgloser, in dezenter Zurueckhaltung ueben. :-)

Gruss
Jake

altautonomer hat gesagt…

Die vermeidung innerlinker Debatten führt direkt in die rechte Herzkammer der Republik, ebenso der Marsch durch die Institutionen (Grüne). Die "dame von welt" schreibt unter anderem:

"R2G in Berlin wird als Gradmesser einer rot-rot-grünen Koalition auf Bundesebene gehandelt. Und wer braucht noch Feinde, wenn er Parteifreunde wie Klaus Lederer und die rechtsaußen werbende Sahra Wagenknecht hat und eine Koalition mit der SPD der Müllers, Kohlmeiers, Schreibers und Sarrazins eingeht?"

Darauf antwortet die Kommentatorin Tikerscherk:
"Bis heute geifert die FAZ und allen voran Don A. noch über den Sozialisten (Andrej Holm, Staatssekretär der PdL) , den der Staatsschutz im Visier hatte. Nie konnte man ihm etwas nachweisen und auch die aktuellen Beschuldigungen sind derart lächerlich und durchschaubar."

https://dvwelt.wordpress.com/2017/01/14/michael-muellers-rueckgrat/#more-10453

Mit Don A. meint sie Don Alphonso vom rechtsdrehenden Blog "Rebellenmarkt", ein ganz speziellere "Buddy" von flatter. Ein weiteres, interessantes Beispiel für eine fruchtbare innerelinke Kontroverse. http://feynsinn.org/?p=3857#comments


Frage an alle hier: Gibt es einen auffälligeren Beweis dafür, dass jeglicher Ansatz eines Fortschritts über z.B. eine Personalie wie die des ehemaligen Autonomen Andrej Holm, durch konzertierte Aktionen von Presse, SPD und regierungsgierigen Linken zerstört wird?

PS. Mechthild: "Hass kann manchmal also durchaus auch positives bewirken." Geschenkt. Er darf nur nicht in Grausamkeit ausarten.



Troptard hat gesagt…

@altautonomer,

Deine rhetorische Frage wartet auf keine Antwort, weil sie bereits durch die Hauptdarsteller dieser Schmierenkomödie beantwortet wurde.

Was denen von dieser "Linkspartei" auf keinen Fall in den Sinn kommen würde ist Rückgrat zu zeigen. Und so winden sie sich wie die Schlangen um eine klare Stellungnahme herum. Bejammern und beklagen den Verzicht auf koalitionsinterne Absprachen, liefern ihr Bauernopfer ab und geben ihrer Hoffnung Ausdruck, dass sie nicht noch weitere Kröten schlucken müssen, die ihre Reputation bei den Wählern weiter vermindert.

Dass sie bereit sind, ihre linken programmatisch aufgestelzten Ansprüche fürs Mitregieren aufzugeben, zeigen ihre rhetorischen Verrenkungen und Windungen um eine Neuorientierung ihrer Politik, die in der Wortschöpfung von der "revolutionären Realpolitik" ihren vorläufigen Höhepunkt finden.

Dies ideologisch unterfüttert von ihrer Denk-Fabrik der Rosa Luxemburg-Stiftung.
Und dass es dabei nicht ohne Verschredderung der Aussagen von Rosa Luxemburg zum Verhältnis von Reformismus und Revolution abgeht, wen wird es wundern.

Und damit auch der letzte Parteisoldat der PdL den Schwenk ins bürgerliche Lager richtig einordnet, dafür ist dann die Hauspostille der PdL das "Neue Deutschland" zuständig.

Mechthild Mühlstein hat gesagt…

@ altautonomer und Charlie,

Mein hauptwohnsitz ist nicht kleinbloggersdorf, weshalb der dorftratsch an mir meist vorrübergeht.

Hier lese ich relativ regelmäßig und es fällt auf, daß Du (Charlie) offenbar recht gern über andere linke, die Deine auffassung nicht teilen, herziehst.

Kritik ist notwendig, der verlinkte artikel ist ein gutes schlechtes beispiel. Er gehört nicht zu den argumentativen perlen, sondern liest sich eher wie eine nachricht aus einem tratschblatt. Auf das niveau sollte man sich besser nicht begeben. Es ist falsch, anstatt über inhalte über andere blogger herzuziehen. Feynsinn lese ich extrem selten, weil es auch da häufig um selbstbespiegelung geht und die diskussionen entsprechend lang und weilig sind.

Themen lassen sich recht gut vom meschen trennen. In Epikurs blog fand ich im vorvergangenen jahr beispielsweise einen widersprüchlichen artikel über die angst vor krebs, in welchem er aus verkehrter kritik an der pharmaindustrie werbung für die nachweislich wirkungslosen mittelchen der sogenannten »alternativmedizin« machte, die mit ihren fragwürdigen methoden auch nichts anderes als geschäft machen will.

Im grunde ist das thema indiskutabel, aber es hilft eben nichts, ihn für »blöde« hinzustellen, weil er quacksalbern glaubt, die geld mit der gutgläubigkeit der menschen verdienen wollen, sondern da muß man fakten auf den tisch legen. Wenn er dann belegbare tatsachen für unsinn hält, ist das seine angelegenheit. Und wenn man wegen glauben an quacksalberei auf jemandem rumhacken möchte, dann doch eher nicht auf irgendeinem blogger, sondern beispielsweise auf der gesundheitsministerin von NRW, die offensichtlich diesen scheißdreck glaubt.

Und für den reformismus gilt das genau so.

Charlie hat gesagt…

@ Mechthild: Deiner Argumentation, dass Kritik zwar notwendig sei, "Linke" davon aber ausgenommen bleiben sollten, kann ich zwar nicht folgen, nehme sie aber zur Kenntnis. Du wirst Deine Gründe für diese Entscheidung haben, auch wenn ich sie nicht kenne.

Was ich aber nicht unwidersprochen lassen kann, ist Deine Behauptung, dass ich über "andere Linke", die meine "Auffassung nicht teilen", gern herzöge. Ich habe dazu schon so oft - und jedesmal vergeblich - das Fass aufgemacht, was denn überhaupt als "links" gelten kann, und meine diesbezügliche Definition auch immer wieder deutlich gemacht. Der Kollege von den Fliegenden Brettern hat dazu vor kurzem ebenfalls einen Definitionsversuch ins Netz gestellt, den ich gar nicht so verkehrt finde, auch wenn er nach meiner Auffassung bei weitem nicht konsequent genug ist und damit u.a. die esoterischen Spinner außen vor lässt. Zu einem - recht seichten - Kompromiss taugt das allemal, denke ich. - Herr Rose meint, links zu sein bedeute "im Prinzip nichts anderes als:

- Ein grundsätzlich humanistisches Menschenbild zu haben,
- (soziale) Ungleichheit, Unterdrückung und Ausbeutung eben nicht 'ganz natürlich' und damit unvermeidbar zu finden und
- Kapitalismus nicht für die Lösung aller, sondern für die Ursache ziemlich vieler Probleme zu halten."


Vor diesem Hintergrund wäre es freundlich, wenn Du mir erklären könntest, wie Du zu Deiner oben genannten Behauptung gelangt bist. Ich nehme jedenfalls nicht an - korrigiere mich, wenn ich falsch liege -, dass Du die Esos von "Jenseits der Realität" oder gar Lapuente oder Berger zu den "schützenswerten", nicht zu kritisierenden "Linken" zählst. Was bleibt dann noch übrig, was ich mir nach Deiner Ansicht zukünftig besser verkneifen sollte?

Ich habe leider nicht nachvollziehen können, was Du mit dem "verlinkten Artikel" gemeint hast. War damit der Text bei Feynsinn gemeint oder ein ganz anderer aus den Kommentaren?

Um Dein Beispiel der Quacksalberei aufzugreifen: Wieso ist es aus Deiner Sicht sinnvoller, die bekloppte Gesundheitsministerin von NRW zu kritisieren - einen Blogger, der denselben Schmonzes weiter verbreitet (und damit ebenfalls nicht zu unterschätzende Mengen an LeserInnen erreicht), aber nicht? Ich verstehe diesen Gedankengang nicht. Die Handlungen der gläubigen Ministerin kann ich niemals beeinflussen; die WählerInnen dieser grünen Partei erreiche ich sowieso nicht - die einzigen Menschen, die meine diesbezüglichen Ergüsse, wenn ich dazu etwas geschrieben hätte, vielleicht sporadisch lesen, sind einige LeserInnen des besagten Blogs. Für mich liegt es klar auf der Hand, wer in diesem Beispiel und in diesem kleinen Blog-Rahmen - und um den geht es ja hier - vornehmlich zu kritisieren ist.

Liebe Grüße!

Charlie hat gesagt…

@ Jake: Wenn ich eines von Dir erwarte, dann ist es gewiss nicht "dezente Zurückhaltung". ;-) Also: Hau rein! :-)

Liebe Grüße!

Troptard hat gesagt…

@altautonomer, 14/01/2017

leider habe ich den Satz in meinenem Text nicht aufgenommen, diesen alles entlarvenden Satz dieser Regierungskoalition und sinngemäss von den Grünen: Jetzt wo die Personalie Holm "abgewickelt" ist, können wir uns endlich den Regierungsgeschäften widmen.

Ich bin kein Freund von kräftigen Ausdrücken, aber kotzen könte ich schon.

altautonomer hat gesagt…

Troptard:
Statt an Holm festzuhalten, die Koalition platzen zu lassen und bei einer Neuwahl mehr Stimmen zu gewinnen, rutscht die Linke auf ihrer Machtgeilheit aus, macht sich – erneut als Bettvorleger der SPD – entgültig unglaubwürdig und glaubt sich womöglich ihre Heuchelei noch selbst.

Charlie hat gesagt…

Das Thema "Holm" gehört ja eigentlich nicht hierher. Trotzdem möchte ich zum Abschluss noch zu bedenken geben, dass es sich hier um ein Parteimitglied der "Linken" handelt, der ein fürstlich dotiertes Amt angestrebt hat. - Ob der Mann tatsächlich ein solcher uneigennütziger Idealist ist, der den "Investoren" im Berliner Wohnungssumpf an den Kragen wollte, als der er nun in manchen linken Kreisen hingestellt wird, weiß ich nicht. Angesichts der höchst suspekten Koalition in Berlin überkommen mich aber arge Zweifel.

Unabhängig davon stinkt der konstruierte "Stasi-Skandal", der gar keiner ist, natürlich in trötenden Fanfaren zum Himmel - aber das lässt ja nicht den Schluss zu, dass Holm in irgendeiner Art und Weise ein "guter" oder gar "besserer" Kandidat für dieses Amt in jener korrupten Landesregierung gewesen wäre als irgendein anderer. Ich persönlich traue PolitikerInnen der Linkspartei genauso weit über den Weg wie allen anderen Figuren aus der neoliberalen Einheitspartei, sobald sie hochbezahlte Ämter anstreben und an den fetten Fleischtrögen Platz nehmen - nämlich keinen Meter weit.

Liebe, vielleicht paranoide Grüße! ;-)

Mechthild Mühlstein hat gesagt…

@Charlie

Und nochmal: nirgendwo habe ich behauptet, daß kritik nicht notwendig sei und man irgendwie geartete linke davor schützen müßte. Leuten einfach vorzuhalten, daß sie dumm sind, ist allerdings keine gescheite kritik.

Ich meinte den link, den der altautonome am 14. um 21:21 postete. Ich hab den kram inzwischen weitgehend durchgelesen. Da ging es um das »tortenattentat« auf das Ludwig-Erhard-Fangirl aus der linkspartei, welches mir im vergangenen frühsommer keinen gedanken wert war und nicht nur, weil ich zu der zeit größere probleme zu lösen hatte. Langweiliges thema, man hätte das aber durchaus mal zum anlaß nehmen können, zu erörtern wofür das Ludwig-Erhard-Fangirl eigentlich steht. Fand so eine debatte statt? Nö. Stattdessen »der ist doof, weil der ist ein spießer!« - »selba doof!« Irgendwie könnte man dem sandkastenjargon an einem schönen tag auch mal entwachsen und über meinungsverschiedenheiten argumentativ reden.

Was bewirkt ein blogger, der einen blödsinn glaubt? Er bekommt affirmation von den debilen zauseln, die denselben quatsch glauben und gegenwind von denen, die das nicht glauben. Und die leute, die davon bisher nichts gehört haben, müssen sich entscheiden, was sie plausibel finden. Und da ist man im vorteil, wenn man einigermaßen sachlich bleibt und nicht allzu sehr auf die kacke haut. Epikur ist erwachsen, der benötigt keine arschtritte von irgendwem. Der kann selber denken und für sich selbst entscheiden, was er für richtig hält.

Die ministerin hat, im gegensatz zu einem blogger die macht, die medizinische versorgung der menschen mitzugestalten. Die Steffens strebt in NRW an, daß die quacksalberei hochschulfach werden soll. Gerade so, als wäre die »wirksamkeit« nicht längst widerlegt. Und das ist wasser auf die mühlen der quacksalber, denn wenn es offiziell studienfach werden soll, dann muß was dran sein.

***

Was Andrej Holm betrifft: nein, der ist kein parteimitglied der LINKEN, sondern parteilos. Er ist am montag von selbst zurückgetreten, um die koalition nicht am »stasiskandal« zerbrechen zu lassen und am mittwoch hat er durch diesen obenrein noch seine stelle an der HU verloren. Obwohl alle wußten, daß er 1989 eine ausbildung beim MfS angefangen hatte. Das war kein geheimnis, sogar ich hab es gewußt.

Liebe grüßle

Charlie hat gesagt…

@ Mechthild: Nur der Vollständigkeit halber: Ich habe doch dem Epikur nirgends "Dummheit" unterstellt. Ganz im Gegenteil, ich schätze sein Blog ja. - Bei Gesellen wie Faulfuß oder Lapuente sieht das freilich anders aus, und da sehe ich auch keinen Anlass, diese Meinung zu revidieren. Gerade mit Faulfuß habe ich fast ein ganzes Jahr lang (oder länger) einen kritischen, sachlichen Dialog "gepflegt" bzw. (vergeblich) angestrebt - bis zu dem Zeitpunkt, an dem der Knabe mich einfach gesperrt und jeden Austausch damit unmöglich gemacht hat. Seitdem kann ich mich über diese Figur nur noch satirisch äußern, was vielleicht ein persönlicher Fehler ist, den ich mir aber sehr gern zugestehe.

Ein Dialog mit Lapuente war bis vor kurzem sowieso unmöglich, da er die Kommentare in seinem ehemaligen Blog schon immer zensiert hat. Ich weiß aber sowieso nicht, wie ich auf einer halbwegs sinnvollen Ebene mit (oder meinetwegen auch über) jemanden/m diskutieren soll, der zu einem unsäglichen Text über Wagenknecht solche Klöpse heraushaut, ohne dass ihm der Schädel platzt:

"Wer Linke in meinem Sinne sind? Ich konnte viel mit Ernst anfangen. Mit Gysi, Lafontaine und Ramelow. Die schwurbeln nicht nur in einem romantischen Idealismus herum, sondern bedienen den Materialismus."

Ich finde keinen Anfang und kein Ende, wenn ich einen solchen hanebüchenen Unsinn lesen muss, denn an diesen Texten ist so ziemlich alles falsch - von der "Grundannahme" angefangen bis hin zu den daraus gezogenen, teilweise geradezu irrwitzigen Schlüssen. Ich blogge doch bloß - schreibe aber keine Abhandlungen über Reformisten. Hier ist ein Dialogversuch - insbesondere in diesem Rahmen - vollkommen zwecklos.

Holm ist hier, wie gesagt kein Thema. Ob er Parteimitglied ist oder nicht, ändert ja nichts an meinem kleinen Einwurf. Du kennst dich mit der Berliner Lokalpolitik ohnehin weitaus besser aus als ich - vielleicht schreibst Du ja mal bei Dir drüben etwas dazu? Ich bin sicher nicht der einzige, der das gerne lesen würde.

Liebe Grüße!

darkmoon hat gesagt…

Es wundert mich daß Epikur dazu nichts weiter gesagt hat. Der tut das ja selten ein zweites mal, ich weiß, aber hier wäre es doch sinnvoll gewesen.

Ich jedenfalls möchte auf Charlie's Aufregereien nicht verzichten! Die sind wichtig, es tut ja sonst keiner (im kleinen Bloggerdorf). Da trennt sich schnell die Spreu vom Weizen.

Mechthild Mühlstein hat gesagt…

Natürlich ist das, was Roberto da schreibt, ein ziemlicher unsinn. Allerdings steht er mit seiner guten meinung von der »linken realpolitik« nun alles andere als allein da. Wenn Du satire schreiben willst, warum sollen dann andere blogger die zielscheibe sein?

Wenn man sich schon die arbeit macht, darf es doch ruhig ein paar nummern größer sein. Eine gescheite satire erkennt man daran, daß sie sich an der obrigkeit und den herrschaftsverhältnissen abarbeitet und eher in geringem maß mit dem obrigkeitshörigen volk.

Zum glück gibt es obendrein überhaupt keine rechten, die probleme machen würden und gegen die man etwas schreiben könnte.