Donnerstag, 24. August 2017

Der redundante Einwurf (8): Das Sommerwetter-Paradoxon


Alle Jahre wieder versorgt uns der Kuhjournalismus mit abstrusen Meldungen, die ich schon als Teenager nicht nachvollziehen konnte. Dazu gehört das peinliche Gedudel und Geseiere über das "schöne Wetter". Sicher ist das kein Thema, dem man große Beachtung schenken muss – aber trotzdem nervt es mich ungemein, wenn immer wieder behauptet wird, ein "heißer Sommer" mit möglichst nur Sonnenschein, mit Temperaturen um die 30 Grad und ohne Regen sei ein in welcher Form auch immer "schöner Sommer".

Exemplarisch hieß es dazu kürzlich bei n-tv:

Die Temperaturen sind aber überall recht mau. Häufig werden es Tageshöchstwerte um oder etwas unter 20 Grad. (...) Denn an den mageren Temperaturen ändert sich wenig bis nix. (...) Es wird dabei landesweit wieder wärmer, aber zunächst nur im Süden sommerlich mit bis zu 25 am Montag und bis zu 28 Grad am Dienstag, während es im Norden mit 20 bis 23 Grad eher mäßig warm weitergeht.

Abgesehen davon, dass für mich persönlich "schönes Wetter" erst dann gegeben ist, wenn es sich mindestens um einen bewölkten Tag bei höchstens 20 Grad handelt, kenne ich auch niemanden, der sich je darüber gefreut hat, wenn eine Bullenhitze (also mehr als 25 Grad) bei wolkenlosem Himmel länger als nur ein paar Stunden herrschte. Vielleicht kenne ich auch nur seltsame Menschen, das will ich gar nicht ausschließen – allerdings bezweifle ich sehr stark, dass es zumindest in den hiesigen Breiten sonderlich viele Menschen gibt, die ihren Alltag in tropischem Klima unter einer stets brennenden Sonne bewältigen möchten.

Das hält die Bekloppten in den Medienhäusern aber nicht davon ab, seit Jahrzehnten stets aufs Neue und bei jeder sich bietenden Gelegenheit wie stumpfsinnig den Blödsinn vom "tollen Sommerwetter" in die Welt zu blasen. Ob das damit zusammenhängt, dass diese Figuren meist in gut klimatisierten Räumlichkeiten arbeiten (und vermutlich in ebenso gut klimatisierten Karossen herumfahren) dürfen, weiß ich nicht. Ich jedenfalls hasse es wie die Pest, wenn ich bei tropischen Temperaturen arbeiten, Auto fahren oder auch nur irgendwelche Termine wahrnehmen muss – das ist kein "schönes", sondern völlig widerwärtiges Wetter.

Für mich ist ohnehin der Herbst die schönste Jahreszeit: Dann nämlich fangen die lärmenden Menschen endlich wieder damit an, ihre Aktivitäten in die Innenräume zu verlegen – es wird somit erheblich stiller in dieser lärmverseuchten Welt; außerdem wird es früher dunkel und ein Spaziergang im herbstlichen Wald – gerne auch bei Regen und Nebel – ist ein unvergleichliches Naturerlebnis. Wenn ich könnte wie ich wollte, lebte ich längst in der nördlichen Hälfte Finnlands, wo es kaum Lärm (und kaum Menschen) und sogar im Sommer nur selten tropische Temperaturen gibt, dafür aber endlose, kühle Wälder und tausende Seen. Dort kann die Seele ganz in Frieden gesunden.

Ich erinnere mich gut: Ich saß einmal abends vor der damals für einen Appel und ein Ei gemieteten einsamen Holzhütte an einem Seeufer mitten in den einsamen finnischen Wäldern, als ich plötzlich ein nie zuvor gehörtes, äußerst seltsames Geräusch in der Ferne vernahm: Es klang wie das Prasseln von kleinen Nägeln, die man aus einer großen Schale ins Wasser schüttet. Zuerst war es nur ein kaum wahrnehmbares Flüstern, das von den zirpenden Grillen in meiner Umgebung fast übertönt wurde, aber sehr langsam und kontinuierlich wurde es immer lauter, bis ich nach etwa 20 Minuten endlich begriff, was ich da hörte: Es war schlicht der sich allmählich nähernde, auf den Wald prasselnde Regen. – Ich habe niemals wieder schöneres, beeindruckenderes Sommerwetter erlebt.


(Abendlicher Blick von der Holzhütte über den See, während die Regenfront langsam nahte. Die nächste Stadt – mit etwa 1.000 Einwohnern – war weit über 100 km entfernt.)

19 Kommentare:

altautonomer hat gesagt…

Stell einen Hometrainer in die Sauna, leg einen großen Widerstand ein und dreh die Temperatur auf 50 Grad. Und los gehts. Diese Aktivität entspricht ungefähr dem Klima, in dem ich bei angekündigtem "Eisdielen- und Freibadwetter" mit 35 Grad (im Schatten)meine 80 km mit dem Rad runterbügel. Der Fahrtwind ist dann nur ein heißer Monsun. (Wo ist der kühlende Gegenwind, wenn man ihn mal braucht?) Trinkflaschen mit 2 L Inhalt zum Nachfüllen Pflicht. Hauptsache, es regnet nicht.

An warmen Regentagen ist es ideal für mich zu joggen. Passivität bei Hitze führt selbst bei heruntergelassenen Rolläden "indoor" zu einem stetigen Schweissrinnsal durch die Kimme. Die Klamotten kleben am Körper. Einkäufe finden dann nur noch in klimatisierten Lebensmittelsupermärkten statt.

Das "schöne Sommerwetter" hat viele gesundheitliche Nachteile im Gepäck. Insbesondere für ältere Menschen, Herzkranke und Menschen, die gezwungen sind, im Freien zu malochen. Das interessiert die von mir alimentierten Sprechautomaten der zynischen Wettervorhersage der "Aktuellen Stunde" des WDR aber nicht. Ich werde immer häufiger beim Sport von Insekten gestochen. Das Ergebnis führt mich neuerdings oft zum Hauarzt. Ich wußte z. B. bisher gar nichts von der Existenz einer Gras- bzw. Erntemilbe, die - einmal auf der nackten Haut unter dem Funktiosshirt gelandet - häßliche juckende Pusteln hinterläßt.

Den Flugurlaubern gönne ich den Aufenthalt in den Touristenhochburgen am Mittelmeer, bei bis 45 Grad im Schatten. Wenn es ihnen dann zu heiß wird, sage ich gerne, "dann geht doch raus aus dem Schatten"!

Fluchtwagenfahrer hat gesagt…

Moin,
@iron Altauto, nen fettes Respect alder.
Ich schaff nur die 8m zur Garage, ab auf den Hobel, Helm hochgeklappt.
Irres grinsen, nur die Fliegen zw. den Zähnen die kannse mal behalten.
Ansonsten, in einem Motorenraum auf einem Krieger, Holzbauweise, Klima war aufm Turbolader Gehäuse sitzen, vier Stunden am Stück Motraumwache schockt auch.
Bei jedem Öl peilen, Filterdrehen in der Escherwys Ecke (ca. 70°) hieß das massiver Flüssigkeitsverlust.
Deswegen abends vor Anker: Bier her, Bier her oder ich fall um.

Anonym hat gesagt…

Endlich, ENDLICH sagt es mal einer!!!! Danke.

Troptard hat gesagt…

Das Wetter!

Wie sagte meine Schwiegermutter immer, "Gott hab sie selig": Die Nachrichten zum Wetter wären ja inzwischen wie das Werbefernsehen, als müssten die uns das Wetter verkaufen und wie bei der Sendung mit der Maus uns erklären, wie z.B. ein Gewitter entsteht.
Also hier im Süden Frankreichs schaut man besser in den Himmel und bastelt sich dann das Wetter selber zusammen. Die schaffen hier noch nicht einmal eine Tagesprognose. Muss auch nicht, weil im Juli und August ist es hier affenmäsig heiss und so zwischen 35 und 42 Grad und Regen? "Am Tag als der Regen kam, lang ersehnt..."

Aber die Touristen mögen das! Die Hitze, den Fluss, auf dem sie ihren geliehenen Kayaks auf dem Kies schreddern lassen. Natürlich sind sie alle umweltbewusst, legen ihre Notdurft irgendwo in der Natur ab und verstopfen mit ihren Wohnmobils die Strassen, sitzen in den Strassencafés und atmen die Abgase vom permanent rollenden Strassenverkehr freiwillig ein.

Das Umweltbewusstsein, das heben "wir" uns dann für nach dem Urlaub auf.
Ja Charlie, ich kann Dich sehr gut verstehen. Ich würde auch gerne in die Cevennen flüchten und das nicht nur wegen des Klimas sondern deshalb, um all diesen kritischen Geistern und Pseudokritikern zu entkommen.

Aber was laber ich daher. Alles hat seine Zeit! Die Kritik und auch das Wetter.

Troptard hat gesagt…

Passt hier nicht zum Thema und ich hoffe, dass Charlie das entschuldigt, weil ich hoffe, dass Epikur hier mitliest.

@altautonomer,

vielleicht hast Du es mitbekommen, dass ich beim Flatter nicht mehr kommentiere.
Für einen Kommentator, der gerade mal über Bildzeitungsniveau argumentieren kann, ist es sicherlich angebracht darüber nachzudenken, ob er den Ansprüchen der Seite vom Flatter noch genügen kann. Und Troptard hat eingesehen, eben vollumfänglich nicht. Also eine richtige Entscheidung, um die Durchblicker dort nicht an ihren Erkenntnissen zu hindern.

Nun hat der Epikur sich im Zusammenhang zu dem Beitrag vom Flatter " Impfgegner raus aus Deutschland" geäussert, was den Befürwortern der Durchimpfung nun wirklich nicht gefallen konnte und zwar, "dass der den Nutzen von Impfungen allgemein bezweifelt hat." Damit ist er bereits kein Impfskeptiker mehr, sondern bereits ein Leugner.

Und die Fronten sind für linksdrehende Kritiker dann bereits in der richtigen Reihenfolge aufgestellt.
Natürlich habe ich mich gefragt, warum dieses Thema auch vom Flatter thematisiert wird, der das wiederum nur als juristische Betrachtung thematisiert haben will, als allgemeines Selbstbestimmungsrecht und ohne Bezug zum dem eigentlichen Thema und damit wahrscheinlich versucht, das auf eine abstrakte juristische Ebene zu heben.

Seine Klientel sieht das weitgehend allerdings ganz anders, und sieht sich als bürgerlich bedrohtes Subjekt, was in der Bedrohung nichts anderes mehr gelten lässt als den Notstand, die Liquidierung des Rechts auf Selbstbestimmung.

Und wo sind wir dann wieder? Mit und ohne Linke? Bei der Volksgemeinschaft?

Weil es für mich eben keine Zufälle gibt, sondern sehr aufällig ist, dass Impfkritiker in letzter Zeit medial als verantwortungslose Mitmenschen vorgeführt werden und alternative Ansätze zur universitären Medizin als Betrug am Kranken, immer dann werde ich besonders hellhörig.

Ich lasse mich nicht so einfach in eine Diskussion verstricken, deren Ergebnis bereits feststeht. Und ich bekomme mehr als einen dicken Hals, wenn ich lese wie Ergebnisse zurecht gelogen werden, wie Kritiker aus dem eigenen Stall, also Schulmediziner, fertig gemacht werden, weil das nicht dazu passt, was man rüberbringen will.

Das ist ja das perverse unserer Zeit, dass es wirklich dieser "unbefleckten" Naturwissenschaftler braucht, um die Schweinereien ihrer eigenen Zunft noch öffentlich zu machen.

altautonomer hat gesagt…

Troptard: Mein Prinzip war bisher -abgesehen von der Zwangsimpfung von Kleinkindern- die Abwägung zwischen Impfrisiko und -nutzen. Dabei gelten bezüglich des Impfstoffes und seiner Verfügbarkeit für mich folgende Kriterien:
Plausibilität (Wirkstoffe), Logik, Verifizierbarkeit (randomisierte, multizentrische Doubleblind-Studien), Kausalzusammenhang, Evidenz, Studienlage, Interessenkonflikte.

Ein Fahrradunfall vor 2 Jahren, bei dem mir vom Asphalt einiges an der Haut abgeschmirgelt wurde, hab ich bei der Tetanusspritze kein bißchen gezögert.

Die HPV-Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs kann ihre Wirkung gegen bestimmte Genotypen des Virus nur entfalten, wenn sie vor dem ersten Geschlechtsverkehr gegeben wird. Da ich in die Entscheidung über die gesundheitliche Vorsorge für meine 13-jährige Enkeltochter mit einbezogen wurde, habe ich meine Position dazu sorgfältig recherchiert und alle Informationen abgewogen, mit dem Resultat der Zustimmung.

Ich werde daher keine allgemeinverbindlichen Aussagen zu dem Thema machen. Mich hat nämlich vor wenigen Jahren die These des Dr. Köhnlein stark verunsichert, der mit der Behauptung an die Öffentlichkeit trat, es gebe keine HIV und kein HCV-Virus. Der Mann wirkt absolut seriös und überzeugend. Die Realität hat ihn aber mit den neuen Therapieoptionen zu beiden Krankheiten eingeholt und seine Thesen widerlegt. Wobei Langzeitwirkungen bei den hohen Erfolgsquoten nicht ausgeschlossen werden können.

https://www.youtube.com/watch?v=yygzr07BP_c

Anderes Beispiel für die individuelle Abwägung: Alle Sonnenschutzmittel zur Verhütung von Präkanzerosen (Aktinische Keratose) mit einem UV-Schutzfaktor von 50 plus und höher basieren über den Grundstoff Titanum Dioxid auf Nanotechnologie. Nanoteilchen dringen über die Haarfollikel und Microverletzungen beim Rasieren über die eingecremte Haut in den Körper ein. Das Problem: Hautkrebs riskieren oder innere Tumore durch Nanoteilchen.







Brüder, zur Sonne hat gesagt…

Oh-Ton @süperautonomer
"Alle Sonnenschutzmittel zur Verhütung von Präkanzerosen (Aktinische Keratose) mit einem UV-Schutzfaktor von 50 plus und höher usw. usf. [...] Das Problem: Hautkrebs riskieren oder innere Tumore durch Nanoteilchen."

Boaaah, Genossen.
Wenn ihr alle erst noch einen "UV-Schutzfaktor von 50 plus und höher" braucht, wird dat nix mehr mit der "zur Freiheit"!
Früher erst noch ne Bahnsteigkarte, braucht ihr Moffen heutzutage auch noch ein Sonnenschutzmittel, bevor ihr zur Revolution schreitet ...


Sonnige Grüße - Пусть всегда будет солнце

altautonomer hat gesagt…

Brüder zur Sonne: Du Ar..., Wenn man Dir bereits ein Basalzellenkarzinom an der Schläfe (zwangsläufige stundenlange UV-Exposition) chirurgisch entfernt hat, denkst Du vielleicht anders darüber. Für Dein Diskussionsniveau bekommt man woanders Pflegestufe 3. Ach, was rege ich mich überhaupt auf......

altautonomer hat gesagt…

Brüder zum Hautkrebs: Den Arsch nehme ich zurück und ersetze ihn durch "zynischer Arsch"!

altautonomer hat gesagt…

Brüder zum Hautkrebs: Den Arsch nehme ich zurück und ersetze ihn durch "zynischer Arsch"!

altautonomer hat gesagt…

Troptard: Der privilegerte feynsinn-Kommentator R@iner hat die Diskussion mal wieder mit einem OT-Thema -diesmal "Tesla" - beendet. Der Erkenntnisgewinn hält sich insofern in Grenzen.

Troptard hat gesagt…

Brüder zur Sonne,

", braucht ihr Moffen auch heute noch ein Sonnenschutzmittel, bevor ihr zur Revolution schreitet ..."

Moffen ist übrigens eine abwertende niederländische Bezeichnung für die Deutschen. Und falls sie Niederländer sind, so ist Ihnen doch schmerzhaft bekannt, wie deutsche Revolutionen ausgehen, meistens genau anders herum.

Zugegeben: kein schlechter Joke!

Aber so sind sie eben die deutschen Linken: Alles muss gründlich bedacht werden. So hauen sie sich Sonneschutzfaktoren von 50 Plus rein, nur um nicht braun zu werden. Gesundheitliche Gründe sind dabei nur eine billige Schutzbehauptung.

Bahnsteigkarten? Für Linke ist es eigentlich Pflicht schwarz zu fahren, um im braun-schwarzen öffentlichen Verkehr nicht gleich aufzufallen.

Es gibt da übrigens ein neues Forschungsprojekt des Innenministeriums, finanziert aus öffentlichen Mitteln und zunächst als einjährige Versuchsphase angelegt, inwieweit sich möglicherweise die Fähigkeiten des "Deutschen Schäferhundes" bei der nasalen Früherkennung eines Gefährderpotentials im öffentlichen Raum nutzbringend für die öffentliche Sicherheit einbringen lässt.

Ziel dieses Forschungsauftrages ist es, u.a. herauszufinden, ob eine Früherkennung zur Gewaltbereitschaft, wie sie sich im öffentlichen Raum schnell entwickeln kann, präventiv über die Rezeptoren der Schweiss-Sekretion verhindert werden kann.

Einfach ausgedrückt: Die nasale Früherkennung soll in der Lage sein, Gefährder aufzuspüren, sie zu selektieren und sie in Schutzhaft zu nehmen. Das ganze ist interdisziplinär angelegt und soll in enger Zusammenarbeit mit der Gehirnforschung erfolgen.






Anonym hat gesagt…

1. In der Bundesrepublik ist die Haut mit rund 270.000 Neuerkrankungen pro Jahr das menschliche Organ, das am häufigsten von Krebs betroffen ist.

2. Vergesst 50 plus: "ISDIN Eryfotona" AK Fluid SPF 100+ UVA - Grundpreis: 100 ml 57,80 €

Troptard hat gesagt…

@altautonomer,

"Der Erkenntnisgewinn hält sich insofern in Grenzen."

Möglicherweise sind Deine Ansprüche da immer noch merklich höher geschraubt als meine.
Ich erwarte da inzwischen relativ wenig.
Wenn ich mich manchmal zu der Aussage hinreissen lasse, dass die FAZ ein Selbsvertändigungsorgan der Marktradikalen ist, indem sie sich selbst ihrer Ansichten versichern müssen, so denke ich das inzwischen auch von linken Blogs.

Was für mich zunächst noch nicht einmal verwerflich wäre, wenn man das als eigenen Schutzraum begreifen würde und dennoch innerhalb dieses geschützten Raumes eine offene Diskussion und eine Weiterentwicklung möglich wäre.

Um es kurz zu machen: Inzwischen halte ich diese Einschätzung für sehr fragil, weil wir die bürgerliche Gesellschaft eben nicht einfach so abstreifen können, weil unser Denken in dieser Gesellschaft notwendigerweise daran gebunden bleibt, wie sich uns darstellt, in der Beherrschung der äusseren Natur und dies vornehmlich als technischen Fortschritt als Resultat der naturwissenschaftlichen Naturbeherrschung.

Obwohl es uns verwehrt bleibt, einen Blickwinkel von ausserhalb der Erde einzunehmen, so erkennen doch immer mehr Menschen, dass der heutige Fortschrittsglaube arg brüchig wird.

Das, was heute an Intelligenz und an finanziellen Mitteln in die Forschung investiert wird, entpuppt sich immer mehr als fast ausweglose Reperaturanstrengung, um ein sog. atmosphärisches Gleichgewicht herzustellen, was mit unseren bescheidenen Mitteln und in typischer Selbstüberschätzung sich eben nicht herstellen lässt. Wem dazu Ähnlichkeiten zum Marktgleichgewicht auffallen, um so besser.

Ich nenne nur mal zwei Themen: Geoengineering und die Eingriffe in das Erbgut von Pflanzen und Tieren. Vermindern wir also die Sonneneinstrahlung auf unseren Planeten durch chemische Einträge in unsere Atmosphäre und manipulieren wir jetzt das Erbgut von Insekten, nachdem die sich enorm resistent gegen Pflanzenschutzmittel erwiesen haben.

Was ich so beschämend an den Diskussionen innerhalb der Linken finde, dass ein erheblicher Teil davon die Nähe zum Neoliberalismus gar nicht mehr erkennt, jede Diskussion unterbindet, wo sie eigentlich erst beginnen müsste.

R@iner ist für mich immer noch einer der Wenigen beim Flatter, die sich der vielen Widersprüche in unserer Gesellschaft durchaus bewusst ist und versucht die schlimmsten Agressionen zu entschärfen.

Liebe Grüsse

Troptard hat gesagt…

@Anonym, 16.18 Uhr

Möglicherweise bin ich da nicht mehr auf dem Laufenden. Es gab da auch immer Studien die behauptet haben, dass der Hautkrebs sich dort bildet, wo er der Sonne eigentlich nicht ausgesetzt ist.
Natürlich ist es für mich vollkommen unsinnig, sich länger als 20 Minuten direkt der Sonne auszusetzen. Früher war das wohl mal Konsens, sich nackt und maximal für 20 Minuten in die Sonne zu legen.

Ebenso wenig würde ich meine Nahrung in der Microwelle zubereiten, wo eigentlich doch inzwischen jeder wissen sollte, dass die kurzwellige Strahlung eine Strahlung ist, mit dem Potential, alles Leben auf der Erde zu zerstören.
Ich lebe im Süden und würde überhaupt nie auf die Idee kommen, mich freiwillig der Sonne mehr als nötig auszusetzen.

Es ist wie immer interessant feszustellen, wie sich Einstellungen und Verhaltensweisen gesellschaftlich steuern lassen. Wenn man zehn Minuten unter der Sonnenbank liegt, so befördert das den Hautkrebs.

Wogegen es wohl nicht unbedingt zu beanstanden ist, wenn Mensch seine Haut über Stunden der Sonne aussetzt, wenn er angeblich einen Schutz über Sonneschutzmittel erwirbt.

Zum Abschluss: Warum ich nicht mehr im Mittelmeer baden gehe. Habt ihr das schon einmal gesehen, wenn die Massen mit ihren von Sonnenschutzmitteln eingeriebenen Körpern das im Meer abspülen?

Nein! Die Menschheit ist nicht nur dumm, sondern saudumm.

Anonym hat gesagt…

Troptard: "Möglicherweise bin ich da nicht mehr auf dem Laufenden. Es gab da auch immer Studien die behauptet haben, dass der Hautkrebs sich dort bildet, wo er der Sonne eigentlich nicht ausgesetzt ist."

Meine ganz logische Schlussfolgerung darauf: Das so genannte Raucherbein, beginnend mit der Amputation schwarzer Füße hat ja auch nichts mit dem Rauchen zu tun, denn man raucht ja mit der Lunge und nicht mit den Gehwarzen. Oder?

Troptard hat gesagt…

@Anonym,

was Sie daraus schliessen ist, dass die Bezeichnung Raucherbein, als Ursache für die Arterienverschlüsse im Bein, durch das Rauchen verursacht sind, sonst würde man das wohl kaum Raucherbein nennen.

Was ich dagegen angemerkt hatte war, dass der Zusammenhang zwischen Hautkrebs und Sonnenexposition möglicherweise nicht eindeutig geklärt ist. Unabhängig davon habe ich bemerkt, dass ich es für vollkommen hirnrissig halte, sich stundenlang der Sonne auszusetzen und zu glauben, dass man durch Sonnenschutzmittel ausreichend gegen Hautschäden geschützt ist. Aber das ist nur meine persönliche Meinung.

Wer stellt eigentlich die Sonnenschutzmittel her?

Übrigens halte ich sehr wenig von dieser Doppelmoral, die nichts dagegen einzuwenden hat, wenn die Menschen all das konsumieren, was ihnen in den Supermärkten alles so angeboten wird. Wenn sie dann übergewichtig und krank werden, dann kommt der erhobene Zeigefinger und die individuelle Schuldzuschreibung.

Irgendwie geht das in einer kapitalistischen Gesellschaft nicht zusammen, weil Krankheit einerseits ein Geschäftsfeld ist, in dem möglichst hohe Profite erzielt werden sollen, die Versicherten mit ihren Beiträgen und Zuzahlungen an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit gebracht werden und der Staat "Gesundheit" nicht mehr als allgemein zu erbringende Aufgabe sieht, sondern in Abhängikeit von individueller Verwertbarkeit, Arbeit und Einkommen.



Charlie hat gesagt…

@ Troptard: Danke für diesen Kommentar, der Herrn oder Frau Anonym hoffentlich zum Nachdenken anregt. Man darf die Hoffnung ja nie aufgeben, gelle.

Ich befürchte allerdings, dass konditionierten Mitgliedern dieser kapitalistischen Gesellschaft der logische Rückschluss auf den industriell produzierten Dreck, der in den hiesigen Supermärkten verkauft wird, schlicht nicht möglich ist. Wie Max Frisch schon schrieb:

"Alles. Nur kein schlechtes Gewissen."

Und so nimmt das Drama seinen gewohnten Gang und alles bleibt, wie es war. Bis zum unweigerlichen, immer gleichen Ende.

Liebe Grüße!

Troptard hat gesagt…

Hallo Charlie,

ich bin inzwischen ziemlich bescheiden geworden und freue mich, wenn ein Kommentar von mir auch mal Zustimmung erhält. Also meinen Dank an Dich zurück!

"Ich befürchte allerdings, das konditionierten Mitgliedern dieser kapitalistischen Gesellschaft der logische Rückschluss ..., schlicht nicht möglich ist."

Ich kann das hier nicht weiter ausbreiten, wie das sicher notwendig wäre. Deshalb nur ein paar wenige Vermutungen auch im Hinblick der Differenzen unter Restlinken.
Der Ökonom Carl Grünberg "Frankfurter Schule" hatte den Unterschied in der Wahrnehmung künftiger gesellschaftlicher Entwicklungen, zwischen Optimisten und Pessimisten klar benannt.

Optimisten waren danach Menschen, welche unbeirrt an die segensreichen und emanzipatorischen Kräfte der Produktivkraftentwicklung im Kapitalismus für den Sozialismus glauben, an den Aufstieg der Gesellschaft aus den Fesseln des Kapitals zu einer unweigerlich besseren Gesellschaft im Sozialismus.

Pessimisten, so wie ich es heute einer bin, das waren aus seiner Perspektive reaktionäre Menschen, welche die ganze Welt in den Blick nehmen und die sich angeblich in "vorkapitalistische Zeiten" zurücksehnen.

Also noch keinerlei Beschäftigung damit, warum "reaktionäre" Einstellungen überhaupt
in Krisen an Dominanz gewinnen.

Nun gut! Die deutsche Volksgemeinschaft und ihr destruktives Potential kam erst nach Grünberg zur vollen Entfaltung und mit Adorno und Horkheimer endlich auch die Beschäftigung mit dem autoritären, bürgerlichen Bewusstsein, mit seiner Tendenz Vernichtungsstrategien nicht nur zu denken, sondern auch umzusetzen.

Läuft sich doch inzwischen wieder ganz gut an und auch das, was sich in Frankreich bereits so gut bewährt hat, die Rechtsextremen medial einzubinden. Irgendwann gewöhnt man sich halt an alles. Es muss nur oft genug wiederholt werden.

Und wenn unsere Naturwissenschaftler lange genug wiederholen, dass es ja Grenzwerte für Giftstoffe in der Nahrung gibt, die jeder unbeschadet aufnehmen kann, da können wir uns doch ganz locker zurücklehnen.
Von diesen einfältigen Gehirnen kommt keines auf die Idee, dass mir persönlich daran gelegen sein könnte, ohne Gifte zu leben.

Ich habe mir vor Kurzem ein paar einfache Kekse gekauft und mir die Liste der Zutaten angeschaut. Fast ebenso lang wie der Beipackzettel meiner täglichen Giftzufuhr.