Sonntag, 13. September 2009

Gregor Gysi im Interview mit der CDU-Presse: „Die SPD muss Kilometer auf uns zugehen“

Nach den üblichen Diffamierungen und viel überflüssigem Gerede von Seiten der Qualitätsjournalisten wird es interessant:

FAZ: ... die Finanzkrise, das Hickhack um Opel, die Geburtstagsfeier von Josef Ackermann im Kanzleramt: Man würde eigentlich erwarten, dass die Linkspartei noch viel stärker von der derzeitigen Lage profitiert. Wieso tut sie das nicht?

Weil die anderen Parteien uns auch in der Krise klein halten wollen, koste es, was es wolle. Was Sie Ihren Lesern mal mitteilen sollten, ist, dass sowohl die Verlängerung des Kurzarbeitergeldes als auch die Abwrackprämie im Grunde der Linkspartei zu verdanken ist, ohne uns hätten die das gar nicht gemacht.

Glauben Sie das wirklich?

Aus tiefstem Herzen. Das Problem ist aber noch ein ganz anderes: Abgesehen von zwei Themen sind alle Parteien im Bundestag in einer Konsenssoße - bis auf die Atomenergie und den flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohn. Ansonsten wollen alle den Krieg in Afghanistan, die Rente ab 67, die Beibehaltung von Hartz IV und überhaupt der Agenda 2010, die Senkung des Spitzensteuersatzes. In diese Konsenssoße passen wir nicht rein. (...) Diese Konsenssoße führt dazu, dass die anderen Parteien überhaupt nur auf ein Ergebnis allergisch reagieren: auf unseres - wir sind ein Störfaktor im Bundestag. Wenn wir bei der Bundestagwahl unser Ziel 10+x erreichen, werden die anderen sozialer. Würden wir es verfehlen, was ich keine Sekunde glaube, würden die anderen unsozialer. Die Krise ist bei den Wählern noch nicht richtig angekommen - die Ängste sind noch abstrakt, und da wendet man sich eher an das Bestehende. Aber wenn die Folgen kommen, die unvermeidbar sind, wird der Korrekturfaktor Linke für sie wieder an Bedeutung gewinnen. Außerdem ist es doch schon erstaunlich, dass wir mittlerweile ein solcher Faktor sind, dass sich sogar die FAZ mit uns unterhält. Das ist doch eine beachtliche Entwicklung.
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