Sonntag, 29. August 2010

Über die Privatisierung des Sozialstaates

Politische Grabenkämpfe und manipulierte Zeitungsumfragen verharmlosen die Debatte um Gutscheine für Hartz-IV-Kinder. Doch im Hintergrund werden mit der Privatisierung des Sozialstaates knallharte Millionengeschäfte gemacht. (...)

Natürlich hat das alles überhaupt gar nichts mit Lobbyismus, verschleiertem Sozialmissbrauch und Pseudo-Wohltätigkeit zu tun. Wenn sich die gemeinnützige Bertelsmann-Stiftung, die bekanntlich rund 78% des Kapitals der Bertelsmann AG hält, und deren Stimmrecht allein durch die Familie Mohn wahrgenommen wird, für Sachleistungen und Bildungsgutscheine engagiert, dann doch wohl nur, um der kleinen Paulina und ihrer Mutti einen Zoo-Besuch zu ermöglichen.

(Weiterlesen)

Anmerkung: Wichtige Informationen, bitte unbedingt lesen - ebenso wie den Beitrag des Spiegelfechters dazu.

Man kommt aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr heraus (ich wollte zunächst ein Verb benutzen, das ebenfalls mit "ko" beginnt, habe mich aus ästhetischen Gründen aber dagegen entschieden). Ich weiß nicht, was mich mehr anwidert: Ist es die immer wiederholte Diffamierung von Menschen, die - aufgrund der neoliberalen Politik der vergangenen Jahrzehnte - auf staatliche Leistungen angewiesen sind, oder ist es die wieder einmal erkennbar werdende skrupellose Geschäftemacherei der "Elite" auf dem Rücken dieser Menschen?

Und über allem prangt dieses salbungsvolle Gesicht dieser Frau von der Leyen, der ich am liebsten ... aber das führe ich hier jetzt nicht weiter aus. Setzen wir es einfach in Relation: Die neoliberale Bande stopft privaten Banken unermessliche Milliarden-Reichtümer in den gierig-schleimigen Schlund, ohne dass sie wissen will, was mit diesem Geld geschieht und in welchen finsteren Kanälen es versickert. Kurze Zeit später behauptet dieselbe Bande, 60 Euro pro Jahr und Kind (!) dürfe man an arme Menschen nicht bar auszahlen, das sei unverantwortlich, da muss ein privates Unternehmen dafür sorgen, dass diese immense Summe auch wirklich dafür eingesetzt wird, wofür sie bestimmt ist, denn diese faulen Alkoholiker und Nichtsnutze können und vor allem wollen das alleine nicht. Und das private Unternehmen möchte daran natürlich gut verdienen.

Da kommt Freude auf. 60 Euro pro Jahr und Kind - man merkt immer deutlicher, wieviel dieser Bande die "Bildung" eines Kindes wert ist. Frau von der Leyen, ich .... [Der Rest des Beitrages wurde zensiert. Anm. d. Kapitäns]

2 Kommentare:

jakebaby hat gesagt…

Darf ich das zensierte lesen? ... please.

Ich kenn mich in Deutschland nicht mehr so gut aus. Wie billig ist denn inzwischen zB. Musikunterricht, Nachhilfe, ...
Mein kleiner ist Autist und ich kann froh sein, dass ich in meinem Gitarren/Piano/Drum++Laden gute Leute gefunden habe, die es mit dem Teufelchen aufnehmen, da diesbezueglich keine Therapieangebote zur Verfuegung stehen. Zusaetzlich ist er in einer Spezial-Needs Tanzgruppe, die ebenso auf privater Initiative laueft.
Das kostet mich, jeweils einmal pro Woche, im Monat insgesamt 150bis175 US$.
Waer ja super wenn ich, wie in Deutschland, mit 200 EU uebers ganze Jahr kaeme. Und auch ansonsten stimme ich in allen angesprochenen Punkten ueberein, das dass ne 'prima Idee ist.
..
Du hattest die Milliarden fuer Banken angesprochen. Da hab ich, falls noch nicht gewahr, ein Schleckerchen.
(I love) Alan Grayson fragte letztes Jahr Ben Bernanke, wo denn wohl 553 Billionen US$ geblieben sind. Ein Genuss wie Bernanke sich windet dem Alan das nicht erzaehlen zu wollen.
Wobei er Grayson um min3.20 mit einer seiner beschissenen Ausflueche zum Lachen bringt.

http://www.youtube.com/watch?v=GRlYx48PDRU&feature=related

Nicht, dass es etwas geaendert haette, .. Kreaturen wie Bernanke sind unantastbar.
Ich wuensche mir mehr Typen vom Kaliber Alan Grayson (natuerlich ein Vertreter in meinem Staat :-)). da wuerde die Welt auch wieder ein kleines Stueck besser.

Gruss
Jake

Charlie hat gesagt…

Jake, das Zensierte darf ich hier nicht posten, dann wird das Blog geschlossen. ;-) Ich denke aber, Du hast genug Fantasie, um es Dir selber auszumalen. :-)

Du musst Dich in Deutschland nicht gut auskennen um zu erkennen, dass die in Rede stehenden Summen, die unsere liebe Bundesregierung auf Drängen des Bundesverfassungsgerichtes (sonst wäre es ja nie dazu gekommen, dass auch nur ein Cent bereitgestellt wird) für Hartz-IV-Kinder auszugeben gedenkt, ein Treppenwitz sind. Da geht man zweimal im Jahr in den Zoo und hat noch Geld für drei oder vier Nachhilfe- oder Musikunterrichtsstunden übrig. Für Theater, Kino, Sport, Schwimmbad oder sonstige Unternehmungen ist kein Geld mehr da. Wie albern das ist, muss man eigentlich nicht weiter kommentieren. Um eine Analogie zu bemühen: Genausogut könnte man einem Menschen auch einen Laib Brot vorsetzen und sagen: So, und nun sieh zu, wie du dich einen Monat lang ausgewogen und angemessen ernährst!

Danke auch für den YouTube-Link. So weit sind wir in Deutschland lange nicht ... hier fragt niemand danach, wo die Milliarden der "Bankenrettung" geblieben sind. Das kommt in unseren Medien schlicht nicht vor - das Thema ist abgehakt, tabu, niemand fragt danach. Und das Absonderliche ist ja: Es scheint auch in der Bevölkerung niemanden zu interessieren. Alle wissen es, aber wenn man im Familien- oder Freundeskreis mal nachfragt, kommen da nur stereotype Antworten wie "Ja, das musste eben sein" ... und dann ist Schweigen im Wald.

Einmal mehr muss ich den Namensvater meines Blogs, Reinhard Mey, zitieren: "Sie zieh'n wie Lemminge, in willenlosen Horden ..."