Der Schweizer Soziologe und Politiker Jean Ziegler gilt als einer der prominentesten Globalisierungskritiker. (...) Für sein neues Buch "Der Hass auf den Westen: Wie sich die armen Völker gegen den wirtschaftlichen Weltkrieg wehren" [ausgerechnet erschienen bei Bertelsmann - welch eine Farce, Anm.d.Kapitäns] hat Jean Ziegler den "Internationalen Literaturpreis für Menschenrechte" erhalten. (...)
Ziegler: Die Goldberge steigen im Westen und die Leichenberge im Süden. Alle fünf Sekunden verhungert ein Kind unter zehn Jahren, 47.000 Menschen sterben jeden Tag an Hunger und mehr als eine Milliarde Menschen, fast ein Sechstel der Menschheit, ist permanent schwerst unterernährt. Das Finanzkapital hat sich autonomisiert. Auf den Finanzplätzen der Welt zirkulieren täglich gemäß Weltbankstatistik ca. 1.000 Milliarden Dollar, die ihre monetäre oder juristische Identität wechseln. Davon sind nur 13 Prozent wertschöpfendes Kapital, z.B. eine Investition oder Bezahlung für eine Warenlieferung. 87 Prozent sind reines Spekulationskapital. Die Oligarchen dieses Spekulationskapitals, vollständig losgelöst von irgendeiner Realwirtschaft, beherrschen die Welt. Die haben eine Macht, wie sie in der Geschichte der Menschheit nie ein König, Kaiser oder Papst gehabt hat. Nach Weltbankstatistik haben die 500 größten transkontinentalen Privatkonzerne 2009 52 Prozent des Weltbruttosozialproduktes kontrolliert. Diese Konzerne funktionieren ausschließlich nach dem Prinzip der Profitmaximierung (...).
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Anmerkung: Ich bin so dankbar, dass es den Herrn Ziegler noch gibt. Kaum ein anderer versteht es so gut, das Absurde, Groteske und Faschistoide der heutigen bis zum Hals im Kapitalismus steckenden Welt in so kurze, prägnante Aussagen zu verpacken, dass auch dem Letzten klar wird, welch eine globale Katastrophe das ist.
Kritik muss allerdings auch sein: Herr Ziegler glaubt offenbar wirklich noch daran, dass es in der so genannten "westlichen Welt" eine Demokratie gebe. Wenn er sagt: "Wir sind nicht in China oder Nordkorea. Das Grundgesetz erlaubt alles. Es gibt keine Ohnmacht in der Demokratie. Gegen Wolfgang Schäuble (CDU) kann man mobilisieren und ihn abwählen (...)", muss man konstatieren, dass auch Herr Ziegler den desaströsen Zustand der Demokratie, die de facto nur noch in rudimentärer Ruinenform existiert, nicht realisiert hat. Wo genau unterscheiden sich China, Nordkorea, Deutschland oder Italien politisch? Ich kann da keine großen Differenzen mehr ausmachen.
Dennoch ist es wichtig, dass Ziegler immer wieder die blutigen Fakten auf den Tisch legt, von denen jeder einzelne uns bereits vor Augen führen sollte, in was für einer perversen Welt wir leben. Greift man einfach einen Punkt willkürlich heraus und fragt sich: Möchten wir in einer Welt leben, in der alle fünf Sekunden ein Kind unter zehn Jahren verhungert - während wenige andere Menschen in Saus und Braus und unvorstellbarem Luxus schwelgen? - Unsere "Elite" möchte das offensichtlich. Daraus kann man nur folgern: Entweder ist sie strunzdumm - oder abgrundtief pervers.
Ziegler: Die Goldberge steigen im Westen und die Leichenberge im Süden. Alle fünf Sekunden verhungert ein Kind unter zehn Jahren, 47.000 Menschen sterben jeden Tag an Hunger und mehr als eine Milliarde Menschen, fast ein Sechstel der Menschheit, ist permanent schwerst unterernährt. Das Finanzkapital hat sich autonomisiert. Auf den Finanzplätzen der Welt zirkulieren täglich gemäß Weltbankstatistik ca. 1.000 Milliarden Dollar, die ihre monetäre oder juristische Identität wechseln. Davon sind nur 13 Prozent wertschöpfendes Kapital, z.B. eine Investition oder Bezahlung für eine Warenlieferung. 87 Prozent sind reines Spekulationskapital. Die Oligarchen dieses Spekulationskapitals, vollständig losgelöst von irgendeiner Realwirtschaft, beherrschen die Welt. Die haben eine Macht, wie sie in der Geschichte der Menschheit nie ein König, Kaiser oder Papst gehabt hat. Nach Weltbankstatistik haben die 500 größten transkontinentalen Privatkonzerne 2009 52 Prozent des Weltbruttosozialproduktes kontrolliert. Diese Konzerne funktionieren ausschließlich nach dem Prinzip der Profitmaximierung (...).
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Anmerkung: Ich bin so dankbar, dass es den Herrn Ziegler noch gibt. Kaum ein anderer versteht es so gut, das Absurde, Groteske und Faschistoide der heutigen bis zum Hals im Kapitalismus steckenden Welt in so kurze, prägnante Aussagen zu verpacken, dass auch dem Letzten klar wird, welch eine globale Katastrophe das ist.
Kritik muss allerdings auch sein: Herr Ziegler glaubt offenbar wirklich noch daran, dass es in der so genannten "westlichen Welt" eine Demokratie gebe. Wenn er sagt: "Wir sind nicht in China oder Nordkorea. Das Grundgesetz erlaubt alles. Es gibt keine Ohnmacht in der Demokratie. Gegen Wolfgang Schäuble (CDU) kann man mobilisieren und ihn abwählen (...)", muss man konstatieren, dass auch Herr Ziegler den desaströsen Zustand der Demokratie, die de facto nur noch in rudimentärer Ruinenform existiert, nicht realisiert hat. Wo genau unterscheiden sich China, Nordkorea, Deutschland oder Italien politisch? Ich kann da keine großen Differenzen mehr ausmachen.
Dennoch ist es wichtig, dass Ziegler immer wieder die blutigen Fakten auf den Tisch legt, von denen jeder einzelne uns bereits vor Augen führen sollte, in was für einer perversen Welt wir leben. Greift man einfach einen Punkt willkürlich heraus und fragt sich: Möchten wir in einer Welt leben, in der alle fünf Sekunden ein Kind unter zehn Jahren verhungert - während wenige andere Menschen in Saus und Braus und unvorstellbarem Luxus schwelgen? - Unsere "Elite" möchte das offensichtlich. Daraus kann man nur folgern: Entweder ist sie strunzdumm - oder abgrundtief pervers.
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