Samstag, 25. Dezember 2010

Neoliberale Lernresistenz am Beispiel der Süddeutschen

Nach langer Zeit habe ich mal wieder einen kleinen Leserbrief an die Hüterin des neoliberalen Grals, die Süddeutsche Zeitung, geschickt. (...)

Dagmar Deckstein, seit Jahren eine der führenden Protagonistinnen des neoliberalen Systemwechsels, legt in Zusammenarbeit mit ihren beiden Kolleginnen ín Sachen "Rente mit 67", die allen Fakten zum Trotz längst beschlossen ist, noch einmal affirmativ nach (warum eigentlich, die Schlacht ist doch geschlagen?), und dies in völliger Verkennung ihres journalistischen Auftrags mit geradezu peinlicher Verbeugung vor regierungsamtlichen Argumenten, die trotz mannigfaltiger Wiederholung auch nicht richtiger werden.

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Anmerkung: Das ist ein herrlicher Brief, vielen Dank dafür. Allerdings wird er seine Wirkung in der Redaktion der Süddeutschen natürlich verfehlen, denn wenn es dort um Fakten ginge, kämen die Redakteure auch von ganz allein zu den notwendigen Schlussfolgerungen - jene Fakten sind ja nun frei zugänglich und kein gehütetes Geheimnis. Man nimmt sie dort einfach nicht zur Kenntnis - erst recht dann nicht, wenn sie in einem Leserbrief stehen.

Ich glaube indes nicht, dass Deckstein & Co. einfach nur verblendete Dogmatiker sind, die stur an ihrem Glauben festhalten. Ich halte sie vielmehr - wie auch die Mehrheit der neoliberalen Politiker - für egoistische Pragmatiker, denen das eigene Konto wichtiger ist als alles andere, inklusive jedweder Fakten. Andernfalls müsste man diesen Leuten gnadenlose Dummheit oder gar psychische Störungen unterstellen.

Ich hatte dieser Tage im Wartezimmer beim Arzt ein "Focus Special" zum Jahr 2010 in der Hand, das ebenfalls in diese Kategorie der Meinungsmache, wie Albrecht Müller das gerne nennt, fällt. Dort reihte sich tatsächlich ein unfassbarer Text an den anderen - mir kam das vor wie ein Magazin aus einem mir unbekannten Paralleluniversum.

Soviel zu der These, der Journalismus sei eine "Säule der Demokratie" ... eine tolle Demokratie ist das.

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