Donnerstag, 3. Februar 2011

Statistiken: Lügen mit Zahlen

Trau keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast, weiß der Volksmund. Und Recht hat er damit. Mit Zahlen wird knallharte Politik betrieben. Wie das funktioniert, zeigt ein Statistiker.

(...) Denn mit Statistiken wird Politik gemacht. / Sozialpolitik etwa. So schreckte das Arbeitsministerium die Bevölkerung mit der Meldung auf, zwischen 1991 und 2008 seien die Sozialausgaben von 400 auf 700 Milliarden Euro gestiegen – ein Plus von 75 Prozent! Das stimmt zwar. Ist aber zunächst nicht weiter verwunderlich. Denn die Sozialausgaben "teilen nur das Schicksal fast aller absoluten Ausgaben wie Urlaubsausgaben, Unternehmensgewinne oder die Mieten – sie steigen", so die Autoren [des Buches "Lügen mit Zahlen", Bosbach und Korff].

Aussagekräftiger als die absoluten Zahlen ist der Anteil der Sozialausgaben an der Wirtschaftsleistung. Und hier zeigt sich: Dieser Anteil lag 2008 bei etwa 28 Prozent und damit so hoch wie 1992. "Wenn die sozialen Probleme größer werden, wir für ihre Bewältigung aber einen stagnierenden Anteil des BIP ausgeben, müsste man eher von einem Abbau des Sozialstaates sprechen als von Wildwuchs", meint Bosbach.

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Anmerkung: Prof. Bosbach hat sich schon im Zusammenhang mit der Offenlegung des überall in den schwärzesten Farben gemalten "demographischen Wandels" (und der daraus angeblich resultierenden Probleme bezüglich der Rente) als haltlose statistische Zahlenspielerei positiv hervorgetan. Seine Worte dazu lauteten, dies sei "Kaffeesatzleserei".

Im vorletzten Beitrag habe ich auch schon etwas zu diesen statistischen Tricks geschrieben - da kommt dieses Buch mit dem treffenden Titel gerade zur rechten Zeit. Die neoliberale Bande benutzt wirklich alle zur Verfügung stehenden Tricks und Täuschungsmanöver, um uns gezielt in die Irre zu führen und erwünschte Horrorszenarien aufzubauen, die gar nicht existieren. Die Medien haben seinerzeit von der Leyens Märchen von den "wild wuchernden" staatlichen Ausgaben für Soziales unreflektiert (oder vielleicht auch gezielt) weiterverbreitet. Welch ein groteskes Schauspiel, angesichts der vorhergegangenen Deformation des Sozialstaates. Erst zerstören sie die Arbeitslosenversicherung und machen Millionen von Menschen zu Sozialhilfeempfängern (mit der scheinheiligen Begründung, es fehle an Geld), und danach behaupten sie, die Ausgaben seien trotzdem um 75 Prozent (!!) gestiegen ... und kein Medium hinterfragt das oder kommt auf den Gedanken, da einfach mal genauer hinzuschauen. Da muss erst ein solches Buch geschrieben werden, damit auch die Medien diese Lügen und Täuschungsmanöver einmal thematisieren - dann, wenn es längst zu spät ist. Und bei der nächsten statistischen Lüge wiederholt sich das Schauspiel gewiss ...

In diesem Zusammenhang sei auch noch einmal an den aufklärerischen Film "Rentenangst" erinnert, dem Sie entnehmen können, wie das funktionierende, bewährte umlagefinanzierte Rentensystem in diesem Land gezielt und bewusst mit statistischen Lügereien kaputt geredet und gemacht wird, damit private Versicherungen fette Beute machen können.


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