Freitag, 11. November 2011

Atomlobby unterwandert Universitäten

Deutsche Atomkonzerne finanzieren etwa 30 Professuren - und bestimmen damit maßgeblich, worüber an Universitäten diskutiert wird. Manche Institute wirkten schon wie getarnte Subunternehmen von Eon und RWE (...)

Allein der Energiekonzern EnBW hält elf Stiftungsprofessuren an deutschen Hochschulen. Eon stiftete etwa für das Forschungsinstitut für Energie der Rheinisch-Westfällische Technische Hochschule (RWTH) Aachen die stolze Summe von 40 Millionen Euro und finanziert damit gleich fünf Professuren des Instituts. Einer davon ist Bruno Thomauske, Professor für das Fach "Nuklearer Brennstoffkreislauf". Früher war er bei Vattenfall – heute liefert er entscheidende Gutachten für die Bundesregierung über das Atomendlager Gorleben.

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Anmerkung: Die neoliberale Zerstörung der Hochschullandschaft nimmt unaufhaltsam ihren Lauf - dies sind erst die anfänglichen Verwerfungen, die die neoliberale "Hochschulfreiheit" produziert. Dieser Prozess der Kommerzialisierung und Unterwanderung der Hochschulen wird noch viel absurdere Formen annehmen - von Orwells "1984" sind wir offenkundig nicht mehr weit entfernt.

Lobbyismus, Propaganda und Korruption allenthalben - auch den Wissenschaften ist längst nicht mehr zu trauen. Bewiesen haben das seit längerem (und sehr nachdrücklich) u.a. die Ökonomen - die Physiker sind nun die nächsten, die dem Zugriff der Konzerne wehrlos ausgeliefert sind und massenweise wissenschaftlich haltlosen Quatsch als "Wahrheiten" publizieren werden bzw. dies bereits tun, wie im Text angedeutet.

Die neoliberale Bande fabuliert derweil weiter von der "Wissensgesellschaft", dem "Informationszeitalter" und ähnlich grotesken Albernheiten, während an den Unis von Konzernen bezahlte Marionetten den Studierenden das "Wissen vermitteln" ...

Einmal mehr wähnt man sich bei solchen Nachrichten in einem gruseligen Paralleluniversum, in dem jeder undenkbare Wahnsinn bittere Realität ist. - Aufwachen - ich möchte aufwachen, bitte!

2 Kommentare:

jakebaby hat gesagt…

Nicht, dass ich damit rechnen wuerde, aber der direkteste Weg einer Unterbindung der diesbezueglichen Indoktrinierung, waere wohl durch die Studenten selbst am angebrachtesten und wirkungsvollsten.

Erfolge gab es kuerzlich in Trier: http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,794094,00.html

und auch hier in US gibt es ein paar Leute, die auf aehnliche Art Missstaende aufmerksam machen: http://www.loonwatch.com/2011/11/protests-against-the-bigotry-of-purdue-professor-maurice-moshe-eisenstein/

Conflict of Interest

Gruss
Jake

Charlie hat gesagt…

Lieber Jake, das Beispiel aus Trier ist löblich und sollte Schule machen - allerdings bin ich doch ziemlich skeptisch, was den Widerstandswillen und die Widerstandsfähigkeit der meisten Studierenden in Deutschland betrifft. Irgendwelche Berichte über einen studentischen Widerstand gegen von Konzernen finanzierte Professuren habe ich noch nirgends wahrgenommen - und die in Rede stehenden Physiker sind ja bei weitem nicht die einzigen.

Ein willkürliches Beispiel aus den Wirtschaftswissenschaften der Uni Bochum:

"Das Institut für Unternehmensführung ist ein interdisziplinär ausgerichtetes, übergreifendes Institut der Ruhr-Universität Bochum (...). (...) Daneben besteht der Stiftungsvorstand aus einem Mitglied der Familie Reemtsma sowie aus Topmanagern von Großunternehmen. Die durch diese Stiftung dem Institut zufließenden Mittel kommen unmittelbar Forschungstätigkeiten sowie sonstigen Institutsprojekten zugute."

(Quelle: http://www.ifu.ruhr-uni-bochum.de/profil/kurzprofil.html.de )

Solche Verstrickungen der Universitäten mit irgendwelchen Konzernen und "Topmanagern" findet man zuhauf überall - und sie nehmen dramatisch zu. Was das für die Lehre, die Forschung und auch für die von Konzernen ungeliebten (vor allem geisteswissenschaftlichen) Fachrichtungen zur Folge hat, kann man sich sehr leicht ausmalen. Mit einer "freien", "unabhängigen" Lehre und Forschung hat das nicht einmal mehr ansatzweise etwas zu tun.

Für Optimismus sehe ich da absolut keinen Raum - die Universitäten (und mit ihnen das gesamte dort versammelte intellektuelle Potential) sind verloren, wenn diese neoliberalen Geldanbeter nicht endlich wieder dort hinausgeworfen werden - nicht nur punktuell, sondern umfassend und überall.