Mittwoch, 23. Mai 2012

Da schlottert der Peter: Karl-Kraus-Preis 2012 für Sloterdijk

Den Karl-Kraus-Preis 2012 erhält Peter Sloterdijk. Damit würdigt die Redaktion Werk und Wirken des Philosophen, Kulturwissenschaftlers, Essayisten und Fernsehmoderators. (...)

Mit seinem Vorschlag, Steuern durch eine freiwillige Gabe zu ersetzen, hat Sloterdijk einen Angriff auf die Grundfesten unseres Sozialstaates unternommen und eine Geisteshaltung offenbart, die eher dem Denken der herrschenden Klasse einer antiken Sklavenhalter-Gesellschaft entspricht als dem Grundkonsens einer demokratischen Gesellschaft im 21. Jahrhundert.

Bei seinem Aufruf zum "Steuerstreik" übersieht Sloterdijk, dass er selbst jahrzehntelang auf seinen diversen Professorenposten von unseren Steuermitteln großzügig alimentiert worden ist. Seine Honorare als Fernsehmoderator stammen aus Gebührengeldern des öffentlich-rechtlichen Fernsehens. Der Seichtschwätzer Precht, der unlängst einen Zwangsarbeitsdienst für Rentner gefordert hat, wird ein würdiger Nachfolger seiner TV-Sendung sein. (...)

Als Philosoph eines verrohten Bürgertums und einer heruntergekommenen Bourgeoisie ist Sloterdijk ein würdiger Träger des Karl-Kraus-Preises 2012. (...)

Mit der Annahme des Karl-Kraus-Preises verpflichtet sich der Preisträger, nie wieder eine Zeile zu schreiben.

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Anmerkung: Wir erinnern uns: Sloterdijk vertritt - wie Sarrazin - offen sozialdarwinistische, faschistoide "Thesen", die an Menschenverachtung kaum mehr zu überbieten sind. Er ist wahrlich ein würdiger Preisträger - der große Karl Kraus hätte seine diebische Freude an dieser Preisverleihung gehabt. Leider hat Sloterdijk den Preis nicht angenommen, so dass wir auch weiterhin mit rechtspopulistischem, gefährlichem Unsinn aus seiner Feder rechnen müssen. Da greifen wir doch lieber auf Kraus selbst zurück:

"Es gibt eine Idee, die einst den wahren Weltkrieg in Bewegung setzen wird: Dass Gott den Menschen nicht als Konsumenten und Produzenten erschaffen hat. Dass das Lebensmittel nicht Lebenszweck sei. Dass der Magen dem Kopf nicht über den Kopf wachse. Dass das Leben nicht in der Ausschließlichkeit der Erwerbsinteressen begründet sei. Dass der Mensch in die Zeit gesetzt sei, um Zeit zu haben und nicht mit den Beinen irgendwo eher anzulangen als mit dem Herzen." (Karl Kraus: "Aphorismen", 1915)

Online sind eine ganze Reihe der Schriften von Karl Kraus im Rahmen des "Projektes Gutenberg" verfügbar - die Lektüre lohnt sich sehr.


(Karl Kraus, gezeichnet von Oskar Kokoschka, 1909)

4 Kommentare:

Anabelle hat gesagt…

Die Texte von Karl Kraus sollten vor allem Leute wie Sloterdijk, Merkel, Ackermann und andere Apologeten des Kapitals lesen... auch wenn zu befürchten ist, dass sie nicht verstehen würden, was sie da lesen.

Ich find diese Aktion jedenfalls klasse.

Darkmoon hat gesagt…

Über den Schlotterdick hab ich mich schon extrem aufgeregt. Der ist fast noch schlimmer als Triefauge Sarrazin weil er sich allen Ernstes "Philosoph" nennt. Rin solcher Negativ-Preis steht ihm gut zu Gesicht.

Charlie hat gesagt…

@ Anabelle: Von solchen Leuten zu erwarten, Karl Kraus zu lesen und zu verstehen, ist vergleichbar mit der Erwartung, ein Löwe könne zum Vegetarier mutieren. ;-)

Anabelle hat gesagt…

Da hast du wohl Recht, Charlie. *seufz*