Mittwoch, 30. Januar 2013

Grotesker Superreichtum: Was zu tun wäre


"Wärst du nicht arm, wär ich nicht reich", heißt das bekannte Zitat von Bertolt Brecht. Umgekehrt gilt dies aber auch. Übermäßiger Reichtum steht zu wenig im Fokus der Öffentlichkeit. Dabei ist er in mehrfacher Hinsicht gemeinschaftsschädlich. Weil Geld an allen Ecken und Enden fehlt und sich gewaltige, demokratisch nicht legitimierte Machtzentren bilden. Attac fordert jetzt in einem Papier eine einmalige Vermögensabgabe der Reichen mit einem Gesamtvolumen von über 1 Billion Euro. Außerdem sollen langfristige Mechanismen der Umverteilung von oben nach unten etabliert werden. Ist dieser Vorschlag von Attac begrüßenswert? Ja. Ist er ausreichend? Nein.

(Weiterlesen)

Anmerkung: Den im Text erwähnten Auftritt von Volker Pispers findet ihr hier. - Dieser Beitrag von Roland Rottenfußer ist sehr lesenswert - er bietet einen kleinen, scharfsinnigen Überblick über die bestehenden Probleme und benennt zudem einige mögliche Lösungsansätze unter dem schönen Untertitel "Diebstahl verhindern, statt Diebe [zu] besteuern". Ich muss allerdings konstatieren, dass ich - bei aller Sympathie für die angedachten Wege - eine Umsetzung in dieser kapitalistisch orientierten Welt für völlig utopisch halte, und das auf viele zukünftige Jahrzehnte hinaus.

Die selbsternannte "Elite" wird es mit allen legalen und illegalen Mitteln zu verhindern versuchen, dass auch nur rudimentäre Elemente solcher positiver Reformen Wirklichkeit werden - die Geschichte quillt geradezu über vor lauter Beispielen aus der Vergangenheit. Wenn ein Weg in diese Richtung eingeschlagen werden soll, wird das einzig und allein gegen den massiven Widerstand der Superreichen und Mächtigen funktionieren können - und das würde in jedem Fall ein Übermaß an Gewalt bedeuten, was ich als Pazifist niemals gutheißen könnte. Es ist ein wahres, ein klassisches Dilemma, aus dem es keinen Ausweg zu geben scheint. Es kann niemals funktionieren, das Gute mit bösen Mitteln herbeiführen zu wollen - damit wäre eine Revolte nicht besser als die mordende, in souveräne Staaten einfallende amerikanische oder französische Armee.

Es kommt hinzu, dass zumindest in Deutschland eine wie auch immer geartete Revolte nicht einmal experimentell in Betracht kommt, weil die übergroße Mehrheit der Menschen schlicht nicht erkennt und begreift, was vor sich geht und dass dieses kapitalistische System zwangsläufig vor die Wand fahren muss, damit es wieder von vorn beginnen kann. Eine Revolte, die aus einem kleinen Grüppchen Demonstrierender besteht, dürfte die "Elite" wenig ängstigen. Es ist zwar bezeichnend, dass sie dennoch alles daransetzen, schon jetzt die Strukturen eines totalitären Überwachungsstaates zu schaffen - einerseits als Abschreckung, andererseits "für alle Fälle" -, aber ganz im Ernst: Wer kann sich Massendemonstrationen gegen Merkel & Co, gegen den Kapitalismus, gegen das Geldsystem in Deutschland tatsächlich vorstellen? Meine Fantasie, die ich für einigermaßen ausgebildet halte, reicht dafür jedenfalls bei weitem nicht aus.

Wie lautet also die Alternative, welche Gegenentwürfe habe ich anzubieten? Da habe ich leider nur ein leidvolles "Ich habe keine Ahnung!" im Gepäck, was nicht nur für den- oder diejenige/n, der/die diesen Sermon liest, extrem unbefriedigend sein muss; nein, auch für mich selber ist es das in erheblichem Maße. Da liegen Lösungsansätze und Konzepte, wie eine für alle Menschen bessere Welt zu gestalten wäre, - teilweise schon seit langer Zeit - fertig auf dem Tisch, und nichts davon ist jemals ernsthaft in Betracht gezogen oder gar umgesetzt worden. Das ist - um es diplomatisch zu formulieren - extrem frustrierend.

Derweil verarmen die Menschen - auch in Europa, auch in Deutschland - weiter und es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis der Kollaps auch die heimischen Gefilde erreicht hat. Was dann geschehen wird, ist reine Spekulation - vom totalitären Unterdrückungs- und Polizeistaat alptraumhaften Ausmaßes bis hin zum "totalen Krieg" ist alles möglich. Und die Lösungen und Konzepte werden auch dann weiterhin in den tiefsten Schubladen unbeachtet oder bestenfalls belächelt vor sich hin modern, während sich die "Elite" einmal mehr heimlich die Hände reibt und das Ausbeutungs- und Habgier-Spielchen von vorn beginnt.

Die Evolution der Menschheit ist längst zum Erliegen gekommen, die Devolution ist in vollem Gange.

---

Die goldene Internationale


"Anderthalb Millionen haben Kommerzienrats seit dem Frühjahr nur für Autos, Schmuck und Toiletten ausgegeben!" - "Unerhört - davon kann ja eine Familie ein ganzes Jahr leben!"

(Zeichnung von Eduard Thöny [1866-1950], in "Simplicissimus", Heft 29 vom 12.10.1921)

Anmerkung: Das Durchschnittsentgelt für alle Arbeitnehmer in Deutschland betrug im Jahr 1921 - bei bereits eingesetzter Inflation - 9.974 Mark jährlich. Im Jahr 1918 waren es noch 1.706 Mark.

6 Kommentare:

darkmoon hat gesagt…

Devolution ist ein schönes Wort, ich hab es zwar nachgucken müssen, aber eine Rückentwicklung ist das allemal, wenn man in der Stadt unterwegs ist und sich mal anschaut, was die Leute da so tun und wie sie es tun. Egal ob sie kaufen, Auto fahren, Parkplätze suchen, sich im Cafe über wichtige Dinge unterhalten (*hüstel*), einfach nur dämlich rumhängen oder ihren Ausbeuterjobs nachgehen: Da ist immer dasselbe besinnungslose Wesen zu sehen das einfach das tut was von ihm verlangt wird. Mich widert das nur noch an.

Jedem einzelnen dieser Volldeppen müsste man links und rechts kräftig eine runterhauen und mit der flachen Hand auf die Stirn kloppen und auch dann würden sie nix verstehen. Ne, ich geb dir Recht Charlie, diese Menschheit iss am Ende. Wenns ne Weiterentwicklung geben sollte, dann ganz sicher nicht in der angeblich "zivilisierten", wirklich aber grotten-verdummten zu Zombies mutierten westlichen Welt. Hier gibts nur noch den Hirntod und egoistische Habgier, alles andre ist ausgemerzt.

Geh mir fort, wer oder was sollte HIER eine Umkehr einleiten???? Bevor das passiert wird eine antiklerikale kommunistische Lesbe Päpstin.

Charlie hat gesagt…

@ darkmoon:

Jau, bei einer solchen Päpstin würd' ich glatt in die katholische Kirche eintreten und dabei mithelfen, den alten Sauladen kräftig auszumisten. ;-)

Ansonsten kann ich Dir mal wieder nur beipflichten: Mich packt inzwischen das pure Entsetzen, wenn ich mal in einer Innenstadt (die mittlerweile überall ja in gleichförmige, nicht mehr unterscheidbare Einkaufszentren, zugekleistert mit dümmster Werbung, pervertiert worden sind) unterwegs sein muss.

Werbung ist überhaupt ein Reizwort und -thema für mich geworden - selbst wenn man, wie ich, kein Fernsehen schaut, entkommt man ihr einfach nicht. Gestern habe ich ahnungslos eine DVD eingelegt - und erst einmal kam WERBUNG, die ich noch nicht einmal überspringen konnte. Dann fing der Film an - und wieder hielt der Hauptdarsteller scheinbar zufällig ein dämliches Produkt groß in die Kamera, bevor er dann in einem mehrminütigen Werbeclip in einem hübsch in Szene gesetzten Auto eine Spritztour unternahm. Ekelhaft, einfach ekelhaft. Ich habe den Film nach 10 Minuten wieder ausgeschaltet und die DVD weggeworfen - wer mir so etwas vorsetzt, ist nicht besser als eine dieser Spammer-Zecken.

Scheinbar stört das aber kaum jemanden sonst, denn der Film war ein großer kommerzieller Erfolg. Da haben wir wieder Deine "Volldeppen" - bei denen scheint Hopfen und Malz endgültig verloren zu sein, was ja auch das jüngste Wahlergebnis aus Niedersachsen wieder einmal eindrucksvoll belegt.

Arbeiten wir also daran, der besagten Päpstin ins Amt zu verhelfen ... dieser Weg erscheint mir leichter und gangbarer als jeder andere. ;-)

Liebe Grüße!

darkmoon hat gesagt…

Charlie: Den Ärger mit Film-DVD´s kenn ich nur zu gut. Also öfter mal ein Computerspiel zocken.... in den Spielen die ich kenne, hab ich nirgendwo Productplacement gesehen, außer als Witz oder Satire. -)

Außerdem wärs mal Zeit für ein Koop-Spiel zu zweit, evtl. "Portal 2"? Meld dich mal, dann bequatschen wir das.

Hast du nen Vorschlag für die Päpstin? -)

Charlie hat gesagt…

@ darkmoon:

Ich bin grad am Anfang von "Oblivion", das kann noch ein Weilchen dauern ... Du kennst ja meine Spielweise: Ich lasse mir unendlich viel Zeit und gehe jedem Pups nach, bevor ich der Hauptquest folge! :-) "Portal" muss also etwas warten.

Für das Amt der Päpstin schlage ich Jutta Ditfurth vor, auch wenn die meines Wissens nicht lesbisch ist. Ich bin sicher, sie würde den Augias-Stall, den sie da vorfindet, ordentlich ausmisten und die ganzen alten und jungen verknöcherten, sexuell gestörten Männer nach Hause, zum Psychiater oder, wenn nötig, zum Staatsanwalt schicken ... ;-)

Liebe Grüße!

darkmoon hat gesagt…

Charlie: Du spielst OBLIVION??!?!? Herrje, das hätte ich nicht gedacht! Da muß man doch Fieslinge abmurksen... *gg* Schäm dich, du gewalttätiger Amokläufer!! -))

Mir war schon immer klar daß Leute, die an einen "gütigen", "liebenden" und "allmächtigen" Gott glauben und gleichzeitig in dieser mörderischen Höllenwelt leben, zum Psychodoktor gehören. -)

Gegen dat Jutta hab ich nix einzuwenden, ich fürchte nur sie hat auf den Job so überhaupt keine Lust.... -)

Charlie hat gesagt…

@ Darkmoon:

Nenn mich nicht "Amokläufer", sonst lade ich mal meine riesigen Kampfaxt ein (die ich im wahren Leben vermutlich nicht mal hochheben könnte) und zeige Dir, wo der Frosch den Scheitel zieht ... ;-)

Nee, ganz im Ernst: "Oblivion" ist ein tolles Spiel, das bei mir auch - anders als bei anderen und anders als bei "Two Worlds II" - bisher völlig stabil und ohne Abstürze läuft. Und es macht richtig, richtig Spaß! :-) Ich bin zwar der wahrscheinlich schlechteste Spieler der Welt, aber außer mir kriegt das ja keiner mit. ;-)

Ich hab' gerade die Stelle hinter mir, an der man zum Drogensüchtigen wird und sich ständig dieses (diesen?) "Taumeltau" reinpfeifen muss - mit Ach und Krach hab' ich's durch dieses dämliche Höhlenlabyrinth geschafft, ohne unter der Last meiner Klamotten zusammenzubrechen. ;-)

Wie gesagt - "Portal" muss warten! :-)

Liebe Grüße!