Dienstag, 1. Oktober 2013

Irrsinn im Kuh-Journalismus: "Rätselhafte Schwächen im Konsum"


Einzelhandel enttäuscht Experten / Die neuesten Daten zur Geschäftslage im Einzelhandel zeichnen ein beunruhigendes Bild: Die Deutschen zeigen sich offenbar weniger konsumfroh als erwartet. Gespart wird in Deutschland derzeit vor allem an Büchern, Schmuck, Möbeln und Geräten für den Haushalt.

(Weiterlesen - empfohlen aber nur für Hardcore-Satiriker)

Anmerkung: Manchmal glaubt man es nicht, was man im Qualitätsjournalismus so alles zum geistigen Fraß vorgeworfen bekommt: Die Subüberschrift steht da wirklich und ist gewiss nicht satirisch gemeint: "Rätselhafte Schwächen im Konsum". Im Text wird der geneigt-verwirrte Leser dann auch gleich zu Beginn aufgeklärt: "Die gute Konsumlaune der Deutschen kommt bei den Einzelhändlern nur mit deutlichen Abstrichen an", bekommen wir dort zu lesen und wissen: Aha - die von den Spezialexperten der kapitalistischen "Märkte" herausposaunte "gute Konsumlaune" war also gar kein Fake, sondern kommt bloß - und das auch noch rätselhafter Weise - nicht bei den Einzelhändlern an. - Beim Barte des Propheten - wie kann das denn bloß sein???

Ich kann angesichts solcher vollkommen hirnverbrannter Meldungen gar nicht mehr damit aufhören, den Kopf unaufhörlich auf die Tischplatte zu schlagen, bis er blutig ist. Wie kann ein auch nur mit schimpansenähnlicher Intelligenz ausgestatteter Mensch so etwas schreiben und auch noch auf einer angeblich seriösen Nachrichtenseite veröffentlichen, ohne sich freiwillig die Eselsmütze auf den aufgeweichten Kopf zu setzen und mindestens zehn Jahre lang in die "Ich-schäme-mich"-Ecke zu stellen? Wenn vermehrt Luxusyachten, elitäre Automobile, Prunkvillen und vergoldetes Klopapier verkauft werden, während die normale Bevölkerung systematisch und staatlich organisiert zwangsverarmt wird, die Löhne der verbliebenen Arbeitssklaven stagnieren oder sinken und Lebensmittel, Energie und viele andere Güter des täglichen Bedarfs immer teurer werden, erschließt sich der Irrsinn auf fast wundersame Weise unverzüglich. Nach kapitalistischer "Logik" wäre es nun an der Zeit, mit dem albernen und unprofitablen Produzieren von Lebensmitteln, Haushaltsutensilien, Kleidung, Energie etc. aufzuhören und stattdessen nicht nur goldenes Klopapier herzustellen, sondern verstärkt in die Produktion von weiteren abstrusen Luxusgütern und anderem superteuren Tand einzusteigen - denn nur dort wird schließlich noch genügend Profit erzielt. Dann sähe auch die Einzelhandelsbilanz wieder sehr vorzeigbar aus: Das Geschäft würde brummen wie nie, während die Massen auf den Straßen verhungern - da wären gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Ich warte noch auch eine solche Empfehlung bei n-tv, im Spiegel oder in der Welt. Lange kann es nicht mehr dauern.

Mindestens genauso abstoßend und sinnentleert empfinde ich an solchen Texten und Botschaften aber die Selbstverständlichkeit, mit der der Konsum als das einzige und wichtigste Ziel allen Wirtschaftens hündisch angebetet wird - Konsum ist alles, Konsum ist Gott, Konsum ist der Sinn des Lebens. Dass es dabei einzig um die (weitere, zusätzliche!) Bereicherung einer superkleinen, schon jetzt unermesslich reichen Minderheit geht, verstehen wahrscheinlich sogar die Kuh-Journalisten, die einen solchen Stumpfsinn schreiben (müssen), nicht mehr - die breite Bevölkerung ist von dieser billigen Erkenntnis allerdings noch viel weiter entfernt. Die trägt auch weiterhin ihren kleinen Überschuss, sofern nach Abzug von Lebensmitteln, Miete und anderen unverzichtbaren Dingen noch etwas übrig bleibt, zu den göttlichen Konzernen und kauft überteuerten, größtenteils sinnfreien Tand, der stets von anderen Lohnsklaven, die meist noch schlimmer ausgebeutet werden und vom Profit der selbsternannten "Elitemenschen" nichts abbekommen, hergestellt wurde bzw. dazu - direkt oder indirekt - gezwungen wurden.

Die "spätrömische Dekadenz" der Superreichen markiert nicht zum ersten Male das Ende der kapitalistischen Phase - aber diesmal sind noch viel weniger Hinweise oder Anzeichen erkennbar als zuvor, dass nach dem unausweichlichen Crash dieses absurden Systems nicht erneut einfach wieder von vorn begonnen und das ganze irrsinnige Spiel einmal mehr wiederholt wird. Die elitäre Bande hat in ihrem asozialen Bestreben, den faschistischen Wahnsinn zum endlosen Kreislauf zu machen, um ihre Privilegien und Exklusivstellung zu zementieren, große Fortschritte gemacht und aus der Vergangenheit offenbar gelernt. Die dusselige, narkotisierte und dummgehaltene Bevölkerung bemerkt nichts davon und folgt brav der Propaganda - sogar in solche wahnwitzigen Gefilde wie die "rätselhaften Schwächen im Konsum".

Der Vollendung der kapitalistischen Dystopie steht wahrlich nicht mehr viel im Wege.

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"Ihr braucht keine Eier mehr zu legen, man kauft sie jetzt billiger."

(Zeichnung von Thomas Theodor Heine [1867-1948], in "Simplicissimus", Heft 22 vom 25.08.1924)

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