Freitag, 31. Januar 2014

Asoziales England: Die Vorbilder der NED


Die britische Regierung beschließt eine Beschränkung der Sozialleistungen für Bürger anderer EU-Staaten

(...) Nach den neuen Regeln haben [Migrantinnen und Migranten aus der Europäischen Union] keinen Anspruch auf Wohngeld und müssen drei Monate in Großbritannien ansässig sein, bevor sie Arbeitslosengeld beantragen können. Der bisher leicht zu bestehende und über die Vergabe von Sozialleistungen entscheidende Habitual Residency Test soll erschwert werden und die Bedingung einschließen, dass Neuankömmlinge die englische Sprache beherrschen. Das Arbeitslosengeld kann dann nur für sechs Monate bezogen werden, wenn nicht überzeugend dargelegt wird, dass die Aussicht auf ein Arbeitsverhältnis besteht. Das Gehalt von arbeitenden Migrantinnen und Migranten muss eine Mindestgrenze überschreiten, wenn diese Zuschusszahlungen zur Sicherung des Lebensunterhalts beantragen wollen. Obdachlose EU-Bürger sollen abgeschoben werden und zwölf Monate lang nicht wieder einreisen können. Ziel dieser Maßnahmen ist es Cameron zufolge, "Wohlfahrtstourismus" zu vermeiden.

(Weiterlesen)

Anmerkung: Die britischen Regierungsterroristen gehen in Sachen Menschenfeindlichkeit mal wieder forsch voran, wie es nicht erst seit Thatcher Gewohnheit ist - und wie immer dauert es auch nicht lange, bis deutsche Menschenfeinde der neoliberalen Einheitspartei (NED) auf den Zug aufspringen und ins selbe widerliche Horn stoßen. Wer angesichts solcher rauchender Ruinen der Sozialstaatlichkeit, wie sie beispielsweise in Britannien oder Deutschland heute anzutreffen sind, noch den ohnehin merkbefreiten und völlig indiskutablen Begriff des "Wohlfahrtstourismus'" bemüht, muss entweder vollkommen degeneriert in einer realitätsfernen Blase vor sich hin vegetieren - oder aber wirklich bösen Willens sein.

Aktuell sind's also mal wieder die fiesen klauenden Zigeuner Rumänen und Bulgaren, die in der Darstellung dieser verkommenen Schlips-Borg den bröckelnden Wohlstand der kapitalistischen Glitzerwelt bedrohen - und nicht etwa die immer reicher werdenden Ultraminderheiten der Superreichen, von denen gerade mal 85 Individuen heute so viel Reichtum "besitzen" wie die Hälfte der gesamten Weltbevölkerung zusammen. Da ist es sonnenklar, dass diesen "Sozialschmarotzern" Beine gemacht und die nur noch spärlich tröpfelnden Hähne zugedreht werden müssen - wo kämen wir denn auch hin, wenn beispielsweise ein Multimilliardär ein paar Millionen, also einige Promille, abgeben müsste, um das Essen und die Unterkunft für solche "Parasiten" zu bezahlen?!? Das geht aber gar nicht, wenn man "Elite"-Diener bzw. Schlips-Borg ist und sich seinen Platz am Fleischtopf, der zwar beileibe keine Milliarden, oft auch keine vielen Millionen, dafür aber ein vergleichsweise fürstliches Leben jenseits der vollmundig propagierten Armut ermöglicht, erhalten möchte.

Thatchers üble Taten aus den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts haben nach einer gewissen Karenzzeit bekanntermaßen ganz Europa erreicht und vergiftet - dasselbe gilt für spätere "Reform"-Projekte der kapitalistschen Extremisten, die eigentlich Deformierungen genannt werden müssen, ebenfalls. Die Zeit zwischen den Einschlägen wird jedoch drastisch kürzer: Jetzt hat es nur wenige Tage gedauert, bis die in England beschlossenen asozialen Verwerfungen und menschenfeindlichen Ablenkungen von den tatsächlichen Verursachern der staatlichen Geldnot auch in Deutschland einen politischen Widerhall - selbstredend zuerst (aber keineswegs exklusiv) in der CSU, wo auch sonst - erhalten haben. Gleichzeitig ist es extrem erhellend zu bemerken, dass trotz dieser widerlichen Behandlung und aller "Flüchtlingsbekämpfungsmaßnahmen" von MigrantInnen und Asylsuchenden noch immer einige Menschen den Weg nach Deutschland oder sogar England finden - wie grauenhaft schlimm muss es also in den Regionen sein, aus denen sie geflüchtet bzw. ausgewandert sind? Wer würde denn gerne an einen Ort ziehen, an dem es beispielsweise so


oder so


aussieht? - Wohlgemerkt: in einem der reichsten Länder des gesamten Planeten, in dem der Superreichtum einiger Weniger das Maß aller Dinge ist und sich die völlig desinformierte Bevölkerung teilweise immer noch an einen schwindenden Wohlstand klammert - sogar dann, wenn er gar nicht mehr vorhanden ist -, der aber stetig weiter auf die Konten jener Superreichen übertragen wird, ohne dass diese Umverteilung zugunsten der Superreichen überhaupt zur Kenntnis genommen oder gar erkannt wird.

Aber wir werden es erleben müssen: Ich bin leider ziemlich sicher, dass diese widerliche Bande es auch diesmal schafft, wieder unbeteiligte Minderheiten zu instrumentalisieren und den berechtigten Zorn der von Banken und Kapital ausgeplünderten Bevölkerung auf diese zu lenken - seien es nun diesmal Rumänen, Bulgaren, Zigeuner, Juden, Arbeitslose, Behinderte, Kranke, Alte, Junge, Schwarzhaarige, Muslime, Raucher, Linkshänder oder wen zur Hölle sie auch immer zu dieser perversen Opferrolle auswählen mögen. Die perversen Ideen gehen diesen Menschenfeinden und Eigennutzmehrern leider niemals aus. Die Beispiele der ersten Versuche können wir heute hautnah miterleben.

"Wohlfahrtstourismus ist das Problem!", wiederholen die in den überquellenden Geldspeichern Hockenden gebetsmühlenartig und krallen ihr Gold an sich bzw. lassen ihre gekauften Vasallen das stellvertretend für ihre HerrInnen tun - und ich wiederhole ebenso regelmäßig: "Geldspeicher, gekaufte Vasallen und HerrInnen sind das Problem!" Deshalb weiß ich, dass auch mir von diesen widerwärtigen Gesellen schon jetzt ein Platz in einem der Lager zugewiesen ist, die noch gar nicht wieder neu gebaut sind. Das aber geht schnell, wenn der systemimmanente gesellschaftliche, soziale und finanzielle Zusammenbruch einmal mehr naht.

---

Das allmächtige Gold



(Zeichnung von Erich Schilling [1885-1945], in "Simplicissimus", Heft 32 vom 05.11.1923)

Keine Kommentare: