Die meisten Menschen wollen Europa, aber sie wollen es anders. Sie wollen ein Europa, das Arbeitslosigkeit bekämpft und ihnen die Angst vor Billigkonkurrenz nimmt.
Wie eine andere, eine bürgernahe EU aussehen könnte, das müsste das Thema des Europa-Wahlkampfs sein. Europa muss Heimat werden für die Menschen. Europa darf nicht nur Wirtschaftsgemeinschaft sein, nicht nur Nutzgemeinschaft für die Industrie, sondern muss Schutzgemeinschaft werden für die Bürger. Das geht nicht mit Geschwurbel, das geht nur mit handfester sozialer Politik.
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Anmerkung: Mit diesen zischenden (fast hätte ich geschrieben: stinkenden) Nebelkerzen beginnt der scheinkritische Artikel von Heribert Prantl in der Süddeutschen Zeitung - und stellt damit ein Paradebeispiel für die von Prantl und so vielen anderen seiner KollegInnen seit so vielen Jahren herausgearbeite Kunst des Verschleierns und der Scheinkritik dar. Auch Prantl ist kein Systemkritiker - er findet den Kapitalismus an sich super und plädiert wie das Gros der deutschen Medien, die sich irgendwie "links" verstehen, lediglich dafür, diesem Monstrum ein paar Kettchen anzulegen, um die schlimmsten Auswüchse zu verhindern bzw. lediglich abzumildern. Dass wir dieser hochalbernen Strategie seit 1945 unentwegt und wiederholt beim unweigerlichen Scheitern zusehen mussten, ficht wahre Gläubige aber nicht an - die Glaubenssätze werden einfach immer wiederholt, auch wenn die Realität sie längst ins Reich von Absurdistan verbannt haben sollte.
Dazu bedarf es gelegentlich - wenn die ewig gleiche Botschaft nicht ganz so platt und dummdreist-verlogen daherkommen soll wie wir das beispielsweise von der neoliberalen Einheitspartei, der Springer-"Presse" oder irgendwelchen Schlips-Borg der "Elite"-Vertretungen aus der Wirtschaft kennen - eines ausgiebigen und wohlfeilen Geschwurbels. Genau das unterstellt Prantl zunächst den "Gegnern" seiner Meinung, bietet es dann aber in höchster Vollendung selbst dar - wer den Artikel nachlesen möchte, sei ausdrücklich gewarnt. Wie immer in solchen hanebüchenen Texten lässt der Autor auch hier die Ursachen - nämlich Kapitalismus, "Elite"-Denken und die groteske Anhäufung von Superreichtum in sehr wenigen Händen bei gleichzeitiger Ausbeutung und Verarmung aller anderen - völlig außer acht und erklärt statt dessen einige Wirkungen dieses völlig verrückten Wahnsinns zu "Ursachen" und andere wiederum zu deren "Wirkungen". Auf diese Weise lässt sich trefflich wild herumschwurbeln und wahnsinnig "kritisch" schreiben - ohne dass die eigentlichen Ursachen überhaupt genannt (geschweige denn: kritisiert) werden müssen.
Solange ein solcher Stumpfsinn zum "Elite"-Journalismus, der sich noch dazu "links" definiert, in Deutschland zählt, solange kann und wird sich nichts Grundlegendes verändern können. Prantl gibt hier beispielhaft für so viele andere (nicht nur Journalisten) den peinlichen Erklärbär einer zweidimensionalen Welt, der in seinem schlichten Denken die dritte Dimension völlig ausgeblendet hat und so mit dafür sorgt, dass die Menschen, die seinen Stuss lesen, ebenfalls in zweidimensionales Denken geführt werden (sollen).
Um nur ein Beispiel von vielen herauszugreifen: Deutschland ist ein Land, in dem Behörden den BürgerInnen generell feindlich gesinnt sind - egal, ob es sich nun um Geheimdienste, Polizei, Finanzbehörden, "Jobcenter", Sozialämter oder was auch immer handelt (Beispiel "Jobcenter" - pdf-Datei). Und Prantl schwafelt bei dieser furchtbaren Ausgangslage von einer "bürgernahen EU", wenn selbst im kleinsten, regionalen Rahmen schon klar ersichtlich wird, das von politisch-staatlicher Seite im Kapitalismus genau das eben nicht gewünscht ist und seit so vielen Jahren das Gegenteil praktiziert und massiv ausgebaut wird. Im Kapitalismus sind BürgerInnen systemisch "Melkkühe" und zu bekämpfende Feinde des kaptitalhörigen Staates, und genau so agiert die neoliberale Bande auch seit Jahrzehnten. In einer solchen Zeit von "Bürgernähe" und "sozialer Politik" zu sprechen, in der ganz offensichtlich von den selbsternannten "Eliten" flächendeckend auf Überwachung, Kontrolle, Disziplinierung, Schikane und Sanktionierung der BürgerInnen gesetzt wird, ist an Dreistigkeit - oder Dummheit - kaum zu überbieten.
Auch dieser Artikel der Süddeutschen ist nichts als Propaganda und gewollte Verdummung der Menschen, wie sie beispielsweise Orwell nicht treffender hätte protokollieren können.
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Moderner Geschäftsgeist
"Hilfe! Hilfe!" - "Wieviel Rettungslohn können Sie zahlen?"
(Zeichnung von Rudolf Grieß [1863-1949], in "Simplicissimus", Heft 21 vom 19.08.1919)
4 Kommentare:
Was erwartest du denn von diesem Land.
Nur mal eines unzaehliger Beispiele seit '45:
"BERLIN/PRETORIA (Eigener Bericht) - Zwanzig Jahre nach den ersten
freien Wahlen in Südafrika (27. April 1994) entziehen sich deutsche
Konzerne endgültig der Forderung nach Entschädigungen für Opfer des
von ihnen unterstützten Apartheid-Regimes. Während ein New Yorker
Gericht letzte Woche entschieden hat, dass Gerichtsverfahren gegen
zwei US-Konzerne wegen deren Beihilfe für die
Apartheid-Repressionsapparate weitergeführt werden können, sind
entsprechende Klagen gegen deutsche Unternehmen abgewiesen worden. Für
die Einstellung der Entschädigungsprozesse hatte sich auch die
Bundesregierung eingesetzt. Dabei zählten bundesdeutsche Firmen lange
Zeit zu den tragenden Stützen des Apartheid-Regimes. Daimler etwa war
nach dem Urteil eines international aktiven Apartheid-Gegners "ein
lebensnotwendiger Partner der südafrikanischen Kriegsindustrie".
Bundesdeutsche Firmen weiteten ihre Südafrika-Geschäfte sogar noch
aus, als Unternehmen aus anderen westlichen Staaten sich wegen des
stark gestiegenen internationalen Drucks aus dem Land zurückzuziehen
begannen. Nach dem Ende des Apartheid-Systems konnten deutsche Firmen
ihre starke Stellung in Südafrika halten, die sie auch ihrer
Kollaboration mit dem Apartheid-Regime verdanken. Die sozialen Folgen
der Apartheid, die sie aufrechtzuerhalten halfen, prägen die
südafrikanische Gesellschaft bis heute, bestätigt Ingeborg Wick, die
langjährige Geschäftsführerin der Anti-Apartheid-Bewegung in der
Bundesrepublik, im Gespräch mit german-foreign-policy.com.
mehr
http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/58847
Dem Apartheid-Staat eng verbunden
BONN Zum zwanzigsten Jahrestag der ersten freien Wahlen in Südafrika
nach dem Ende der Apartheid sprach german-foreign-policy.com mit
Ingeborg Wick. Wick war von 1975 bis 1990 Geschäftsführerin und von
1976 bis 1994 Vorstandsmitglied der Anti-Apartheid-Bewegung in der
Bundesrepublik Deutschland.
http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/58846
"
Scheisse fliegt insgesamt tief, und Deutschland, in vielseitiger Draufsicht, zumeist noch tiefer. ... Tendenz uebelst!
Gruss
Jake
Ich befürchte, lieber Jake, dass Du gar nicht wissen möchtest, was ich von diesem Land bzw. dessen politischer, medialer und finanzieller "Elite" erwarte - über die Mehrheit der stumpfsinnigen Bevölkerung will ich erst recht kein Wort verlieren.
"Schafe" oder "Lemminge" sind viel zu harmlose und verklärende Begriffe dafür. Und über alledem schwebt der böse Geist des Kapitalismus - momentan in Gestalt der massenmordenden Obama-Marionette, die allen Ernstes Russland des Völkerrechtsverstoßes bezichtigt.
Orwell rotiert im Grabe, während die Schafe munter zur allgegenwärtigen Kriegs- und Kapitalismuspropaganda mähen.
Da bringt es auch nichts, wenn ich mich unablässig übergebe.
Liebe Grüße!
1. Eurozentrismus ist auch eine Form von Rassismus.
2. Ein Staat, der Medien hat, benötigt keine Zensur.
Ich gehe mal davon aus, dass Du mit dem Begriff "Medien" eigentlich "Staatsmedien" bzw. "systemtragende", also Propagandamedien gemeint hast. Unter dieser Prämisse muss ich aber feststellen, dass Deine konzentrierte, verkürzte Version leider nur von den wenigsten Menschen begriffen wird, so dass es auch weiterhin durchaus notwendig ist, das ein wenig "auszuformulieren" bzw. zu illustrieren.
Liebe Grüße!
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