Donnerstag, 4. September 2014

Ein lauer Furz im Spätsommer: Goodbye, "Ad Sinistram"


Ich habe lange gezögert - aber heute ist es soweit und ich schmeiße Lapuentes Blog "Ad Sinistram" aus der Blogroll. Das ist wahrlich kein bedeutender Vorgang, sondern nur ein lauer, nicht einmal sonderlich übelriechender Mini-Furz im fortdauernden dissonanten Geschrei und Geblinke des Internets - daher sollten auch nur diejenigen weiterlesen, die sich mit "Ad Sinistram" auch schon intensiver auseinandergesetzt haben und ihre wie auch immer gelagerte Meinung dazu haben. Für alle anderen folgt hier nur redundanter, langweiliger Mist.

Schon vor längerer Zeit habe ich aufgehört, das Blog regelmäßig zu lesen - zu oft hatte ich zuvor dort Inhalte vorgefunden, die mich entweder nicht interessierten oder die ich als viel zu oberflächlich aufbereitet wahrgenommen habe. Besonders gestört hat mich von Anfang an die offenkundig gewollt verschwurbelte Sprache des Autors, die allerdings, wie ich schnell bemerken musste, keine tiefergehenden, intellektuellen Ursachen hatte, sondern offensichtlich stets Selbstzweck war. Wenn aber schlichte Inhalte sprachlich völlig unnötig verklausuliert werden und dies auch noch in einer Weise stattfindet, welche die sprachlichen Grenzen des Autors allzu offenkundig werden lässt, stellt sich unmittelbar die Frage, was dem Autor hier wichtiger ist: Der Inhalt oder die Form?

Später habe ich mehrmals versucht, kritische Anmerkungen in den Kommentaren dort zu hinterlassen - allerdings ist keine einzige davon freigeschaltet worden. Kritik - und sei sie auch noch so sachlich - ist dort offenbar unerwünscht. Selbstverständlich steht es jedem Blogbetreiber frei, das so zu handhaben, zumal sich Lapuente dort ja nie selber einbringt, er also an Diskussionen oder einem kritischen Austausch mit den LeserInnen seiner Ergüsse wohl nicht interessiert ist - ich persönlich finde das allerdings wenig sinnvoll und als Leser eher abschreckend.

Soviel zur Vorgeschichte. Nun hat der Mann aber ein Posting veröffentlicht, das für mich der noch fehlende Tropfen gewesen ist, der das sprichwörtliche Fass zum Überlaufen gebracht hat. In diesem Text beklagt auch Lapuente den "neuen Snobismus" der "Elite", also die inzwischen wohlbekannte, widerliche "Verrohung der Mittelschicht", über die schon viel - darunter auch viel Gutes - geschrieben worden ist. Allerdings bezieht sich Lapuente hier ausgerechnet auf den widerwärtigen Artikel der Heidemarie Brosche aus der Süddeutschen, über den ich mich kürzlich schon ausgelassen habe. Er allerdings bewertet diesen Artikel offensichtlich nicht kritisch, sondern benutzt ihn gar zur Untermauerung seiner Kritik am bösen, strunzdämlichen Klischee vom "faulen, dummen, arbeitsscheuen Hartz-Gesindel". Hat der Mann diesen Text tatsächlich gelesen und ihn - auch zwischen den Zeilen - verstanden? Zumindest letzteres muss ich stark bezweifeln.

Lapuente gehört zu den "Salon-Linken" vom Schlage der Nachdenkseiten, die grundsätzlich überhaupt kein Problem mit dem Kapitalismus haben und ihn "nur" in seiner "neoliberalen Extremform" ablehnen - ohne zu erkennen, dass eben diese "Extremform" letztlich nur die vollkommen logische, unausweichliche und stets wiederkehrende Endform dieses furchtbaren Systems ist, das ja nicht zufällig heute erneut wieder in der präfaschistischen, menschenverachtenden Gosse angekommen ist, wo die kapitalistische Welt vor 100 Jahren schon einmal gewesen ist. Die furchtbaren Folgen der damaligen Katastrophe sind bekannt - offensichtlich aber von vielen noch immer nicht begriffen.

Werter Roberto, es ist an der Zeit, das pseudo-intellektuelle Gehabe endlich abzulegen und sich stattdessen mit der tatsächlichen Bildung des Intellektes zu befassen - lieber spät als nie.

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[Zurück zum "guten Kapitalismus"]


"Ja, ja - unsere Zukunft liegt in der Vergangenheit!"

(Zeichnung von Thomas Theodor Heine [1867-1948], in "Simplicissimus", Heft 40 vom 31.12.1918)

27 Kommentare:

Manfred Peters hat gesagt…

Viele "laue Furze" ergeben einen ordentlichen stinkenden Sturm, noch mehr einen reinigenden Orkan.
Warum nur immer das Trennende suchen?
Ich kommentiere bei De La, ob der Zensur auch nicht, aber da gibt es genug Ausweichmöglichkeiten. ;-)

Charlie hat gesagt…

@ Manfred: Ich habe doch deutlich geschrieben, dass mit dem "lauen Furz" nicht etwa Lapuentes Blog, sondern lediglich der Akt des Aussortierens dieser Website aus meiner Blogroll gemeint ist.

Des Weiteren suche ich nicht das Trennende, sondern habe dieses Blog - trotz meiner beschriebenen Skepsis und unschönen Erlebnisse - über viele Jahre treu beworben.

Mein Entschluss, diese Werbung nun einzustellen (der sowieso völlig belanglos ist - daher die hübsche Wortwahl vom "lauen Furz"), ist ein Ergebnis der Summierung dieser Erlebnisse angesichts des im Posting erwähnten Fehlgriffes, ausgerechnet den Text einer maskierten Sozialdarwinistin zur Anklage des Sozialdarwinismus' heranzuziehen. Anders - bzw. einfacher - gesagt: Irgendwann ist Schluss und die Toleranz gelangt an ihr natürliches Ende.

Ich frage mich schon seit Längerem, inwiefern die Solidarität mit Strömungen, die erklärtermaßen nicht antikapitalistisch sind und daher vollkommen andere Ziele anstreben (auch wenn der momentane Gegner derselbe ist), überhaupt sinnvoll sein soll. Es ist ja wahrlich keine neue Erkenntnis, dass der "Feind meines Feindes" keineswegs automatisch mein "Freund" ist.

Lapuente und seine Fangemeinde interessiert es ohnehin nicht, was ich oder andere hier darüber schreiben - ich gehe davon aus, dass "Ad Sinistram" dadurch nicht einen einzigen Leser verlieren wird. Das Bild vom "lauen Furz" erscheint mir daher als ein durchaus passendes. ;-)

Liebe Grüße!

Charlie hat gesagt…

@ Rindvieh: Ich fühle mich bei manchem, was Du geschrieben hast, ja durchaus selber angesprochen, schiebe das jetzt aber einfach beiseite - und bedanke mich für den ausführlichen Kommentar.

Es wäre schön, wenn eine Diskussion daraus erwüchse, in der sich vielleicht auch FürsprecherInnen des zensierten Lapuente-Blogs zu Wort meldeten.

Viele Grüße!

Rindvieh hat gesagt…

Hast Du denn bei Deinen Stammkommentatoren Überschneidungen mit denen von ad sinistram? Ansonsten wird das gar Keiner mitbekommen.

Letztlich ist es aber auch egal. Der wird sein Ding weiter machen, so wie Du Deines, Jeder aus seiner eigenen Motivation heraus. Man kann hier bequem nebeneinander existieren, ohne sich auf die Füße zu treten.

Dass jemand im Internet einen Anderen davon überzeugt, die Grundfundamente seiner Weltsicht zu ändern, habe ich in all den Jahren die ich online bin jedenfalls noch nie erlebt. Wenn Du beharrlich dran bleibst, bringst Du ein paar Leute dazu, über gewisse Dinge nachzudenken, auf dass ihnen vielleicht irgendwann selbst ein Licht aufgeht, aber mehr darf man von der eigenen Wirkung auf Fremde in so einem anonymen Medium nicht erwarten.

Ruby hat gesagt…

Rindvieh, ich glaube da irrst du. Nicht jeder, der sich regelmäßig auf Blogs wie diesen hier informiert, outet sich. Ich kenne einige, die beinahe täglich, sich auf linken Blogs rumtreiben, um sich zu informieren.

Ich bin das beste Beispiel für die Wirkung linker Blogs auf das Denkvermögen.

Gestartet vor 6 Jahren als verblödete Manipulierte holte ich mir meine ersten Denkanstöße auf den Nachdenkseiten. Als Einstieg sind die gar nicht so schlecht. So wagte ich mich nach einer Weile auch zu ad sinistram vor. Sein Stil hat mir damals sehr gefallen. Ich kaufte sogar seine Bücher, kommentiert habe ich nie. Als ich eine Weile mit Hilfe der Nachdenkseiten und ad sinistram das eigenständige Denken übte, kam ich an den Punkt, wo mir deren Kritik am System nicht mehr weiterhalf, nur Reparaturarbeiten am Kapitalismus fordern, die sowieso nicht eintreffen (oder hat irgendwer schon mal spürbare Verbesserungen für die Bevölkerung bemerkt?), reichte mir nicht mehr. Ich hatte das Gefühl, irgendwie sind sie in der Mitte ihres Erkenntnisprozesses stehen geblieben.

Beide Blogs halte ich dennoch für berechtigt. Hätte ich damals mit meinem neuen Wissensdurst bei feynsinn oder Narrenschiff angefangen, ich hätte damals kein Wort verstanden.

Liebe Grüße Ruby

Rindvieh hat gesagt…

Hallo Ruby, interessante Perspektive. Du bist vermutlich über die NDS auf ad sinistram gekommen, weil er der einzige linke Blogger ist, den die NDS in ihrer täglichen Linksammlung überhaupt erwähnen (und das regelmäßig). Eben weil er ein Linksliberaler ist, wie Jens Berger und die beiden Betreiber der NDS auch. Dort werden keine Blogger verlinkt, die links vom üblichen keynesianischen Linksliberalismus der NDS stehen - so viel zum Thema journalistischer "Gleichschaltung", dem Lieblingsbegriff der NDS, den sie bei Anderen stets anprangern. Für die NDS ist Marx beinahe ebenso hahnebüchenes Teufelszeug, wie für einen Springer-Redakteur.

Dennoch haben die NDS im Gegensatz zu ad sinistram für mich einen gewissen Informationswert, die Seite ist recht professionell gemacht, gut aufgebaut und aggregiert immer wieder interessante Beiträge auf ihren Linksammlungen. Das erspart es mir, mich selbst durch dutzende Onlinezeitungen auf der Jagd nach dem ein oder anderen guten Artikel zu quälen. Wenn man berücksichtigt, dass die NDS Redakteure niemals den letzten Schritt zur Systemkritik gehen wollen und können, dann bietet die Seite wenigstens einen gewissen Mehrwert als Recherche-Startpunkt.

Anonym hat gesagt…

Rindvieh ist Nina Tabai.

Charlie hat gesagt…

@ Manfred: Erst einmal danke für den "Heppenheimer"-Link - ich wusste bislang nicht, dass der gute Mann beim ND ein Parallel-Blog unterhält. Ein Mehrwert an Information oder Kritik bzw. Austausch ist dort aber sichtlich ebenfalls nicht vorhanden bzw. zu erwarten ... ;-).

Was aber nun die Frage nach der Abgrenzung zwischen Kapitalismus und Antikapitalismus betrifft, bin ich doch reichlich irritiert: Wie genauer oder schärfer sollte irgendeine Unterscheidung denn noch sein, wenn selbst ein gegensätzliches Begriffspaar diesen Zweck angeblich nicht mehr erfüllen kann?

Es geht hier nicht darum, wer "Herr" über irgendwelche Meinungen ist oder wer die "Deutungshoheit" besitzt - wer sich (wie beispielsweise die Nachdenkseiten oder Lapuente) für den Kapitalismus ausspricht, egal in welcher "gezähmten" Form auch immer, der kann eben per definitionem kein Antikapitalist sein - so einfach ist das doch in diesem Falle. Hier ist es nicht wie beim Beispiel "Schwarz-Weiß", wo es eben immer noch ein Menge Grauabstufungen dazwischen gibt - diese Frage ist eher mit der Computerlogik zu beantworten, und da gibt es nur zwei Möglichkeiten: "1" oder "0".

Liebe Grüße!

Charlie hat gesagt…

Anonym ist scheiße.

Dani hat gesagt…

Die Frage von Manfred Peters ist berechtigt. Wo beginnt Antikapitalismus und wo hört er auf? Darf man im Antikapitalismus eine eigene Firma führen? Muss man das Geld abschaffen?
Mit 0 und 1 machst Du es Dir zu leicht, Charlie. Werd' mal ein bisschen konkreter, was Du unter Antikapitalismus verstehst!

Charlie hat gesagt…

Ich beteilige mich nur ungern an irgendwelchen Spekulationen, halte es aber für völlig ausgeschlossen, dass "Nina Tabai" und der Karl-Troll ein und dieselbe Person sein sollen - dafür ist diese Witzfigur aus der Schweiz schlicht und ergreifend zu blöd. Dass beide Blogs zur selben Zeit im Nirwana verschwunden sind, kann eigentlich nur Zufall sein.

Für nicht ganz so abwegig halte ich die Mutmaßung, dass "Nina Tabai" und "Rindvieh" identisch sein könnten - aber auch das bleibt letzlich nur Spekulation, die nicht weiterführt. Solange die Ergebnisse - in diesem Fall also die Kommentare - Ernst zu nehmen sind und sogar eine tatsächliche Qualität aufweisen, kann der Mensch, der sie schreibt, sich so nennen, wie er will.

Im Übrigen fand ich es schon recht amüsant, dass der Karl-Troll mir kürzlich einen ganzen Beitrag gewidmet hatte, in dem er mich als "Dschihadist" titulierte. Humor muss eben sein! ;-)

Charlie hat gesagt…

@ Dani: Es ist schön, nach so langer Zeit wieder etwas von Dir zu hören.

Zum Thema: Ich kann und will hier in wenigen Zeilen keinen "Gegenentwurf" zum Kapitalismus anbieten, das sollte eigentlich klar sein. In unseren Bibliotheken finden sich regalweise dicke Bücher zu dem Thema, die verschiedenste Alternativen bis in alle Details durchkauen - im Rahmen eines Blogs ist da keine umfassende Aufklärung möglich, auch wenn eine solche Antwort in unserer schnelllebigen, auf unmittelbare Informationshäppchen fokussierten Zeit wenig erbaulich ist.

Die klare Abgrenzung zwischen Kapitalismus (0) und Antikapitalismus (1) müsste aber jedem unmittelbar einleuchten:

0: Fast alles gehört einer kleinen Clique, die sich "Elite" nennt, und alle anderen müssen sich für diese "Elite" prostituieren, um den eigenen Lebensunterhalt bestreiten zu können. Der Profit dieser kleinen Clique ist das höchste und erste Ziel des Systems, dem sich alles andere unterzuordnen hat.

1: Alles gehört allen - und man muss organisieren, dass einjeder (vom Müllmann bis zum Ingenieur, von der Kinderbetreuung bis zum Hochschullehrer) seinen ihm möglichen Beitrag leistet, der allen Menschen ein gleichermaßen auskömmliches Überleben ermöglicht.

Man nennt das auch gerne "Utopie" - genauso wie einst in der Historie der Menschheit die Idee von der Demokratie, in der jeder Mensch - unabhängig von seiner "Stellung" oder Herkunft - dasselbe Stimmrecht haben sollte, eine "Utopie" gewesen ist.

Liebe Grüße - und melde Dich doch mal wieder.

Dani hat gesagt…

@Charlie
Wenn Du hier schon Roberto als Salon-Linken bezeichnest und ihm vorwirfst, er sei kein richtiger Antikapitalist, dann musst Du aber schon auf die Frage von Manfred Peters eingehen, die da lautet: "Wo beginnt, wo endet der Antikapitalismus, wer ist Herr im Eingliederungsverfahren in die antikapitalistischen Blog-Truppen?"

Das, was Du unter "0" und "1" beschrieben hast, ist doch keine Antwort auf die Frage von Manfred Peters.

(Du verwechselst mich, ich habe hier nicht vor "so langer Zeit" kommentiert)

Dani hat gesagt…

"Man nennt das auch gerne "Utopie" - genauso wie einst in der Historie der Menschheit die Idee von der Demokratie, in der jeder Mensch - unabhängig von seiner "Stellung" oder Herkunft - dasselbe Stimmrecht haben sollte, eine "Utopie" gewesen ist.", meint Charlie in seinem Hohelied auf die Demokratie.

Dann war's das wohl, mit der "reinen antikapitalistischen Lehre" der weniger als 1% in der Gesellschaft zustimmen.
Dann doch lieber Robertos "gezähmte" Form des Kapitalismus.

Anonym hat gesagt…

Gelegentlich habe auch ich bei Herrn Karl reingeschaut. Er scheint in seinem Hass auf alles Linke nur ein Ziel zu verfolgen: Die Linken zu spalten.

Aber ich glaube, dass Ihr hier das noch viel besser könnt!

Anonym hat gesagt…

Hahaha.
Charlie: "Wir sind das 1%."

Charlie hat gesagt…

@ Dani: Sorry, dass ich Dich verwechselt habe - das kann bei Namensgleichheit im Netz schonmal vorkommen.

Mitnichten werfe ich Lapuente vor, "kein richtiger Antikapitalist" zu sein - wo hast Du das denn bloß gelesen? Es ist doch vielmehr so, dass er selbst ausdrücklich und wiederholt den Kapitalismus befürwortet hat und an den diesem furchtbaren System zugrunde liegenden Strukturen überhaupt nichts ändern möchte. Hast Du insbesondere den kläglich gescheiterten Diskussionsversuch zwischen Lapuente und Feynsinn nicht verfolgt, in dem das nur allzu offensichtlich geworden ist?

Es gibt schlicht keinen "richtigen" oder "falschen" Antikapitalismus, und es gibt auch nicht "ein bisschen Antikapitalismus". Diese ganzen verwässernden Nebelkerzen, mit denen an irgendwelchen Symptomen herumgedoktert werden soll, führen niemals zu einer "Überwindung" des Kapitalismus, ebenso wie auch die Behandlung von Kopfschmerzen nichts dazu beiträgt, den Tumor im Gehirn eines Betroffenen zu bekämpfen. Beides lindert möglicherweise für manche temporär die Leiden, letztlich bewirkt diese "Therapie" aber nichts nachhaltiges.

Die westliche Welt hat nun einen fast 70 Jahre dauernden Feldversuch hinter sich, der nun auch für den letzten Kapitalismuszähmer eindrucksvoll belegt haben sollte, dass dieses "Konzept" völliger Irrsinn ist und stets - wie schon seit hunderten von Jahren - in immer denselben Katastrophen endet.

In diesen 70 Jahren gab es bei freundlichster Betrachtung vielleicht 10 bis 15 Jahre, in denen für einen gewissen Teil der westlichen Bevölkerung tatsächlich gewisse Erfolge und Verbesserungen erstritten worden sind - allerdings galt das nicht für alle Bevölkerungsteile des Westens und wird seit geraumer Zeit nach und nach auch für diese wieder revidiert - und erst recht nicht für alle Menschen auf diesem Planeten: Auch damals wurde dieser "zunehmende Miniwohlstand" der "kleinen Leute" nicht etwa auf Kosten der Superreichen bewerkstelligt, sondern natürlich auf Kosten der überwältigenden Mehrheit der völlig mittellosen Menschen auf diesem verkommenen Planeten, die damals wie heute im puren Elend existieren bzw. oft genug frühzeitig sterben mussten/müssen.

Was ist das denn bloß für eine abgrundtiefe Perversion, wenn einige wenige Personen kontinuierlich absurdeste Reichtümer leistungslos anhäufen, während ein Mensch wie Jean Ziegler immer wieder solche Sätze heraushauen muss: "Alle fünf Sekunden verhungert ein Kind unter zehn Jahren - in einer Welt, die einen irrwitzigen Überfluss produziert und eigentlich viel mehr Menschen ernähren könnte."

Genau das ist aber das Prinzip des Kapitalismus. Deshalb kann es doch nur eine Entscheidung dafür oder dagegen geben - wobei ich der Auffassung bin, dass Menschen, die nicht zu den pervertierten Emotions- und Geisteskrüppeln der superreichen "Elite" gehören und sich dennoch für den Kapitalismus entscheiden, überhaupt nicht verstanden haben, was sie da eigentlich anrichten - nicht zuletzt auch gegen sich selbst.

Liebe Grüße!

Charlie hat gesagt…

@ Manfred: Frage mich besser nicht nach meiner Meinung zur Partei "Die Linke" - es wird Dir nicht gefallen, was ich dazu zu sagen habe. Ich spare mir das besser auf und mache demnächst vielleicht mal ein eigenes Posting daraus.

Das Zitat von Gremliza halte ich indes für ausgemachten Schwachsinn - einen ähnlichen Satz könnte man bezüglich so ziemlich aller Themen formulieren, die überhaupt denkbar sind. Mit einer solchen Nullnummer kann man genauso gegen Sozialismus, Pazifismus und - oh Wunder! - sogar gegen Kapitalismus oder Faschismus anstinken, um nur wenige willkürliche Beispiele zu nennen.

Wenn Du mir erklären kannst, wie man ein durch und durch verkommenes, korruptes, asoziales System durch das Aufkleben einiger Pflästerchen auf ein paar der besonders schlimmen Eiterbeulen (oder eben das, was jeweils für "besonders schlimm" gehalten wird, während alles andere weiter ausgeblendet bleibt und stetig neue Eiterbeulen wie Pilze aus dem Boden schießen) "überwinden" können sollte, wärst Du wohl das Über-Genie des 21. Jahrhunderts.

Symptombekämpfung ist nicht zielführend - und kann es natürlich auch gar nicht sein.

Über die "Zustimmung in der Bevölkerung" lasse ich mich ebenfalls besser nicht aus - ich habe gerade eines dieser Horror-Wochenenden hinter mir, an dem ich wieder einmal miterleben musste, wie intelligente, akademisch gebildete Menschen den schmierigen Propagandasermon völlig unkritisch und wie von Sinnen nachgeplappert haben: Da war der "böse Kriegstreiber und Imperialist [sic!] Putin" ebenso ein Thema wie die "faulen Griechen", denen "wir Millionen in den Rachen schmeißen", und nicht zuletzt auch der "fiese Muselmane", der die ganze Welt unterjochen will und natürlich schon kurz vor Berlin steht und dort reihenweise Leute abschlachten will.

Dieser Menschheit ist nicht zu helfen, solange die furchtbare Propagandamacht der Medien bestehen bleibt.

Reinhard Mey hat das in seinem Liedchen "Das Narrenschiff" so gut getroffen wie kein anderer:

"Der Ausguck ruft vom höchsten Mast: Endzeit in Sicht!
Doch sie sind wie versteinert und sie hören ihn nicht.
Sie zieh‘n wie Lemminge in willenlosen Horden.
Es ist, als hätten alle den Verstand verlor‘n,
Sich zum Niedergang und zum Verfall verschwor‘n,
Und ein Irrlicht ist ihr Leuchtfeuer geworden."

Liebe Grüße!

Dani hat gesagt…

@Charlie
Wir stellen somit fest:
Ein kleiner Teil der Bevölkerung (einige Prozent Reicher) will einen ungezähmten Kapitalismus, weil dieser sie noch reicher macht.
Ein grösserer Prozentsatz will einen gezähmten Kapitalismus.
Ein sehr kleiner Prozentsatz (vielleicht sogar weniger als 1%) will den Kapitalismus überwinden, so wie Du es willst und beschreibst.

Und nun die Frage: Willst Du, dass diese kleine Gruppe von Antikapitalisten der Mehrheit der Gesellschaft ihren Willen aufzwingt?

Manfred Peters hat gesagt…

@ Charlie 04:00
Wenn schon Mey, dann aus aktuellem Anlass mit Verstärkung, sonst könnte es sein, dass Du Deine Utopien nicht einmal mehr träumen kannst (Ich hoffe es traf Dich ein ...). :-(
@ DIE LINKE
Únd jetzt möchte ich hierzu nicht weiter missionieren, denn mir scheint Dein Welbild so sehr verfestigt, das die rationalsten Argumente daran abpralllen.

Charlie hat gesagt…

@ Dani: Auf einen solchen infantilen Unsinn gehe ich nicht weiter ein - Du bist offensichtlich ja nicht an einem geistigem Austausch interessiert.

Wenn Du diskutieren möchtest, tue dies - wenn Du aber bloß herumtrollen und simplifizierte Botschaften auf BLÖD-Niveau ablassen willst, bitte ich Dich, das zu unterlassen.

Vielen Dank!

Charlie hat gesagt…

@ Manfred: Diesen Kommentar verstehe ich nicht. Was soll mich treffen - ein Blitz? Die Hand Gottes? Ein Drohnengeschoss der kapitalistischen Bande? ;-)

Es scheint wohl eher Dein Weltbild zu sein, das zu verkrustet ist, wenn Du dich heute immer noch tatsächlich als "Missionar" der Linkspartei empfindest.

Hast Du aus den vergangenen 70 Jahren denn wirklich gar nichts gelernt? Es ist doch immer wieder aufs Neue ernüchternd, dass gerade diejenigen, die offenkundig einer historischen Momentaufnahme nachhängen, ohne diese wirdlich global zu verstehen, anderen, die diesem Irrsinn nicht mehr länger folgen können, ein "verfestigtes Weltbild" vorwerfen. Der, der sein Weltbild ändert (ich habe wirklich lange für diese Erkenntnis gebraucht), ist nun also der, der ein "verfestigtes Weltbild" hat - ein solches Kunststück muss man erst einmal fertigbringen.

Vielleicht liest Du dich ja mal irgendwann durch mein Blog und erkennst dann, dass ich anfangs auch ein glühender Unterstützer der Linkspartei gewesen bin. Die Gründe, weshalb ich das heute gewiss nicht mehr sein kann, findest Du dort auch.

Zu Konstantin Wecker und seinem furchtbaren Eso-Blog äußere ich mich nicht mehr.

Ich weiß nicht, was Dich dazu antreibt, in diesem Parteiensystem im kapitalistischen Horrorsumpf noch einen Ausweg zu suchen oder zu vermuten - nicht nur die Logik, sondern auch die Historie erzählen Dir eine gänzlich andere Geschichte, die viel mit Katastrophen, Faschismus und Untergang zu tun hat, allerdings nichts mit Parlamentarismus westlicher Prägung und Pseudo-Demokratie.

Ein kleiner Denkanstoß - man höre und staune - aus den Maistreammedien dazu: "Ohne Wachstum kein Kapitalismus".

Liebe Grüße!

Anonüm hat gesagt…

Charlie, mußt du denn mit Manni und Dani so hart ins Gericht gehen? ;-)

Apropos Dani: Das Karlchen ist unter der alten url wieder da, und du bist neben den NDS jetzt sein Lieblings-Hass-Objekt. Viel Spass im vorraus!!!! :-)

Charlie hat gesagt…

Zu Hanni und Nanni sag ich jetzt besser nichts mehr - aber wenn Du (wer auch immer Du sein magst) zum Karl-Troll noch etwas ablässt, werde ich Dir (als "Dschihadist" wird das schließlich von mir erwartet) eigenhändig den Kopf abschneiden. ;-)

kalypso hat gesagt…

@ charlie

zwecks der namensverwechslung habe ich mir doch seit einiger zeit einen spitznamen zugelegt - du weißt doch.......:-)

hatte verf***** monate hinter mir -streß, hektik, fußilz und noch viel mehr......

melde mich die tage mal - bis dahin fühl dich lieb gedrückt!

p.s. lese regelmäßig das narrenschiff - kommentiere jedoch nicht mehr.

liebe grüße
kalypso

altautonomer hat gesagt…

Hallo Charlie,

mit tiefer Genugtuung habe ich Dein Posting zum Thema Lapuente und den ersten Kommentar von Rindvieh gelesen.

LaPu betreibt sein Blog doch nur, weil er ein agekratztes Ego,hat, das ihm die Schulterklopfer wieder aufrichten sollen.

Ich habe auch erleben müssen, dass er jegliche Kritik einschließlich Korrekturen seiner sachlich falschen Aussagen unterdrückt. Es geht ihm ausschließlich um "fishing für compliments".

Zu seinem Buch fand ich einen treffenden Kommentar von einem "Hotzenplotz". Eine sehr gute Analyse der problemflankierenden Sprachregelungsanästhesie von LaPu:

"Ich finde die Sprache de Lapuentes den Themen gegenüber, die er aufgreift und bearbeitet ganz und gar abträglich. Und da es dabei zweifellos in der Mehrzahl um tatsächlich Wichtiges geht, macht die Sache nur noch bedrückender. Das Ärgerliche an dieser Art der Aufbereitung all dieser hässlichen, surrealen, skurrilen, schrecklichen, eben wichtigen Themen und Beobachtungen ist, dass de Lapuente seine selbst für sein Metier außergewöhnliche Eitelkeit in der Regel gnadenlos vor das Thema stellt und diese leider nicht etwa - zumindest feigenblattartig - etwas dahinter zurücktreten ließe.
Die Ovationen der zahlreichen Fans des Blogs de Lapuentes zeigen ja auch nachdrücklich, dass von ihnen vor allem seine sprachlichen Ergüsse weit vor den Inhalten goutiert werden. Darunter sind durchgängig immer wieder Devotionalien an den Autor zu finden, die jedem pubertären Starkult Konkurrenz machen könnten, kurzum: zum Fremdschämen peinlich sind. Die langen Tentakel dieses Kults greifen sogar so weit, dass hier ein - letztlich zu vernachlässigender - kritischer Leserkommentar der grandiosen Laudatio auf de Lapuente (Rezension von "abc") ausgeblendet bleibt, da, ich zitiere amazon "Die meisten Kunden meinen, dass dieser Beitrag nicht zur Diskussion gehört". Wie bitte? Das ist schon starker Tobak! Darin meint der Leser nämlich nur, dass er die vom Rezensenten "abc" attestierte "Sprachgewalt" de Lapuentes als "Ironie" empfinde. Mehr nicht. Allerdings scheint dies im Dunstkreis der Fans de Lapuentes schon den Tatbestand der ahndungswürdigen Beleidigung zu erfüllen.
Freilich ist es völliger Unsinn, de Lapuente zu unterstellen, er könne nicht schreiben! Selbstverständlich kann er das, sogar stellenweise auf hohem Niveau. Doch das ist nicht mein Thema. Mein Thema ist die Glaubwürdigkeit de Lapuentes angesichts seiner Themen vor dem Hintergrund seines übersteigerten Narzissmus.

--> Fortsetzung folgt

altautonomer hat gesagt…

Denn seine Aufbereitungen, seine Essays sind in der Mehrzahl, ich wiederhole es nochmal, auf eine fatale inhaltsschleifende Weise fast leer gesogen durch ihre selbstverliebten Formulierobsessionen. In der Summe lese ich (journalistisch)-literarische, immer introspektiv vergorene Verdauungsprozesse mit anschließenden, stilistisch aufgemotzten Entleerungen und den dazugehörigen Winden, die seltsam hohl und flach trotz ihres meist aufwändig konstruierten Metapherngerüsts wirken.
So hervorragend eine lebendige, bildreiche literarische Sprache sich mit journalistischer Nüchternheit gelegentlich zum Vorteil der anvisierten Botschaft verbinden kann, de Lapuente gelingt dies leider gar nicht.

Ich habe aber vor allem Mühe, in dieser aufgeblasenen Sprache die unverstellt echte, empathische Nähe zu jenen zu finden, denen de Lapuentes überintellektualisierte, sprachliche 'Erleichterungen' im Allgemeinen gelten sollen: den so genannten Entrechteten und Armen, den Systemverlierern, denen "da Unten". Denn hier berauscht sich offenbar einer, der es mit seinem Kopf, seinem Intellekt, seinen geistigen Fähigkeiten und eben nicht mit dem Schmutzigmachen seiner Hände schaffen wollte, an sich selbst. Ob sich übrigens ein solches Suchtverhalten wegen oder trotz der eigenen Biografie etabliert, ist psychologisch betrachtet natürlich gleichrangig und deshalb letztendlich unbedeutend.

Nun ist es selbstverständlich völlig normal für einen kreativen Geist, sich auch am eigenen Schaffen zu ergötzen und sich selbst ein wenig auf die Schulter zu klopfen - so lange keiner zusieht. Bei de Lapuente jedoch wirkt diese Liebe zum eigenen Schaffen völlig überreizt und die Schamgrenze, dieser nur im eigenen Kämmerlein zu frönen, gebrochen und in ihr Gegenteil verkehrt.

Die gelegentlich gleichzeitig mit verkaufte Menschennähe wirkt ebenso leider nur einem ja nicht unbekannten Romantizismus geschuldet. Irritierend, weil so arg inszeniert wirkt das Theater jedoch immer dann, wenn ebenjene - intellektualisierte - besondere Nähe zum "gemeinen Volk" auf dem Spielplan steht. Eine für ein ganz offensichtlich zielgerichtet nach Applaus schielendem Soloprogramm eines Solisten ziemlich dumme und ärgerliche (wohl unbewusste) Manipulation, wie ich finde. Nein, nicht dass de Lapuente nicht an das glaubte, was er schreibt, sicher nicht! Oder dass er seinen Lesern bewusst und unverschämt seine Empathie für die geschundene Masse in betrügerischer Absicht aufschwatzen wollte. Quatsch! Innerhalb seiner Wahrnehmungsgrenzen empfindet sich de Lapuente im Gegenteil wahrscheinlich geradezu innig vereint mit seiner Klientel. Aber der Kern ist hier zu finden: Selbst- und Fremdsicht. Bei de Lapuente zeigt sich einmal mehr exemplarisch, wie weit die klaffende Spalte dieses wunden Schnittpunkts der Wahrnehmungswelten eines jeden Menschen auseinander stehen kann."

Danke für die Zeit, die Aufmerksamkeit und fürs Lesen.