Dienstag, 23. September 2014

Song des Tages: Machine Messiah




(Yes: "Machine Messiah", aus dem Album "Drama", 1980; hier eine Live-Version von 2009)

Run down a street where the glass shows that summer has gone
Age, in the doorways resenting the pace of the dawn
All of them standing in line, all of them waiting for time
From time, the great healer, the Machine Messiah is born

Cables that carry the life to the cities we build
Threads that link diamonds of life to the satanic mills

Aah, to see in every way that we feel it every day
And know that maybe we'll change, offered the chance
To finally unlearn our lessons and alter our stance

Friends make their way into systems of chance
(Friends make their way of escape into systems of chance)
Escape to freedom, I need to be there
Waiting and watching, the tables are turning
I'm waiting and watching, I need to be there

I care to see them walk away
And to be there when they say
They will return

Machine, Machine Messiah
The mindless search for a higher
Controller, take me to the fire
And hold me, show me the strength
Of your singular eye

History dictating symptoms of ruling romance
Claws at the shores of the water upon which we dance

All of us standing in line, all of us waiting for time
To feel it all the way and to be there when they say
They know that maybe we'll change, offered the chance
To finally unlearn our lessons and alter our stance

Machine, Machine Messiah
Take me into the fire
Hold me, Machine Messiah
And show me the strength
Of your singular eye.



Anmerkung: Ich gehöre in Sachen Musik ja zu den Perfektionisten - nicht nur, was die eigene Musik betrifft. Deshalb verlinke ich hier im Blog meist lieber die Studioversion eines Songs, sofern diese im hanebüchenen Dickicht des Urheberrechtdschungels im Internet verfügbar ist, denn diese ist sowohl soundtechnisch, als auch handwerklich (bezogen auf die musikalischen Fähigkeiten der jeweiligen MusikerInnen) meist um Klassen besser als jede Live-Version. Im Studio kann man eben viel tricksen und die meisten Schwächen ausbügeln - und auch schwierig zu spielende oder zu singende Passagen können so oft wiederholt und manipuliert werden, bis sie eben passen. Live ist das nicht ganz so leicht möglich, auch wenn da inzwischen ebenfalls längst vieles "nachbearbeitet" wird, bevor es zur Veröffentlichung kommt.

Hier haben wir aber einen der seltenen Fälle, in denen das gänzlich anders ist: Die inzwischen wirklich alten Männer von Yes stellen in diesem Video aus dem Jahr 2009 - mit nur ein wenig jugendlicher Unterstützung - klar, dass sie heute einen inzwischen 34 Jahre alten Song - der ganz nebenbei wie eine eingeseifte Gurke perfekt in den schäbigen Enddarm unserer heutigen Zeit passt - ebenso brillant und episch-aufwühlend auf der Bühne darbieten können wie damals im Studio. Wer diese Version mit dem Original von 1980 direkt vergleichen möchte, kann dies beispielsweise hier tun.

Zum Song selber will ich gar nicht viel schreiben. Er spricht nachdrücklich für sich selbst. Wenn es je so etwas wie eine musikalische Form der "dystopischen Science Fiction", gerne auch mit der so beliebten Anbindung eines religiösen Wahns, gegeben hat, dann findet sie sich hier - und wir müssen ebenso wie in der Literatur entsetzt feststellen, dass die Science Fiction von damals unserer heutigen Realität verdammt nahekommt. Dazu passt auch hervorragend die musikalische Form, denn es handelt sich hier nicht um "Pop-Musik", sondern um eine konsequente Weiterentwicklung der Tonkunst unserer musikalischen Ahnen aus der Zeit der Spätromantik und frühen Moderne mit neuen Mitteln.

Ich jedenfalls werde den Arschlöchern und ihrem perversen Überwachungswahn ("singular eye") auch weiterhin mein entschiedenes "Nein!" entgegenwerfen und mich davor hüten, gewonnene Erkenntnisse über Bord zu werfen ("unlearn our lessons"), um mich wieder wie ein dummes Schaf dem kapitalistischen Wahn auszuliefern ("alter our stance"). Und zu den Freunden, die sich mit dem perversen System arrangiert haben, um den eigenen Frieden und natürlich den eigenen kleinen Miniwohlstand auf Kosten der anderen zu finden ("escape into systems of chance"), sage ich besser nichts. Grandiose Musikstücke wie dieses helfen mir dabei nicht zu knapp.

2 Kommentare:

HF hat gesagt…

Inzwischen wurden Dystopien als Krisenursache enttarnt. An Abhilfe wird gearbeitet.( Link zu bbc.com )
Project Hieroglyph

Charlie hat gesagt…

@ HF: Danke für den Link ... wenn es nicht so absurd wäre, hätte ich beim Lesen laut losprusten müssen.

(siehe)