Mittwoch, 5. August 2015

Rassismus: Die Dämme brechen


Die hiesige Propagandapresse übertrifft sich momentan gegenseitig mit immer alarmistischeren "Katastrophenmeldungen", in denen von einer "Flüchtlingsflut" und ähnlich hirnlosen Begriffen die Rede ist. Ich mag nicht entscheiden, ob diese geist- und faktenfreie Propaganda nun Ursache oder Symptom der zu beobachtenden, stetig anschwellenden Rassismuswelle ist, die heuer einmal mehr in ihrer ganzen Hässlichkeit und schnöden Dummheit über Deutschland schwappt - festzuhalten aber ist, dass sie offenkundig wirkt.

Selbst ehemals "gemäßigte" Menschenfeinde oder gar solche, die sich einst des Gegenteiles rühmten, ergreifen heute eifrig das Wort, plappern den strunzdämlichen Blödsinn von der "Überfremdung" oder gar vom "Asylmissbrauch" nach und sehen im braunen Mob oftmals nur noch "besorgte Bürger". Das betrifft die Medienlandschaft ebenso wie (natürlich) die Politiksimulation - und diese Entwicklung macht auch vor der Bloggerszene nicht halt.

Es gibt eine ganze Reihe von Beispielen für diesen unheilvollen Trend, weshalb ich hier ein aus meiner Sicht besonders widerliches Beispiel herausgreifen möchte: Gestern las ich einen Text des "Alpha-Bloggers", der sich "Don Alphonso" nennt, mit dem schönen Titel "Wie das geht". Dort ist die oben genannte fatale Entwicklung nahezu in "arischer Reinkultur" nachzulesen. Der kleine Alphons schreibt beispielsweise:

Aber jetzt gibt es eine Krise durch eine Wanderungsbewegung und wer das nicht glaubt, kann sich gerne mal anschauen, wie die Rechtsextremen in Europa Zulauf bekommen, selbst wenn die Migration vor allem Deutschland als Ziel hat.

Das muss man sacken lassen und ggf. mehrmals lesen: Es gibt laut Alphons also eine "Wanderungsbewegung", deren Ursachen ihn offensichtlich nicht interessieren, die aber dafür eine "Krise" zur Folge habe. Welche Krise meint er damit wohl? Die Krise der Menschenrechte wird es wohl nicht sein - wahrscheinlich meint er also auch den unkontrollierten "Flüchtlingsstrom" von einigen hundertausend Menschen, der in einem Land mit 80 Millionen Einwohnern unweigerlich zum Kollaps führen müsse. Und selbstverständlich sei nach Alphonsens Stammtischmeinung "vor allem Deutschland" das Ziel, da hierzulande ja geradezu paradiesische Zustände - gerade für Arme - herrschen.

Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, um so viel geballte Dummheit und Unwissenheit angemessen zu kritisieren. Nach seiner Darstellung sind nun wieder einmal die Flüchtlinge selbst daran schuld, dass die rechtsextreme Brut in Deutschland und im übrigen Europa kontinuierlich an Zulauf gewinnt. Dass allein eine solche hanebüchene Pseudoargumentation bereits zutiefst rassistisch ist, fällt dem guten Mann nicht einmal auf. Die Opfer werden wie gewohnt zu Tätern stilisiert, während die wirklichen Ursachen (und Täter!) nicht einmal in einem Nebensatz Erwähnung finden. Dieses perverse Prinzip kennen wir aus der deutschen Geschichte nur allzu gut - und es lässt sich überall wiederfinden, wo konservative Unlogik das Sagen hat.

Auch vor stumpfsinnigen, stereotypen Verunglimpfungen von Flüchtlingen schreckt der kleine Alphons nicht zurück:

Und nein, die Mütter empfinden es vorne am nächsten Gymnasium nicht als Bereicherung, wenn beim Schulschluss Gruppen von jungen Migranten gegenüber stehen, gaffen und anzügliche Bemerkungen machen.

Das reicht locker für den örtlichen NPD- oder CSU-Stammtisch - und für unseren Alphons ist diese stramme, nationalpatriotische Aussage ein nachvollziehbarer Grund dafür, dass die "Stimmung kippen kann". - Mir fällt dazu, abgesehen vom riesigen Kotzeimer, nichts Sinnvolles ein. Vielleicht sind ja auch die Hakennasen schuld daran, dass die "Stimmung kippen kann" - oder das minderwertige Erbgut solcher Untermenschen, lieber Alphons? - Es ist wahrlich zutiefst erschütternd, in welchen braunen Jauchegruben der Autor hier wie selbstverständlich fischt, ohne den grauenvollen Gestank zu bemerken.

Die Begründung für derlei rassistischen Gedankenmüll liefert der Alphons gleich nach, denn er stellt schlicht fest:

Ich will, dass es mir gut geht.

Diese nicht näher erläuterte Aussage ist unmissverständlich, und sie beinhaltet unter anderem den ungesagten Zusatz: "Egal auf wessen Kosten und zu welchem Preis". So ist er, der hässliche, egoistische, vom kapitalistischen System vollkommen deformierte Eigennutzmehrer, der selbst dann, wenn es ihm vergleichsweise gut geht (Alphons meint gar, es gehe ihm "sehr sehr gut"), allzu gerne bereit ist, rassistische Plattitüden zu vertreten, um bloß keinen auch noch so kleinen Krümel an andere Menschen, denen es alles andere als "sehr sehr gut" geht, abgeben zu müssen. - Noch viel widerlicher können sich kapitalistisch verkrüppelte Menschen in diesem Terrorsystem kaum verhalten.

Der kleine Alphons ist kein Einzelfall - Deutschland bleibt sich treu.

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(Titelblatt der rassistischen Nazi-Hetzschrift "Der Stürmer" vom Juli 1934)

8 Kommentare:

André hat gesagt…

Oh, Charlie betreibt jetzt also auch ein Watch-Blog - gratuliere, gut recherchiert!

Fluchtwagenfahrer hat gesagt…

Moin Charlie,
meinen Respekt und Anerkennung für Deine Kommentierung
dieses unleidigen Blogbeitrages.

Aber die Frage die ich mir stelle, immer und immer wieder. Wieso sind diese Vollpfosten so? Und noch viel wichtiger, warum laufen so viele mit?? Woher rekrutieren sie sich?
Es hat definitiv etwas mit Bildung zu tun, vermute ich. Aber sind Anstand, Moral, Mitgefühl usw. in der Schule überhaupt Sperrfächer? Kann man die Fächer abwählen? Musste auch die Worte im alten Duden suchen, im neuen stehen sie wahrscheinlich nicht mehr drin.

Mal nen gekürztes kleines Anekdötchen dazu:
War gestern bei Feinkost Albrecht shoppen(ALDI),an der Kasse,ich weis nicht mehr genau wie es dazu kam,es ging um das Erbe der beiden verstorbenen Gebrüder.
Die Kassiererin sagte: Schade von dem Erbe werden wir wohl nichts sehen, genauso wie von den Besitzern vorher. Mir entfleuchte ein "In der Hölle mögen sie schmoren" worauf die Kassiererin entgegnete "Och die waren doch garnicht so schlimm, die Einführung der Discountläden war doch ne super Idee usw. laber,laber Frittenbude.
Ich sagte Ihr dann "Na Sie verdienen wohl super hier?!!"
Sie entgegnete "Och das passt schon,nur die NEUEN tun mir Leid"
Ich zahlte und trollte mich meiner Wege.

Hmmmm, also aus meiner Sicht fasse ich mal kurz Zusammen:

Für vielleicht geschätzte 14-15€ die Stunde/Brutto (18 Jahre Betriebszugehörigkeit) die sie verdienen mag, ist sie schon zufrieden gestellt.
Das diese (toten) Sackgesichter ein Imperium mit zig Millionen Gewinn aufgebaut haben und wo dieser Gewinn herkam realisiert sie nicht.
ABER sie besitzt zu mindestens ein wenig Empathie für die möglicherweise nun mit dem Mindestlohn abgespeisten NEUEN Mitarbeiter.

Wenn sie dann abends zu Hause ist, möglicherweise die Blagen abgefüttert hat,die Bude geputzt usw. setzt sie sich hin und liest erst mal ein gutes Buch, oder?

Na ja, ich stehe gerne weiter in einer mit 3-4 People besetzten Filiale an der einzig geöffneten Kasse dumm rum. Jedes mal, was soll ich auch machen?!!
Grüße aus the brave new world

altautonomer hat gesagt…

Durchgängiges Charaktermerkmal, das durch seine Texte wie ein roter Faden verläuft, ist seine schnoddrige Arroganz, von seinen Fans als Provokation missverstanden. Sie kulminiert in der Verachtung sogar bürgerlichen Initiativen, die sich mit allen erdenkliche Aktionen, Spenden, Sprachkurse etc. unter dem Label der "Willkommenskultur" um die Flüchtlinge in ihren Heimatkommunen kümmern, einschließlich der Antifa, die die "Lager" vor Angriffen von durchgeknallten Brandstiftern schützt. Diese Leute sind für ihn (Zit.:) "Asoziale, die mit ihrem Engagement dafür sorgen, dass entweder die Grenzen dicht gemacht werden oder die CDU bis 2070 die absolute Mehrheit hat".

Alphonse schreibt sich aus Angst um seine Privilegien und um seinen hedonistischen Lifestyle in die Herzen der "besorgen Bürger". Quasi als Mutant einer Mischung aus Franz-Josef Wagner und dem Herrn Karl (Zit.: Alphonso: "...und es ist absehbar, dass die Hetzer und Verbrecher der Rechten gegen die Hetzer und Verbrecher der Linken gewinnen werden.." Lechts gleich Rinks.

Für mich ist er der lebende Beweis, dass Bildung keine Garantie für rassistische Immunität ist.

Warum der Rebellenmarkt(übrigens eine ironische Bezeichnung für so eine Plattform)wieder in die Blogroll bei feynsinn aufgenommen wurde, ist mir ein Rätsel.


Charlie hat gesagt…

Vielen Dank für den Zuspruch und die Ergänzungen. Leider sehen das nicht alle so - gerade habe ich beispielsweise beim Kollegen von den "Fliegenden Brettern" eine nicht gerade subtile Kritik entdeckt (siebter Absatz), die mit dem Titel "Jagdszenen im Netz" versehen ist. Offenbar ist die Sensibilität für erstarkenden Rassismus noch weniger verbreitet als ich das befürchtet habe.

altautonomer hat gesagt…

Bevor die Dämme brechen, bekomen sie Risse, so wie vor einigen Wochen auch der Kiezneurotiker:

https://www.blogger.com/comment.g?blogID=6004064850806349720&postID=2692018473888286833&bpli=1

Das ist die Kommentarspalte mit den z. Zeil übelsten Meinungen etc., die ich je über Linke, Antifas und engagierte Flüchtlingshelfer gelesen habe. Darunter das Stammitschargument: "Dann nimm doch welche bei Dir auf" und das dem "ich bin kein Nazi aber...." vergleichbare selbstgeklebte Gütesiegel "bin selber Alt-68er" oder "hab auch in Wackersdorf" geduscht. Das sind diejenigen, die wieder mal nicht begreifen, wie allmählich bürgerlich etablierte Linke -also sie selber- auf der Suche nach Möglichkeiten, mit dem System auf die eine oder andere Art ihren Frieden zu finden in die Mitte abwandern. Sie nennen es dann späte Einsicht.

Stefan Rose hat auch solche Kalauer und Platitüden in seinen "Jagdszenen". Der Mensch sei nun mal schlecht: " So leid es mir tut, aber Menschen verursachen nun einmal Tierleid" Massentierhaltung und alles, was der industriellen Fleischproduktion an Ausbeutung und Leid vorangeht, nennt er "Ökosystem". Wenn das so unveränderbar und gottgewollt ist, dann lassen wir doch alles so, wie es ist.

So ein Geschwurbel macht mich richtig bräsig. Rose liest sich wie Jan Fleischhauer aus Kleinbloggersdorf. Daher dieser Nachtrag.

Frau Lehmann hat gesagt…

@Fluchtwagenfahrer
Das was du Anstand, Moral, Mitgefühl etc. nennst trägt in der Schule den Namen Sozialkompetenz.
Kompetenzorientierter Unterricht ist aber nicht konsequent an Inhalte gebunden. Um jedoch ein moralisches Bewusststsein und eines für Gerechtigkeit beispielsweise entwickeln zu können, braucht es relevante Inhalte. Zwar heißt Sozialkompetenz durchaus auch Kooperation zu beherrschen, aber das könnte man schließlich, um es mal drastisch auszudrücken, auch in einer Verbrecherbande erlernen.
Daher sind solche Fächer wie Deutsch, Geschichte oder Ethik für das "Fortkommen" der Schüler in unserer Gesellschaft ja auch weitaus weniger wichtig als die besonders geförderten MINT-Fächer. Alles muss sich doch rechnen und ausrechnen lassen. Ginge das mit z.B. Empathie?
Insofern stimmt es tatsächlich, @altautonomer, dass Bildung nicht vor Rassismus schützt. Kommt ja auch immer drauf an, was unter Bildung verstanden wird. Wissen ohne Zusammenhänge herzusrtellen und ohne "Herzensbildung" ist vor allem dazu geeignet, sich von "Unwissenden" abzuheben.
Besagter Blogger glänzt mMn sehr oft durch Arroganz gegenüber in seinen Augen "Kulturbanausen" und "Ossis". Seinen zur Schau getragenen Hedonismus empfinde ich als sehr elitär.
Ich erkenne immer wieder eine unheilvolle Verbindung zwischen elitärer Abgrenzung und rassitischen Ressentiments.

jakebaby hat gesagt…

Rein hirnlos, hat dieser Zwerggeist schlichtweg ein paar primitiv konservativ bis Glatzenpositionen gestrickt, den dumpfen Bloedsinn abstrakt zusammengewuerfelt und gepostet.

Und natuerlich werden die Rechten gegen die Linken gewinnen, "Weil die Rechten diesmal den Konsens sehr leicht ansprechen können. im Gegensatz zu den doch recht utopischen und filterbubbledurchseuchten Linken"

"Ich gehe da hin. Ich mache etwas dazu. Ich gehe heim. Ich lebe. Sehr sehr gut. Alles andere ist egal.
Das ist die Haltung, die man für das Schreiben braucht." ... etc. blabla ... und wenn ich dabei noch, erstaunlicherweise an Ficken und ähnliches denken kann, bin ich auch nur Mensch ... MENSCH!

Noch so'n Sommer, Alter .. und 's gibt 'n Grosskonflickt, der das Kontinent grundlegend ändern wird und das Grosskonfickt wird kommen wie das Erdbeben in der Arschebene und das grosskonfliktige Erdbeben wird auch diesmal so sein und ich schau mir das einfach an. ....
Was ein Scheiss.

Klingt wie die typisch rassistischapokalyptische Ejakullationsjauche der gewohnt linkshassenden Braunbacken. .... stuemperhaft rhetorik'tiert ... Depp 6 setzen ...

jakebaby hat gesagt…

Frau Lehmann, etc.

Ich brauche dir im Anschluss nicht erklaeren, das Bildung, sogenannter Intellekt, ebenso wie ungebildet/uninformiert/gleichgueltig nicht vor Arschloch schuetzt. Wobei der sogenannt gebildet 'Intellektuelle/etc., wenn Arschloch, wesentlich uebler zu bewerten ist, da ihm eine Absicht zur Verfuegung steht und nicht nur einem absichtlichen Arschloch, 'verdummterweise, Folge zu leisten, ... wobei sich dann zB. ein Donalphons an Wem/Was? orientiert.

Wiederum nur ein Beispiel zum sogenanntem rechten Intellekt: http://jakester-express.blogspot.com/2012/10/ob-das-polen-sind-russen-oder-auslaender.html
Einige der sogenannten "Neurechten Intellektuellen" des 2ten Video und nachfolgend, sind natuerlich auch weiterhin, zB. HoGeSa/Pegida und auch ansonsten omnipresent und kackbraunebraune Hetzer gegen alles und jeden, vor Allem Undoitschen.

Donalphons ist da gerade mal ein oberflaechlich verdummtprimitiver Furzschnueffler.
....

Gruss
Jake