Freitag, 11. März 2016

Dr. Uschis Fehler und Karl-Theodors Fehlverhalten


Nun ist es amtlich: Unsere Kriegs-Uschi darf ihren Doktortitel behalten. Sie hat zwar exakt dasselbe getan wie beispielsweise der Herr Guttenberg, aber die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) hat nach "eingehender Prüfung" festgestellt:

"Es geht um Fehler, nicht um Fehlverhalten", begründete MHH-Präsident Christopher Baum die Entscheidung. Die Internet-Plattform "Vroniplag Wiki" hatte 47 Textstellen gefunden, die aus fremder wissenschaftlicher Feder stammen sollen. Die Hochschule bestätigte die Recherchen größtenteils: An 32 Stellen soll tatsächlich nicht korrekt zitiert worden sein.

So schnell geht das im Lande Kapitalistan: Was gestern (bei Guttenberg und vielen anderen) selbstverständlich noch ein bewusstes "Fehlverhalten" war und zur Aberkennung des Titels geführt hat, ist nun zu schlichten "Fehlern" geworden, denen man natürlich keine Absicht unterstellen mag. Dass aus wissenschaftlicher Sicht beides gleich inakzeptabel ist, wird dabei geflissentlich unterschlagen: Ob Schludrigkeit, Inkompetenz oder bewusste Täuschungsabsicht - nichts davon darf in einem solch erheblichen Umfang in einer ernstzunehmenden Doktorarbeit vorkommen. Es wirft ein bedenkliches Licht auf das Wissenschaftsverständnis der zuständigen Damen und Herren an der MHH, eine dermaßen lächerliche Begründung für ihre nicht nachvollziehbare Entscheidung zu bemühen. Auch die Frage, wieso von den gefundenen 47 Plagiatsstellen (auf insgesamt 43,5 % aller Seiten!) nun "nur" noch 32 übriggeblieben seien, wird nicht weiter erläutert - auf der Webseite von vroniplag sind die dokumentierten Funde ja allesamt veröffentlicht und für jedermann nachlesbar. Dort hat sich die Anzahl allerdings nicht auf wundersame Weise verringert.

Dass es sich bei von der Leyens Werk aber sowieso um eine - im Fachbereich Medizin übliche - Schmalspur-Arbeit auf dem untersten wissenschaftlichen Niveau handelt, die in keiner Weise - weder inhaltlich, noch umfänglich - mit einer Dissertation beispielsweise in einem geisteswissenschaftlichen Fach vergleichbar ist, vergrößert die Groteske nur. Selbstverständlich kommt aber noch ein weiterer Aspekt hinzu, auf den Fefe in seinem Blog hingewiesen hat ("Einsendung eines Lesers"):

Die Familie von der Leyen ist eng mit der Führungsriege der MHH verwoben. / Ich hatte bei ihrem Mann während meiner Promotion einige Seminare. Heiko von der Leyen verfügt über eine illustre Karriere in der medizinischen Forschung und hat sicherlich eine Menge "Pull" im Präsidium der MHH. Meiner bescheidenen Meinung nach (und zum Glück geht es ja bei dir um Verschwörungen) ist das die "Beweisführung", die dazu geführt hat, dass unserer geschätzten Kriegsministerin der Titel nicht aberkannt wurde. Die MHH hätte auf diese Weise doppelten Schaden erlitten: einerseits durch den Imageverlust auf Grund des Skandals um die Aberkennung der Doktorwürde und andererseits durch den (empfundenen) Gesichtsverlust auch ihres Mannes, der in führender Position in der MHH und der MHH nahestehenden Firmen tätig ist.

Selbstverständlich behandle auch ich diese groben Unterstellungen als böse Verschwörungstheorie - eine ehrenhafte Familie wie die geschätzten und elitebewussten von der Leyens hat kriminelle Praktiken dieser schäbigen Art schließlich gewiss nicht nötig! Frau Dr. plag. von der Leyen wird's nicht weiter kümmern - der Rubel rollt, die Stahlhelmfrisur sitzt, der Kanzlerintraum bleibt erhalten und das kapitalistische, bis ins Mark korrupte und verfaulte System ist weiterhin nicht gefährdet. Hier gibt es nichts zu sehen, gehen Sie einfach weiter.

---

Definition


"Siehst du, eine gute Familie ist eine Familie, in der noch nicht vorgekommen ist, was in den besten Familien vorkommt."

(Zeichnung von Rudolf Grieß [1863-1949], in "Simplicissimus", Heft 17 vom 22.07.1919)

Keine Kommentare: