Freitag, 17. Juni 2016

Politische Exzellenz-Kompetenz: Das "Cyber-Abwehrzentrum"


Der Begriff "Cyber" wird momentan wieder einmal inflationär - und meist von möglichst inkompetenten Personen - benutzt. Beispielsweise arbeitet Stahlhelm-Uschi eifrig am Aufbau einer "Cyberarmee", welche die "digitale Sicherheit Deutschlands" sicherstellen und im Bedarfsfalle auch "digitale Angriffe" ausführen soll. Jedem halbwegs mit der Materie vertrauten Menschen ist ohnehin klar, dass es sich hier um ein Nebelkerzenfeuerwerk handelt, in dem es vornehmlich um Pöstchen, Machtgerangel, Budgets und Theaterdonner für die mediale Aufbereitung handelt. Die glorreiche "Cyberarmee" der Bundeswehr stürzt schon jetzt ganze Bataillone von fiesen Hackerterroristen in pure Angstschweißbäder, in denen sie reihenweise ertrinken.

Kompetenz, Exzellenz und Effizienz sind schließlich einige der wichtigsten ENZ-Schlagworte der habgierigen Bande - und gewiss auch die ersten, an die man im Zusammenhang mit dieser Bagage denkt.

Der tolle Plan von der Leyens hat indes einen direkten Vorläufer: Vor genau fünf Jahren haben die korrupten Flitzpiepen unter Federführung der CSU-Hohlbirne Hans-Peter Friedrich das "Cyber-Abwehrzentrum" gekreißt, das seitdem mit sagenhaften zehn Mitarbeitern das gesamte Land vor terroristischen Angriffen aus dem "Darknet" - oder wahlweise von der dunklen Seite des Mondes - beschützt. Oder stimmt das am Ende gar nicht?

Der WDR-Blogger Peter Welchering hat zu diesem Thema einen hübschen Beitrag geschrieben, den ich hier eigentlich komplett zitieren müsste - da ich das aber nicht darf, beschränke ich mich auf kurze Auszüge:

Nicht umsonst urteilte der Bundesrechnungshof im Jahre 2014, das Abwehrzentrum würde seine Aufgaben nicht erfüllen. Die Kritik am Abwehrzentrum ist nicht verwunderlich. Es war ja von der Politik eigens so konstruiert worden, dass dieses Zentrum eines garantiert nicht kann: Cyberangriffe abwehren. / (...) Zersplitterte Zuständigkeiten, Eifersüchteleien unter Behördenchefs und Ministerien sowie weitgehend fehlende Sachkenntnis in der IT-Politik haben dazu geführt, dass das Nationale Cyber-Abwehrzentrum in den fünf Jahren seines Bestehens eine Fähigkeit nicht entwickelt hat: Cyberangriffe abzuwehren.

Der gesamte Text ist zur Lektüre empfohlen. - Hier studieren wir wieder einmal ein glänzendes Beispiel dafür, was die neoliberale Einheitspartei unter Kompetenz, Exzellenz und Effizienz versteht: Es ging und geht hier nicht um "Cyber-Abwehr" (allein dieses Wortkonstrukt ist eine plumpe Beleidigung jedes Primatengehirns), sondern um Macht, Geld und medial verbreitetes, lautes Tamtam, um die erwünschte Botschaft ins Land zu plärren: "Seht her - wir tun etwas gegen die bösen Terrorangriffe!"

Es gäbe hundert Möglichkeiten, gegen tatsächliche Bedrohungen effektiv, schnell, preiswert und vor allem möglichst lautlos [sic!] anzugehen - das "Cyber-Abwehrzentrum" gehört aber ebensowenig dazu wie die geplante, noch absurdere "Cyberarmee" der Bundeswehr. - Ich frage mich schon seit Jahrzehnten, ob diese in fast sämtlichen politischen Bereichen immer wiederkehrende Erkenntnis tatsächlich "nur" auf die völlige Inkompetenz der jeweiligen Politmarionetten zurückzuführen ist. Allmählich bildet sich eine ernüchternde Anwort heraus: Nö.


(Bild: extra 3)

2 Kommentare:

schadensmeldung hat gesagt…

Soweit ich mich an einen Artikel darüber erinnern kann, könnte ein sogenannter Cyberangriff sogar den Ernstfall/Verteidigungsfall auslösen, bzw. wird so eingestuft, als handele es sich hierbei um einen militärischen Angriff (vorausgesetzt, ich hatte hierbei nichts missverstanden). Das ist höchst beunruhigend, wenn man seine Fantasie spielen läßt, wie ein Cyberangriff interpretiert werden könnte, egal wer ihn verursachte, oder: wer ihn möglicherweise inszenierte, um einen Krieg mit Land X zu rechtfertigen. Bei dem Gedanken, dass ein Cyber-Abwehrzentrum eigens dazu eingerichtet wurde, könnte ich schon in die Hose machen, sollte ich Normalo weiter fantasieren.
Zynismus pur, wenn in Rammstein Psychopathen geduldet werden, die digitalgesteuert Menschen in anderen Staaten hinrichten – oder abschlachten.
Von wegen Abwehr –

Siewurdengelesen hat gesagt…

Und im real life gibt es bald staatlich sanktionierte Bürgerwehren, wenn die Pläne des Hernn TdM wahr werden sollten.

Jahrelang wurde es aus Kostengründen verschlampt, für genügend gut ausgebildete Polizisten zu sorgen und dünner besiedelten Gegenden regelmäßig zu kontrollieren. Jetzt "stellt man urplötzlich Defizite fest" und labert wiederum aus Kostengründen, daß auf diese Art schnell und günstig ein Schutz gegen zunehmende Einbrüche etc. geschaffen würde - janeisklar.
Das ein gleichbleibendes Ausbilden und Ausstatten der Polizei mit Personal so etwas gar nicht erforderlich gemacht hätte, fällt gleich mal hinten hinunter. Vor allem will ich mir gar nicht vorstellen, wer sich da alles auf solch einen Posten bewerben wird, um sein Ego aufzuplätten. Wieso sehe ich da schon wieder die ABV-Helfer und verhinderten Blockwarte und Hilfssheriffs aus DDR-Zeiten und noch weiter zuvor vor meinem geistigen Auge...

...noch kurz zum eigentlichen Thema:

Dieses Abwehrzentrum ist doch Schnulli und ist nur ein weiterer Schritt, mit welchem eine - längst stattfindende - Überwachung systematisch und unauffällig etabliert wird. Zensursula die zweite dürfte es ziemlich treffen und Darknet, Terror uswusf. sind auch hier die Eyecatcher, die den wahren Grund verschleiern sollen. Wirklich verhindert wird durch dieses Dingensbumens wie üblich gar nichts!