Samstag, 2. Juli 2016

Der Aufstocker: Aus dem Leben eines Kranken


Ein kleiner, ausnahmsweise sehr persönlicher Exkurs

Ich stecke tief im grausamen Sumpf der kapitalistischen, von Rot-Grün durchgesetzten und Schwarz-Gelb frenetisch gefeierten und in der Folge betonierten Zwangsverarmung. Gestern habe ich ein freundliches Schreiben von der Stadtverwaltung erhalten, die vom "Beitragsservice" der öffentlich-rechtlichen Propaganda- und Volksbespaßungsanstalten damit beauftragt wurde, per Zwangsvollstreckung knapp 700 Euro bei mir einzutreiben. In dem netten Schreiben wird mir unter anderem die "Pfändung des Kontos" sowie "Erzwingungshaft" angedroht, falls ich nicht unverzüglich zahlen sollte - was ich natürlich nicht kann. Lebensmittel und andere Dinge des täglichen Bedarfs sind momentan also eher eine nachgeordnete Sorge für mich.

Schon seit vielen Monaten verzichte ich auf eigentlich notwendige Medikamente, da ich mir die Rezeptgebühren (fünf Euro pro Rezept) nicht leisten kann, und vor einigen Tagen habe ich auch noch eine Mieterhöhung von meinem Vermieter erhalten, so dass in Zukunft noch einmal monatlich 30 Euro in der Haushaltskasse fehlen. In Kürze gehen bei mir also die Lichter aus - und das nicht nur im wörtlichen Sinn, denn ich bin nicht gewillt, eine derartig entwürdigende Verarmung bis hin zur Stromsperre, Zwangsvollstreckung und drohenden Obdachlosigkeit zu ertragen. Irgendwann ist Schluss.

Erwähnenswert ist vielleicht noch, dass ich trotz meiner bösen Krankheit in Teilzeit arbeiten gehe (obwohl ich das "offiziell" gar nicht dürfte) und ein sogenannter "Aufstocker" bin - wobei die Behörde es durch diverse Tricks, Sanktionen und bösartige Findigkeiten (beispielsweise die Kürzung der Mietzahlungen, die angeblich nicht "angemessen" seien uvm.) geschafft hat, dass von meinem Verdienst so gut wie nichts mehr übrig bleibt und ich mich trotz des Jobs nahezu auf demselben finanziellen Niveau befinde wie jemand ohne Einkommen. Letztlich ist der Job also ein Minusgeschäft für mich, da ich natürlich auch jobbedingte Ausgaben habe. Außerdem ist eine "Befreiung" von den Zwangsgebühren des öffentlichen Verdummungsrundfunkes nicht mehr möglich, wenn das Einkommen auch nur einen Euro über dem gesetzlich bestimmten "Existenzminimum" liegt.

Sämtliche beteiligte Stellen - "Beitragsservice", Stadtverwaltung, "Jobcenter" und Vermieter - wissen, dass ich leider erkrankt und daher tageweise immer wieder außer Gefecht gesetzt bin, allerdings interessiert das exakt niemanden und die kapitalistische Doktrin wird konsequent und ohne jeden Anflug von Empathie gnadenlos durchgesetzt. Als Höhepunkt kann ich eine Anekdote erzählen, die schon einige Zeit zurückliegt: Ich befand mich damals auf der Intensivstation eines Krankenhauses und wusste nicht, ob ich dieses Haus noch einmal lebend verlassen würde. Während ich so dalag und meinen existenziellen Gedanken nachging, stürmte eine Dame herein, die sich als Mitarbeiterin der Verwaltung zu erkennen gab - und sie teilte mir mit, während ich dort lag, dass meine Krankenkasse die Übernahme der Kosten verweigere, da mich das örtliche "Jobcenter" abgemeldet habe. Das war für meine Genesung natürlich sehr hilfreich. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass ein Schnüffler der Behörde mich, während ich im Krankenhaus war, zuhause nicht angetroffen und daraus den Schluss gezogen hatte, dass ich nicht mehr dort wohne. - Dies sind alltägliche Geschichten, von denen ich hunderte erzählen könnte, mit denen Zwangsverarmte in diesem Land täglich zu tun haben.

Nun wartet also die Zwangsvollstreckung auf mich. Eigentlich müsste ich kommende Woche zwar wieder diverse Arzt- und Krankenhaustermine wahrnehmen, aber darauf verzichte ich wohl lieber, damit die üblen Gesellen mir nicht die Tür aufbrechen und in meiner kleinen Wohnung nach Goldschätzen und Diamanten suchen. Und das alles nur, weil die korrupte Politbande eine auch rückwirkend zu zahlende Zwangsgebühr eingeführt hat, die auch Menschen betrifft, die seit vielen (!) Jahren vom "öffentlich-rechtlichen" Verdummungsfunk abgemeldet waren.

Vor zehn Jahren lebte ich noch im schicken Einfamilienhaus, fuhr einen albernen BMW und erzielte durch völlig lächerliche Tätigkeiten im Borgwürfel ein an heutigen Maßstäben gemessen fürstliches Einkommen. Geblieben ist mir davon seit meiner Erkrankung nichts - die staatliche Zwangsverarmung hat auf ganzer Linie zugeschlagen und mich ohne Umschweife zunächst alles "Überflüssige" verkaufen lassen und mir sodann auf direktem Weg die Daumenschrauben des Hartz-Terrors angelegt. Wer krank wird in diesem grauenhaften System, muss sich wahrlich sehr warm anziehen.

Ich behalte es mir vor, die Untergrenze meiner persönlichen Würde selbst zu bestimmen - und sofern die Krankheit den Job nicht erledigt, werde ich selbstbestimmt den Abgang wählen, bevor ich obdachlos werde oder mich wegen lächerlicher 700 Euro für einen geldstrotzenden Verein im Knast wiederfinde, der sich Millionengehälter für debile Figuren wie Gottschalk oder Jauch - oder noch weitaus horrendere Summen für die Übertragungsrechte für noch dämlichere Fußballspiele - leistet und mit dem ich nichts zu tun habe.

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Das letzte Bad



(Lithografie von Honoré Daumier [1808-1879], aus der Serie "Sentiments et passions", in: "Le Charivari", 1840)

22 Kommentare:

epikur hat gesagt…

Uff, das sitzt. Sofern man noch gesund sein sollte, macht einen der Hartz-Terror einen irgendwann krank. Durch Call-Center-Zwangsarbeit, Willkür, Schikane, Psychoterror. Fängt bei mir gerade an...

Wenn Du "beweisen" kannst, dass Du finanziell nicht dazu in der Lage bist, die 700 Lappen sofort aufzutreiben, bleibt noch die Möglichkeit einer Ratenzahlung. Gibt es Beratungsstellen hierzu in Deiner Nähe? Caritas, Wohlfahrtsverbände etc.? Auch die Kreisverbände der Linken helfen einen hier weiter. Glück auf! Es gibt noch schöne Dinge im Leben, wie Familie, Kinder, Musik, Literatur und Natur.

schadensmeldung hat gesagt…

Scheiße – mach blos keinen Mist! Gestehe es DENEN nicht zu, und gib ihnen nicht noch diese Macht.

Ersatzhaft für erzwunge Gebühren in unserer hochgelobten Demokratie?
Verächtlicher können sich Demokraten nicht geben.

Erinnert mich an die Drohungen meiner ehemaligen Krankenkasse wegen nichtgezahlter Zusatzbeiträge, paarundsiebzig Euro, weshalb ich es dazunoch mit der Zollbehörde zu tun hatte, die mir ebenfalls mit einer Zwangsvollstreckung drohte.
Ich konnte einfach keinen Zusatzbeitrag mehr zahlen ohne zu hungern, da ich zu diesem Zeitpunkt gerademal mit 110 Euro zurechtkommen mußte, die Hartz IV-Verwaltung keine Zusatzbeiträge übernahm.

Nebenbei bemerkt: Ein Zwang zur Krankenversicherung besteht auch schon seit einigen Jahren. Niemand hat darüber eine freie Entscheidung mehr, und wer – aus der Not heraus – für einige Zeit nicht versichert ist, wird rückwirkend zur Kasse gebeten, unter genau den gleichen Androhungen, bishin zu einer Gefängnisstrafe. Ganz übel –
Bleibt noch die Frage, ob eine Staatsanwaltschaft/Richter kaltlächelnd einen Abtransport ins nächste Lager befürwortet, um Armut zu disziplinieren oder auf Halde legt.

Anmerkung:
Ich wünsche mir, dass die Herren von HdS sowie Stamm-Kommentatoren Dein Posting lesen werden, sich möglicherweise ein paar ernsthafte Gedanken darüber machen, sich für so manches Urteil über Deine Person sogar etwas schämen – sollten sie schon.
Ja, Herr Platta, Herr Rottenfußer, dieses Posting wäre einer Verlinkung wert.

Liebe Grüße –
Volker

Troptard hat gesagt…

Guten Tag Charlie!

Wenn ich Deinen persönlichen Leidensbericht lese, dann fehlen mir eigentlich die Worte darauf angemessen zu reagieren. Ich empfinde Wut und gleichzeitig Verzweifelung.

Welche soziale Kälte steht dahinter, Menschen in Lebensverhältnisse zu treiben, in denen sie den Freitod als letzten Ausweg sehen, um das nicht enden wollende Martyrium zu beenden.

Ich habe eigene Erfahrung damit, wie das ist, wenn einem durch Krankheit die Lebenskraft abhanden kommt, das Leben wird in allen Bereichen fragil. Ich habe solche Gedanken auch oft, obwohl meine materiellen Verhältnisse ziemlich geordnet sind und mich fürsorgliche Menschen umgeben.

Lebst Du alleine? Hast Du keine Freunde, die Dich stützen und bereit sind, Dich auch materiell zu unterstützen?

Auf Dich selbst zurückgeworfen, wird das alles sehr, sehr schwierig.
Hast Du noch die Kraft, Hilfe in Anspruch zu nehmen?

Ich schätze Deinen Blog sehr und hoffe, dass er mir noch lange erhalten bleibt.

Charlie hat gesagt…

@ Troptard: Danke für Deinen Zuspruch. Zum Thema "Freunde" muss ich Dir aber mitteilen, dass viele der Herr- und Frauschaften sich angesichts meiner fortschreitenden Verarmung nach und nach verabschiedet haben. Selbst meine ehemals beste Freundin, eine durch und durch Linke, hat es irgendwann nicht mehr eingesehen, dass ich es mir schlicht nicht mehr leisten kann, genauso oft wie sie 100 km zu einem persönlichen Treffen zurückzulegen. Sie hat den Kontakt zu mir abgebrochen.

Dies ist wohl repräsentativ für dieses verkommene Land. Welche Worte mein Bruder für mich übrig hat, will ich hier lieber nicht ausbreiten. Für diesen kleinen Mann bin ich ein Versager und Schmarotzer - ich weiß nicht, was ich dazu noch sinnvoller Weise schreiben sollte.

Soziale Isolation ist ein erwünschtes und gewolltes Ziel des Hartz-Terrors, und sie funktioniert. Damit habe ich mich längst abgefunden. Von all den netten Menschen, die ehemals beim Grillabend in meinem Garten saßen, "kennt" mich heute kein einziger mehr.

Liebe Grüße!

Siewurdengelesen hat gesagt…

Scheiße in Potenz - wäre es eine Option, ein anonymes Spendenkonto einzurichten, um Dich wenigstens Deiner gesundheitlichen Sorgen etwas zu entlasten?

Für den Rest findet man sowieso nie die passenden und meist eher noch falschen Worte. Um Dich oben zu halten und nicht verzweifeln zu lassen, vielleicht hilft dieses Buch, so Du es noch nicht kennst:

https://de.wikipedia.org/wiki/Wie_der_Stahl_geh%C3%A4rtet_wurde

Venceremos!!!

Troptard hat gesagt…

Hallo Charlie,

ob das repräsentiv ist, kann ich nicht beurteilen. Ich selbst habe das aber so ähnlich mit Eltern, Freunden und Verwandschaft erlebt.
Weil nicht absehbar war, ob ich die Notoperation überlebe, war mein Arbeitsplatz neu besetzt. Besuch in der Klinik lediglich von meinem Schwager und natürlich von meiner Frau.

Die Absetzbewegungen begannen sehr schnell: Heftige Sprüche mit Vorwürfen, Anteilnahme, Unterstützung null.

Da ich ein Mensch bin, der sich nicht alles bieten lässt, habe ich von mir aus einige Kontakte abgebrochen, auch zu meinem Vater . In der Firma habe ich mit einem Rechtsanwalt eine einvernehmliche Trennung herbeigeführt.

Danach eine lange Periode von Arbeitslosigkeit, unregelmässiger Arbeit und freiberuflicher Tätigkeit. Meine Beste war damit überfordert und bei ihr der Wunsch, sich von mir zu trennen.

Vor einigen Jahren ein schwerer Rückfall, so, dass die Rentenversicherung mir vollständige Erwerbungsunfähigkeit bescheinigte und ich in Frührente gehen konnte.

Ungefähr alle zwei Jahre Klinikaufenthalt.

Liebe Grüsse!

bile hat gesagt…

Hey, falls Du die Kontodaten nennst, könnte ich eine Kleinigkeit überweisen.

Gruß u. gute Besserung!

Unknown hat gesagt…

Ich kenne das alles...Auch die ganzen Schikanen.
Lass Dich nicht von denen unterkriegen und gib ihnen nicht so viel Macht.
Ich kann mir nicht vorstellen,dass die mit irgendwas durchkommen.
Bei mir hat man auch alles Mögliche versucht,hat mich zB von Amt zu Amt geschickt und ich stand dann vor dem Problem,dass das eine Amt Anfang des Monats zahlte,das andere erst Ende des Monats rückwirkend,sodass meine Tochter und ich 4 Wochen lang keinen einzigen Cent gehabt hätten.Ich habe auch sonst niemanden,den ich um Geld bitten könnte.War denen auch scheißegal,kamen aber dann mit einem Überbrückungsdarlehen an.Das ist ja auch ein Witz,für's Überleben ein Darlehen beantragen zu müssen,außerdem hätte mir dann danach auch wieder jeden Monat wegen der Raten Geld gefehlt.Ich hab mich darauf überhaupt nicht eingelassen,schließlich konnte ich überhaupt nichts dafür,die Ämter wollten es ja so,nicht ich.Habs einfach drauf ankommen lassen,mir blieb auch nichts anderes übrig,als darauf zu vertrauen,dass doch alles gut geht...Und dann haben sie mir das Geld für die 4 Wochen doch gezahlt,ohne Darlehen...Normalerweise passiert sowas nicht!
Hab ich bei anderen Schikanen auch so gemacht und auch da ist alles einigermaßen gutgegangen.
Ich hoffe,dass es bei Dir auch so sein wird!

Charlie hat gesagt…

Vielen, vielen Dank an alle für die Anteilnahme. Ich mag es ja gar nicht, persönliche Dinge in dieses Blog zu erbrechen, aber manchmal bleibt eben keine andere Wahl. Ein Spendenkonto ist eine nette, äußerst freundliche Idee - allerdings kann ich ein solches Konto nicht einrichten, da die Behörde unweigerlich davon Kenntnis bekäme (Datenschutz war vorgestern) und ich noch größere Scherereien am Hals hätte. Die neoliberale Bande hat das Bankgeheimnis für Zwangsverarmte nicht ohne Grund abgeschafft.

Wer dennoch - auf welche Weise auch immer - etwas helfen möchte, muss wohl eine Mail schreiben (die Adresse steht oben rechts: editor@gmx.li), eine andere Möglichkeit sehe ich momentan nicht.

Abgesehen davon habe ich das Wochenende trotz gesundheitlicher Einschränkungen genutzt, eine ganze Armada an Briefen an die beteiligten Behörden zu verfassen, um das drohende Unheil doch noch abzuwenden. Ob es etwas genutzt hat, wird sich in Kürze zeigen. Ich bin da eher skeptisch.

Liebe Grüße!

Charlie hat gesagt…

@ frei-blog: Von den HdS-Leuten erwarte ich nun überhaupt gar nichts. ;-) Im Übrigen danke ich auch Dir für Deine mentale Unterstützung - es ist indes bezeichnend, dass diese oft von Menschen kommt, die erklärtermaßen selber auf die eine oder andere Art betroffen sind, während noch halbwegs gut situierte Menschen wie beispielsweise meine Restfamilie sich nicht zuständig, sondern eher in der Anklägerposition wähnt.

Vor kurzem schrieb ich schon an anderer Stelle: "Man wird in dieser narkotisierten, dummgehaltenen, konsequent verarmten Bevölkerung nicht lange nach einem neuen Dr. Mengele suchen müssen." - Aus dem amtsärztlichen Bereich sind mir da sogar schon einige KandidatInnen bekannt, die noch lange nicht zwangsverarmt sind, sondern in gut dotierten, unkündbaren Beamtenpositionen hocken und sich trotzdem (oder deswegen?) der erneut ausufernden Menschenfeindlichkeit verschrieben haben.

Bösartigkeit ist ein Garant für individuellen Erfolg im Kapitalismus.

Liebe Grüße!

Charlie hat gesagt…

@ Ve Rena: Danke für Deine aufmunternden Worte. Ich selbst kann allerdings nicht auf eine so glimpfliche Vergangenheit zurückschauen - seit meiner Erkrankung und dem damit verbundenen Jobverlust habe ich so ziemlich alles durchgemacht: Von der Abmeldung bei der Krankenkasse, wie beschrieben, bis hin zur Komplettsanktionierung inklusive der Mietzahlungen (die nur zufällig nicht in der Kündigung des Mietverhältnisses endete) habe ich alles durch. Jedes Mal musste ich das Sozialgericht bemühen, um in oft langwierigen Verhandlungen doch wieder zu meinem Recht zu kommen.

Dafür fehlt mir inzwischen aber die Energie. Und das wissen bzw. erahnen die zuständigen Behördenfreaks sicherlich. Ein schönes Beispiel war vor einem Jahr die Reaktion des "Jobcenters" auf ein ärztliches Attest, das mir bescheinigte, Termine in der Behörde temporär nicht wahrnehmen zu können: Die gruseligen Gestalten dort änderten daraufhin einfach meinen Bewilligungsbescheid und verdonnerten mich dazu, meine Leistungen, die zuvor wie gewohnt überwiesen wurden, ab sofort in Form eines Schecks zweiwöchentlich persönlich beim Amt abzuholen. Glücklicherweise hatte ich damals - da lag ich wieder einmal im Krankenhaus - noch Unterstützung, die diesen Bescheid mithilfe des Sozialgerichtes erfolgreich und recht schnell abgewendet haben.

Derlei Geschichten könnte ich stundenlang erzählen.

Ich gehe also davon aus, dass die Daumenschrauben auch diesmal wieder bis zum Äußersten angezogen werden - obwohl ein Widerspruchsverfahren läuft und die Zwangsvollstreckung eigentlich überflüssig ist. Ich kann mir das nicht mehr nur mit bürokratischem Irrsinn erklären; dahinter steckt offensichtlich ein systemischer Faktor, der es gerade den Schwächsten verunmöglichen soll, sich gegen staatliche Willkür zur Wehr zu setzen. Die seit langem schwelenden Pläne für die Einführung von Sozialgerichtsgebühren, die noch lange nicht vom Tisch sind, sprechen da ja Bände.

Ich wünsche Dir sehr, dass es auch weiterhin einigermaßen glimpflich bei Dir vonstatten geht.

Solidarische Grüße!

Troptard hat gesagt…

Hallo Charlie,

habe Dir eine Email geschickt. Um mich zu vergewissern, ob die auch bei Dir gelandet ist, bitte ich um eine kurze Rückmeldung/Antwort.

LG, Troptard

stille G. hat gesagt…

Hab ich doch grad ein deDéjà-vu-Erlebnis ~

und meine Paranoia bekommt Futter ~~

fürs erste (Fortsetzung folgt) ein Link zu HdS

http://hinter-den-schlagzeilen.de/2014/04/30/in-bewegung-geraten/

Prinz Chaos II hat einen vor Obdachlosigkeit geflüchtetem Bayer Asyl gewährt

stille Geniesserin hat gemeint sie könne helfen ~~ na ja ~ überbordende Hilfsbereitschaft hat auch negative Folgen

Mail folgt auch noch ~)

Charlie hat gesagt…

Am Rande: Die Esos von "Jenseits der Realität" haben dieses Posting seltsamerweise verlinkt. Ich habe im dortigen Kommentarbereich darum gebeten, das zu unterlassen, da ich in einem derartig zwielichtigen Umfeld gewiss nicht auftauchen möchte; bislang ist aber weder der Kommentar veröffentlicht noch meiner Bitte entsprochen worden.

Es ist grotesk, mit welchen Absonderlichkeiten man sich in diesem Land und in Kleinbloggersdorf herumschlagen muss.

MT hat gesagt…

Hallo Charlie, ich hoffe, dass es Dir jetzt nach ein paar Tagen etwas besser geht und dass Du diese schreckliche Angelegenheit lösen konntest. Lass den Kopf nicht hängen. Man darf sich von denen nicht so unterbuttern lassen. Alles gute für Dich.

Charlie hat gesagt…

@ MT: Danke für den Zuspruch. Leider lösen sich solche Probleme in der Regel nicht einfach in Luft auf - das Damoklesschwert baumelt nach wie vor über meinem Kopf. Und es bleibt sehr scharf.

- Und der Vollstreckungsbeamte sagt: "Sorry, aber ich muss mich an das Gesetz halten ... ziehen Sie sich nun vollständog aus, bitte."
- Und die liebe "Familie" sagt: "Du bist doch auch selber schuld, wieso bist du krank geworden oder tust nur so als ob? Wer arbeiten will, der bekommt auch Arbeit! Elender Schmarotzer!"
- Und die Behörde sagt: "Das Wort 'Sorry' ist hier unbekannt, wie müssen Ausgaben senken, und das tun wir sehr konsequent. Die Kollateralschäden gehen uns nichts an."
- Und der Vermieter sagt: "Sie sind kein erwünschter Mieter und stehen bzw. liegen meinem Profitinteresse im Wege. Gehen oder kriechen Sie endlich da weg!"
- Und der "Beitragsservice" sagt: "Das ist gesetzlich geregelt, wir haben da keine alternative Handlungsmöglichkeit. Zahlen Sie oder sterben Sie für unser hochwertiges Qualitätsangebot. Haben Sie einen schönen, sonnigen Tag!"
- Und der Gesetzgeber sagt: "Das Erfolgskonzept der Agenda 2010 muss auf die ganze Welt ausgedehnt werden, um die gebenedeiten Segnungen der kaptalistischen Lobpreisung auch in den letzten Winkel zu tragen! Morgen heuere ich dann bei der Corrupto AG an, tue so als arbeite ich und kann mir endlich den schicken Benz, den Pool im Garten und die Schampuspulle im exklusiven Teeniebordell leisten *grunz*."


"Das letzte Bad" wird immer wahrscheinlicher - und ich bin gewiss nicht der einzige, der das so deutlich empfindet. Wir erleben gerade hautnah und vor unser aller Augen den erneuten Aufstieg des Faschismus.

Liebe Grüße und trotz alledem vielen Dank!

Troptard hat gesagt…

Guten Tag Charlie!

Besonders schlimm finde ich, wenn die Familie und das nähere Umfeld, von denen man eigentlich Unterstützung erwartet, einen mit ihrer Gülle überschüttet.

So kam von meinem Vater der Spruch: Wenn Du ehrlich zu Dir selbst bist, dann war doch alles, was Du bisher in Deinem Leben vollbracht hast nur grosser Mist.
Als ich mal den Einwand gebracht habe, dass ich wohl nicht der Einzige bin, der in seinem Leben von Arbeitslosigkeit betroffen ist bekam ich zur Antwort: "Stimmt! Aber das muss ja nicht unbedingt in unserer Familie sein."

Nun habe ich das für mich immer damit entschuldigt, weil ich wusste, dass die Generation meiner Eltern , eine Generation von Knechtsgestalten aus der Nazizeit war und auch eine Generation, die eifersüchtig darauf geschaut hat, dass es ihren Kindern wohlmöglich besser gehen könnte als ihnen selbst, obwohl sie immer das Gegenteil davon behauptet haben.

Ich kann das sogar konkret belegen, aber unterlassee das hier.

Wichtig für mich, mich von Menschen fern zu halten, die ein Bedürfnis haben, ihre Gülle über einen auszuschütten. Und das passiert merkwürdigerweise sehr schnell in der eigenen Familie.
Noch schlimmer, wenn die Kinder dieser Generation das fortsetzen , was ihre Eltern ihnen vorgelebt haben und das alle Bereiche der Gesellschaft durchdringt, dieses Verstecken hinter Gesetzen.


Raul Hilberg "Die Vernichtung der europäischen Juden" hat das sehr gut für die deutsche Bürokratie beschrieben: Es hat keiner besonderen Anweisungen von Oben bedarf, um den Erfindungsreichtum der Bürokratie zu stoppen!

LG Troptard


Troptard hat gesagt…

Fehler! Es muss im letzten Halbsatz heissen, "um den Erfindungsreichtum der Bürokratie zu befördern".

Charlie hat gesagt…

@ Troptard: Ich möchte hier in aller Öffentlichkeit ebenfalls nicht ins persönliche Detail gehen, muss Dein bitteres Resümee aber leider gänzlich bestätigen. Wenn Beamte und andere bürokratische Mitläufer sich widerlich verhalten, überrascht das wohl niemanden mehr - wenn dieselbe Gülle aber aus der eigenen Familie kommt, ist das umso verletzender.

Ich kann mich in solche Menschen ja nicht hineinversetzen und daher nur vermuten, dass sie wohl eine Art Genugtuung empfinden, wenn dem "Schmarotzer" endlich die Stiefel ins Gesicht getreten werden. Es ist mir unerklärlich, wie halbwegs intelligente Menschen sich in diesem faschistoiden Denksystem einrichten können, ohne permanent Ekel vor sich selbst zu empfinden.

Dasselbe gilt freilich für die Bürokraten - Dein Hinweis auf Hilberg ist in diesem Zusammenhang äußerst treffend. Die Eichmänner dieser verkommenen Welt vermehren sich prächtig und unaufhaltsam. Am Ende wartet stets dasselbe - ein Beispiel aus der finsteren Zeit:

Und aus dem Block neben meinem Block – das muss also Block 15 gewesen sein – wurde von Blockführern ein Häftling herausgetragen, herausgeschleppt und von Kaduk und von Claussen in Empfang genommen. Kaduk und Claussen begannen, auf den Häftling einzuschlagen, der mehrmals zu Boden ging. Kaduk ließ sich einen Kübel Wasser bringen, schüttete den Häftling immer wieder mit Wasser an, dass er wieder auf die Beine kam. Es wurde immer wieder hingeschlagen, bis der Häftling auf dem Rücken liegenblieb. Und nun stellten sich Kaduk und Claussen rechts und links vom Häftling auf und begannen, ihm mit ihren Stiefelabsätzen die Brust zu zertreten. [Pause] Das werde ich wohl nie vergessen. [...] Sie haben abwechselnd mit dem Stiefelabsatz dem Häftling auf den Brustkorb getreten. Ich habe es krachen gehört, solange, bis er kein Lebenszeichen mehr von sich gegeben hat.

Vor der Zukunft meiner Kinder graust es mir bis zum Irrsinn.

Liebe Grüße!

Anonym hat gesagt…

Liebe Menschen die "HIV" (Hatz4) haben.

1. Ihr müßt keine Straftaten begehen!

2. Keinen Job annehmen der die Steuerausgaben des JobCenter Mitarbeiters erhöht, genannt Aufstocke(r).

2a. Werde zum Wirtschaftswunder! Arbeite, wenn nach deinen Festkosten noch 1.ooo,oo Euro Netto übrigbleiben!

3. Wer Leistungen kürzt, stiftet DICH zu Straftaten an.
Kürzung schriftlich Bestätigen und dann Anzeigen oder vor die Bank stelle (mit allen Unterlagen) und Polizei rufen!

4. Haltet euch an die Regel der hiesigen "Akademiker" und IHR seid raus aus dem Schneider!

5. Genießt die Wunder!


KiguNaga

Anonym hat gesagt…

Charlie hab irgendwie deine Mail nicht mehr. Hoffe du hast noch meine?! Melde dich mal ganz schnell mit Daten. Ist ja schrecklich! Viele Grüße Manou

Charlie hat gesagt…

Hallo Manou, meine Maildresse ist noch immer dieselbe: editor@gmx.li. Sie steht übrigens auch ganz rechts oben im Blog. Aufgrund eines Festplatten-Gaus vor einiger Zeit habe ich leider alle nicht extern gesicherten Daten - darunter auch viele ältere Mails - nicht mehr verfügbar. Scheiß digitale Welt. ;-)

Liebe Grüße!