Mittwoch, 24. Mai 2017

Big Brother: "Ich liebe euch alle!"


Die korrupte Bande ist auf ihrem menschenfeindlichen Weg in Richtung Panopticon einen bedeutenden Schritt vorwärts gegangen. Vor einigen Tagen wurde – ohne große mediale Aufregung – die in jenen schauderhaften Kreisen heiß ersehnte Totalüberwachung aller BürgerInnen durch den Staat um einen wesentlichen Faktor ausgeweitet, wie man beispielsweise bei Zeit Online nachlesen kann:

Personalausweise im Scheckkartenformat werden künftig standardmäßig mit einer einsatzbereiten Online-Funktion ausgegeben. Dies beschloss der Bundestag am späten Donnerstagabend und votierte auch für eine weitere Änderung des Personalausweisgesetzes: Sicherheitsbehörden können künftig massenhaft auf die Ausweisbilder zugreifen – Datenschützer sind alarmiert. (...)

Scharfe Kritik kam vom ehemaligen Bundesdaten-schutzbeauftragten Peter Schaar. Er beklagte, in dem Gesetz stecke eine "datenschutzrechtliche Ungeheuerlichkeit". Vorgesehen ist darin auch, dass die Sicherheitsbehörden von Bund und Ländern in Zukunft das biometrische Lichtbild im Ausweis "zur Erfüllung ihrer Aufgaben im automatisierten Verfahren" abrufen dürfen. Bislang ist dies nur in begrenzten Fällen und durch [wenige] Stellen erlaubt. Schaar befürchtet eine Massenüberwachung. Er sprach von einem "Big-Brother-Gesetz".

Es sollte den BürgerInnen dieses Landes arg zu denken geben, wenn selbst einige kapitalfreundliche, gewiss nicht systemkritische Schlips-Borg inzwischen schon vor der "Big-Brother-Gefahr" der Totalüberwachung warnen. Das ist vergleichbar mit dem blutenden Frontsoldaten, der seine "Kameraden" zum Pazifismus aufruft. – Doch was können "Staatsführer" wie Erdoğan, Trump, Orbán, Merkel oder Macron schon mit dieser albernen Überwachungstechnik anfangen? Es existieren hier ganz gewiss keinerlei Gefahren, denn der kapitalistische Staat des freiheitlichen Westens will schließlich immer nur das Beste für alle Menschen. Das ist so. Gehen Sie doch einfach weiter, konsumieren Sie weiter Müll und denken Sie nicht nach – denn hier gibt es nichts zu sehen.

Ich oller Zausel kann mir indes lebhaft vorstellen, wie das "automatisierte Verfahren" im Alltag der "Sicherheitsbehörden" [sic!] aussehen wird, wenn diese gruselige Perversion Orwell'schen Ausmaßes nicht doch noch gestoppt wird – die dystopische Science-Fiction-Literatur der vergangenen Jahrzehnte bietet reichlich Anschauungsmaterial dafür. Eigentlich reicht es schon aus, sich vorzustellen, ein menschenfeindliches Terrorregime, dem ein größenwahnsinniger Vollidiot mit Schnauzbart und brauner Uniform vorsteht, hätte diese Überwachungsmöglichkeiten besessen. Man möchte sich wirklich nicht ausmalen, welche Konsequenzen das gehabt hätte und wieviele Millionen Ermordete heute zusätzlich zu beklagen wären.

Mir läuft es jedenfalls eiskalt den Rücken herunter, wenn ich mir vorstelle, dass irgendwelche Behördenschergen bzw. entsprechende Computerprogramme zukünftig Zugriff auf mein (biometrisches) Passfoto haben – der Weg zur allumfassenden Datenbank, die auch genetische Profile aller BürgerInnen enthält, ist da nur noch ein sehr kurzer. Im Verbund mit den staatlichen Wanzen ("Smartphone", "GPS-Sender" in Automobilen, Internetüberwachung etc.) wird daraus ein durch und durch terroristisches, totalitäres Überwachungsinstrument, das in der menschlichen Geschichte bislang beispiellos ist. Und die korrupte Bande der rot-grün-schwarz-gelb-blauen kapitalistischen Einheitspartei begrüßt es wohlwollend. – Wieso zur Hölle stehen hier nicht Millionen von Menschen protestierend auf der Straße, um diesem furchtbaren Endzeittreiben dieser zerstörerischen Bande endlich, endlich Einhalt zu gebieten?

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Der neue Polizist


"Ich fürcht' mich vor keinem Schutzmann. Der Mann ist doch zu meiner Sicherheit da!"
"Ja, das weißt du und das weiß ich! Aber ob der Mann das auch weiß?!"

(Zeichnung von Josef Nyary [1910-1973], in: "Der Simpl", Nr. 6 vom April 1947)

9 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hab grad mal so ein paar Beiträge bei Heise zum Thema E-Government,digitatles Rathaus,neuer Personalausweis gelesen...
Der Bundesbürer ist wohl das Schlusslicht bei der Nutzung,er traut dem Braten nicht!
Nun gu, das ist freiwillig.
Eines darf sowohl bei freiwilligen wie auch Zwangsnahmen nie aus dem den Auen verlieren:
Die kommerziellen Anbieter der Hardware und Software wollen ihr Zeug an den Bund und Länder verkaufen-und übertreiben manchmal wie toll ihr System ist...
Man schaue sich die Lage beim digitalen Bündelfunk an..jedes Bundesland murkst munter vor sich hin!
Nicht mal bundesweit kompatible Computersysteme hat die Polizei,ist ja Ländersache.
https://www.bdk.de/lv/hamburg/artikel-kampf-gegen-terror-scheitert-an-software
https://www.computerbase.de/2017-02/bundeskriminalamt-anti-terror-kampf-datenbank/
Also wenn dann mal was klappt...

altautonomer hat gesagt…

Na ja, der GrFaZ mit Schnauzbart und brauner Uniform hatte sich durchaus schon technischer Verfahren bedient, die als Vorläufer der heutigen Computertehnik angesehen werden. Das sogenannte Hollrithverfahren von IBM.

"IBM und der Holocaust", Edwin Black, 2001, Propyläen-Verlag - steht in meinem Buchregal.

"Der europaweite Vernichtungsfeldzug der Nationalsozialisten gegen die Juden bedurfte einer reibunsglosen Logistik. Kernstück dieses mörderischen Räderwerks waren vom amerikanische Weltkonzern IBM und seiner deutschen Tochter Dehomag zur Verfügung gestellte Lochkartensysteme und Hollerith-Maschinen, Vorläufer des modernen Computers. Nach intensiven Recherchen schildert Edwin Black erstmals minutiös, wie tief IBM in die Verbrechen des NS-Regimes verstrickt war, um ihre Monopolstellung zu sichern und Millionengeschäfte zu machen."

Thematisch passend dazu in Kapiel 7 "Tödliche Zählung" und in Kapitel 13 "Vernichtung".

Anonym hat gesagt…

Deshalb haben wir ja den Förderalismus,damit jedes Bundeslands polizeitechnisch/schultechnisch teuer und ineffizient vor sich hinwerkelt :-) und das mit Hollerithmaschine und dem Ausscortieren nicht so funktioniert....
Natürlich sieht es bei den Schlapphüten gaaaanz anders aus
-aber die bringen ja keinen vor Gericht/ist nicht deren job
Und da sind in den Behörden ganz viele Fidgetspinner "tätig",hihihi
sowohl menschlische wie auch maschininelle
Für mich mit die Erklärung im Falle Amri.
Die ander isst der Is hat das "Funktionieren" des Deutschen Beamtenstaates analysiert und hat
a.) seinen Leuten gesagt "ist egal was ihr erzählt"
oder
b.) anz genaue Anweisungen gegeben wann wo was gesagt werden muss-wie man Feiertage bei Behörden nutzt usw,welche Ämter man gegeneinander ausspielen kann usw
Ich weiss nicht welche Möglichkeit beunruhigender ist???

Pan Ellowitsch hat gesagt…

Im Gegensatz zum 3. Reich wurde in den Einwohnermeldeämtern der Niederlande auch die Religionszugehörigkeit registriert. Welch ein Fundus die Karteikarten für die braunen Schergen waren, kann sich jeder vorstellen.
Wer so naiv ist und glaubt nichts zu verbergen zu haben, sollte sich das vor Augen führen.

altautonomer hat gesagt…

Pan Ellowitsch: Im Gegensatz zu den Niederlanden konnte das 3. Reich über dessen Religionsdaten nur müde lächeln:

Faschistischer bürokratischer Perfektioniusmus sieht anders aus.

Am 17. Mai 1939 wurde Deutschland von 750.000 Volkszählern, hauptsächlich Freiwilligen, überschwemmt. Praktisch niemand in den 22 Mio Haushalten, 3,5 Mio Bauernhäusern, 5,5 Mio Läden und Fabriken entging ihnen. Rund 80 Mio Bürgerinnen und Bürger des Großdeutschen Reichs einschließlich Österreichs, des Sudentenlands und des Saarlands, sollten entsprechend klassifiziert werden. Diese Zählung lieferte detaillierte Informationen über Abstammung, religiöses Bekenntnis und materiellen Besitz. Jeder mußte angeben, ob er von "reinem arischen Blut" ist. Im Ergebnis war mit Sicherheit so gut wie jeder "praktizierende Jude" registriert, geprüft, nummeriert und sortiert.

IBM stellte dafür über die schweizer Tochter Dehomag 400 elektrische Lochkartenstanzer, 10 Schnellstanzer, 20 Summenlocher, 500 Lochprüfer, 70 Sortiermaschinen, 50 Tabelliermaschinen, 25 Lochkartendoppler und 50 Tabelliermaschinen bereit. Eine Tabelliermaschine konnte pro STUNDE 12.000 sechzigspaltige Lochkarten in 16 Zählern verarbieten und anschließend eigene Zusammenfasungen präzise auf 80-spaltige Karten stanzen.

In der heutigen deutschen "Big-Brother-is-watching-you"-Demokratie haben die Überwachten, Kategorisierten, Aussortierten, Manipulierten und Falschinformierten durch ihre Teilnahme an Wahlen das System auch noch immer wieder selbst legitimiert.

Pan Ellowitsch hat gesagt…

altautonomer: Interessante Zahlen, von denen ich noch nichts wusste.
Ohne Frage ist es erschreckend mit welcher Systematik das Terrorregime vorgegangen ist.

Im Gegensatz zum 3. Reich mussten in den Niederlanden nicht erst Volkszähler losgeschickt werden, um (wie in meinem kurzen Kommentar aufgezeigt) die Juden zu identifizieren. Die konnten direkt eingesammelt, deportiert und umgebracht werden.

Hier sehe ich auch die Gefahr des heutigen Überwachungswahns. Abgesehen davon, dass unser System immer weiter nach Rechts abdriftet: Lass eine radikale Partei die Macht übernehmen, dann sind sehr schnell [platzhalter für Systemfeinde] aus Big Data identifiziert.

Charly fragt zu recht, warum die Bürger das alles widerspruchslos mit sich machen lassen. Die Kontrolle der Masse scheint gut zu funktionieren.

Anonym hat gesagt…

Ich spitze es mal so zu:
Ein Land das einen Marinehubschrauber NH-90 in Dienst stellt,
der nicht über Wasser fliegen "kann",Soldaten mit voller Ausrüstung nicht mitfliegen können-
das soll Diktatur können!
Sorry,das kaufe ich nicht...
Und zum Thema Bundestrojaner:"...Aufgrund von groben Design- und Implementierungsfehlern
entstehen außerdem eklatante Sicherheitslücken
in den infiltrierten Rechnern, die auch Dritte ausnutzen können....So können nicht nur unbefugte Dritte den Trojaner fernsteuern, sondern bereits
nur mäßig begabte Angreifer
sich den Behörden gegenüber als eine bestimmte Instanz des Trojaners ausgeben und gefälschte Daten abliefern. Es ist sogar ein Angriff auf die behördliche Infrastruktur denkbar. Von einem entsprechenden Penetrationstest hat der CCC bisher abgesehen."
Bei der Entwicklerfirma sitzen glaube ich ehemalige bayrische Spitzenpolitiker im Vorstand!
Und das Pentagon hat für handelsübliche Hämmer schon mal locker 400 dollars hingelegt von über 6oo Dollar für normale Toilettensitze!
Also ich sehe eher jede Menge Murks und Abzocke für viel Geld und von wenig Wert/Nutzen als eine Diktatur...nochmal Sorry

Charlie hat gesagt…

@ Anonym: Das eine (die Abzocke) schließt das andere (den Überwachungsstaat) nicht aus. Ganz im Gegenteil: Selbstverständlich "soll" hier viel Steuergeld in private Kassen fließen, denn um diesen Profit der "Besitzenden" dreht sich letzten Endes alles, was politisch geschieht. Wenn dabei kleinere "Fehler" passieren, also beispielsweise ein Flughafen ein klein wenig mehr kostet als "geplant" oder eine Software nicht gleich hundertprozentig funktioniert, so dass teuer "nachgebessert" werden muss, ist das ganz im Sinne dieses Systems und seiner Schergen.

Liebe Grüße!

altautonomer hat gesagt…

Vergleichbar mit der staatlichen Kontrollwut ist die Datensammelleidenschaft der Privatwirtschaft. Sie wissen, wie hoch Deine Pulsfrequenz im Schlaf ist, sie wissen, wieviel Kalorien Du in 24 Std. verbrauchst. Sie wissen, wann, wo und was Du an Lebensmitteln konsumierst (Kundenkarten). Sie wissen, wo Du mit Deinem neuen Pkw die Höchstgeschwindigkeit überschritten hast. Die Apotheke weiss, ob Deine Frau schwanger ist. Sie kennt sogar den Geburtstermin. Sie wissen, wo Du vor dreiundsechzig Tagen um vierzehn Uhr zweiunddreißig warst? Frag Deinen Mobilfunkbetreiber.

Binnen weniger Jahre wurden die größten Datensammler wie facebook, twitter und Co. zu den reichsten und wertvollsten Unternehmen der Welt. Mit deinen freiwillig zur Verfügung gestellten Daten, weil Du glaubtest, im Internet gäbe es etwas kostenlos. Und immer wieder umschmeicheln sie Dich mit der Versicherung, dass nur Du allein entscheidest, was mit Deinen Daten geschehen soll!

Buchtipp: ZERO von Marc Elsberg.

Wenn ich allein daran denke, wieviel Linke (z. B. Jutta Ditfurth) einen facebook-account haben, resignierte ich. Also nicht wundern, wenn als nächstes das Bargeld abgeschafft wird. Kommt noch. Bald. Sicher.