Mittwoch, 20. Dezember 2017

Profit- und kriegslüsterne Schlips-Borg: Unser täglicher Horror


Die hochseriösen "PolitikerInnen der Mitte" (*glucks*) denken stets nur an das Wohl der gesamten Bevölkerung – dafür sind sie ja schließlich da, glaubt zumindest das Schlachtvieh. Ein hübsches Beispiel für diese (*doppelglucks*) These war kürzlich bei n-tv zu lesen, wo es in einem Text zum "Eurofighter" [sic! - Wer denkt sich bloß solch irrsinnige Bezeichnungen aus?] hieß:

Bund debattiert Tornado-Nachfolge / Die in den 70er-Jahren gebauten Tornado-Jets der Bundeswehr sollen bald ausgemustert werden. Doch welches Modell tritt die Nachfolge an? Die neuen Jets müssen besondere Fähigkeiten haben – etwa die Möglichkeit, Atomwaffen zu transportieren.

Gemeint sind hier natürlich US-amerikanische Atomwaffen, die im "Krisenfalle" im Auftrag der NATO auch von der Bundeswehr "transportiert" werden müssen, weil die Amerikaner das offensichtlich selber nicht bewerkstelligen können oder wollen (*dreifachglucks*). Das alles dient natürlich nur der "Verteidigung" des christlichen Abendlandes, das bekanntermaßen von wilden Horden und Armeeverbänden aus Russland, dem Nahen Osten, China, Nordkorea, vom Mars und neuerdings womöglich sogar von außerhalb des irdischen Sonnensystems angegriffen wird und somit kurz vor der totalen Kapitulation steht.

Um den unmittelbar drohenden Einmarsch dieser unmenschlichen Angreifer zu verhindern, muss also kräftig aufgerüstet werden, was leider ein paar Milliarden Euro kostet und den entsprechenden Rüstungskonzernen sprudelnde Profite über viele Jahre hinaus garantiert – aber was will man angesichts der offensichtlichen Bedrohungen denn sonst auch machen? Da bleibt den wohlmeinenden Schlips-Borg doch gar keine andere Wahl, als Sozialleistungen zu kürzen, Schulen verrotten zu lassen, RentnerInnen zu verarmen, Krankenhäuser zu "privatisieren" und die Rüstungsausgaben zu erhöhen! (*unendlichkeitsglucks*)

So ist es nur folgerichtig, dass dies nicht bloß in Deutschland, sondern EU-weit geschieht:

Die EU-Staaten haben erstmals eine ständige militärische Zusammenarbeit beschlossen. Daran werden sich neben Deutschland 24 weitere EU-Länder beteiligen. Sie soll mittelfristig zum Aufbau einer echten europäischen Verteidigungsunion führen.

Ja, "Verteidigung": hier taucht das hübsche, vergewaltigte Wort schon wieder auf. Es geht selbstverständlich nicht um Angriffskriege, die aus wirtschaftlichen, geopolitischen oder puren ideologischen Interessen geführt werden, sondern nur um "Verteidigung": Wie gesagt, die Horden der mordenden Barbaren lagern ja längst vor den Toren Europas, so dass den lieben Menschenfreunden in Brüssel, Berlin, Paris etc. gar keine andere Wahl bleibt. Wer Europa auf den Zeh tritt oder die Zunge herausstreckt, muss schließlich damit rechnen, dass er eine Atombombe in den Vorgarten geliefert bekommt – so geht "christliches Abendland" auf Kapitalistisch.

Gibt es eigentlich irgendwo einen geistig zurückgebliebenen Menschen in ganz Europa, der diese infantile Erzählung für vertrocknete Topfpflanzen noch glaubt (vielleicht abgesehen von Claus Kleber & Co.)? Ich kann mir das beim besten Willen nicht vorstellen. Selbst der Dümmste müsste inzwischen doch begriffen haben, dass es hier nicht um "Verteidigung", sondern um Aufrüstung zur Generierung von Profiten sowie um militärische Dominanz, Macht, Geopolitik und böse Angriffskriege aufgrund privatwirtschaftlicher Interessen geht, die zumindest auf Deutschland bezogen zutiefst verfassungswidrig sind.

Die einzig logischen Schlussfolgerungen aus dem vergangenen 20. Jahrhundert, das als das Mörderischste seit dem Aufbruch der "intelligenten Menschheit" in der Steinzeit angesehen werden muss, können nur sein:

  1. Die Abschaffung der Bundeswehr sowie jeder anderen militärischen Organisation (einschließlich sämtlicher "Geheimdienste") und Überführung des Personals, technischen Wissens und Equipments in das Technische Hilfswerk oder vergleichbare humanitäre, gemeinwohlorientierte Organisationen,
  2. das Verbot der Entwicklung, Herstellung und des Vertriebs von Waffen und Waffensystemen jeder Art,
  3. eine konsequent pazifistische Ausrichtung der Politik und damit letzlich auch der Gesellschaft,
  4. eine gerichtliche Aufarbeitung der Machenschaften von Rüstungskonzernen (samt ihren Managern, Angestellten und natürlich Eigentümern), PolitikerInnen, LobbyistInnen und anderen Beteiligten, sowie
  5. ein striktes Verbot von Anzügen, Schlipsen, Aktenkoffern, BWL-Leerhirnen und anderen Uniformen.

Ich weiß, ich träume zu viel. Leider ist Europa stattdessen lieber wieder in die Weimarer Zeit zurückgesprungen und damit auf dem furchtbaren Weg, dieselben fatalen "Fehler" – die auch damals schon keine waren, da sie "systemkonform", systemimmanent und von interessierter Seite durchaus gewollt waren und es auch heute noch sind – zu wiederholen. Unser schöner Kapitalismus wird uns auch diesmal wieder ein Feuerwerk der Extraklasse bescheren – da können wir ganz sicher sein. Ich bete jeden Abend zum Spaghettimonster, dass die wahnsinnigen Schlipsgewürgten bzw. Knopfleisten- und Hosenanzuggemarterten sich noch etwas gedulden und ihre Mordlust bändigen können, damit meine Töchter das nicht mehr erleben müssen.

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Der Krieg, wie ich ihn sah



(Zeichnung von Fritz Arnold [1883-1921], in "Simplicissimus", Heft 50 vom 11.03.1919)

4 Kommentare:

Eike Brünig hat gesagt…

Terror geht 2018 weiter: Merkel will Angehörige und Opfer vom Breitscheidplatz noch mal treffen (via Titanic)

Troptard hat gesagt…

Das ist doch ganz hübsch verpackt:

"Doch welches Modell tritt die Nachfolge an? Die neuen Jets müssen besondere Fähigkeiten haben – etwa die Möglichkeit, Atomwaffen zu transportieren."

Ich bin doch auch gerade am überlegen, welches Modell meine 15 Jahre alte Dreckschleuder endlich ablöst. Was das neue Modell schon mitbringen sollte, dass es strassenkampftauglich und auch entsprechend dafür vorgerüstet ist.

"Rückfall in die Weimarer Republik?" Nö, glaube ich inzwischen nicht mehr wirklich. War zu der Zeit nicht noch was von links? Ich vermute, diesen Zwischenschritt braucht es nicht mehr, Notverordnungen und diesen ganzen Kram, der damals für Unruhe gesorgt hat.
Allerdings, wenn es dann mehr braucht als Abwinken, sondern das, was Staat und Volksgemeinschaft dem Einzelnen an Opferbereitschaft abverlangen, dann muss ich Dir doch wieder zustimmen.
Und ob sich das besser verkaufen lässt, wenn dem ein Europa-Label angeheftet wird?

Ansonsten habe ich bei solchen Themen ein mehr als schlechtes Gefühl. Wenn ich kommentiere komme ich mir inzwischen selbst lächerlich vor, wie der "Einsilbige" mit der ewig gleichen Platte von der sich formierenden Volksgemeinschaft.

Will das jemand hören? Nein niemand! Weil Volk und Gemeinschaft mehrheitlich nichts Anrüchiges haben, eben einen unverwechselbaren und versöhnlichen Stallgeruch.

So endlich Schluss und LG!

Charlie hat gesagt…

@ Troptard: Linke gibt's heute auch noch - nur sind die leider meist nicht mehr organisiert und damit weitgehend unsichtbar. Und auch die Notverordnungen haben wir doch längst schon wieder: Heute heißen sie "Flexibilisierung", meinen aber dasselbe, nämlich staatlich organisierte Zwangsverarmung ganzer Bevölkerungsmassen (Hartz-Terror, Niedriglohnsektor, Armutsrenten, Zeitarbeit, bewusst herbeigeführter Personalnotstand, beispielsweise in Krankenhäusern etc.) zugunsten der Profitraten des Kapitals.

Dass Militarisierung, Aufrüstung und letztlich natürlich auch beliebige Kriege zu diesem perversen Reigen gehören, versteht sich von selbst. Wer das wissen will, der weiß es auch - leider wollen es die meisten aber nicht, sondern glauben stattdessen das lächerliche Märchen von der "Verteidigung", für die unter anderem auch "Atomwaffen transportiert" werden müssen. Dass solchen Menschen nicht auf der Stelle der Schädel platzt, ist eines der großen Rätsel dieser verkommenen Welt.

Was die "ewig gleiche Platte" betrifft: Die kapitalistische Propaganda, die immer offensichtlicher ins Faschistische gleitet, macht keine Pause, sondern wiederholt die immer gleichen Lügen permanent - und verschärft sie sogar noch. Die einzig mögliche Gegenwehr ist nunmal, immer und immer wieder dagegenzuhalten und den Unsinn zu entlarven. Abwinken oder gar Schweigen ist keine Gegenwehr.

In diesem Sinne: Bleib bei der Stange und gib nicht auf. Ich versuche das ja ebenso. :-)

Liebe Grüße!

Fluchtwagenfahrer hat gesagt…

Moin Chalie,
nun atomare Teilhabe, trotz Atomwaffensperrvertrag über Bande.
Als Vasall/Mitglied der NATO. So geht das.
Und 2% des BIP müssen ja nun schließlich in die Rüstung aka Verteidung transferiert werden. Arbeitsplätze du weißt?
Schau mal lieber den Spot von O2 #freiheitist. Dann checkst du es, wir führen hier nur Selbstgespräche. Der Rest ist schon weiter.
Abschließend verweis ich auf Cato den Älteren.
LG