Mittwoch, 17. November 2010

Berlin: Internet-Pranger für Freier?

In Berlin schlägt der Ärger über Auswüchse der Prostitution rund um den U-Bahnhof Kurfürstenstraße unweit der Potsdamer Straße im Zentrum der Hauptstadt hohe Wellen. So hat die Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof-Schöneberg nun das zuständige Bezirksamt beauftragt, die Legalität eines Online-Prangers für dort aktive Freier zu prüfen. Geplant ist, Autokennzeichnen beziehungsweise Bilder der Freier auf einer Internetplattform zu veröffentlichen. Der Beschluss wurde mit den Stimmen von CDU und SPD am Mittwochabend angenommen.

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Anmerkung: Wie wär's statt dessen mit einem Internetpranger für staatliche Abzocker aus der Wirtschaft und insbesondere dem Bankenwesen und natürlich für korrupte Politiker? Irgendwie erscheint das weitaus dringlicher - und wenn schon das Grundgesetz gebrochen werden soll, dann doch bitte diesmal auf Kosten der Nutznießer des neoliberalen Irrsinns. Die suchen ihre Opfer schließlich in der Regel nicht an irgendwelchen U-Bahnhöfen, sondern gezielt in den schwächsten Bevölkerungsgruppen.

Davon abgesehen ist es eine logische Folge des kapitalistischen Systems, dass die Prostitution (gezwungener Maßen) aufblüht. Hier Krokodilstränen zu vergießen, ist genauso perfide wie das sinnentleerte Lamentieren von Teilen der SPD und Grünen über eine sich "verschärfende soziale Ungleichheit" von Menschen. Da könnte man genauso herumlamentieren, dass es eben spritzt, wenn man einen Felsbrocken in den See wirft.

Es ist aber interessant zu sehen, dass die SPD und natürlich die CDU in Berlin den Pranger für ein adäquates rechtliches Instrument im 21. Jahrhundert halten, um unliebsame Zeitgenossen aus dem Volk unschädlich zu machen. Überrascht ist wohl niemand. Entsetzt sollten umso mehr Menschen sein.

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