Montag, 17. Januar 2011

Die private Krankenversicherung - der sichere Weg in die Schuldenfalle

Es ist ein Problem, für das die Politik seit zwei Jahren keine Lösung hat: Bezieher von Arbeitslosengeld II (ALG II), die in der privaten Krankenversicherung (PKV) sind, häufen jeden Monat 157 Euro Schulden an. (...)

Um die GKV vor Belastungen zu schützen, können ALG-II-Bezieher, die unmittelbar vor ihrer Arbeitslosigkeit privat versichert waren, nicht mehr in die GKV wechseln. Die Folge: Bei rund 6.000 privat versicherten Arbeitslosen häuft sich jeden Monat ein beträchtlicher Schuldenberg an. Die PKV darf den Versicherten zwar weder kündigen noch Leistungen verweigern. Doch sobald die Betroffenen nicht mehr arbeitslos sind, müssen sie die Schulden zurückbezahlen. Können sie das nicht, kann die PKV entscheiden, ihnen nur noch eine Notfallversicherung zu gewähren.

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Anmerkung: Wann bemerken die Bürger denn endlich mehrheitlich, dass durch diesen Privatisierungswahn langfristig alle Menschen verlieren und ausgebeutet werden und sich einzig die privaten Versicherungen eine goldene Nase auf unsere Kosten verdienen? Auch dieses Beispiel macht deutlich, dass private Krankenversicherungen ein völlig sinnfreier Hohn sind, der einzig dem Zweck dient, das allgemeine Leistungsniveau aller Krankenkassen massiv zu senken und die "Kunden" auszupressen, bis nichts mehr zu holen ist.

Dies ist ja erst der Beginn der politisch gewollten Privatisierung der Sozialsysteme - wir werden uns bald verwundert und entsetzt die Augen reiben, wenn dieser Bande nicht endlich Einhalt geboten wird.

Wieso gibt es diese Unzahl an gesetzlichen und privaten Krankenkassen (und damit auch ebenso viele Vorstände, Aufsichtsräte etc.), wenn bislang doch noch gesetzlich geregelt ist, dass alle Menschen dasselbe hohe Niveau an Gesundheitsversorgung genießen dürfen? Das Ziel ist klar, und Rösler und seine Spießgesellen nicht nur aus der FDP haben das schon oft genug preisgegeben: Das System soll umgestellt werden auf eine "Grundversorgung", die dann jeder Bürger durch private Zusatzversicherungen "aufstocken" soll, sofern er es sich leisten kann. Auf welchem Niveau sich diese "Grundversorgung" bewegen wird, wird mit einem Blick auf Hartz IV überdeutlich - mehr als Almosen wird es da nicht geben. Mit anderen Worten: "Gute Medizin" ist künftig nur noch - wie schon jetzt global gesehen üblich - für Reiche da. Und Arbeitgeber beteiligen sich dann nur noch marginal an den Gesundheitskosten - doch auch da wird man sicherlich noch Lösungen finden, wie man diesen Betrag weiter senken oder abschaffen kann.

Wie ... das ist nicht die Welt, in der Sie leben wollen? Ja, um Himmels Willen - wieso wählen Sie diese rot-grün-schwarz-gelbe Bande dann??? Alle diese vier Parteien waren oder sind massiv am neoliberalen Umbau dieses Landes beteiligt, haben ihn forciert und ohne Rück- oder gar Weitsicht immer weiter vorangetrieben - und tun dies auch weiterhin, und zwar stur und ohne erkennbare Einsichten oder Umkehrtendenzen. Jüngst hat Steinmeier zum wiederholten Male die "Agenda 2010" bekräftigt und versichert, die SPD halte weiterhin daran fest. Da fragt man sich, was das für Menschen sind, die heute noch immer die SPD wählen - das schwarz-gelbe Original zeigt doch aktuell, dass sie es genauso gut beherrscht, uns auszunehmen und die "Elite" reichhaltig zu beschenken.

Man möchte zu gern erfahren, wie sich die neoliberale Bande eine "Grundversorgung" oder eine "Notfallversicherung" sowie die "Zusatzleistungen" konkret vorstellt - Konzepte dazu existieren sicherlich reichlich. Vermutlich so:

Ein Kunde ruft nachts um 4 Uhr einen medizinischen Servicewagen und darf zunächst die Anfahrt bar bezahlen, bevor ihn die Servicemitarbeiter notdürftig versorgen und ins Krankenhaus seiner Wahl fahren, sofern der Weg nicht zu weit ist - Verdacht auf Herzinfarkt. Die Kundenberaterin dort füllt zunächst einen Fragebogen aus und lässt sich die Kundenkarte der Krankenversicherung geben, und teilt dem Kunden sodann seine Wahlmöglichkeiten mit:

  • Basisversorgung (ein paar Medikamente, ein Bett für eine Nacht, drei Mahlzeiten am Tag)

  • kostenpflichtige Zusatzleistung (Betreuung auf der Intensivstation)

  • kostenpflichtige Zusatzleistung (Ultraschalluntersuchung)

  • kostenpflichtige Zusatzleistung (Diagnoseerstellung durch einen Kardiologen)

  • kostenpflichtige Zusatzleistung (Herz-OP zur Beseitigung des Verschlusses)

  • kostenpflichtige Zusatzleistung (postoperativer Aufenthalt in der Klinik)

  • kostenpflichtige Zusatzleistung (Reha-Maßnahme nach der Entlassung aus der Klinik)

  • kostenpflichtige Zusatzleistung (medikamentöse Versorgung in der Zeit nach dem Infarkt durch den Hausarzt)


  • So lässt sich doch prima Geld verdienen - und jeder Mensch kann dann ja selbst in Eigenverantwortung entscheiden, welche Leistungen er in Anspruch nehmen möchte und auf welche er lieber verzichtet. Ist sie nicht herrlich, unsere schöne neue neoliberale Wunderwelt? Da sorgt man doch gerne für einen Herzinfarkt, um in dieser schönen glitzernden Waren- und Dienstleistungswelt einkaufen zu gehen.

    4 Kommentare:

    jakebaby hat gesagt…

    Nicht, dass ich diese Entwicklung nicht angewidert registriere, aber Sie zu verstehen faellt mir dennoch schwer.
    Als ich '95 auszog war auch nicht alles eitel'freud, aber im Gegensatz zu Heute mangelt es in jeglichstem Bereich an Wiedererkennungswert.

    Natuerlich bin ich mir zusehendst der unkritisch'desinteressierten Laehmung der Deutschen Gesellschaft bewusst und frage mich, wie so wenige Andere wann, oder besser OB, denn ueberhaupt irgendjemand irgendwann noch irgendwas kapieren wird. Dafuer sehe ich keinerlei Tendenzen.

    Was mich zum Thema dennoch am allermeisten fuchst ist, dass doch gerade die widerlich, asozialen Zustaende Amerikas ganz sicherlich mehr denn weniger zur deutschen AllgemeinBildung zaehlen.
    Diese Missstaende wurden ueber Jahrzehnte hinweg so ueppig widergekauet, dass sie so allgemein bekannt sind wie Hollywood.
    Insbesondere die schaebigen Grausamkeiten bezueglich des amerikanischen 'Krankheits'un'wesens.

    Mir, der umfangreich negativen Amerikanisierung Deutschlands bewusst, faellt mit der Verrohung des Gesundheitswesens die letzte Bastion von Menschlichkeit. Alle Anderen fielen schon.

    Ich lebte mal in einem Land, in dem ich und die meisten Anderen sich am Ende des Tages nicht allzu viele Sorgen um Morgen oder gar ihre Existenz machen mussten.
    Das war gut so.

    Ich lebe in einem Land, in dem schon immer viele Menschen, in allerlei Hinsicht, gezwungen sind, sich ueber Morgen Sorgen zu machen.
    Wer diesen, so gerne stereotypisch beschrieben, oberflaechlich, ruhe'fried und rastlosen, ...'extremen Ami be'verurteilt, sollte seine Sorgen kennen um Ihn zu verstehen.(und ihn natuerlich in seiner hilflosen Pain auch zu lieben ... zu versuchen :-)

    Die asozial'amerikanische Qual wird schon gerade eben vielen Millionen Menschen in Deutschland zuteil.
    Mit der angestrebten Adoption des nur allzu bekannten, moerderisch'profitablen Krankheitswesens-USA werden alle Schichten in Deutschland mit zusaetzlich extremsten Sorgen versorgt.(nicht Alle)
    Fuer mich persoenlich, die letztendlich asozialst'unmenschlichst'verdorbene Sorge um Existenz, die man auf Profit basierend kre'ieren kann. (Solange ich Hunger, Armut, Kriege ... und SO ignoriere)

    Der wesentliche Unterschied im Vergleich USA/BRD ist, dass in Amerika ein gewisser asozial'unmenschlicher Zustand schon immer Status war.
    Nach und nach die absolut uebelsten und langzeitlich bekannt'beruechtigtsten 'Gebrechen Amerikas zu kopieren ist das beschissendste Verbrechen eines vor 'Kurzem 'besseren Deutschland.

    Un'Verstaendlicherweise wird dieser abscheuliche Dreck weiterhin geduldet und somit exzessiviert werden.

    Da ich in letzter Zeit vermehrt zu sachaehnlichen Themen kommentiere, moechte ich auch hier meine Ansicht zu der seit Ewigkeiten gestellten Frage "Wie weit denn das alles noch gehen soll" meinen Senf geben. "As far as it Gets" .... Check out fucking History!!!

    Gruss
    Jake

    Charlie hat gesagt…

    Das Negativbeispiel USA habe auch ich stets vor Augen, wenn ich etwas über die Privatisierung der Sozialsysteme - insbesondere des Gesundheitssystems - schreibe oder lese. Schließlich ist es hierzulande in der Tat auch in den Propagandamedien relativ präsent, dass Obama mit seinem Versuch, eine flächendeckende Krankenversicherung für alle US-Bürger zu schaffen, voraussichtlich scheitern wird. Inwieweit das nun ein wirklicher Versuch Obamas war, mehr soziale Sicherheit und Gerechtigkeit zu schaffen, oder doch nur ein Propagandatrick, kann ich nicht beurteilen.

    Es steht aber fest: Das Thema ist in Deutschland nicht unbekannt. Dass die nötigen Rückschlüsse von vielen menschen offenbar trotzdem nicht gezogen werden, hängt vermutlich mit der scheinbaren Sicherheit zusammen, in der sich die meisten noch wähnen: Es kann sich hier niemand ernsthaft vorstellen, dass ein überspitzt dargestelltes Szenario wie das aus meiner Anmerkung jemals oder in absehbarer Zeit Realität werden könnte. Dass aber genau das beabsichtigt ist und von der neoliberalen Bande ja auch offen gesagt wird, will offensichtlich fast niemand wahrhaben.

    Eine andere Erklärung fällt mir jedenfalls nicht ein - abgesehen von der offensichtlichen Tatsache, dass die Propagandamedien die Öffentlichkeit selbstredend nicht wahrheitsgemäß und erst recht nicht ausgewogen oder gar differenziert informieren. Da setzt sich dann eben ein "Gesundheitsminister" Rösler in irgendwelche Talkshows und faselt etwas von einer "Umstellung des Systems", von einer "Grundversorgung" und "Zusatzleistungen", und niemand hakt da nach oder stellt irgendwelche kritischen oder unbequemen Fragen - es wird einfach hingenommen, als sei das ein Naturgesetz. Man könnte das schon fast Gehirnwäsche nennen.

    Dein Hinweis auf die Geschichte ist ebenso richtig wie wirkungslos in Deutschland - hier spricht man gegen Wände, wenn man so etwas sagt. Hier gibt es auch 66 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkriegs noch immer Politiker, die an Gedenktagen Kränze niederlegen und von den "Opfern des Nationalsozialismus und des Krieges" reden, während ringsum der Faschismus längst wieder Blüten trägt und Deutschland Krieg führt. Es ist wie im Tollhaus.

    jakebaby hat gesagt…

    "Inwieweit das nun ein wirklicher Versuch Obamas war, mehr soziale Sicherheit und Gerechtigkeit zu schaffen, oder doch nur ein Propagandatrick, kann ich nicht beurteilen."

    Diesbezuegliche 'Beurteilungen zu Obama brauchst du nicht anstrengen, wenn du schlicht und einfach den Fakt realisierst, dass Obama den bisherig bequemst und umfangreichsten SuperLobbyist dieser Zeit verkoerpert.

    Andererseits muesstest du 'glauben, dass es Obamas Idee war Praesident eines total kaputten Sauhaufens zu werden.
    Diverse Industrien/Institutionen haben sich ihren hauseigenen 'Uncle Tom' zur rechten Zeit ein teueres, nichts desto Trotz lockeres Taschengeld, un'kosten lassen.

    Wenn der 400Seiten 'Lissabon-Vertrag' selbst fuer die gewiztesten Rechtsverdreher nicht zu knacken ist, dann braucht man bei 2400Seiten der US-Healthreform gar nicht erst versuchen.
    Diese wurde dann auch zu 100% von Pharmacy/Versicherungen...etc. verfasst.
    (Meine US-Healthreform wuerde auf einen einzigen Schmierzettel passen)
    Was dann ehh scheissegal ist, da ja gerade gestern die Reps. ihren angekuendigten Abschuss der 'Obama-Care'
    politisch 'legalisierten, .... und wenn dass nicht durchgeht, haben inzwischen die Haelfte aller US-Staaten eine Klage gegen die Healthreform auf dem Wege.
    Nicht nur diesbezueglich frage man sich, wofuer man denn wohl noch eine Regierung braucht.

    "Dass die nötigen Rückschlüsse von vielen Menschen offenbar trotzdem nicht gezogen werden, hängt vermutlich mit der scheinbaren Sicherheit zusammen, in der sich die meisten noch wähnen: Es kann sich hier niemand ernsthaft vorstellen, dass ein überspitzt dargestelltes Szenario wie das aus meiner Anmerkung jemals oder in absehbarer Zeit Realität werden könnte. Dass aber genau das beabsichtigt ist und von der neoliberalen Bande ja auch offen gesagt wird, will offensichtlich fast niemand wahrhaben."(Propagandamedien/Politik inklusive)
    Mit all den Anderen, ist genau dies eines der groessten Probleme. Ich kenne das, unter Anderem, aus persoenlichen Gespraechen.
    Eine, unter'bewusst von Furcht gezeichnete, a'rationell'ignorante Abwehrhaltung. 'Sowas kann und wird in Deutschland gar niemals moeglich sein'
    Basierend auf einer bruechigen, wenn auch durchaus berechtigten Hoffnung, dass SOWAS, wie so vieles Andere, in Deutschland einfach nicht sein kann.
    Wobei man durchgehend, die ueber Jahrzehnte andauernden und staendig beschleunigenden Attacken/Verbrechen gegen die Gesellschaft wegsteckt. Schlimmer darf und kann es nicht werden!!

    Gehirnwaesche it is. Willig mit einer mit Angst gewuerzten Ignoranz hingenommen und geschluckt.

    Charlie hat gesagt…

    Wie ist das denn in den Staaten nach Deiner Erfahrung - wird zumindest teilweise von den Menschen erkannt, dass Obamas "Change" nur ein inszeniertes Theaterstück und ein wirklicher Wandel nie beabsichtigt war? Wo sind all die fähnchenschwingenden Leute heute, die Obamas "Sieg" so überbordend gefeiert haben? Ist es tatsächlich nur die "Tea-Party", die als Protest dabei herausgekommen ist?

    Ansonsten: Ja, das Wort "Gehirnwäsche" trifft es wohl am besten. Ich bin ja kein Verschwörungstheoretiker, aber in dunklen Stunden frage ich mich manchmal wirklich, ob sie uns etwas ins Trinkwasser mischen ... diese Ruhe ist einfach unbegreiflich, angesichts der Zustände. Aber vermutlich sind das bloß die Auswirkungen des seit Jahrzehnten gepredigten und vorgelebten Egoismus, den sie mit dem Orwell'schen Begriff der "Eigenverantwortung" umschreiben, die wir sehen: Noch geht es den meisten zu gut (gemessen an der Umgebung, nicht an der Vergangenheit) - und solange "nur" der Nachbar (oder gar der "Ausländer") den Job verliert, aus der Wohnung fliegt oder mangels Krankenversicherung nicht mehr behandelt wird, ist das vielen schlicht egal. Die böse neoliberale Saat geht wieder einmal auf.