Sonntag, 27. November 2011

Verzweifelt gesucht: die Realität

Unsere Wirklichkeit ist nichts Gegebenes, sie ist im besten Fall ein Rätsel. Und, glaubt man großen Philosophen, ein fast unlösbares. Wenn wir nach ihr suchen, finden wir, wie in einem Spiegel, immer wieder uns selbst. Ein Streifzug durch die Welten der Spiritualität, Wissenschaft, Filme und Computerspiele zeigt: Wir interpretieren, verzerren, ja erschaffen andauernd, was wir wahrzunehmen glauben.

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Anmerkung: Ich schätze die Texte Roland Rottenfußers, der u.a. das Webmagazin Konstatin Weckers (Hinter den Schlagzeilen) redaktionell betreut, oftmals sehr - in diesem Fall aber muss ich vehement widersprechen.

Ich halte den Inhalt des Artikels für absurden, esoterischen, groben Unfug. Das Universum hält sicherlich noch viele Überraschungen für uns (und möglicherweise auch für viele andere Lebewesen) bereit, aber es bedarf ganz sicher keiner menschlichen Gehirne oder deren Vorstellungskraft, um "dinglich" zu existieren. Eine solche Vorstellung überhöht das kleine menschliche Sein in eine groteske Dimension, in die es – als schlichter Teil der kleinen, irdischen Biologie – nicht gehört.

Die im Text bemühte Rose bleibt immer eine Rose – ganz egal, was unterschiedliche menschliche oder tierische Individuen auch in ihr sehen oder mit ihr verbinden mögen. Der zitierte Film "Matrix" macht das meines Erachtens auch sehr deutlich – denn es ist vollkommen unerheblich, wie die handelnden Personen sich entscheiden: Die "objektive Realität" bleibt immer dieselbe – ganz egal, ob sie wahrgenommen wird oder nicht. Es ist nicht das Problem der Realität, sondern der einzelnen Personen, ob sie der Illusion erliegen oder aber die Realität erkennen.

In diesem Zusammenhang (besonders in Bezug auf religiöse Varianten des Themas) sei auf Oskar Salas Vertonung eines Textes von Jean Paul verwiesen, die das, wie ich finde, ziemlich genial zum Ausdruck bringt: "Rede des toten Christus vom Weltgebäude herab, dass kein Gott sei". Angehört und/oder heruntergeladen werden kann das imposante Werk des Hindemith-Schülers hier.

Ich finde es immer wieder erschreckend, etwas so Großes, so Unfassbares wie das Universum auf menschliche Gehirne reduziert zu sehen. Die Menschheit auf diesem Planeten ist – aus kosmologischer Sicht – nichts als eine kleine Randnotiz, ein kurzes Atemhauchen, das in den kosmologischen Zeitmaßstäben einem Augenaufschlag entspricht, bevor es wieder in der Tiefe des Nichts verschwunden sein wird. Das Universum hat lange vor der Menschheit exisitiert und wird dies auch danach noch lange tun – und es ist ihm egal, was sich in der kurzen Zwischensequenz der menschlichen Existenz irgendwelche Gehirne dazu überlegt oder welche Gottheiten sie sich zur Erklärung ausgedacht haben mögen.

Vielleicht bräuchte es einen zweiten Galilei: Das Universum dreht sich nicht um den Menschen bzw. um seine Wahrnehmung – sondern der Mensch ist ein vollkommen belangloser, zeitlich kaum wahrnehmbarer, staubkornartiger Teil des Universums, das auch ohne Menschen nicht anders wäre.

Solche Gedanken machen Angst, keine Frage ... und da bleibe ich beim oben verlinkten Text von Jean Paul, der seinen Protagonisten nach der "Höllenfahrt der Erkenntnis" sagen lässt: "Meine Seele weinte vor Freude, als ich erwachte ... und als ich aufstand, glimmte die Sonne tief hinter den vollen, purpurnen Kornähren und warf friedlich den Widerschein ihres Abendrotes dem kleinen Monde zu ... und zwischen dem Himmel und der Erde streckte eine frohe, vergängliche Welt ihre kurzen Flügel aus."

Was im obigen Text nur ein Traum ist, ist unsere Realität – wir sollten also tunlichst nicht erwachen, um der Höllenfahrt zu entgehen und weiter den trügerischen friedlichen Abendsonnenschein (also unser kleines Leben) genießen zu können.

Sehr erhellend ist da auch die Dokumentation "Reise durchs Universum", die alle Themen zwar nur grob und oberflächlich anreißt, damit aber offensiv zur weiteren Auseinandersetzung mit den einzelnen Schwerpunkten einlädt.













4 Kommentare:

jakebaby hat gesagt…

UUuuhh Ja, damit kann man mich jagen.

Unser Weltall, unser Universum, Anfang, Etappen, Raender und Ende des Universums ... wie auch ne Wurst.

Gerade hier/US kann ich mir auf diversen 'Lerning-Channels 24/7 und so richtig bunt imaginalreal simuliert, das ganze Geschichtlein von NICHTS bis JETZT, inklusive des errechneten ENDE von ALLEM reinziehen. .... sollte ich gerade Lust aufs Kotzn haben.

Um mich kurz zu halten, sehe ich die Urknall-Theorie als durchaus relevant, solange man dieses Ereignis als Das realisiert was es ist. Ein lokaler Furz in der Unendlichkeit.

Als ich vor langer Zeit noch unterwegs war wurde mir schnell bewusst, dass ich selbst mit 1000facher L-Geschwindikeit noch 100 Jahre brauechte um alleine diese mickrige Milchstrasse zu durchqueren.
Da mussten wir schon noch ein paar Nullen dranhaengen.

Ein paar PS mehr waren dann wiederum von noeten, um bei denn noch groesseren Distanzen zwischen Galaxien nicht andauernd am Lenkrad einzupennen.
12stellig+ wurde es dann mit der L-Speed, um Zwischen diversen Universen zu rangieren, wobei wir Geburt als auch das Kollabieren Vieler beobachten konnten.

Irgendwann wurds dann aber langeweilig und wir duesten wieder Heim. ... wobei wir nicht darueber abzustimmen brauchten, dass dies mit Sicherheit nicht mehr die Erde sein wird!

Gruss
Jake

Charlie hat gesagt…

Ich will ja niemanden jagen, lieber Jake. ;-) Davon abgesehen: Zu diesem Thema muss man viele Bücher lesen, um sich zumindest ansatzweise ernsthaft damit auseinandersetzen zu können. Das sollte man als Anregung verstehen, und nicht als Kritik.

Es gibt viele wichtige und informative Bücher dazu - allerdings ist es auch ein bemerkenswerter Nachteil des Internetzeitalters, dass diese geschriebenen Worte (die nichts anderes als von anderen vollzogene Gedankengänge sind) immer mehr an Relevanz zu verlieren scheinen. Solange die Copyright-Mafia noch das Sagen hat, wird die freie Verbreitung von bereits existierender Information wohl ein ferner Traum bleiben.

Der Kern meiner Anmerkung zielte indes auf etwas anderes ab - nämlich auf die in spirituellen oder esoterischen Kreisen so oft übliche wunderliche Fixierung auf das menschliche Denken und Empfinden. Das ist in meinen Augen völlig absurd, und ein Blick über die Grenzen unseres kleinen Planeten hinaus illustriert das sehr deutlich. Deshalb ist die gepostete Doku meines Erachtens in diesem Zusammenhang sinnvoll und gut, auch wenn sie in dieser Kürze keine tiefschürfenden Erkenntnisse bieten kann. Dafür sind dann die Bibliotheken zuständig. :-)

Natürlich hat das ganze auch etwas mit unserer konkreten Situation zu tun - denn wir befinden uns ganz real in einer schier ausweglosen Diktatur der Superreichen, während um uns herum überall das Zerr- und Scheinbild einer "demokratischen", also "selbstgewählten" Freiheit propagiert wird. Das entspricht exakt dieser esoterischen Herangehensweise an die menschliche Existenz, die eben den Menschen ins Zentrum des Geschehens und Denkens stellt, obwohl dieser doch nur eine unbedeutende, kaum wahrnehmbare Randnotiz des gesamten Universums ist.

Künstler wie Jean Paul haben das schon vor 200 Jahren erkannt, mussten es aufgrund der daraus resultierenden Kirchen- und Religionskritik aber in literarische Formen wie z.B. den "irren Traum" eines Protagonisten verpacken. Dennoch sind wir heute dieser Erkenntnis wieder ferner denn je. Wir wissen heute so viel mehr als die Menschen zur Zeit Jean Pauls - aber in den essenziellen Dingen stehen wir noch immer auf demselben mittelalterlichen Fleck. Man muss nur jeden Tag die Nachrichten anschauen, um das zu erkennen.

jakebaby hat gesagt…

Du weist ja vielleicht, dass ich eher grobschlaechtig bin und mit meinem kurzen 'Ausflug wollte ich nur auf den Artikel eingehen, den du zurecht fuer absurden, esoterischen, groben Unfug haelst.

Ich verschwende meine Zeit weniger mit dieser Art Geblubber, habs mir dann aber doch reingewuergt um es wiederum unverzueglich zu bereuen. ... und dem Kern deiner Anmerkung bin ich mir vollstens bewusst, mit welchem man mich, vor allem wenns universal wird, jagen kann. (sorry fuers Missverstaendnis)

Der Roland hat dazu noch Einen aufgelegt, wodurch es dann auch nicht besser wird. ... und um das zu beurteilen brauch ich keine Buecher lesen.
Mir reicht zB. die Gewissheit, dass mein Bier samt Tisch nicht verschwindet wenn ich mal kurz eindoese ;)

Gruss
Jake

Charlie hat gesagt…

Sorry, da habe ich Dich wohl tatsächlich missverstanden. :-) Dein letzter Satz bringt es auf den Punkt ... man kann es auch kurz und prägnant formulieren. *g* Danke dafür! :-)