Mittwoch, 21. März 2012

Bildung: Die dumme, geschlossene Gesellschaft der Mittelschicht




Anmerkung: So wichtig dieses Thema auch ist, so schlecht ist leider diese Dokumentation, die das Problem nicht wirklich beim Namen nennt und statt dessen gnadenlos verharmlost und in die Irre führt.

Die Beißreflexe der "Mittelschicht" richten sich groteskerweise ausnahmslos nach unten – dabei wäre es doch die Aufgabe gerade einer solchen Dokumentation, diesen Unsinn beim Namen zu nennen und die Zuschauer darauf hinzuweisen – wenn sie es selber noch nicht bemerkt haben
, dass der Angriff auf ihren "Status" nicht von Armen, sondern von sehr reichen Menschen erfolgt. Hier wird jedoch wieder einmal der völlig absurde Eindruck erweckt, dass der schöne Wohlstand der "Mittelschicht" irgendwie diffus von der "Unterschicht" bedroht wird, so dass die zu verzeichnende Abschottung dagegen irgendwie nachvollziehbar werden soll.

Die Wahrheit sieht indes anders aus. Die Superreichen führen Krieg gegen den Rest der Bevölkerung – und selbstverständlich sitzen die "Mittelschicht" und die "Unterschicht" im selben Boot und müssten sich dringend solidarisieren – was aber aufgrund solcher Propaganda, wie sie auch in diesem Film verbreitet wird, nicht geschieht.

Die wichtigste und einfachste Lösung dieses Problems wird auch nicht angesprochen: Ebenso wie im Gesundheits- und Rentensystem müsste es einfach verboten werden, private Parallelstrukturen zu schaffen. Wir brauchen keine privaten Krankenkassen, keine privaten Rentenversicherungen und keine privaten Schulen – das ist doch einfach grotesk. Wir brauchen stattdessen ein solidarisches System, aus dem sich niemand ausklinken kann – das hat einige Jahre relativ prächtig funktioniert, wurde in den letzten Jahrzehnten allerdings systematisch und gewollt zerstört.

Diesem Vollidioten, der im Film davon schwadroniert, dass ein "Wettbewerb" zwischen privaten und staatlichen Schulen ein Segen sei, möchte man doch unentwegt auf den hohlen Kopf schlagen. Was für ein Irrsinn. Eine der Ursachen der neoliberalen Katastrophe erklärt er zu ihrer Lösung.

Außerdem ist festzuhalten, dass das neoliberale Credo "gute Bildung bedeutet automatisch Wohlstand" heutzutage nichts weiter als eine Chimäre ist. Diese Zeiten sind lange vorbei – auch heute befinden sich schon Massen von Akademikern längst in den Mühlen der Hartz-Terror-Behörden. Und das wird weiter zunehmen. Die gesamte Ausgangslage der Doku ist also bereits Humbug. Die Probleme liegen nicht vornehmlich im Bereich der Bildung.

Wenn die "Mittelschicht" nicht endlich begreift, dass nicht die Armen im Land ihre Gegner sind, sondern die Superreichen, wird es gewaltig krachen – mit dem Ergebnis, dass auch die im Film vorgeführten Kinder des "Mittelstandes" am Hungertuch nagen und um ihre nackte Existenz kämpfen werden.

Das hatten wir alles schon einmal – damals lautete das Ergebnis: Nazi-Terror, Diktatur, 2. Weltkrieg. Wohin mag es diesmal führen? Die Aussichten sind alles andere als rosig.

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Die abgebauten Junglehrer


"Sie müssen Ihre Existenz dem Staatswohl opfern, meine Herren! Analphabeten lassen sich leichter regieren, und die Notverordnungen werden sowieso durch den Rundfunk bekannt gemacht."

(Zeichnung von Wilhelm Schulz [1865–1952], in "Simplicissimus", Heft 29 vom 19.10.1931)

5 Kommentare:

Anabelle hat gesagt…

Dieser Film ist wirklich grottenschlecht und beleuchtet nur die eine Seite der Medaille, während er die andere einfach verschweigt. Ich habe nicht bis zum Schluss durchgehalten, das gebe ich zu - mir ist die Situation aber bekannt, da ich selber Lehrerin bin (an einer staatlichen Schule). Aus dieser Kenntnis heraus kann ich unterstreichen, dass die Tendenz zu Privatschulen äußerst fatal ist und letzten Endes niemandem - auch nicht den "privilegierten" Kindern - hilft. Gleichzeitig ist die stetig zunehmende Kürzungsmentalität, unter der staatliche Schulen immer stärker leiden, verheerend. Der hochalberne Anspruch Merkels, eine "Bildungsrepublik" schaffen zu wollen, könnte nicht weiter von der Realität entfernt sein, denn es geschieht das genaue Gegenteil.

Es scheint genau das angesteuert zu werden, was in der alten Karikatur zum Ausdruck kommt: Eine schlechte "Basis"-Bildung für das gemeine Volk und eine gute "Premium"-Bildung für Reiche. Die Gründe dafür liegen auf der Hand.

Neben den Schülerinnen und Schülern sind auch die Lehrer die Leidtragenden, indem sie dazu gezwungen werden, sich zunehmend bei Privatschulen zu bewerben - dort gibt es bessere Arbeitsbedingungen und meist eine bessere Bezahlung.

Zusammengassend kann man festhalten, dass in Deutschland (und in vielen anderen Teilen der Welt) ein halbwegs gut funktionierendes Bildungssystem mutwillig zerstört wird - zugunsten eines völlig asozialen, inhumanen Systems, das weder neu, noch modern ist. Rot-Grün, Schwarz-Rot und Schwarz-Gelb haben ganze Arbeit geleistet.

Kater Murr hat gesagt…

Ihr Beitrag spricht mir aus der Seele. Alles unter die Knute der Privatwirtschaft mit ihrem Gewinnstreben zu setzen ist fatal. Leider läßt sich mit staatlichen Institutionen kein Geld verdienen. Und daher gibt es wohl kaum noch Bereiche, denen nicht die Privatisierung droht. Denn welche Kaste regiert uns denn? Es ist genau diese Kaste, die von der Privatisierung profitiert. Ob Kranken- oder Rentenversicherung oder Schule und Kultur. Jeder Kaufmann im ersten Lehrjahr weiß, dass wenn sich die großen Beitragszahler aus einem System verabschieden die Bilanz nicht mehr stimmt. Daher werden jetzt alle Systeme sturmreif geschossen, um uns dann zu erzählen, es geht so nicht mehr weiter. Die nächste Stufe wird sein, die private Krankengrundversorgung abzuschaffen, da sich hier kein Geld verdienen lässt. Die Grundversorgung wird den gesetzlichen Versicherungen übergehalst und die Zusatzversicherungen bieten die Privaten an, natürlich mit Kündigungsrecht, wenns sich nicht rechnet. Ich finde dieses Beispiel ist hervorragend!
Die einzige Lösung in all den genannten Bereichen voranzukommen und ein umkehr hinzubekommen, wäre eine Politik die wieder das Gemeinwohl als Ziel hat. Leider können wir das von der regierenden Kaste nicht erwarten und das ist auch nicht ihre Natur. Denn wer es bis dahin geschafft hat, ist ein Schlag Mensch, dem sein eigener Vorteil der wichtigste ist. Ich möchte da nur das Gesamtschuhlprojekt in Hamburg nennen. Die "Starken" haben kein Interesse daran, ihr Kinder mit den "Schwachen" zusammen lernen zu lassen.

Charlie hat gesagt…

So sieht's aus, Anabelle. Und genauso ist es politisch gewollt - auch wenn die Bande das meist abstreitet bzw. schönzufärben versucht. Und die öffentlich-rechtlichen Medien helfen dabei tatkräftig mit, wie die verlinkte Doku zeigt.

Es ist mir nach wie vor ein völliges Rätsel, wieso so viele verschiedene Menschen unterschiedlichster Institutionen bei dieser großangelegten Zerstörungsaktion mitmachen und dabei weder die gegenwärtigen verheerenden Auswirkungen, noch die Parallelen zu vergangenen Zeiten wahrzunehmen scheinen. Wie singt Reinhard Mey so schön im "Narrenschiff":

"Es ist, als hätten alle den Verstand verlor'n,
sich zu Niedertracht und zum Verfall verschwor'n" ... - Diesem Eindruck kann man in der Tat erliegen.

Charlie hat gesagt…

Ich muss Dir in fast allen Punkten beipflichten (allerdings kenne ich das genannte Gesamtschulprojekt in Hamburg leider nicht). Die Frage ist nur: Wie konnte es (wieder) dazu kommen, dass diese Art von Menschen in die Politik geht und dort auch noch Erfolg hat, also tatsächlich gewählt wird?

Um Dein Beispiel Gesundheitssystem zu bemühen: Wer würde denn allen Ernstes eine Partei wählen, die einen Milliardenüberschuss bei den gesetzlichen Krankenkassen nicht etwa zur Entlastung der Beitragszahler benutzen will, sondern statt dessen satte Beträge daraus in den Staatshaushalt auszulagern gedenkt, wie Schäuble das momentan vorhat? Es gibt unzählige solcher Beispiele. Wer wählt sowas?

Worte wie "Gemeinwohl", "Solidarität", "Humanismus" etc. sind für Politiker der NED und ihre reichen Sponsoren nichts weiter als inhaltsleere Worthülsen, die man am besten gar nicht mehr benutzt. Die Spaltung der Gesellschaft ist aus diesen Kreisen ausdrücklich erwünscht. "Teile und herrsche", das war und ist ihr Motto. Und die beherrschten Menschen haben in hunderten von Jahren noch immer nichts dazugelernt und befeuern diese Spaltung in weiten Teilen sogar selbst. "Homo demens" eben.

Es tut immer wieder gut zu bemerken, dass es auch andere Menschen gibt, die den Irrsinn als solchen erkennen und sich auch dazu äußern.

Mo331 hat gesagt…

Mir war garnicht bewußt daß Privatschulen schon so weit verbreitet sind. Wundern tuts mich aber auch nicht. Die Brüder privatisieren munter weiter trotz allen negativen Folgen. Wenn die irgendeine Möglichkeit sehen den Reichen Kohle in den A.... zu stopfen und dem Volk zu schaden, dann tun sies.

Die Besserverdiener machen fleißif mit wenn sie sich selbst Vorteile davon versprechen. Wirklich eine tolle Gesellschaft, herzlichen Glückwunsch.