Freitag, 21. Dezember 2012

Die Sprache der Bücklinge


Auch die deutschen "Spitzenpolitiker" [haben] die Wiederwahl Obamas zum US-Präsidenten einhellig "begrüßt", meldete die hiesige Medien-Mafia im Gleichlaut. "Der Bundespräsident hat ...", "die Bundeskanzlerin hat ...“ Beide waren, selbstredend, "... unter den ersten, die telegrafisch gratulierten ..." – Es folgten in diesen Hofnachrichten jeweils ein bis zwei tragende Sätze, entnommen den Ergebenheitsadressen unseres Berliner Spitzenpersonals. Mit Floskeln wie "... langjährige Freundschaft", "... Menschenrechte und Demokratie", "unverbrüchlich zur Seite" oder "Grundlage gleicher Werte". Kein TV-Sender und nur wenige Zeitungen brachten diese Texte ungekürzt. Was schade war, denn sie lassen tief blicken.

Nach diplomatischer Gepflogenheit gratulieren sich Träger politischer Ämter gegenseitig zur Wahl resp. Wiederwahl. Der Schreibstil zeigt, ob der Absender höflich einer Pflichtübung nachkam, ob er sich selbst als fast gleichrangigen Kumpan des Jubilars empfindet oder nur einmal mehr seine Lakaienrolle spielt und Verbalschleim absondert. Nachfolgend in Gänze, was einige unsere Berliner Repräsentanten Herrn Obama öffentlichkeitswirksam übermitteln zu müssen glaubten. Ich erlaube mir jeweils am Schluss Antworten an die Autoren.

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Anmerkung: Volker Bräutigam dreht wieder voll auf: Seine sprachlichen Analysen treffen wie fast immer des Pudels Kern und lassen an Deutlichkeit keine Wünsche offen. Ich kann es mir nicht verkneifen, seine Erwiderung an den Bundes-Gauckler, der mit einer besonders schleimigen "Glückwunschbotschaft" an Obama aufgefallen war, hier zu wiederholen:

"Werter Präsident Gauck, dass Pfaffen einst Kanonen segneten, ist bekannt; die Kanoniere zu segnen ist nur eine modernere Variante. Dass Sie als Expfaffe und nunmehriger Bundespräsident auf Traditionslinie bleiben, darf niemanden überraschen. Sie leisten Fürbitte beim Allerhöchsten für einen Schreibtisch-Massenmörder, und Ihr lieber Gott wird, wie wir ihn kennen, dafür ein offenes Ohr haben. Deutschland und die USA seien 'Partner gleicher Werte', schrieben Sie, da hätte man nur gern gewusst, ob Sie die in Euro oder die in Dollar meinen. Der Wert der vielen Drohnen-Volltreffer aufgrund wöchentlicher Mordbefehle des US-Präsidenten müsste ebenfalls noch definiert werden. Wobei die mindestens 182 Kinder, die dabei bisher kollateral zu Tode kamen, den Wert nicht unbedingt mindern. Werter Herr Präsident der Bundesrepublik Deutschland, der Sie bereit sind, mit solch einem Widerling '... die globalen Herausforderungen und Bedrohungen für Freiheit, Frieden, Wohlstand' anzunehmen: Nach Abgabe dieser Devotionalie dürfen Sie sich rückwärts schreitend entfernen. Bleiben Sie im Bückling, zumindest, bis Sie außer Sichtweite sind. Demutshaltung zeichnet den Theologen aus."

Treffer - versenkt. Dieser Text hätte als Leitartikel in der Süddeutschen oder in der Zeit stehen müssen. Von einer solchen Wahrhaftigkeit ist die Mainstream-Journaille in Deutschland aber weiter entfernt als vom Uranus.

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Feudalismus



(Zeichnung von Carl Olof Petersen [1880-1939], in "Simplicissimus", Heft 12 vom 16.06.1924)

2 Kommentare:

darkmoon hat gesagt…

Oh wie geil! Hoffentlich hat der alte Gauck das gelesen. Nicht daß das was bewirken könnte bei dem aber ich finde die Vorstellung so schön wie der eine hochrote Birne kriegt und ihm der Kamm schwillt ... -)

Charlie hat gesagt…

@ darkmoon:

Du brauchst Dich keinen Illusionen hinzugeben - falls der Herr Pfarrer Gauck diese Bräutigam'schen Zeilen gelesen hat (wovon eher nicht auszugehen ist), werden sie völlig wirkungslos an ihm abgeprallt sein. Ein Bundespräsident hat Wichtigeres zu tun als sich der Meinung von Menschen aus der Bevölkerung oder der Realität zu stellen. ;-)

Selbstkritik ist in solchen Kreisen Teufelszeug aus dem kommunistischen Manifest. Merke: Wer die Macht hat oder glaubt, sie zu haben, der hat naturgesetzlich die Weisheit mit Löffeln gefressen und braucht nicht mehr nachzudenken, denn er - oder sie - weiß bereits alles.

So funktioniert unsere "freiheitliche parlamentarische Demokratie" bzw. nur so kann sie überhaupt den albernen Anschein erwecken, dass sie funktioniere.

Und wenn Joachims Zunge tief im Rektum Obamas verschwunden ist, wundert er sich nicht einmal mehr über den strengen Geschmack, sondern hält diesen für "normal" - also für "freiheitlich-demokratisch" ... und hält ihn als "aufrechter Demokrat" natürlich aus. Ihre vollkommene Lächerlichkeit bemerken all diese Damen und Herren längst nicht mehr.

Liebe Grüße und viel Spaß bei der Familienzusammenführung. :-)