49 Millionen Menschen in den USA, unter ihnen 16 bis 17 Millionen Kinder, haben nicht ausreichend zu essen. Sie leben in Haushalten mit "Lebensmittelunsicherheit". So der im November 2011 veröffentlichte Bericht der US‐Behörde für Landwirtschaft (United States Department of Agriculture / USDA). Von gesundem, ökologisch wertvollem Essen ist da ohnehin nicht die Rede. Der im Repräsentantenhaus eingebrachte Haushaltsentwurf für 2012 sieht deutliche Einsparungen bei den staatlichen Lebensmittelprogrammen vor.
Den Hunger hat der damalige US‐Präsident George W. Bush übrigens mit einem Schlag abgeschafft, indem er ihn in "sehr niedrige Lebensmittelsicherheit" umtaufte. Noch in seiner Amtszeit (2001–2009), vor der Rezession, stieg der Anteil der Empfänger von Lebensmittelkarten um 4 Millionen Menschen. Allein in der Stadt Philadelphia – hier wurden die USA einmal gegründet – hatte ein Viertel der Bevölkerung schon 2009 nicht genug zu essen, das waren 352 000 Menschen. So sehen sie aus, die Verhältnisse im gelobten Land der "working poor", der arbeitenden Armen. Natürlich existieren in Philadelphia noch keine Verhältnisse wie im ärmsten Afrika. Wer ein kompliziertes Antragsverfahren übersteht, konnte im Monat Lebensmittelmarken im Wert von maximal 176 US‐Dollar erhalten. Aber ohne die 40.000 privaten und kirchlichen Suppenküchen im Land herrschten Verhältnisse wie in Somalia, sagt ein Aktivist.
Unter Barack Obama, Präsident seit Januar 2009, ist der Hunger weiter gestiegen. Demokraten und Republikaner streiten über die Höhe der Kürzungen der Lebensmittelprogramme. Der mehrheitlich demokratische Senat stimmte im Juni 2012 dafür, das Lebensmittelmarkenprogramm (Supplemental Nutrition Assistance Program / SNAP) um 5,4 Milliarden US‐Dollar zu kürzen, die Republikaner verlangten noch größere Einschnitte. Dass Obama im Wahlkampf von 2008 einmal versprochen hatte, bis zum Jahr 2015 den Hunger aller Kinder zu beseitigen, ist vergessen. We can, but we won’t.
(aus: Jutta Ditfurth [*1951]: "Zeit des Zorns. Warum wir uns vom Kapitalismus befreien müssen", 2012)
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Amerikanischer Humor
"Amerika ist das freiste Land der Welt!" - (frei nach amerikanischen Zeichnern)
(Zeichnung von Karl Arnold [1883-1953], in "Simplicissimus", Heft 25 vom 20.09.1922)
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