"Ich bedanke mich ausdrücklich bei allen Wählerinnen und Wählern, die diesen grandiosen Sieg möglich gemacht haben", plapperte eine für ihre Verhältnisse geradezu überbordend enthusiastische, triumphierende Angela Merkel am Abend des 22.09.2013 in diverse Propagandamikrofone.
Der dicke Schleimbolzen aus der Uckermark sagte damit allerdings - wie immer - nicht, was er bzw. sie wirklich meinte. Das hätte sich dann wohl eher ungefähr so angehört: "Insbesondere danke ich der SPD und den Grünen, dass sie mir schon vor der Wahl zu weiteren vier Jahren Regentschaft verholfen haben, und natürlich danke ich den ganzen Vollpfosten und Hirnverbrannten, die CDU, CSU, SPD, FDP, Grüne, AfD, NPD, Pro-Sowieso oder eine unserer anderen kapitalistischen Splitterparteien gewählt haben, ohne zu bemerken, dass sie damit einzig mich bzw. die momentan von mir vertretenen Interessen der Familien Quandt, Springer, Mohn und Co. bestätigt und damit diametral gegen ihre eigenen Interessen entschieden haben. Angesichts der sensationell geilen Niedrigwahlbeteiligung von nur 73 Prozent gilt mein besonderer Dank selbstverständlich auch allen Nicht- und UngültigwählerInnen, die zu diesem für die Elite - zu der ich mich hoffentlich auch bald zählen darf, wenn ich die Früchte meiner europaweiten Zerstörungen endlich ernten kann und fürstlich von der Herrschaft dafür entlohnt werde - grandiosen Wahlergebnis erheblich beigetragen haben. Gehen Sie auch weiterhin nicht wählen oder malen sie kleine Bildchen oder lustige Texte auf den Wahlzettel, darum möchte ich Sie schon heute von Herzen und im Namen meiner Finanziers bitten. Gleich morgen werden wir, wie von der großen Mehrheit des deutschen Volkes beauftragt, tatkräftig mit dem weiteren Demokratieabbau, der Zerstörung des Sozialstaates, der Verarmung möglichst breiter Bevölkerungsschichten, dem Ausbau der Totalüberwachung und der Mästung der überquellenden Konten der Superreichen fortfahren. Vielen Dank - auch an die wunderbar kooperierende Qualitäts- bzw. Hofpresse, auf die Deutschland genauso stolz sein kann wie auf die Neoliberale Einheitspartei NED!"
(Bild: qpress.de)
Übertroffen wurde die Absurdität des Wahlverhaltens der BürgerInnen in diesem verkommenen Land gestern nur noch durch die schrillen Orwell-Wahlshows in den öffentlich-rechtlichen Qualitätsmedien, von denen ich zwar nur kleine Auszüge im Vorbeigehen aufgeschnappt habe ... aber die reichen mir völlig aus, um mir ein Bild von diesem dadaistischen, grotesken Spektakel zu machen. Wenn Steinbrück beispielsweise von einem beschlipsten Qualitätsjournalisten-Borg allen Ernstes und ohne den Anflug eines Hauches von Ironie gefragt wird, ob der "Kurs der SPD im Wahlkampf möglicherweise zu weit links" gewesen sei und darin eine Ursache für den Misserfolg gesucht werden müsse, dann handelt es sich entweder um eine Direktübertragung aus dem Paralleluniversum "HR-GIGER-X-1", oder die versammelte Journaille samt den ernsthaft auf deren absurden Fragen antwortenden Politikmarionetten waren so dermaßen auf Drogen, dass Christiane F. dagegen eine behütete Klosterschülerin gewesen sein muss. Ich habe kurz danach noch den Anfang eines "Kommentars" des stellvertretenden ZDF-Chefredakteurs Elmar Theveßen gehört, den ich aber nicht zuende anhören konnte, weil mein Gehirn mich nach ca. 30 Sekunden unerbittlich dazu zwang, laut schreiend und die Haare raufend aus dem Haus zu rennen und wie ferngesteuert im Wald mein eigenes Grab auszuheben. Als ich nach Stunden wieder halbwegs bei Sinnen war, hatte ich die Grube zwar fertiggestellt, den - ohnehin sinnfreien - Inhalt der ertragenen Theveßen-Sekunden aber glücklicherweise vollständig aus meinem Gedächtnis getilgt.
Der dicke Schleimbolzen und die hässliche, faschistische Fratze des Kapitalismus bleiben aber - und wir dürfen sicher sein, dass die Zerstörungen, Verwerfungen, Kriege und weitere faschistisch-barbarische Entwicklungen in den kommenden vier Jahren munter weitergehen werden.
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Starkbier
"Ich frage dich, Xaverl, san mir Deutsche das Volk der Dichter und Denker, oder san mir wirklich so saudumm wie mir san?"
(Zeichnung von Karl Arnold [1883-1953], in "Simplicissimus", Heft 27 vom 02.10.1932)
9 Kommentare:
Ich bin begeistert. Endlich mal ein Mensch, der seine Emotionen ausdrückt, Häme zeigt und dabei sachlich und klar die Realität darstellt. Ich hatte das Lächeln unserer Kanzlerin auch so verstanden.
ja Charlie - ich verstehe Deine grosse enttäuschung und wut sehr gut - aber das war doch vor dieser wahl auch schon da ! mit recht !
es ist auch der glaube daran dass durchs wählen etwas verändert werden kann in diesem kaputten, kranken system, auch daher kommt diese enttäuschung.
@ Dörte: Ich habe das Lächeln dieser Frau noch nie anders verstanden ... ;-)
@ Eulenfeder: Mein Lieber, auch wenn Du es noch hundertmal gebetsmühlenartig und stets ohne sinnvolle Begründung wiederholst, wird es dennoch nicht richtiger. Wahlen sind momentan (leider!!!) das einzige zur Verfügung stehende Mittel, um vielleicht doch noch etwas zum Positiven in diesem verkommenen, dem Untergang geweihten System verändern zu können - andere Optionen stehen mangels weitestgehend erfolgreicher Narkotisierung, Ablenkung, Kanalisierung und Dummhaltung der Bevölkerung offensichtlich nicht zur Verfügung. Anders ist dieses Wahlergebnis einmal mehr nicht erklärbar, ohne Betrug oder Fälschung zu unterstellen.
Ich weiß, dass ich Dich mit diesen Gedanken nicht erreichen werde - ich schreibe sie trotzdem auf, weil vielleicht ein anderer mitlesender Mensch sie nachvollziehen mag.
Ein Blick in die Geschichte reicht schließlich aus um festzustellen, dass Wahlen sehr wohl etwas verändern können. Ohne die kleine Mehrheit für die Nationalsozialisten in der Wahl 1933 wäre es den interessierten Verbrechern der kapitalistischen "Elite" damals nicht so leicht gelungen, dem späteren Massenmörder und Jahrtausendverbrecher Hitler die Macht zu übertragen. Dazu brauchten sie - auch nach den damaligen "demokratischen Regeln" - ein entsprechendes Wahlergebnis. Das haben sie durch entsprechende Propaganda und einen großen finanziellen Aufwand auch herbeigeführt, so dass die wankende, ohnehin äußerst kränkliche erste Demokratie damals erfolgreich abgeschafft werden konnte.
Nichts, aber auch gar nichts spricht dagegen, dass der umgekehrte Fall auch stattfinden könnte - es wäre genauso möglich, Veränderungen zum Positiven, zur Stärkung bzw. Wiederherstellung der Demokratie über Wahlen herbeizuführen - jedenfalls solange es noch antikapitalistische, antifaschistische, demokratische Alternativen zum neoliberalen Wahnsinn gibt. Die haben wir (noch)! Beispiele dafür habe ich in früheren Postings ja genannt.
Vereinfacht ausgedrückt: Wenn die dumpfe Bevölkerung damals nicht der NSDAP zu einer - wenn auch kleinen - Mehrheit verholfen hätte (übrigens auch damals unter tatkräftiger Unterstützung durch sehr, sehr viele Nichtwähler), wäre die Geschichte vielleicht ganz anders verlaufen.
Heute stehen wir an einem ähnlich dramatischen Punkt wie damals. Und wieder gibt es Millionen von Menschen in diesem schrecklichen Land, die entweder den Untergangsparteien ihre Stimme geben (in der völlig irrsinnigen Annahme, diese würden ihre Interessen vertreten) - oder gar nicht bzw. ungültig wählen. Und wieder lacht die "Elite" uns schallend aus, wieder geht alles den gewohnten Gang in die Dunkelheit, wieder verstehen die allermeisten Menschen gar nicht, was sie da überhaupt angerichtet haben.
Wenn Du immer wiederholst, dass es "sinnlos" sei, zu wählen - wieso erklärst Du mir dann nicht endlich einmal, was an der PARTEI, an der MLPD, an der PSG oder anderen sozialistischen Kleinparteien so falsch und schrecklich sein sollte, dass man ihnen auf gar keinen Fall die Stimme geben sollte? Du hast Dich doch mit diesen Parteien nicht einmal beschäftigt und posaunst trotzdem immer aufs Neue heraus, es sei "sinnlos" zu wählen.
Und, ganz nebenbei: Wenn Du dieser Meinung - aus welchen unerfindlichen Gründen auch immer - bist, musst Du auch die Gegenfrage klar beantworten können: Wenn das Wählen auch dieser Alternativen also aus Deiner Sicht "nichts bringt", was um alles in der Welt schadet es dann? Und vor allem: Was bringt uns Menschen das Nichtwählen?
Die Antwort auf die letzte Frage kennst Du - in diesem Falle lautet sie: Weitere vier Jahre kapitalistische Zerstörung im Übermaß und lauter Faschisten in lächerlichen Anzügen und Kostümen, die auch die letzten Reste der Demokratiefassade, des Sozialstaates, der Solidarität, des Pazifismus und des Humanismus beseitigen werden.
Wenn ausgerechnet die wenigen Menschen in diesem Land, die überhaupt erkennen, welches absurde kapitalistische Schauspiel da aufgeführt wird, in dem eine ganze Reihe von kapitalistischen Blockparteien als "unterschiedliche Optionen" dargestellt werden, obwohl sie allesamt derselben irrsinnigen Ideologie folgen - und dabei die tatsächlichen Alternativen zu diesem Irrsinn, die von der Propaganda natürlich totgeschwiegen werden, gar nicht mehr wahrnehmen und dadurch zu indirekten Unterstützern der herrschenden Klasse werden, indem sie meinen, sich "ausklinken" zu können - dann ist die unausweichliche Wiederholung der bösen, dunklen Geschichte vorprogrammiert.
Verstehst Du tatsächlich nicht, dass die wenigen Menschen, die erkannt haben, dass CDU/CSU/FDP/SPD/Grüne/AfD/NPD usw. alle in dieselbe braune Partei gehören, die tatsächlich letzte Hoffnung sind, dem kapitalistisch-faschistischen Untergang doch noch etwas entgegenzusetzen - indem sie zum ultrarechten und propagierten Mainstream eben extrem links wählen? Viele Chancen bleiben dazu nicht mehr - vielleicht war diese vergangene Wahl auch schon die letzte.
Es gibt wirklich nichts Dümmeres und Kontraproduktiveres als in dieser Situation nicht oder ungültig zu wählen - das ist noch um ein Vielfaches bescheuerter als sein Kreuz bei den neoliberalen Irren zu machen.
Liebe Grüße!
Sehr gute Replik auf Eulenfeders kleinen Beitrag. Vielen Dank!
na ja charlie - da kamma nix machn.
meine überzeugung ist eine andere, sie deckt sich mit der aussage eines "scratch" bei der wecker-seite von gestern....
wenn wählen einen sinn hätte - das füge ich noch huinzu - dann würde ich es auch machen....
Man kann die von Dir genannten kleinen Parteien, welche wirklich aus dem Volk kommen und ein Programm für das Volk bieten, schon wählen, aber was passiert dann? - siehe Piraten. Die werden in kürzester Zeit vom bestehenden System fertiggemacht, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln. Oder gar nicht mal allen, es reicht die Macht der Medien inne zu haben - und schwupp - sind sie weg von der Bildfläche. Keine Chance. Noch nie gehabt. Nicht auf der Grundlage dieses Systems!
@ Markus: Alles schön und gut, aber was folgt daraus? Einfach nix tun wie die Nichtwähler, oder vielleicht doch eher den Kleinen eine Chance geben? Nicht alle Menschen sind käuflich oder korrumpierbar, auch wenn das Beispiel der Piraten ein sehr deutliches ist. Alternativlos ist aber auch dieses Beispiel nicht.
Es geht mir ja - um das noch einmal deutlich zu wiederholen - einzig darum, die letzte den BürgerInnen verbliebene geringfügige Möglichkeit der Einflussnahme auf das perverse Politikgeschehen möglichst sinnvoll - also auch an kleinsten Zielen orientiert - zu nutzen. Ich frage mich dabei immer, welcher Zacken den Nicht- und UngültigwählerInnen aus der Krone brechen würde, wenn sie die PSG, die PARTEI oder eine andere linke Kleinstpartei wählen würden. Wenn sie das nicht tun, bewirken sie nichts; wenn sie es aber täten, hätte es zumindest einige, wenn auch geringfügige, Auswirkungen.
Den kapitalistischen Irrsinn können wir so natürlich nicht abschaffen, aber darum geht es mir bei diesem Thema auch gar nicht. Es ist vergleichbar mit dem Szenario, in dem man Zeuge eines Verbrechens wird und sich vor die Frage gestellt sieht: Greife ich im Rahmen meiner Möglichkeiten ein und setze ein Zeichen, auch wenn es dem Opfer vielleicht nicht mehr hilft, oder stelle ich mich als dämlicher Gaffer an die Seitenlinie und schaue dem Ganzen nur tatenlos zu?
Diese erbärmliche Gesellschaft und dieses noch erbärmlichere System stellen gewiss nicht das "Ende der Geschichte" dar, wie uns das neoliberale Vollpfosten lächerlicher Weise immer wieder einzureden versuchen - die Geschichte wird weitergehen, in die eine oder in die andere Richtung. Es liegt an uns, den Kurs mitzubestimmen.
Es gab schon mehrfach in der Geschichte die Chance, dass die kapitalistischen Strukturen, die Macht- und Besitzverhältnisse direkt zur Disposition standen - die ekelhafte Bande hat daraus gelernt und perfide Strukturen aufgebaut, die das zukünftig verhindern sollen. Perfekt oder unabänderlich sind aber auch diese nicht - aber genau das untermauerst Du durch Deine Argumentation.
Menschen müssen "Nein!" sagen zu diesem Wahnsinn, das ist das wichtigste überhaupt. Nicht- oder UngültigwählerInnen sagen aber nicht "Nein!", sondern "Leck mich am Arsch" oder "Macht doch, was ihr wollt." Letzten Endes sind das Menschen, die sich von Auschwitz abwenden und den Horror nicht sehen wollen.
Ich werde weiter "Nein!!!" sagen zu diesem Irrsinn und mich nicht abwenden.
Liebe Grüße!
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