Donnerstag, 28. November 2013

Die zunehmende Kriegslüsternheit der neoliberalen Bande


Seit Jahren schon gilt das Grundgesetz nichts mehr, wenn die deutsche Militärdoktrin amtlich definiert wird; der Begriff "Verteidigung" ist verwandelt in den einer "Sicherheitspolitik" out of area, die "nationale Interessen" kriegerisch durchsetzen soll. Die "Verteidigungspolitischen Richtlinien" von 2011 haben dies ungeniert beschrieben. Diese Bereitschaft zum "Waffengang" braucht ideologische Begleitung, Volksaufklärung auch durch Einsatz von Wissenschaftlern und Publizisten. Beispielhaft dafür sind Veröffentlichungen wie die des Zeit-Redakteurs Bernd Ulrich, der dem Publikum erklärte, "wofür Deutschland Krieg führen darf und muss"; oder neuerdings das historische "Grundlagenwerk" von Ian Morris: "Krieg – Wozu er gut ist", ein Renner aus dem Campus Verlag.

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Anmerkung: Wer gedacht hat, die bisherigen Kriegsbeteiligungen Deutschlands in fernen Ländern seien bereits der Zenit des Wahnsinns, wird dank dieses sehr lesenswerten Artikels von Arno Klönne eines Schlechteren belehrt: Wir stehen offensichtlich erst am Beginn eines langen, bösen Weges der militärischen Gewalt. Die neoliberale Bande arbeitet emsig und mit erheblichen Kapazitäten daran, einen möglichst permanenten Kriegszustand herbeizuführen, um dem Kapital "wirtschaftliche Zugangs-, Nutzungs- und Ausbeutungsrechte" weltweit zu gewährleisten und natürlich um der heimischen Kriegsindustrie das unvermeidliche, möglichst üppige Wachstum dauerhaft garantieren zu können. Was die USA schon seit so vielen Jahrzehnten vormachen, will die deutsche "Elite" nun auch endlich tun - selbstverständlich auch in Sachen Krieg.

Ehemalige Prinzipien wie "Nie wieder Krieg" oder, spezieller, "Nie wieder darf von deutschem Boden Krieg ausgehen" gelten nun offenbar endgültig offiziell als abgeschafft - die Generation der Menschen, die den Horror und Terror des Zweiten Weltkrieges noch am eigenen Leib erdulden musste, stirbt allmählich aus. Das Grundgesetz, das eine solche schreckliche Entwicklung gerade verhindern sollte und militärische Handlungen Deutschlands ausdrücklich einzig zum Zwecke der Selbstverteidigung im Angriffsfalle erlaubt, ist heute bedeutungslos - und das gilt bekanntlich nicht bloß für die widerlichen Militärfantasien der Bande. Seit der vorausschauenden Abschaffung der Wehrpflicht müssen die BefürworterInnen der Kriege auch nicht mehr damit rechnen, im Fall der Fälle selbst zum Morden und Sterben rekrutiert zu werden oder ihren Nachwuchs dieser Mordmaschinerie zu überlassen - so lässt es sich trefflich und völlig gefahrlos nach deutschen Kriegen in fernen Ländern rufen.

Ich finde keine angemessenen Worte dafür, um meinem Ekel und meiner Verachtung für diese widerliche Kriegslüsternheit und ihre UrheberInnen Ausdruck verleihen zu können. Der Gipfel des geschmacklosen, widerlichen Irrsinns ist aber noch die Begründung, die diese Bande für ihre steinzeitlichen Kriegsfantasien ganz unverblümt auf den Tisch legt: Kapitalinteressen sind der Grund - Kapitalinteressen! Sie versuchen nicht einmal mehr, irgendwelche anderen ("humanistischen", "demokratischen") Gründe vorzuschieben, so absurd sie auch sein mögen - nein, sie sagen klar und deutlich, dass es ihnen einzig um Geld geht. In den letzten Jahrhunderten war das freilich nie anders - aber dermaßen unverhohlen hat das meines Wissens bisher noch niemand in die Welt posaunt.

Wird es nun einen Aufschrei des Entsetzens und massiven Widerstand gegen diese widerwärtigen Pläne geben - zuerst in der Presse und danach in der Bevölkerung? Der Ossietzky-Autor meint dazu: "Eine breite Bereitwilligkeit, den Vorschlägen zur 'Neuvermessung der deutschen Weltpolitik' mediale Sympathie zuzuwenden, dürfte damit gesichert sein". Ich formuliere es etwas drastischer und prognostiziere: Die Kriegshetze in den Mainstreammedien wird weiter massiv zunehmen, mahnende Feigenblatt-Appelle werden die Ausnahme bleiben - und in nicht allzu ferner Zukunft wird auch die Mehrheit der Bevölkerung es ganz normal, alternativlos und womöglich gar richtig finden, dass die "Bundeswehr" im Verbund mit anderen "westlichen" Armeen mordend durch die (vorzugsweise bettelarme) Welt zieht.

Eine dann eigentlich notwendige Umbenennung der "Bundeswehr" - beispielsweise in "Bundesangriffstruppen" oder "Kriegsheer für deutsche Kapitalinteressen" - wird aber selbstverständlich ausbleiben. Man hat schließlich gelernt aus der Vergangenheit - wenn auch, wie immer, das völlig Falsche.

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Mors triumphator
[nach lat. "Mors Imperator" = "Tod, der Herrscher"]


Der größte Kriegsgewinnler bleibt steuerfrei.

(Zeichnung von Karl Arnold [1883-1953], in "Simplicissimus", Heft 7 vom 14.05.1918)

2 Kommentare:

Bruno17 hat gesagt…

Noch sieht das Kriegstreiben Deutschlands aus, wie das Spiel anderer Leute. Die Wehrpflicht ist ausgesetzt, nicht aufgehoben. Derweil sollten sich die Deutschen um die Arbeitsbedingungen in den Bergwerken unserer möglichen großen Kriegsgegner kümmern. Es könnte der der Arbeitsplatz für Viele und für sehr lange Zeit werden. Da kann dann über unseren Beitrag zur Rohstoffsicherung abschließend diskutiert werden.
Schon zweimal in der Geschichte haben sich Deutsche (Politiker?) eingebildet, dass sie die Welt erobern können. Es gibt keinen Grund zu glauben, dass es beim nächsten mal gelingen kann.

Charlie hat gesagt…

@ Bruno: Ich verstehe Deinen Kommentar leider nicht so ganz - was ist beispielsweise mit den Bergwerken gemeint und welche möglichen großen Kriegsgegner meinst Du? Die korrupte Bande in Deutschland wird sich - analog zum Beispiel der USA - auch weiterhin möglichst schwache und kleine Kriegsgegner suchen, die weder die personellen, noch die finanziellen Mittel haben, dieser Aggression militärisch begegnen zu können (was nicht bedeutet, dass ich eine solche militärische Antwort guthieße). Es ist ja (wieder einmal) kein Zufall, dass zuerst Nationen wie Aghanistan, Libyen, der Irak, Somalia oder der Jemen überfallen werden, die allein keine wirkliche Chance auf Gegenwehr haben. Das Kalkül dahinter ist ja klar erkennbar: Die verantwortlichen Arschlöcher meinen, so den Krieg in gewissen regionalen Grenzen weit entfernt von den eigenen vier Wänden halten zu können und möglichst wenige Verluste in den eigenen Reihen dabei einzustecken. Wenn die westlichen Kriegstreiber sich tatsächlich auf einen Krieg beispielsweise mit China und/oder Russland einließen, der unweigerlich zum nächsten Weltkrieg eskalierte, wird dieses Kalkül nicht mehr aufgehen - und das wissen sie.

Sicherlich schrecken diese habgierigen, macht- und elitegeilen Personen letzten Endes auch davor nicht zurück - sie wissen aber auch, dass ein solcher, offen erklärter globaler Krieg in wohl keinem westlichen Land so etwas wie "Kriegsbegeisterung" in der Bevölkerung auslösen würde und sie daher mit entsprechender Gegenwehr zu rechnen hätten. Solange die noch verbliebenen Ruinen der Demokratiesimulation nicht rückhaltlos entsorgt sind, wird die Bande sich das nicht trauen - das jedenfalls ist meine subjektive Einschätzung. Genau deshalb geht ja auch gerade von den USA heute die größte Gefahr in dieser Hinsicht aus, denn dort gibt es ja schon seit so vielen, vielen Jahrzehnten keine politischen Alternativen und keine Opposition mehr - von wirklicher Demokratie ist dieses Land genauso weit entfernt wie China..

In Deutschland sind wir auf dem allerbesten Wege, hier gleichzuziehen - und wenn diese Entwicklung nicht endlich gestoppt wird, besteht tatsächlich die durchaus realistische Gefahr, dass der deutsche Größenwahn sich wieder in finsterste Abgründe erstreckt, von denen die ganze Welt gehofft hat, dass niemals wieder sich jemand in dieser verkommenen Suhle wälzen würde.

Liebe Grüße!