Wer
wird die Toten begraben
auf dem Schlachtfeld Europa,
wer wird sie zählen
und wägen und sagen:
das waren Menschen? Wer
wird denn, ehe
der Schnee des Vergessens
sich weiß auf
das Aas der Geschlachteten legt,
aufklagen
über den turmhohen Trümmern der Toten
zwischen Balkan und Pol?
Wird nach dem Heulen
des letzten verendenden Hundes
noch eine Stimme sein,
nur das Schrein eines Kindes,
oder ein zitternder Flügelschlag
im zerschossnen Gezweig?
Stille wird sein und Zerstörung.
Und über den offenen Augen
von tausendmaltausend Gefallenen
werden Gewitter geschehen und
Monde verblühen.
Aus den verwaisten Atommeilern
wird sich Verwesung ergießen
über die Erde,
und die verkrüppelten Rosen
werden die Schöpfung verneinen.
Unüberwindliche Stille wird sein
auf dem Schlachtfeld Europa.
(Dagmar Nick [*1926], in: "Fluchtlinien. Gedichte aus 33 Jahren", 1978)
1 Kommentar:
Das war schon waehrend des ersten kalten Krieges eine durchaus realistische Moeglichkeit. Bei der Neuauflage paddelt man, nach anfaenglicher Aggression, leicht zurueck, da diverse Industrien die Hacke reinmachen. Ein Kontraer der besonderen Art.
Kommentar veröffentlichen