(Reinhard Mey: "Frieden", aus dem Album "Immer weiter", 1994)
Dein Bild in den Spätnachrichten,
Wimmernder, sterbender Soldat.
Eine Zahl in den Kriegsberichten,
Ein Rädchen im Kriegsapparat,
Für einen Schachzug zerschossen
Und für ein Planquadrat im Sand,
Für einen Wahn hast du dein Blut vergossen
Und immer für irgendein gottverdammtes Vaterland!
Wann ist Frieden, endlich Frieden?
Wann ist Frieden, endlich Frieden und all das Elend vorbei?
Wann ist Frieden, endlich Frieden?
Wann ist Frieden, endlich Frieden - und das Ende der Barbarei!
Vielleicht sechs oder sieben Jahre,
Von Granatsplittern verletzt:
Im Flur ein Kind auf einer Bahre,
Ein leises Weinen nur zuletzt.
So sieht es aus, das Bild des Sieges,
Und alle wissen es nur zu gut!
Und den Preis zahl'n die Kinder des Krieges
Von Belfast bis Soweto, von Sarajevo bis Beirut.
Wann ist Frieden, endlich Frieden?
Wann ist Frieden, endlich Frieden und all das Elend vorbei?
Wann ist Frieden, endlich Frieden?
Wann ist Frieden, endlich Frieden - und das Ende der Barbarei!
Ruhmsüchtiger Kriegsminister,
Ehrgeiz'ger, greiser General
Und all eure Mordgeschwister,
Ihr Handlanger im Arsenal:
Habt ihr niemals diese Visionen?
Und ihr da im Rüstungskonzern:
Sie sterben durch eure Kanonen,
Und es klebt Blut an euren saubren Händen,
Ihr sogenannten ehrenwerten Herrn!
Wann ist Frieden, endlich Frieden?
Wann ist Frieden, endlich Frieden und all das Elend vorbei?
Wann ist Frieden, endlich Frieden?
Wann ist Frieden, endlich Frieden - und das Ende der Barbarei!
Wenn die Kriegsherrn in Nadelstreifen,
Die wahren Schuldigen, geächtet sind,
Wenn Soldaten endlich begreifen,
Dass sie potenzielle Tote sind,
Wenn von Politikerversprechen
Sich nur dieses eine erfüllt von all'n,
Wird eine bessere Zeit anbrechen, denn:
"Wer noch einmal eine Waffe in die Hand nimmt,
dem soll die Hand abfall'n!"*
Wann ist Frieden, endlich Frieden?
Wann ist Frieden, endlich Frieden und all das Elend vorbei?
Wann ist Frieden, endlich Frieden?
Wann ist Frieden, endlich Frieden - und das Ende der Barbarei!
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*: Zitat ausgerechnet von Franz Josef Strauß (CSU), aus dem Wahlkampf zum 1. Bundestag 1949 - übrigens demselben Wahlkampf, in dem die CDU beispielsweise solche Wahlplakate benutzte, während zwei Jahre zuvor das Parteiprogramm noch solche Passagen enthielt.
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