Montag, 26. Januar 2015

Des Kuhjournalisten Blowjob: "Wie immer ohne Gummi, Herr Gauck?"


Bei n-tv durfte ich vorgestern das bedingungslose Bekenntnis des "wertekonservativen" (Wikipedia) "Qualitätsjournalisten" Wolfram Weimer zu seinem bedauernswerten Dasein als Callboy des neoliberalen Kaspermarionettenregimes lesen. Unter der hochinvestigativen Überschrift "Joachim Gauck: Der beste Präsident seit Weizsäcker" konnte ich dort ein Glanzstück des kapitalistisch-propagandistischen Hurentums verfolgen, das meines Wissens in dieser Form und bezogen auf diesen erbärmlichen Greis ohne Beispiel ist. Wer sich das selber durchlesen möchte, soll das tun, muss sich aber auch warm anziehen, denn der Grad des beschworenen Pathos' ist mindestens ebenso grotesk wie die arschkriechende Jubelhymne auf den Freiheitspapst des Kapitals selbst.

Beim ersten Lesen bin ich noch der fixen Idee aufgesessen, dass es sich hier möglicherweise um einen satirischen Beitrag handeln könnte, denn der geschätzte Herr Weimers (nicht zu verwechseln mit Mutter Beimer, die ist nämlich schon verstorben) hat laut Wikipedia 2012 schon einmal entsprechenden Schalk gezeigt und das Sonderheft einer mir unbekannten Satirezeitschrift herausgegeben. Doch diesen schönen, erleichternden Gedanken musste ich im weiteren Verlauf des Textes schnell wieder aufgeben: Ein Mensch wie unser Callboy Weimers schreibt nichts Satirisches über die "zweite deutsche Diktatur" und die "Leiden des jungen (und alten) Gauck" in den furchtbaren Gulags der noch furchtbareren Kommunisten - völlig unabhängig davon, was der alte Gauck als Offizier der faschistischen Kriegsmarine auch angerichtet haben mag. Davon erfährt der geneigte Leser des Hurenaktes ohnehin nichts. Es gibt strikte Tabus, selbst für Callboys.

Nun hat der feynsinnige Kollege flatter sich ja kürzlich darüber ausgelassen, dass es nach seiner Meinung sinnlos sei, sich über einzelne - und seien es auch ganz besonders widerwärtige - Gestalten aus diesem Rotlichtmilieu zu echauffieren. Er nennt diese Käuflichen schlicht "Trolle" und meint, Ignoranz sei der sinnvollste Weg, damit umzugehen. Ich sehe das indes anders - denn jene "Trolle" bewirken ja weitaus mehr als die Idioten, die wir aus unserer kleinen Blogger-Bubble kennen und die oftmals noch nicht einmal Huren, sondern tatsächlich schlicht merkbefreite, lernresistente und nachplappernde Dummköpfe sind, die man in der Tat nicht ernst zu nehmen braucht. Bezahlte und gezielt lancierte Propaganda in Massenmedien besitzt allerdings eine völlig andere Quanti- und vor allem Qualität, die furchtbare Folgen haben kann und die man unter gar keinen Umständen einfach ignorieren oder totschweigen darf.

Man muss diesen Pamphleten mit Informationen begegnen - auch wenn ich mir durchaus bewusst bin, dass ein kleines oder auch größeres Blog im Internet eigentlich nicht der richtige Ort für diese Form der Opposition ist. Allein: Heute fehlen die Alternativen! Angesichts einer längst eingenordeten kapitalistischen Presselandschaft gibt es heute keine oppositionellen Massenmedien mit einer auch nur halbwegs relevanten Reichweite mehr - in dieser finsteren Zeit bleibt uns nichts anderes als das Internet. Und es ist wohl auch eher einem dummen Zufall bzw. Versehen zu verdanken, dass es dieses heute noch halbwegs "freie" Internet gibt - die verkommene Bande arbeitet bekanntlich eifrig daran, auch dieses letzte Instrument der unbedeutenden Gegenwehr endlich wieder unschädlich zu machen. Anonymität war gestern - heute wissen sie bereits, wer da schreibt, und morgen verbieten bzw. zensieren sie es und verfolgen die UrheberInnen.

Solange wir es noch (ungestraft) können, sollten wir die schäbigen Huren des Kapitals also benennen und mit dem Finger auf sie zeigen - immer und immer wieder, denn die Propagandafront wird gewiss auch in Zukunft nicht müde, ihre schleimigen Auswürfe unentwegt und ohne Pause weiter in die verseuchte Welt zu schleudern. Der Nutzen dieser kläglichen Gegenwehr ist marginal, die Aussicht auf Erfolg nicht vorhanden - aber Schweigen und Ignoranz wären nun die schlechtesten aller denkbaren Alternativen, selbst angesichts schlafender, dumpfer oder irregeleiteter BürgerInnen der stupiden NSDAP- Pegida-Fraktion.

---

Die Blutsauger


"Alles geht vorzüglich. Sogar die Parteiunterschiede verschwinden mehr und mehr."

(Zeichnung von Thomas Theodor Heine [1867-1948], in "Simplicissimus", Heft 49 vom 02.03.1925)

2 Kommentare:

Ruby hat gesagt…

Volle Zustimmung, Charlie.
Hier im Osten ist der Gauckler sehr umstritten, zumal fast jeder weiß, dass er kein Bürgerrechtler war, sondern Begünstigter der DDR. Und dieses Pastorale geht vielen auf die Nerven, da mit Religion hier kaum einer was anfangen kann.
Dieser Schweinejournalist verspricht sich bestimmt gute Chancen für einen Posten im zukünftigen Propagandaministerium.

Ich bin auch deiner Meinung, dass gerade journalistische Fehlleistungen ständig thematisiert werden müssen. Es gibt immer wieder Leute, die sich auf verschiedene Blogs verirren.

Ich gehöre auch dazu und freue mich jetzt immer wieder, deine Beiträge zu lesen. Ich danke dir für deine Mühe.

Liebe Grüße Ruby

Charlie hat gesagt…

@ Ruby: Vielen Dank für die Zustimmung. Der Gauckler ist aber - zumindest außerhalb des neoliberalen Paralleluniversums in Medien und Politik - auch im Westen nicht gerade ein Sympathieträger, und das trotz des medialen Trommelfeuers.

Der Propagandajournalist Weimers ist allerdings ein altbekannter Wiederholungstäter - wenn man dessen unerträglichen Ergüssen im Netz nachforscht, lehrt es einen das Gruseln. Der benötigt keinen Job im Propagandaministerium mehr, der dürfte seine Schäfchen längst im Trockenen haben.

Wenn man das Postulat von der "Gegenöffentlichkeit", wie es beispielsweise die NachDenkSeiten formulieren, ernst nimmt, muss man auch immer wieder auf dieselben, stetig wiederholten Angriffe der neoliberalen Propaganda reagieren - auch wenn das sowohl für Schreibende, als auch für Lesende zuweilen müßig und entnervend sein mag.

In diesem Sinne habe ich Dir ebenso zu danken, wenn Du auch bei der x-ten Wiederholung desselben Themas immer noch mitliest.

Liebe und solidarische Grüße!