Freitag, 9. Oktober 2015

Merkels Mitmenschlichkeit: Krieg ist Frieden


Es herrscht mal wieder arge Verwirrung in Kleinbloggersdorf. Einige Äußerungen des Merkelmonsters, die es in einer seichten TV-Quasselshow getätigt hat, sorgen für Blogkommentare wie beispielsweise diesen, den ich bei Notizen aus der Unterwelt gefunden habe:

(...) ausgerechnet "Mutti Merkel" setzt gerade Zeichen in der o.g. "Willkommenskultur". Das finde ich unterstützenswert. / (...) weil Merkel HIER(!) – entgegen Deiner und vieler anderer Linken Mutmaßung – wohl nicht die Interessen der "Großkonzerne" vertritt, sondern einfach etwas Mitmenschlichkeit beweist. Und nun lach mich gerne dafür aus, daß ich ihr das tatsächlich "abkaufe".

Das ist kein Einzelfall. Selbst der Kiezneurotiker hat diesem Thema gestern gleich ein ganzes Posting gewidmet - wobei ich mir nicht so ganz sicher bin, ob diese "Kompasssuche" nicht doch eher als satirischer Seitenhieb auf die einhellige Jubelpresse zu verstehen ist, die den absurden Popanz wie gewohnt unkritisch, tendenziös und offensichtlich propagandistisch zu einem riesigen, scheinheiligen, leeren Ballon mit der semireligiösen Aufschrift "Merkels Mitmenschlichkeit und Milde" aufbläst, bis er in Kürze wie gewohnt platzt. Diesbezügliche Blowjobs von Spiegel, Springer, FAZ & Co. sind ja längst Legion - aus Kleinbloggersdorf kannte ich sie bislang aber eher selten.

Dabei hat sich an der Sachlage, die wir alle seit Jahren kennen und fast im Wochentakt immer wieder aufs Neue bewiesen bekommen, nichts verändert: Merkel sondert wie immer irgendwelche nicht belastbaren, mehr als schwammigen Worthülsen ab, während die neoliberale Bande, die sie ja anführt (was anscheinend auch Blogger und Kommentatoren häufig zu vergessen scheinen), grausame Nägel mit Köpfen macht und sich um das schleimige Geschwalle fürs Publikum nicht weiter kümmert. Gerade erst wurde in Deutschland das "Asylrecht" verschärft, die neoliberale Bande setzt massiv auf "Abschreckung" und "Abschiebung" statt "Willkommenskultur", generell schottet sich die gesamte EU immer weiter ab, das lächerliche Geschrei in Politik und Medien über den angeblich nicht zu bewältigenden "Flüchtlingsstrom" reißt nicht ab und in der Folge tobt der braune Mob immer ungehemmter - nicht bloß im Internet.

Haben denn alle schon wieder vergessen, was diese schauderhafte Person in all den Jahren, in denen sie dem schwarz-gelben und großkoalitionären Regime bereits vorsteht, so alles abgesondert hat, ohne dass irgendeine (!) tatsächlich positive staatliche Handlung daraus erwachsen ist? Wie kann man nun plötzlich auf den absurden Gedanken kommen, dies könne jetzt anders sein - und dafür ausgerechnet eine TV-Verblödungsshow als Beleg bemühen? Sind wir alle schon "BILD"?

Das Merkel-Quallenmonster war, ist und bleibt ein Pfropfen im Arsch des Kapitals - daran ändern weder lächerliche Gesten wie das "Streicheln eines Flüchtlingsmädchens", noch andere debile TV-Shows etwas, in denen sie irgendwelche Ankündigungen ins Mikrofon plärrt, während ihr menschenfeindliches Regime, für das sie verantwortlich ist, zur gleichen Zeit das Gegenteil praktiziert und nebenbei weiterhin Zerstörungen, Leichenberge sowie Millionen von Flüchtlingen mitverantwortet, von denen nur ein Bruchteil den Weg nach Deutschland bewältigt. Einer solchen widerwärtigen Person soll man nun "Mitmenschlichkeit" abkaufen? Ernsthaft? Da kann ich wirklich nicht mehr lachen, sondern nur noch bitter heulen.

Am 17.09. schrieb ich - und da gibt es nichts weiter hinzuzufügen: "Es fehlt eigentlich nur noch, dass Thomas 'die Misere' oder eine andere der korrupten Sprechpuppen in Kürze einen Satz wie 'Wir lieben euch doch alle!' in die begeisterte Presselandschaft kotet." - Treffer, versenkt.


(Merkels Mitmenschlichkeit wie sie leibt und lebt.)

11 Kommentare:

epikur hat gesagt…

Volle Zustimmung!

Gerade eben wurde Griechenland durch Deutschland (Merkel/Schäuble) und der Troika in den finanziellen Ruin und Millionen Griechen mit voller Absicht ins Elend getrieben, (nicht zu vergessen die neoliberale Troika-Auflage von Privatisierung, Kürzungen und Massenentlassungen), und nun ist Mutti-Merkel die empfindsame, sensible, liebe Mami, die sich um die armen Flüchtlinge sorgt?

altautonomer hat gesagt…

Troptard hat bei Klaus Baum in seinem Kommentar bereits auf Frank Benedikts Geschmuse richtig gekontert.

Merkel hat z. B. die Sparkonten der Kleinsparer zusammen mit Peeer Steinbrück in einer Pressekonferenz für unantastbar erklärt. Durch den Niedrigzins werden die Guthaben dank der Inflation abgeschmolzen. Auf die Frage von Stefan Raab erklärte sie, dass es mit ihr keine Maut geben werde. Alles schon vergessen Frank Benedikt?

Es geht doch erst mal darum, dass Merkel sich wegen der um 5 Jahre verspäteten Reaktion auf die Flüchtlingsentwicklung ein gutes Gewissen machen möchte. Gleichzeitig agieren Frontex und die Bundeswehr im Mittelmeer weiter und zerstören Flüchtlingsboote, getarnt als Bekämpfung von Schlepperbanden.

Rigider Umgang mit Flüchtlingen würde außerdem dem internationalen Ansehen des Exportweltmeisters schaden und der Investitionsbereitschaft ausländischer Firmen nicht förderlich sein.

Merkels Verhalten ist konsistent neoliberal. Sie serviert ihren "Auftraggebern" einen Riesenmenschenpool an Lohndrückern, aus dem sich die deutsche Wirtschaft die Filetstückchen herausfischen kann. Das Credo "Bleiberecht nur gegen Verwertungsmöglichkeit" wird im Prinzip doch gar nicht angetastet.

Und Merkel weiss genau, dass sich die Alternative in Gestalt von Mauern, Stacheldraht- und Elektrozäunen sehr schlecht auf die Auftragsbücher der deutschen Industrie auswirken würde.

“Unser Land soll es sich leisten, mehr Flüchtlinge aufzunehmen.” Ulrich Grillo, BDI-Präsident 12.08.2015

“Ich mache keinen Unterschied, ob jemand Wirtschaftsflüchtling ist oder “richtiger” Asylsuchender, der verfolgt wurde.” Stephan Schwarz, Unternehmer und Präsident der Berliner Handwerkskammer 09.08.2015

- Würde Europa seine Todesgrenzen morgen öffnen, käme vielleicht eine Million. Zu wenige, meint Professor Plünnecke vom Institut der Deutschen Wirtschaft, der für eine großzügige „Erwerbsemigration“ plädiert, weil in Deutschland bald zehn Millionen Menschen fehlen und Migranten in Deutschland pro Jahr 180.000 Firmen gründen. „Mit ihrer höheren Neigung, sich selbstständig zu machen und Arbeitsplätze zu schaffen, stellen Migranten eine tragende Säule des Gründergeschehens dar“, erklärt die Kreditanstalt für Wiederaufbau. - (Rainer Trampert: “Menschen ohne Marktwert”)

Wenn der Klassenfeind und seine höchste politische Repräsentantin mit derartigem Gewäsch scheinbar die Grenzen nicht nur zwischen den Völkern, sondern auch von "oben" und "unten" verschwinden lassen, lauert dahinter die Idee von der Volksgemeinschaft.

Wer jetzt in Jubelarien über diese Frau schwelgt, sollte sich schnellstens von seinem Linkssein oder seiner kritischen Grundhaltung verabschieden.


(korrigierte Fassung)



Fluchtwagenfahrer hat gesagt…

Moin Charlie, war da nicht was 89, Hr. E. M. aus der DDR.??
"Ich liebe euch doch alle" Schnuff!!!
Jaaa iss klaaar.

schönes WE
lass den Kopp nicht hängen
et kütt wie et kütt
und wenn et kütt, Kopp einziehen

Fluchtwagenfahrer hat gesagt…

Moin Altautonomer,
ich denke die Liste lässt sich beliebig verlängern.
-Entscheidung 2003 die private Betriebsrente zusätzlich mit den sog. Sozialversicherungsbeiträgen zu belasten.
-Prof. Unsinn: länger arbeiten, spätere Rente, Unterschreitung des Mindestlohnes etc.

Ich weiß es nicht mehr ganz genau, aber vor ein paar Jahren hatte mal irgendeine Zeitung (BLÖD??)einen "tollen" Artikel veröffentlicht "100 Dinge die ich an Deutschland liebe" oder so ähnl.
Vielleicht wird es an der Zeit mal gemeinsam, ein Schwarzbuch mit dem Thema
1.000.000 Dinge die ich an Deutschland hasse, zu veröffentlichen.
Könnte man auch als gemeinsames Gedächtnis und "to do" Liste benutzen.

Charlie hat gesagt…

@ Fluchtwagenfahrer: Jepp, auf genau diese Äußerung Mielkes bezog sich mein kleines Zitat. ;-)

Die Negativliste, die Du anregst, wäre aber wohl endlos - ich pflichte Dir also bei, dass wir vielmehr daran arbeiten sollten, eine Liste der Dinge zu erstellen, die es in diesem Land endlich zu erreichen gäbe. Auch die wäre zwar nur Makulatur, wenn die Bevölkerungsmehrheit weiterhin lieber schweigt und wegschaut oder gar die rechte Hand zum strammen Gruße hebt, aber wir hätten es immerhin (einmal mehr) versucht.

Ganz ehrlich: Ich hege keinerlei Hoffnung auf einen wie auch immer gearteten "guten" Ausgang dieser Farce. Ich küsse jedem die Füße, der mich vom Gegenteil überzeugt oder mir ein Quentchen Hoffnung schenkt.

Liebe Grüße!

MT hat gesagt…

Hallo Charlie, ich glaube der alten Fregatte genauso wenig wie Du. Das was sie abzieht ist nur ne miese, kleine Show für wen auch immer. Der gehts genauso wenig um Flüchtlinge, wie den Professoren von Arbeitgeberverbänden und sonstigen Mummpitz. Übrigens gibt es schon fast gar keine Möglichkeit dem ganzen Thema irgendwie zu entrinnen, weil man auf fast allen Kanälen mit entweder geschunden Flüchtlingsseelen und ehrenamtlichen Helfern auf der einen Seite oder aufgebrachten und besorgten Bürgern und Politikern auf der anderen Seite bestrahlt wird. Ich frage mich dann immer, wieso gerade jetzt und in diesem Ausmaß darüber berichtet wird und wieso ausgerechnet die Olle aus Berlin-Mitte da drauf so anspringt. Ist das nur Ablenkung von anderen Themen? Soll Verwirrung und Angst gezielt gestreut werden? Weil so kommt mir das langsam vor. Auch diese ganzen Zahlen, die immer wieder irgendwo auftauchen: eine Million, zwei Millionen, fünf Trillionen Flüchtlinge. Das ist doch reine Angstmache und gezielte Verwirrung der Massen. Oder?

Ex-Vermieter hat gesagt…

MT,
"gezielte Verwirrung und Angst"
Diese Vermutung ist wohl alles andere als von der Hand zu weisen!
Verwirrung und Angst spielten doch schon immer den politisch am Drücker befindlichen in die Hände...

p3t3r hat gesagt…

Wie hätte Frau Dr. M. sich denn anders verhalten sollen? Ihre PR-Berater haben einen guten Job gemacht. Hätte sie panisch die Hände über dem Kopf zusammen geschlagen und "Ich weiß es doch auch nicht, ohgottohgottohgott!" gerufen - das hätte ich ihr noch eher abgenommen.

Fakt ist: Bis jetzt sind jedem Land, das abrechnungstechnisch weg vom Petrodollar hin zum Euro wollte, 'Dollars, Demokratie und Freiheit' beschert worden. Und ein Bisschen Krieg. Oder auch ein Bisschen mehr Krieg bis zur totalen Vernichtung ganzer Städte.

Im Destabilisieren waren sie schon immer großartig, unsere transatlantischen Befreier.

Wie destabilisiert man Europa?

Man zündet ihm den Arsch an.

In der Praxis sieht das so aus, dass überall da gezündelt wird, wo es auch nur ein Bisschen Aussicht auf Erfolg hat. Der Erfolgsfall tritt ein, wenn infernalische Flächenbrände entstehen und daurch Menschen vertrieben werden, die letzlich Ressourcen in den Ländern binden, in die sie vertrieben werden. Kling zynisch? ist auch so. Und das funktioniert.

Wer sich um Flüchtlinge kümmert, hat keine Zeit mehr, großartig gegen TTIP zu demonstrieren oder sich sonstwie Gedanken zu machen. Wenn der Plan richtig gut aufgeht, werden die Sozialsysteme dann derartig überlastet, dass die Lebensverhältnisse der unteren Schichten genau so beschissen werden wie in den Verunreinigten Staaten.

Darüber existieren Machbarkeitsstudien.

Und dass die hierzulande geltenden Bestimmungen bezüglich des Besitzes von Handfeuerwaffen ein Handelshemmnis im Sinne von TTIP darstellen, lässt mich zu der Vermutung kommen, dass hier neue Märkte geschaffen werden sollen.

Und NEIN! ICH habe keine Angst, dass ein Flüchtling mir auch nur eine Scheibe Wurst wegfrisst. Brot und Senf kann er auch noch haben. Es ist genug für alle da und wenn Frau Merkel (Dr.?) ihren Job machen würde, stünden ad hoc 15.000 neue Steuerfahnder in Lohn und Brot, die unserem Staat, also uns, nach Abzug aller Kosten 30.000.000.000 (dreißig Milliarden) Euro an zusätzlichen Einnahmen erwirtschaften würden. Wir können die Flüchtlinge aus der Portokasse mit durchziehen und hätten immer noch Ged für Briefmarken.

Wenn IKEA bei 5 Milliarden € Umsatz nur 48.000 € Steuern hier lässt, ware das eigentlich ein Grund für eine gepflegte Kriegserklärung an Schweden. Aber der einzelne Schwede kann da ja auch nichts dafür.

Aber das ist ja das Ziel der Destabilisation. Alles verfällt in Panik, jeder misstraut jedem, Neid tritt auf und dieser ganze Bodennebel bildet eine prima Projektionsfläche für geschürte Ängste aller Art.

Es ist Krieg.

Anonym hat gesagt…

Moin Zusammen,
ja das mit der Ablenkung klappt ja ganz gut.
Ist ja im Moment auch keine Fussball-Europa-Weltmeisterschaft am Start.
Das mit den Waffen infolge TTIP sehe ich ganz entspannt,vielleicht richtet sich dann so eine Waffe mal gegen jemanden der sie: vertickt, es fördert sie zu verticken.
Oder als nachgelagertes Wählerverhalten.

Unknown hat gesagt…

"Nachgelagertes Wählerverhalten" find ich gut :-D

Ich bin kein Roboter hat gesagt…

Vorletzter Absatz (der mit dem "Quallenmonster") = sehr guter Absatz :-)


@P3t3r: Das mit den Waffengesetzen kam mir auch schon in den Sinn... Man kann gar nicht so viel fressen, wie man kotzen möchte...