Mittwoch, 25. November 2015

Zitat des Tages: Fantasie von übermorgen


Und als der nächste Krieg begann,
da sagten die Frauen: Nein!
Und schlossen Bruder, Sohn und Mann
fest in der Wohnung ein.

Dann zogen sie in jedem Land
wohl vor des Hauptmanns Haus
und hielten Stöcke in der Hand
und holten die Kerls heraus.

Sie legten jeden übers Knie,
der diesen Krieg befahl:
die Herren der Bank und Industrie,
den Minister und General.

Da brach so mancher Stock entzwei
und manches Großmaul schwieg.
In allen Ländern gab's Geschrei,
doch nirgends gab es Krieg.

Die Frauen gingen dann wieder nach Haus
zu Bruder und Sohn und Mann
und sagten ihnen, der Krieg sei aus.
Die Männer starrten zum Fenster hinaus
und sahen die Frauen nicht an ...

(Erich Kästner [1899-1974], in: "Lärm im Spiegel. Gedichte", mit Illustrationen von Rudolf Großmann, C. Weller 1929)





Anmerkung: Kästners Hoffnung auf das Korrektiv der weiblichen Anteile der Bevölkerung hat sich heute längst ins Reich der Märchen verflüchtigt - gruselige Albtraumgestalten wie Rauten-Angela Merkel, Stahlhelm-Uschi von der Leyen, Hartz-Katrin Göring-Eckardt oder Fleischtopf-Andrea Nahles legen beredte Zeugnisse davon ab. Die Damen sind nicht weniger kriegsgeil, habgierig, korrupt und bis ins Knochenmark asozial als ihre männlichen Kollegen.

Es hilft alles nichts - "wir" müssen wohl selber aktiv werden und den neuen KriegstreiberInnen zeigen, wohin sie sich ihre Gewehre, Raketen, Bomben, Panzer und Drohnen schieben können, bis sie endlich, endlich blau anlaufen. Ein besonders widerliches Beispiel für diese Arschlöcher beiderlei Geschlechts ist aktuell François Hollande, dem ich liebend gerne eine Keule in die Hand drückte, um ihn danach nach Mali oder Syrien zu schicken, wo er seine Vorstellungen am eigenen Leib ausprobieren könnte. Vor allem solchen willfährigen Widerlingen ist es zu verdanken, dass heute einmal mehr der Krieg vor unser aller Haustüre steht.

Das korrupte, kapitalistische Pack schreckt vor keiner Wiederholung zurück. Wenn nicht eingeschritten wird, gehört auch ein faschistischer Spruch wie "Jedem das Seine" schon bald wieder zu den Alltäglichkeiten unserer "freiheitlich-demokratischen" Welt. Die erbärmliche neoliberale Ideologie der Asozialen, die seinerzeit direkt in den Holocaust führte, ist auch heute das unwidersprochene Konzept alles politischen und wirtschaftlichen Handelns. Die glorreichen, goldenen Zeiten, die heute daraus folgen, mag man sich gar nicht näher ausmalen, wenn man kein Kandidat für den erlösenden Suizid ist.

Kästner titelte 1929 - nur elf Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkrieges - fast schon naiv: "übermorgen". Es dauerte indes nur vier Jahre, bis der Faschismus das Zepter der Zeit erlangt hatte, und weitere fünf Jahre, bis daraus die größte Kriegs-, Folter- und Vernichtungsorgie wurde, welche die Menschheit bis dahin erdulden musste.

Heute geht das alles bekanntermaßen weitaus schneller und effizienter.

3 Kommentare:

Harri hat gesagt…

Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.

Siewurdengelesen hat gesagt…

Da hilft nur der Vergleich zwischen der Zeit Kästners und heute.

Damals waren Frauen gesellschaftlich noch in ihrer Rolle als Mutter und Heimchen am Herd fixiert, obwohl sie in den Betrieben die Arbeit der Männer im Krieg erledigten.
Bizarrerweise hat der Krieg die Emanzipation mit beschleunigt, gab er doch den Frauen die praktische Gewißheit, daß sie sich nicht hinter Männern verstecken müssen.

Heute gilt das zumindest offiziell als überwunden, obowohl immer noch viele patriarchalische Strukturen existieren. Einer der wenigen Bereiche, wo Gleichberechtigung funktioniert, ist scheinbar die Politik. Dort ist zu sehen, daß Macht und Geld geschlechtsunabhängig korrumpiert:-(
Wobei es zu allen Zeiten Frauen gegeben hat, die sich durchsetzten und im Hintergrund das 'Geschäft' ihrer Männer erledigt haben.
So lege ich etwas metaphorisch eigentlich auch Kästners Worte aus. Wenn sich die Testosteron-Gesteuerten nicht selbst aufraffen können, dann muß es eben das schwache Geschlecht übernehmen und die Spitze übernehmen.

Charlie hat gesagt…

@ Siewurden: Selbstverständlich war das Frauenbild vor 85 Jahren noch ein gänzlich anderes als heute, und auch die Differenzierungen, die es heute trotz vermeintlichen Fortschrittes nach wie vor zu beachten gilt, hast Du gut beschrieben. Die Erkenntnis, die wir heute daraus ziehen müssen, hast Du ebenfalls deutlich formuliert: Nämlich, dass "Macht und Geld geschlechtsunabhängig" korrumpieren.

Es wird Dich gewiss nicht überraschen, dass das längst nicht von allen so klar erkannt wird - nicht nur auf gewissen Eso-Seiten, die ich ins Herz geschlossen habe, wird immer wieder das alberne Märchen von der "warmherzigen Weiblichkeit" erzählt, die im krassen Gegensatz zum kalten "Patriarchat" stünde. Selbst in halbwegs aufgeklärten Kreisen stelle ich immer wieder diesen "Frauen-Bonus" (sogar am Beispiel Merkel) fest, der mir das warme Blut in den Adern gefrieren lässt.

Überhaupt ist der gesamte Gender-Irrsinn, der ausgerechnet heute (!) in voller Blüte steht, ganz offensichtlich nichts anderes als ein weiteres Ablenkungsmanöver, das vom eigentlichen Thema - nämlich dem Krieg der wenigen Superreichen gegen den Rest der Menschheit - ablenken und wie gewohnt zu Nebenschauplätzen führen soll. Das klappt in gewissen Kreisen (Du kennst entsprechende Artikel und Diskussionen sicherlich) wieder einmal reibungslos.

Das eigentliche Thema - auch bei Kästner - ist allerdings der Krieg. Dieses wird durch solche Scheindebatten völlig ausgeblendet und findet dort nicht mehr statt - der Nebenschauplatz hat seinen perversen Zweck erfüllt. Ich denke, dass genau dies auch die Motivation Kästners war, dieses satirische Gedicht so zu formulieren, denn die Verlagerung der Gegenwehr ist ja beileibe kein neuzeitliches Phänomen, sondern hat auch zur Weimarer Zeit (und weit früher) schon bestens funktioniert.

Liebe Grüße!