Die Regierung der USA bedauert,
dass sie den Kampf gegen die Armut
hat einstellen müssen,
um den Krieg
gegen die Armen
fortführen zu können.
Besorgt suchen die Augen
der Bauern, die den Boden
für den Reis bereiten,
den Himmel ab.
(Volker von Törne [1934-1980], in: Born / Delius / von Törne: "Rezepte für Friedenszeiten. Gedichte", Aufbau 1973; geschrieben 1967)
2 Kommentare:
Viele alte Dichter, Autoren und Poeten beschreiben exakt unsere Gegenwart. Daran merkt man, dass die Geschichte sich eben nicht stetig nach vorne, sondern eher im Kreis bewegt. Immer die gleichen Fehler und ewig die gleiche Kriegsrhetorik.
Kein Wunder, dass mit aller Macht an der Geschichtsvergessenheit der Jugend gearbeitet wird.
Törne hat dieses kleine Gedicht auf dem Höhepunkt des von den USA angezettelten Vietnamkrieges geschrieben - in einer Zeit, in der der damalige US-Präsident - Lyndon B. Johnson - euphemistisch den "War on poverty" (Krieg gegen die Armut) im eigenen Land ausrief, während zeitgleich in Vietnam die Zivilbevölkerung durch amerikanische Truppen massenhaft massakriert wurde.
Während der "Krieg gegen die Armut", der eingebettet war in ein politisches Programm namens "Great Society", sehr schnell ad absurdum geführt wurde, da der Kapitalismus nichts so sehr verabscheut wie Sozialstaatlichkeit, wurde der Krieg gegen die Armen, nicht nur in Vietnam, stetig verschärft: In Vietnam warf die Terrorbande Napalmbomben, im eigenen Land produzierte sie Obdachlose.
Ich kann hier in der Tat keinen wesentlichen Unterschied zur heutigen Zeit feststellen.
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