Das Grauen Nacht erschlägt den Abendgang.
Die Leerheit des Gesprächs verschluchzt Gebärde.
Das dunkle Loch des Mundes hält den Schrei.
- So nimm mich hin.
Zerreißt die Straße, schatten Menschen um.
Ich stürze, schwert Geröll auf meinem Kopf.
Entflattern Hände mit dem Hut, der grüßt,
und noch im Traum versäumt sich dieses Schweben -
verstöhnt vor Maske, Haar zersträhnt Gesicht;
entsetzt, gejagt peitscht Körper irren Raum.
(Hermann Kasack [1896-1966], in: "Der Mensch. Verse", Roland-Verlag 1918)
2 Kommentare:
Erinnert mich ein wenig an ein Gedicht von Mascha Kaleko, das mich mitten ins Herez traf und heute noch berührt:
https://www.youtube.com/watch?v=8MeQYGeERqM
Aus dem Film "Der letzte schöne Tag".
Vielen Dank für den Link. Den Film kenne ich und könnte dazu eine recht zwiespältige Kritik verfassen, aber das passt nun nicht hierher. Den Text von Kaleko betrifft das allerdings nicht - diese Dichterin hat in der Tat eine ganze Reihe von äußerst bemerkenswerten Versen geschrieben.
Es ist meines Erachtens allerdings wichtig, in diesem Zusammenhang deutlich darauf hinzuweisen, dass insbesondere das Gedicht von Kasack keineswegs auf das Thema "Suizid" zu verengen ist (bei Kaleko vermute ich das ebenfalls, kann es aber auf die Schnelle nicht nachschlagen). Das Thema des "Abschiedes" ist insbesondere im Expressionismus, zu dem Kasacks Gedicht gehört, in vielfältiger Weise interpretierbar, wozu durchaus auch politische Dimensionen zählen. In einer dermaßen aufgewühlten Zeit der Umbrüche (Ende des 1. Weltkrieges, Ende der Monarchie und Beginn der ersten, hart umkämpften Demokratie in Deutschland bei gleichzeitig zunehmendem kapitalistischen Wahnsinn mit drastischer Verarmung weiter Teile der Bevölkerung etc.) ist das auch nicht weiter verwunderlich.
Liebe Grüße!
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