Mittwoch, 7. Dezember 2016

Big Brother: Unser schöner Überwachungsstaat soll gläserner werden


Bei Zeit Online war kürzlich ein Bericht zu lesen, der auf die jüngste Gesetzesänderung in Sachen weltweiter Überwachung und Staatsschnüffelei unserer amerikanischen Freunde hinwies. Dort heißt es:

[Die seit dem 1. Dezember 2016 gültige Neuregelung] besagt, dass jeder Amtsrichter in den USA dem FBI und anderen Bundesbehörden mit einem einzigen Durchsuchungsbeschluss erlauben kann, beliebig viele Computer in beliebigen Jurisdiktionen zu durchsuchen. Sprich: zu hacken. [Hervorhebungen nicht von mir.]

Die Information, dass (nicht nur) amerikanische Geheimdienste so etwas (und viel mehr) natürlich schon lange tun, ist allerspätestens seit Edward Snowdens Enthüllungen bekannt - allerdings wird im Zeit-Artikel darauf selbstredend nicht hingewiesen. Snowden gehört schließlich zu den "Bösen", so dass es dem Autor offenbar nicht erwähnenswert erscheint, auf die bislang auch in den USA illegale und dennoch gängige Praxis der "Dienste" aufmerksam zu machen, die nun nachträglich durch ein "freiheitlich-demokratisches" Gesetz legitimiert wird.

Natürlich wird auch hier die absurde Steinzeitkeule der "Kinderpornografie" angeführt - letztlich geht es in diesem staatlichen Überwachungswahnsinn aber lediglich darum, die dem Internetnutzer noch zur Verfügung stehenden Abwehrmöglichkeiten wie VPN, TOR oder anderweitige Verschlüsselung ganz einfach zu umgehen, indem staatliche Schadsoftware in großem Stil eingesetzt wird. Wer eine solche Malware auf seinem Rechner, Dumpf-Phone, Tablet etc. hat, ist für die "Dienste" ein offenes Buch - ganz egal, welche Anonymisierungs- und Verschlüsselungsversuche da seitens des Nutzers auch erfolgen mögen.

Außerdem ist es weiterhin möglich - was in den vereinzelten pseudo-empörten Berichten der Propagandapresse längst nicht mehr erwähnt wird -, dass mittels dieser Staatstrojaner das jeweilige Endgerät nicht nur lückenlos überwacht, sondern natürlich auch beliebig manipuliert werden kann, ohne dass dies nachweisbar ist. So lassen sich beispielsweise beliebige Dateien darauf speichern oder Aktionen ausführen, von denen der Nutzer überhaupt keine Kenntnis hat - der manipulativen Willkür der "Dienste" im scheindemokratischen, nun in den USA auch gesetzlich legitimierten Mäntelchen sind hier also Tür und Tor so weit geöffnet wie niemals zuvor.

Und wer glaubt, dass "Geheimdienste" aus anderen Ländern, in denen es so "fortschrittliche" Totalüberwachungsgesetze (noch) nicht gibt, sich von der illegalen Praxis fernhielten, sollte das verstaubte Märchenbuch über den Datenschutz, die Persönlichkeitsrechte und die informationelle Selbstbestimmung endlich aus der Hand legen und sich der bösen, kapitalistischen Realität stellen. Die korrupte Bande will die gläserne Bevölkerung, auch wenn sie dieses ersehnte Ziel so deutlich niemals öffentlich formuliert: Es ist längst in greifbarer bzw. ergriffener Nähe; und kein Popanz ist dämlich genug, um es zu vollenden.

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Die Verantwortlichen



(Lithographie von George Grosz [1893-1959] aus dem Jahr 1920, in: "Ecce Homo", Malik 1923; Verbleib des Originals unbekannt)

12 Kommentare:

schadensmeldung hat gesagt…

Ich schütze mich mit Kaspersky, da bin ich rundum geschützt. Habe ein Abo, kostet nur 30 EUR im Jahr, verlängert sich automatisch, werde sogar jeden Tag mit neuen Datenbanken aktuallisiert, damit mir keiner blöd kommt: nicht die NSA, auch nicht landeseigene Schnüffler.
Was uns allen fehlt ist Gottvertrauen...

Schirrmi hat gesagt…

Klasse! Was man hier alles lernt. @frei-blog: das habe ich auch grade gekauft, ich nahm es als Empfehlung. 30,- EUR im Jahr - geschenkt! Doppelt, drippel und multiple gemoppelt hält besser. Habe ja schon so viele Schutzsoftware aber wir wissen, manche hinken hinterher. Somit installiere ich mir alles was geht. Mich horcht jetzt keiner mehr ab! Drecksäcke! Mittelfinger! Hach! Wie der Kleene Wikinker: Gewusst wie!

Schirrmi

P.S.: der war jut :-)

altautonomer hat gesagt…

frei-blog und schirmi: Habe auch seit Jahren das KIS, von dem Burkhard Schröder aber sagt, es sei Schlangenöl. Mich stört dabei, dass die Seitenaufrufe sehr lange dauern, wenn ein Update heruntergeladen wird.

Zur Grundausstattung habe ich noch Ghostery und Startpage aufgespielt. Ob KIS auch TOR schützt konnte ich nicht nicht feststellen. Wisst Ihr da mehr?

Fluchtwagenfahrer hat gesagt…

MOIN Männers,
Das Stichwort ist "TAILS"
Z. B. VMware- Player installieren, virtuelle Maschine, Tails als USB Version
und ab dafür.
Da spielt man über Bande, aber keiner weiß woher der Stoß kam,
weil man auch keine Spuren auf dem System hinterlässt.
Grundsätzlich!!!!
LG

schadensmeldung hat gesagt…

@altautonomer,
leider nein.
Mein Kommentar war ironisch gemeint, wollte keine Werbung für Kaspersky machen. Sollte heißen: Ich denke, dass es sicherlich auch Deals mit solchen Herstellern gibt, die beispielweise einen Bundestrojaner oder ähnliche Schweinereien nicht verhindern/löschen/anzeigen würden. Das ist zwar nur eine Vermutung, würde mich allerdings auch nicht mehr wundern. Da heute jeder vernünftige Webuser eine taugliche Antivirussoftware installiert (?), könnten es sich die Brothers auch gleich sparen auf PCs herumzuschnüffeln, da wohl sinnlos. Deshalb vertraue ich nicht einmal einer Firma wie Kaspersky, die man sicherlich auch unter Druck setzen kann. Und: Wer garantiert mir, dass Kaspersky nicht selbst als Big Brother tätig ist, was übrigens eine elegante Lösung für NSA & Co. wäre. Sozusagen perfekt.
Das meinte ich mit Gottvertrauen.

Charlie hat gesagt…

Ich habe die Kommentare von frei-blog und Schirrmi ebenfalls ironisch aufgefasst. Es wäre doch geradezu irrsinnig progressiv zu glauben, dass kommerzielle Anbieter wie Kaspersky (die hier nur stellvertretend für die gesamte Bagage stehen) eine staatlich legitimierte Schadsoftware auf die gleiche Weise behandelten wie den Code aus irgendwelchen nicht-staatlichen, aber ebenso kriminellen Kreisen.

Persönlich halte ich es da ebenso wie Fefe, der die gesamte Antiviren-Branche und deren Erzeugnisse rigoros mit dem Wort "Schlangenöl" belegt - eine solche Software kommt nicht mehr auf meinen Rechner, und auch den noch schlimmeren windowsinternen "Schutz"-Krimskrams mit Ausnahme der "Firewall" habe ich selbstverständlich deaktiviert (deinstallieren lässt der sich leider nicht so ohne weiteres).

"Einen anderen Weg ging möglicherweise das Kaspersky Lab, das nach Aussagen ehemaliger Mitarbeiter mehr als 10 Jahre lang sogenannte „Fake-Malware“ in Umlauf brachte. Damit sollten die Tools anderer Hersteller ausgetrickst und dazu gebracht werden, harmlose Dateien als Viren zu erkennen und entsprechend zu bearbeiten." (Quelle)

Mein letztes diesbezügliches Erlebnis mit einem "Virenscanner" hat vor gut vier Jahren stattgefunden - da hat die "Schutzsoftware" eine gepatchte Spielinstallation komplett zerschossen, weil ungefragt und von mir unbemerkt wichtige Spieldateien im Hintergrund einfach gelöscht wurden und das Spiel sich sodann nicht mehr starten ließ. Ich habe damals Wochen gebraucht um herauszufinden, wieso zur Hölle das Spiel nicht mehr funktionierte. Danach habe ich mich eingehender mit dem Thema beschäftigt und in der Folge sämtliches "Schlangenöl" von meinem Rechner verbannt.

Das sollte allerdings nur jemand tun, der nicht einmal im Traum auf die Idee kommt, beispielsweise eine exe-, bat-, xls- oder sonstige Datei zu öffnen, die ungefragt per Mail versandt wurde. Aber so etwas tut ja heute längst niemand mehr, oder? :-)

Liebe Grüße!

Charlie hat gesagt…

@ Altauto: Du musst grundsätzlich unterscheiden zwischen Antivirensoftware ("Schlangenöl") auf der einen und Anonymisierungsversuchen (beispielsweise "Ghostery" oder "TOR") auf der anderen Seite - das sind zwei völlig verschiedene Paar Schuhe, die nichts miteinander zu tun haben.

Sobald die Staatsschergen ihren Schadcode aber - auf welchem Wege auch immer - installiert haben, ist jeder Versuch der Gegenwehr ohnehin sinnlos, da der Nutzer das in der Regel gar nicht bemerkt. Eben deshalb arbeiten sie überall ja so eifrig daran.

Liebe Grüße!

schadensmeldung hat gesagt…

Kommt noch besser:
Hatte kürzlich bei Google News am unteren Ende der Auflistung den Vorspann eines Artikels gelesen, zu mehr hatte ich keine Zeit. Es ging hierbei um sprechende Puppen und irgendwelche Roboter mit Webanbindung. Soweit ich es noch herauslesen konnte, ist es wohl nicht ausgeschlossen, dass sich jeder Freizeithacker mit Kindern unterhalten kann. Die nächsten Generationen werden dies nicht mehr hinterfragen, eingebunden in einer digitalen Scheinwelt.
Es ist zum Fürchten.

altautonomer hat gesagt…

all: Danke für die vielen Infos. Bin aber nur bedingt klüger, als zuvor. TAILS - VMWare kommt derzeit für mich nicht infrage, da bei meinem Windows 7 die erforderlichen 64 Bit fehlen (hab nur 32, darum kann ich auch nur den alten Opera herunterladen). Wenn woanders von Kernel, Patches und booten die Rede ist, steige ich schon aus. Meine Alternative: Neue Kiste kaufen. Dan muss ich aber bei Windows 10 sofort einige "Spielsachen" (Klarname "nützliche Tools") abschalten.

altautonomer hat gesagt…

OT: Beim Schleimer La Puente heute wieder große Humanitätsgala für Ex-Knackis in Leitungs- und Führungspositionen. Für linke hat er dagegen das Berufsverbot.

http://ad-sinistram.blogspot.de/2016/12/dunkle-keller-menschlicher.html

Hoeness hätte ja auch ein Job als Zeugwart oder Stadionsprecher als Gnade einer gelungenen Resozialisierung zuteil werden können. Konsequenzen, Verantwortung, Bescheidenheit? Fehlanzeige.

altautonomer hat gesagt…

Ulli H. hat übrigens noch bis Ende 2017 Bewährung. Das heißt, die Reststrafe wird solange nicht vollstreckt. Von wegen "resozialisiert".

Charlie hat gesagt…

@ Altauto: Bei Lapuente bin ich schon nach dem ersten Absatz ausgestiegen und habe nicht mehr weitergelesen - soviel Schwachfug in so wenigen Zeilen muss man auch erst einmal zustande bringen.

Zum Rechner bzw. Notebook: Sicher kannst Du dir ein neues Gerät anschaffen - allerdings rate ich Dir dann, tunlichst auf das schauderhafte Win 10 zu verzichten. Wenn Linux & Co. keine Alternativen für Dich sind, wäre ein noch halbwegs steuer- und einstellbares Win 7 (64) eine mögliche Alternative - dieses Betriebssystem bekommst Du inzwischen für einen Appel und ein Ei nachgeworfen. Ich kenne Deine Hardware nicht - vielleicht reicht auch nur dieses Betriebssystem und ein neues Gerät ist gar nicht nötig? Bei eventuellen Installationen und Systemeinstellungen bin ich gerne behilflich.

Liebe Grüße!