Mittwoch, 25. Januar 2017

Auschwitz: Gegen das Vergessen!


Am 27. Januar jährt sich die Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz durch die russische Armee zum 72. Mal. Gerade heute ist es wichtiger denn je, gegen das Vergessen bzw. eine inzwischen vielfach ritualisierte und sinnentleerte Pseudoerinnerungskultur, wie sie die neoliberale, korrupte Bande gerne pflegt, anzukämpfen, da nationalistische, rassistische und faschistische Tendenzen überall in der sogenannten "westlichen Welt" wieder um sich greifen wie wuchernde Krebsgeschwüre. Damit sind beispielsweise in Deutschland keineswegs nur die üblichen Verdächtigen (NPD, AfD, Pegidioten etc.) gemeint, sondern die gesamte verrohende Gesellschaft und allen voran die "freiheitlich-demokratischen" Parteien und ihre medialen Sprachrohre.

Aus diesem Grund verlinke ich hier die Dokumentation "Sonderkommando - Auschwitz-Birkenau" von Emil Weiss aus dem Jahr 2007. In diesem Film wird zu heutigen Filmaufnahmen der Ruinen von Auschwitz ausschließlich aus aufgefundenen Dokumenten zitiert, die mehrere Häftlinge aus dem "Sonderkommando", die von der SS zur "Arbeit" an den Gaskammern und in den Krematorien des Konzentrationslagers gezwungen wurden, hinterlassen (auf dem Gelände das Lagers vergraben) haben. Es sind aufwühlende, äußerst eindringliche Texte, die jenseits des lächerlichen, bezuglosen Betroffenheitsgefasels der Gaucks und Merkels vom wirklichen Horror in den Lagern berichten.



Es gibt vereinzelt auch bildliche Hinterlassenschaften aus den Lagern. Unten sieht man beispielsweise eine von 32 Zeichnungen eines unbekannten Häftlings: "Der Zeichner, mit großer Wahrscheinlichkeit ein Häftling 'MM' (...), stopfte die [32] Blätter in eine Flasche und versteckte diese in den Fundamenten einer Baracke in der Nähe der Gaskammern und der Krematorien IV und V. Dort fand sie 1947 der Auschwitzüberlebende Józef Odi, der auf dem Gelände des ehemaligen Vernichtungslagers als Wachmann arbeitete (...)."



Auf dieser Abbildung sieht man die so genannte "Boger-Schaukel": Ein Häftling ist mit den Kniekehlen an einer drehbaren Stange aufgehängt, seine Hände und Füße sind gefesselt. Hinter ihm steht ein SS-Mann, der mit einer Peitsche oder Gerte auf seinen Rücken, sein entblößtes Gesäß und die Geschlechtsteile einprügelt. Wilhelm Boger, Mitarbeiter der "politischen Abteilung" der SS im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau, hatte diese Foltermethode zur willkürlichen Bestrafung von Häftlingen eingeführt. Viele der so Gequälten überlebten diese Prozedur nicht.

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Es ist vorbei,
die helle Zeit,
die Lachen uns gelehrt.
Sie ging entzwei,
Zwiespalt gedeiht -
wenn auch die Welt sich wehrt.

(Selma Meerbaum-Eisinger [1924-1942]: "Blütenlese". Gedichte 1939-1942)

7 Kommentare:

Martin Däniken hat gesagt…

Es zieht sich bei mir immer alles zusammen ob der Unmenschlichkeit von Menschendie dann nach "Hause" gehen und mit ihren Kindern spielen können..
Und das sind auch noch normale Menschen!
Ich musss mich immer wieder ermahnen keine heisse Lava zuentwickel
n-sondern mit meinem Kopf zudenken-denn die Wut dient nicht den Menschen,die von mörderischen System verschlungen wurden!
Und dann diese offizielle Erinnerungskultur-Ausdruck der Unfähigkeit...
Manchmal sollte man einfach schweigen!

darkmoon, resigniert hat gesagt…

Das ist vergebens, Charlie. Der Horror ist längst vergessen und wird überall neu aufgelegt. Tausende ertrunkene Flüchtlinge im Mittelmehr, Gefolterte in US-Knästen, tausende "Kollateral"-Opfer in NATO-Kriegen, aus Deutschland nach Afghanistan usw Abgeschobene, Hetzjagden auf Sinti und Roma in Ungarn und Rumänien, eine faschistische staatliche Überwachungsstruktur überall, usw usf ... die Liste ist endlos. Endlos. Das Vergessen ist abgeschlossen und die Wiederholung hat längst begonnen.

Kapitalismus in Reinform, eben.

Martin Däniken hat gesagt…

Einen grossen? Unterschied sehe ich im zulassen das diese Sch...sse passiert- im Interesse des Shareholdervalue
aber damals ging es ums Volkswohl,das die Massenhafte Vernichtung von Menschen zur Folge hatte..kein richtiges Desinteresse(gibt es eigentlich falsches?)
Obwohl
wer Massnahmen oder nicht-Massnahmen sprich Nichthilfe zum Opfer fällt kann das letztlich egal sein,oder...

Aber wenn man mit den Täteroder nicht-Täter umgehen will/muss ,sie evtll ändern möchte?sollte differenzieren und nicht demagogiseren
(ich bin da ganz schlecht drin,ich will deren Mind f.kken)!

Charlie hat gesagt…

@ darkmoon: Ich bin da leider ganz bei Dir. Es ist immerhin erfreulich, dass Du den Bezug zur heutigen Zeit herstellst, was die Affen im offiziellen Theater ja niemals tun - aus "guten" bzw. eher äußerst bösen Gründen. Danke für diese Einordnung.

Liebe Grüße!

jakebaby hat gesagt…

Nur ein kleines Beispiel, von wegen "Vergessen". Und nein, das diesbezuegliche Vergessen soll keinesfalls stattfinden. Man soll sich an diesen ueblen Horrortrip der deutschen Geschichte in positiver Weise erinnern.

"Hoecke, who leads the populist Party in the eastern State of Thuringia, told Supporters that the Berlin Memorial to the Millions of Jews killed in the Holocaust is a “Monument of Shame” and said Germany should take a “positive” Attitude toward its History."

Was (auch ansonsten) so alles geht in Germania, ....als auch sonstwo ...

Natuerlich zaehlt Hoecke zu den Auserlesenen die an meiner Haustuer klopfen sollten, um ein paar Monate spaeter aus ihrem Schaedeltrauma zu erwachen um sich auch weiterhin konfusioniert zu fragen wer oder was sie eigentlich sind.

Diesen humanisierenden Service provide ich auch ganz fuer die Umme. .... What a fucking Gutmensch i am!

..... https://www.washingtonpost.com/world/europe/german-populists-to-discipline-member-for-holocaust-remarks/2017/01/23/341075a0-e172-11e6-a419-eefe8eff0835_story.html?hl=1&noRedirect=1&utm_term=.8d4a6f3071e1



Charlie hat gesagt…

Tja, der Höcke ... ein ehemaliger Geschichtslehrer [sic!], der während der Vorlesungen an der Uni offenbar lieber "Mein Kampf" gelesen hat, anstatt etwas Sinnvolles zu lernen. Man sollte der AfD dankbar sein, dass ein solches, überaus dummes Arschloch an einer Schule nun nicht länger unterrichtet.

De Maizière, Schäuble, Kauder, Göring-Eckart etc. stehen diesem strammen Nazi aber in nichts nach, auch wenn sie ihre Menschenfeindlichkeit zuweilen noch etwas moderater verpacken.

Liebe Grüße!

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P.S.: Kannst Du bei den fehlenden Textpassagen bei Back on my hill" aushelfen? Der Sänger nuschelt fürchterlich und ich verstehe ihn zeilenweise nicht ... :-)

jakebaby hat gesagt…

P.S. .... ich auch nicht.
irgendwie 'nuschelt das ganze Stueck. ;-)

Gruss
Jake