Sonntag, 1. Januar 2017

Die gespaltene Linke: Eine Soap-Opera


Seit geraumer Zeit ist das altbekannte Spiel aus der Zeit der Weimarer Republik wieder hochaktuell: Die Linke spaltet sich selbst und beraubt sich somit ohne jede Not der notwendigen Möglichkeit zur Gegenwehr angesichts der rapide wachsenden menschenfeindlichen Front von rechts. Das ist nichts Neues, bedarf aber um des Verständnisses Willen einer etwas differenzierten Einordnung.

Wie damals stammen die empörten Rufe größtenteils aus systemkonformen Kreisen - also von braven ParteisoldatInnen der Linkspartei und angrenzenden sozialdemokratischen Bereichen, die auch nach hundert Jahren immer noch glauben, dass ein Herumschrauben an irgendwelchen "sozialen" Stellschrauben des kapitalistischen Systems so etwas wie eine "Kehrtwende" einläuten könne. Diese Stimmen sind keine Minderheit - selbst in Kleinbloggersdorf gibt es reichlich VertreterInnen dieser kühnen These. Es verwundert nicht, dass darunter geistige Minderleister wie Lapuente, der im vergangenen Jahr allen Ernstes "Berufsverbote für Linksextreme" gefordert hat, oder der Dummerich, der sogar klar verständlich formuliert hat, dass er kein Linker sei (für alle, die es bis dahin noch nicht gemerkt haben - also niemanden), zu finden sind. Derartige intellektuelle Exzesse der Dummheit hat es schon immer gegeben und sie werden wohl nie aussterben.

Das Problem ist allerdings - heute wie damals - umfassender, denn auch kluge Menschen beteiligen sich inzwischen an diesem hirnzerfressenden Unsinn. Da fällt mir beispielsweise das Pantoffelchen von der "Schrottpresse" ein, der sich auch gern an diesem Totentanz beteiligt. Wer "zu links" ist - wer also das kapitalistische System gänzlich ablehnt und dazu die Kakophonie der realpolitischen, kapitalismusfreundlichen Handlungen der Linkspartei kritisiert - ist auch für diesen Herrn eine böse Unperson, die ignoriert gehört. Und all diese Figuren beklagen bitterlich die "Spaltung der Linken" - und bemerken wieder einmal nicht, dass sie höchstselbst die Spaltung betreiben, die sie wie gewohnt anderen vorwerfen.

Nun hat leider auch der von mir hochgeschätzte Flatter in diese übelriechende Kerbe gehauen und einen Text herausgehauen, der vermutlich zu den schlechtesten gehört, die er je verbrochen hat. Wer hier mitliest, hat das vermutlich ohnehin bereits gelesen, aber ich verlinke es dennoch. Was hat den Mann bloß geritten, als er das geschrieben hat? Wollte er provozieren? Oder ist er tatsächlich der Meinung, dass irgendwelche sektiererische Grüppchen, die sich um sprachliche Genderkorrektheit bemühen und sich damit regelmäßig überaus lächerlich machen, einen wie auch immer gearteten linken Diskurs mitbestimmen? Ich habe das mehrfach gelesen, komme dem Geheimnis aber nicht auf die Spur.

Zur Weimarer Zeit mag es noch gute Gründe gegeben haben, der damaligen KPD zu misstrauen, da sie, wie wir heute wissen, sehr wohl unter dem Einfluss Stalins stand und daher eine eher fragwürdige Alternative zum kapitalistischen Terror gewesen ist. Aber heute? Was hindert Menschen daran, diesem widerlichen System endlich den so dringend notwendigen Stinkefinger zu zeigen und einer befreiten Menschheit den Weg in eine gute Zukunft zu ebnen? Die Linkspartei will das jedenfalls ebensowenig wie die Gendergrüppchen - und das weiß jeder, der es wissen möchte.

Ich verstehe diese Linke nicht - bin mir aber ziemlich sicher, dass auch dieser Kommentar von gewissen Figuren wieder als Beispiel dafür benutzt wird, dass "Linksextreme" wie ich es sind, die aktuell böse Spaltung betreiben. Nichts Neues in Kapitalistan 2017.

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Die neue sozialistische Partei


"Bebels Stimme aus dem Jenseits: 'Ich kenne keine Sozialisten mehr, ich kenne nur noch Spalt-Parteien!'"

(Zeichnung von Olaf Gulbransson [1873-1958], in "Simplicissimus", Heft 30 vom 26.10.1931)

24 Kommentare:

Andy Bonetti hat gesagt…

Dein Text ist ironischerweise auch wiederum ein Dokument der Spaltung. Denn alle von dir angeführten Autoren, Parteien und Gruppierungen (Lapuente, Dr. Feynsinn, Schrottie, PdL, Genderia) würden sich selbst ja auch als "links" bezeichnen. "Links" ist offenbar keine geschlossene Bewegung, sondern ein eigener Kosmos (positiv) oder ein zersplittertes Meinungsspektrum voll rhetorisch fundierter Einzeller (negativ).

Das unterscheidet "links" von "Mitte" und "rechts", wo der Marsch in den Untergang immerhin diszipliniert und geschlossen vollzogen wird. Welche Vorschläge hast du, wie man das linke Chaos zu einer ernstzunehmenden Gegenbewegung formiert?

altautonomer hat gesagt…

Erdmann schreibt unter anderem: "Was sich Antirassisten, Feministen und Ähnliche gezimmert haben, ist eine unterdrückerische Rechthaberei, die jeden Buchstaben bestimmen will, der richtig oder falsch sei."

Political Correctness ist nicht ohne Grund eines der Lieblingsfeindbilder all jener, die die mühsam erkämpften und von Minderheiten auch gelebten Zivilisationsfortschritte lieber heute als morgen wieder abschaffen möchten, weil sie die eigene Befindlichekeit, Gewohnheit und das Gewissen stören. PC ist nichts anderes, als der Versuch, die Diskriminierung von Minderheiten (Antifa . B.) vor allem in der Sperache und auf der Ebene des Disksurses zu bekämpfen. Nicht ohne Grund nennt sich eines der erfolgreichsten rechtsradikalen Blogs Deiutschlandsds "Political Incorrekt".

Jan Fleischhauer meint nämlich auch wie flatter, dass die "Linke" durch ihr schlechtes Benehmen die Rechte groß mache. In seiner These stimmt er mit flatter überein (oder umgekehrt), wenn z. B. der EU-Kommissar Oettinger wegen "ein paar dummer Bemerkungen" wie Schlitzaugen und Pflicht-Homo-Ehe als Rassist oder Schwulenfeind geoutet wird, es um die humorlose Durchsetzung von Erziehungsabsichten. Für Fleischhauer und Konsorten sind aber nicht die Oettingers dieser Welt das Problem, sondern deren Kritiker und Spasskiller.

Ich frage mich seit Jahren, woher diese Wut auf Veganer und Linksradikale kommt, die in Kleinbloggersdorf immer wieder Gegenstand von Häme, Spott und Kritik sind.

"Die rechte Lagerfeuerromantik ist mir spontan um Längen sympathischer als die Vorstellung eines von 'linken' Tugenden geprägten Alltags." Oh yeah, a warm campfire!"

Charlie hat gesagt…

@ Andi Bonetti: Du ahnst, dass ich das anders sehe. Ein ganz kleiner, vielleicht aber äußerst effektiver Vorschlag ist dieser: FUCK CAPITALISM!

Wenn "man" sich hier treffen könnte, wäre das schlimmste bereits ausgesperrt und man könnte endlich anfangen, über wirklich wichtige Dinge zu diskutieren.

Aber was rede ich - siehe Weimar. Da ist das alles bis zum Untergang vorgelebt worden, was wir heute wiederholen. Mit Leuten, die das kapitalistische System nicht abschaffen, sondern lediglich "regulieren" wollen, ist keine gemeinsame "linke" (höhö) Handlung möglich - oder kannst Du dir vorstellen, mit einem Veganer zu einem sinnvollen Kompromiss zu gelangen, wenn es um Dein leckeres Steak geht?

Es ist unverständlich, weshalb Du eine antikapitalistische Haltung als "spaltend" und nicht vielmehr als Definitionsmerkmal empfindest. Ich verstehe diese Zeit immer weniger.

Andy Bonetti hat gesagt…

@ Charlie

Wenn ich Flatter in seinem Blog richtig verstanden habe, dann hat er dieselbe Einstellung wie du: Alles, was unterhalb einer sofortigen kommunistischen Weltrevolution liegt, ist der Diskussion nicht wert. "Fuck Capitalism" würde er sicher sofort unterschreiben. Ich interpretiere seinen Text eher so, als habe er sich von der Vorstellung verabschiedet, die große Revolution noch erleben zu dürfen.

Ebenso Pantoufle: Der Kollege hat mir neulich bei der Präsentation meines neuen Buches noch in die Kommentarspalte geschrieben, dass man doch bitteschön am Tage von Fidel Castros Tod keine Werbung machen solle. Linker geht es nicht, oder? Wir haben hier Tränen gelacht. Als ob ausgerechnet am Todestag des Maximo Lider die ehernen Mühlen des Kapitals stillstehen würden. "Fuck Capitalism" unterschreibt er sicher auch. Würden viele. Aber wo fangen wir an? Wo treffen wir uns, wo schlagen wir zu?

Charlie hat gesagt…

@ Andy Bonetti: Bevor ich dieses umfassende Bekenntnis zum Antikapitalismus glaube, warte ich lieber auf die Originalstimmen - sorry. :-) Du solltest derweil einen Job als Mediator in Betracht ziehen.

Übrig bleiben sowieso die großen Reste des "linken" Spektrums wie Berger, Lapuente, Sasse, Müller etc. - denen ist das kapitalfreundliche Gen unter gar keinen Umständen auszutreiben, fürchte ich. Das Problem bleibt also weiterhin bestehen. Inwiefern sollte man nun solchen Gesellen zuhören oder sie gar ins "linke Spektrum" integrieren?

Leuten, die mir einen "angemessenen Lohn", eine "auskömmliche Rente" nach 45 Jahren Plackerei für die "Elite" oder dergleichen hanebüchenen Unsinn im Rahmen des kapitalistischen Systems mehr versprechen, kann ich nicht auf Augenhöhe begegnen - ich rede ja auch nicht mit Horst Seehofer oder Sigmar Gabriel, wenn ich sinnvolle Kommunikation suche.

Ich befürchte, dass Du die Wohlfühl-Linken weit überschätzt, die trotz aller Gegenbeweise noch immer auf Wagenknecht, Gysi & Co. setzen - auf dass sie selber weiter Motorrad fahren können, anstatt den Arschlöchern schmerzhaft in die Weichteile zu treten.

Andy Bonetti hat gesagt…

@ Charlie

Den Salonbolschewiki fehlt natürlich auch der Leidensdruck des Proletariats. Revolution macht nur, wer nichts zu verlieren hat. Leute wie Augstein oder Wagenknecht sind so elend reich, dass wir von ihnen nichts erwarten dürfen. Und die Armen haben in diesem Land keine Mehrheit wie im Kaiserreich.

Selbst dort, wo die Armut grassiert, sehe ich keine linke Revolution. Ob es die "Revolution" gegen den Schah 1979 im Iran war, der von den Muslimbruderschaften angeführte "arabische Frühling" oder die Rattenfänger vom IS, die rebellischen jungen Männern große Abenteuer versprechen - nirgendwo eine linke Revolte, überall geht's munter zurück ins ultrareligiöse Mittelalter (Afrika, Asien), wenn Veränderungen anstehen. Und wir (Europa, Amerika, Ozeanien) entwickeln uns zurück in Richtung offener Feudalismus. Weniger Hoffnung für die Linken war nie in den letzten 200 Jahren.

Martin Däniken hat gesagt…

Ein Problem ist das es kein richtiges Proletatiat mehr gibt-es gibt das Prekariat...das aber andere Methoden der Ansprache braucht und das haben die Rechten kapiert und setzen es um.
Und die Salon Linken spielen mit den Flusen in ihren Bauchnabeln und vergleichen ihre Popel-stellt sich die Frage
Warum?
Angst vor Verantwortung
Zuviel geistige Inzucht
und Stammesbildung
Ich sehe Diskussionen über quer/feministische/gender Standpunkte als 1.Welt-Problematik an-die Leuten nichts bringt denen es wirklich schlecht geht:
Kindersoldaten/-sklaven
Würden die Salonlöwen da wirklich Eergie reinstecken würde sich da auch was tun!
Jetzt kommt der Mindfuck..wer jetzt gegen meinen Standpunkt argumentiert,beweist wie richtig ich liege HARHARHAR

schadensmeldung hat gesagt…

Mit Feynsinn hatte ich schon öfters Probleme des Verstehens. Flatter kreiselt mir zu sehr um eine klar-verständliche Sprache herum, die er seinerseits wohl gerne als intelektuelle Herausforderung betrachtet, also ein Verständnis voraussetzt, das der Leser mitzubringen habe. Eine gewisse, teilweise auch versteckte Arroganz, kann ich hierbei nur vermuten.
Ich hatte heute auf hr1 einen Soziologen, Trend-und Zukunftsforscher ertragen müssen, ein sogenannter Sechziger, der sich darüber auslies, dass die Welt nicht so schlecht sei wie sie dargestellt würde. Seiner Meinung gäbe es kein Sorge zur Beunruhigung, negatives Denken spiele sich in unseren Köpfen ab, lobpreiste Cohn-Bendit sowie alle anderen

schadensmeldung hat gesagt…

... innovativen Kräfte ...

Troptard hat gesagt…

Was Flatter da schreibt ist auch inhaltlich falsch, wenn er von einem festen Weltbild der "Rechten" spricht. Die "Rechten" umfassen ein sehr weites Spektrum mit durchaus unterschiedlichen Vorstellungen, die sich ebenso bei Linken antreffen lassen.

Was die Auseinandersetzung zusätzlich erschwert ist der Umstand, die Rechten nur aus dem Blickwinkel einer extremen Rechten zu betrachten und die Ursachen für die wachsende Bedeutung rechter Ideologien insgesamt dabei nicht im Blick zu haben.

Die Rückbesinnung auf Nation und Kultur lässt sich meiner Ansicht nur vor dem Hintergrund des Zerfallprozesses der Demokratien, ihrer Parteien in der ökonomischen Krise einordnen, wie das aktuell auch zu beobachten ist.

Die demokratischen Parteien werden zunehmend saft-und kraftlos, was sowohl den Rechten und auch dem sog. Volk nicht verborgen bleibt. Die parlamentarische Linke ist Teil dieses Zerfallsprozesses.

Damit es nicht zu lang wird: Es ist der Versuch, die aufbrechenden Konflikte in der Gesellschaft durch eine einheitliche,für alle verbindliche Kultur und durch Eliminierung individueller Ansprüche und Meinungen zu beherrschen.

Vollkommen absurd wird linke Argumentation dann, wenn von linker Seite Differenzen unter Linken als Besserwisserei und auf das Niveau rechter, vernagelter Ideologie gehoben, eine "revolutionäre Ungeduld" unterstellt wird und dagegen der erforderliche "lange Atem" entgegen gehalten wird.

Und der lange Atem wird sich als ziemlich kurzatmig erweisen, weil die ökonomische Krisendynamik dabei ausgeblendet wird, die reaktionäre Dynamik bürgerlicher Gesellschaften und der zunehmende Bedeutungsverlust der Linken allgemein.

Überwintern im linken Utopia halte ich für ziemlich unrealistisch.










kritischer Beobachter hat gesagt…

Mein Eindruck ist, dass das Spektrum der hier genannten Blogbetreiber, angefangen von den sozialdemokratischen Reformern aus SPD und Linkspartei, über die sozialarbeiterischen Aktivisten bis hin zu den marxistischen Verbalradikalen etwas Gemeinsames eint, nämlich der Glaube an die gesellschaftsverändernde Macht der Massen. Die einen hoffen auf die Wähler, die anderen auf eine Revolution von unten.

Beides, nämlich die angebliche Macht der Wähler zur Veränderung der Regierungspolitik sowie das erhoffte revolutionäre Potential der proletarischen Massen, ist historisch und wissenschaftlich längst widerlegt.

Die Arbeiterbewegung ist in der Zwischenkriegszeit untergegangen, die SPD hat sich mit dem Godesberger Programm explizit vom „Endziel Sozialismus“ verabschiedet und der „Abschied vom Proletariat“ auf Seiten der revolutionären Intelligenz hat definitiv vor einem halben Jahrhundert stattgefunden.

Die Linksblogger –von Müller/Berger/Lapuente bis hin zu Flatter et al. – weisen als Gemeinsamkeit auf, dass sie im kritisch wissenschaftlichen Diskurs irrelevant sind. Sie weisen dort keine besonderen Leistungen und Ergebnisse auf und niemand nimmt Bezug auf sie.

Genau dies unterscheidet sie von Marx, Engels, Luxemburg … Adorno, Marcuse, Sohn-Rethel … und heute z.B. Zizek, Wallerstein, Streeck.

Niemand auf Seiten der wissenschaftlichen Intelligenz und/oder Funktionseliten beschäftigt sich ernsthaft mit den Elaboraten dieser Linksblogger.

Sie sind daher ohne Einfluss auf die relevanten gesellschaftlichen Diskurse und die gesellschaftliche Bewusstseinsbildung.

Sorry, um es so deutlich zu sagen: Diesen Leuten fehlt das geistige Potential, um gesellschaftlich Einfluss und Wirksamkeit zu erreichen.

Charlie, das System befindet sich seit 50 Jahren in einer Legitimationskrise. Große Teile der Intelligenz waren damals für eine Systemüberwindung.

Das damalige Problem war, dass die systemtransformative Bewegung aufgrund der übermächtigen herrschenden Kräfte scheiterte und man nicht wusste, wie überhaupt in dieser Konstellation eine Systemtransformation möglich ist.

Es fehlte eine Theorie und Strategie der Systemtransformation.

Hinsichtlich der Bildung von gesellschaftlich progressivem Bewusstsein hat sich im vergangenen halben Jahrhundert im US-/NATO-Imperium nicht viel getan. Überall herrschen TINA- und Retrodenken sowie opportunistischer Pragmatismus und Fatalismus.

Die Systemfrage ist auf Seiten von SPD, Grünen, Linkpartei sowie Gewerkschaften tabuiert. Der Verstand auf Seiten der Linken scheint gelähmt bzw. verloren gegangen zu sein.

In dieser Beziehung bilden die Linksblogger keine Ausnahme: Keine neuen Ideen, keine intellektuellen Impulse. Sie sehen nur die Oberfläche begreifen nicht, was gesellschaftsstrukturell vor sich geht.

altautonomer hat gesagt…

Jemand wie Pantoufle, der angeblich nicht weiss, was ein Verfassungspatriot ist, weil er selber das Grundgesetz anbetet, während gleichzeitig mal wieder eine gravierende Änderung zur Verscherbelung der Autobahnen mit 2/3-Mehrheit vorbereitet wird, empfindet es schon als grenzenlose Freiheit, mit der "500er Nah-bei-Sacki" alte Leute und Wanderer auf abgelegenen Kurvenstrecken von der Piste zu scheuchen. Solche Leute sind Apologeten der Umverteilungsideologie bei gleichbleibenden Ausbeutungsstrukturen, denn im Grunde sind sie mit sich und ihrem Leben "Wein, Weib, Gesang, Nikotin, fahrbarem Donnerbalken, ein Hund für das Ausleben autoritärer Bedürfnisse und Heavy-Metall für echte Kerle" sehr zufrieden. Verbal-Revoluzzer stellen deshalb für solche linken Spießer eine latente Bedrohung ihrer bürgerlichen Schmuckkästchen-Idylle dar.

Pantoufle hat gesagt…

Altauto: Da geht doch noch was! Gib alles!

altautonomer hat gesagt…

Pantou: Nimm dies hier. Am besten gleich die Klinikpackung.

https://ixquick-proxy.com/do/spg/show_picture.pl?l=deutsch&rais=1&oiu=http%3A%2F%2Fwww.managerie.at%2Fwp-content%2Fuploads%2F2012%2F01%2FBildschirmfoto-2012-01-18-um-09.31.542.png&sp=eca39f32e1ea9eaa3ff7e086f746d897

Charlie hat gesagt…

@ kritischer Beobachter: Ich kann an dieser Stelle nicht auf alles eingehen, was Du geschrieben hast, daher nur dies: Selbstverständlich haben linke Blogs keine große Reichweite und werden in der Regel nur innerhalb einer sehr scharf begrenzten Filterblase zur Kenntnis genommen. Daraus ergibt sich zwangsweise schon die Konsequenz, dass sie im "linken Diskurs" (sofern es den heute überhaupt noch gibt) keine Rolle spielen.

Ich vermute (oder hoffe), dass dies den BloggerInnen auch bewusst ist - einzig bei Berger und seinen sozialdemokratischen Genossen bin ich mir da nicht so sicher. Es ist durchaus möglich, dass Albrecht Müller oder einer der anderen Nachdenkseiten- oder "Neuland"-Autoren tatsächlich glaubt, eine gewisse diskursive Relevanz zu besitzen. Aber das bleibt letzten Endes nur Spekulation.

Die bisherige Reaktion der Genannten (insbesondere Pantoffel und der unsägliche Dummerich) illustrieren aber eindrucksvoll, dass selbst innerhalb dieser winzigen Filterblase keine Kritik möglich bzw. erwünscht ist - da wird einfach munter drauf los geschwurbelt, als hätten diese Gesellen nicht einmal die Satzzeichen meiner kleinen Seifenoper verstanden. Dieses pubertäre Balzverhalten der beiden "Platzhirsche" halte ich für ein deutliches Indiz, das die völlige Bedeutungslosigkeit der heutigen Linken oder jenen, die sich dafür halten, erklären kann. Es geht solchen Leuten nicht um (linke) Inhalte - da kann ein kleiner Wicht wie ich sich die Finger wund schreiben, bis nur noch blutige Stummel übrig sind: Pantoffel & Co. werden immer wieder die Nagelkeule auspacken und dumm behaupten, der böse Charlie wolle irgendwem - gar ihnen persönlich - etwas vorschreiben.

Dieser Blogkindergarten ist indes ein Spiegelbild dessen, was auch auf den größeren politischen und medialen Ebenen geschieht - für ein- und dieselbe Peinlichkeit kennt man auch dort keine Grenzen mehr.

Liebe Grüße!

kritischer Beobachter hat gesagt…

@Charlie:
Die radikale Kritik am kapitalistischen System ist not-wenig. Denn es ist ein falsches System, welches eigenlogisch in die Barbarei und Destruktion führt.

Das ist eine Erkenntnis, die bereits vor über einem Jahrhundert ausgesprochen wurde und nach wie vor wahr ist und Gültigkeit besitzt. Immer wieder muss diese Erkenntnis ausgesprochen werden, damit die Menschen nicht das Bewusstsein über den Zustand des Ganzen verlieren.

Zugleich wird diese Wahrheit über die Realität der Gesellschaft kollektiv verdrängt, weil sie Angst und Ohnmacht hervorruft.

Der psychoanalytisch Gebildete versteht, dass sich daraus eine kollektive Neurose entwickelt hat, deren Symptomatik Realitätsverleugnung, Wunschdenken, Projektionen usf. enthält.

Die Ängste bleiben, aber sie werden durch Rationalisierungen und wirklichkeitsferne Realitätskonstruktionen aus dem Bewusstsein verdrängt.

Genau dies kennzeichnet die heutigen Linken. Die sozialdemokratischen Linken glauben gegen jegliche historische Erfahrung, man könne den Kapitalismus „zähmen“ und streben parlamentarische Mehrheiten an. Andere verschieben die Realkonflikte auf „Nebenkriegsschauplätze“, wie z.B. auf Genderfragen, Homoehe etc.

Andere konstruieren sich Phantome („Neo-Faschisten“), die sie durch idiotische Antifa-Aktionen bekämpfen, so als stände eine Machtübernahme durch die „nationalen Rechten“ vor der Tür. Dabei verleugnen sie, dass das System schon längst ein Faschismus in pseudo-demokratischer und pseudo-liberaler Verkleidung worden ist. Der Rechtsstaat ist eine Ruine wie auch die freiheitlich-demokratische Grundordnung.

Neurotiker kann man nicht argumentativ überzeugen. Denn es macht das Wesen der Neurose aus, dass ein falsches Bewusstsein konstruiert wurde und wird, welches sich gegen die Realität immunisiert hat.

Bereits Horkheimer wies darauf hin: Der Kapitalismus tendiert aus ureigenstem Prinzip zur Verbrecherherrschaft. Und diese ist heute Realität.

Die heutigen Linken sind ängstliche Menschen und haben mit den revolutionären Linken aus der Vergangenheit nichts mehr gemein. Denn diese waren starke Persönlichkeiten, mutige Kämpfer und große Denker.

Auch wenn ihre gesellschaftliche Wirksamkeit begrenzt ist, so ist es wichtig, dass die radikalen Kritiker des kapitalistischen Systems nicht verstummen. Denn mit ihren Beiträgen im Internet zeigen sie anderen Menschen, die zur gleichen Erkenntnis gekommen sind, dass sie nicht allein sind und helfen ihnen, nicht den Verstand zu verlieren und in resignativer Depression zu verkümmern.

Insofern besitzen die linken Schrebergärten und Schwatzbuden im Internet eine psychosoziale Funktion.

Sachlich fundierte, radikale Kritik am kapitalistischen System findet sich in unserer heutigen Gesellschaft eher „oben“ als unten. Das war auch früher nicht anders.

Marx. Engels, Luxemburg, Lenin, Trotzki, Reich, Adorno, Horkheimer, Fromm, Marcuse etc. waren Angehörige einer gebildeten Elite.

Eine systemtransformative Opposition wird sich quer zu den gegenwärtigen Klassen und Schichten entwickeln. Darauf hat übrigens auch Robert Kurz hingewiesen.

Die Verschärfung der gesellschaftlichen Widersprüche und die offenkundig de-zivilisierenden und autodestruktiven Tendenzen werden zwangläufig dazu führen, dass Teile des Establishments – und zwar die intelligentesten und kompetentesten aus dem Bereich der Funktionseliten – immer mehr in Opposition zum System geraten. Das war auch in der APO-Zeit so. Die meisten werden es heimlich tun, aber es werden mehr werden, die den Mut, das Rückgrat, das Wissen und Können sowie – last not least – die gesicherte Position und das Vermögen besitzen, öffentlich Systemkritik zu äußern. Wolfgang Streeck ist ein Beispiel dafür.

Liebe Grüße zurück!

altautonomer hat gesagt…

Die Ausführungen vom kritischen Beobachter kann ich nur unterstreichen. Alles richtig, bis auf die "idiotischen Antifa-Aktionen", die ja auch darin bestehen, Flüchtlingsunterkünfte zu beschützen, Geflüchteten zu helfen und aufzuklären, wenn mal gerade keine Anti-Neo-Nazi-Demo auf der Agenda steht.

Zu den selbstverliebten Reformlaberbacken Pantoufle und Duderich fällt mir das Zitat von Klara Zetkin ein: "Wenn wir die Revolution nicht vorantreiben, kommt der Faschismus als Strafe!" Schon bald habt Ihr ja Euren Faschismus.

Bella Vista hat gesagt…

Das Allerletzte aus Klein-Bloggersdoof:

Proletarier Wie Ich! Like Me!

Das Wetter:
Sibirische Kältefront Putinowa erreicht #neuland. Die hundertjährige Regenzeit beginnt pünktlich. Sturmfluten an der Küste. Der allerletzte Linke flüchtet in seinem Gummiboot in unbekannte Himmelsrichtung.
Und da waren es nur noch z w e i !

jakebaby hat gesagt…

https://www.youtube.com/watch?v=gll6OhyYVFg

Charlie hat gesagt…

@ Bella Vista: Wenn der Berger bei den Neulandsozialdemokraten tatsächlich die Segel gestrichen hat, ist das ja eine gute Nachricht. Ich glaub's aber noch nicht. :-)

By the way: Könntest Du dich möglicherweise für einen Nicknamen entscheiden und nicht immer wieder neue benutzen? Vielen Dank!

Liebe Grüße!

Charlie hat gesagt…

@ kritischer Beobachter: Deinen letzten Kommentar habe ich mal an eine exponierte Stelle kopiert, damit er auch gelesen wird. Ich halte ihn für sehr gelungen! Danke dafür!

schadensmeldung hat gesagt…

Charlie,
Nur zur Info, hat nichts mit Deinem Posting zu tun. Bitte die Kommentare lesen.
http://hinter-den-schlagzeilen.de/2017/01/01/neujahrsansprache-des-commandante-eulenfeder/comment-page-1/#comment-344005

Kannst Du aus Kaffeesatz lesen? Ich nicht.
Gruß-
ein Gehängter.

Charlie hat gesagt…

@ frei-blog: Du solltest die Kommentare dieser Bettdrögen nicht weiter beachten - die Olle hat sich ja nun schon seit längerem vollkommen selbst disqualifiziert. Was auch immer die meint oder verstanden zu haben glaubt, besitzt keinen Realitätsbezug und ist meist durch grenzdebile Dummheit gekennzeichnet. - Deine Eulenfeder-Karikatur ist indes wieder einmal sehr gelungen! :-)

Aber Du merkst schon: Allein das kleine Detail, dass Du das "Narrenschiff" in Deine Blogroll aufgenommen hast, macht Dich in den Augen dieser "gütigen, toleranten Menschenfreunde" schon zu einem Feind, den es scharf zu bekämpfen gilt. Die Sippenhaft ist in Eso-Kreisen wohl sehr beliebt! ;-) Da geht's nicht um Inhalte, und Satire verstehen diese GesellInnen sowieso nur dann, wenn sie nicht selber gemeint sind - und auch dann nur selten.

Ich verzichte lieber darauf, diese Antwort auch bei Dir zu posten, um nicht noch weiteres Öl ins Feuer zu gießen. Wenn ich Dein künstlerisches Talent besäße, würde ich ja mal ein bitterböses Bildchen anfertigen und posten, das die freundliche, humanistische Bettdröge in ihrer ganzen Erbärmlichkeit zeigt ... :-) - Aber ich kann leider weder zeichnen, noch malen.

Ärgere Dich nicht - lache sie stattdessen einfach aus.

Liebe Grüße!

jakebaby hat gesagt…

Durch derart Kommentare verlachheulte ich ne Rolle Kleenex.
Hoert sich an als haette jemand ein paar Labdobs im Versuchslabor fuer HdS-Erkrankte liegenlassen waehrend die 2 Anstaltsleiter Platt&Faul-fuss simultan unter volkerschem Gedaechnisschwund litten.

Die weitere Anwesenheit des Versuchstherapeuten Volker ist bedenklich unverstaendlich.