Montag, 4. September 2017

Das "TV-Duell": Wenn fiese Revolverhelden aufeinander schießen


Auf Seite 37 der heute in der Reichshauptstadt Bonn erscheinenden Tageszeitung "Das Narrenschiff" – direkt zwischen einer Empfehlung für den besten Hundefriseur für schwule Pudel und einem Party-Rezept für die "zeitgemäßeste Bowle" namens "Das gänzliche, reuelose Vergessen" – findet sich die folgende kurze Notiz des rasenden Reporters Charlie Charlieson, die er vermutlich direkt vom Ort des Grauens, der nationalen Messe für Schlafanzüge, Nachthemden und pharmazeutische Ergänzungsnahrungsmittel in der brandenburgischen Provinz "Berlin", an die Redaktion geschickt hat:

Am Sonntag taten zwei schaurige, zombieeske, jederzeit austauschbare Gestalten der kapitalistischen Einheitspartei so, als stritten sie miteinander, obwohl beide Blöcke (oder waren es Böcke?) dasselbe wollen. Ich empfehle zum Schlafengehen dann doch lieber ein großes Glas mit heißer Milch, in das man einen deftigen Liter billigen Fusels von Herrn Albrecht ("Aldi"; sehr reich), Herrn Schwarz ("Lidl"; noch reicher), Herrn von und zu Guttenberg ("Hirnfäule", am ekeligsten) oder ein beliebiges Dokument der AfD ("Mein Führer!", doch noch ekeliger) schütte.

Tippfehler wurden für diese Online-Meldung korrigiert. Charlieson hat den national mit anhaltender Schlafsucht erwarteten Showdown des "12 Uhr nachts"-Dramas der beiden Gesinnungsgenossen Cherkel und Mulz gar nicht verfolgt, sondern befand sich zu diesem Zeitpunkt längst im Delirium und träumte von einem beherzten Eingreifen Darth Vaders, einem dunklen Sinfoniekonzert und einer verflossenen Jugendliebe.

Unbestätigten Berichten zufolge soll Charlieson um 20:15 Uhr, als die bleierne Nocturne begann, noch Wortfetzen wie "Auferstanden aus Ruinen ..." und "Peitsche und quäle mich, Angie" gelallt haben. Es ist dennoch nicht auszuschließen, dass der Reporter tatsächlich den Bezug zur Realität verloren hat und die beiden Scheinkontrahenten am Ende wirklich für ernsthafte Vertreter verschiedener politischer Strömungen gehalten hat. Der Verlag trennte sich noch am Abend wortkarg von dem zwielichtigen Gesellen.

Derweil steht das Ergebnis des "Duells" von der Schlafanzugsmesse fest, ohne dass auch der Praktikant, der diesen Bericht verfasste, es verfolgt hat (die "Lindenstraße" war einfach spannender): Der Kapitalismus, wer denn auch sonst, siegt – es ist ja auch niemand sonst angetreten. Lol. Täterää! Und die deutsche Fußballdeppenbevölkerung grölt trotzdem weiter wie von Sinnen im stumpfsinnigen Chor:

He-ho-hey-ho!
Wir sind asozial!
Wir sind dumm!
Wir finden Eliten geil!

He-ho-hey-ho!
Wir sind völkisch!
Wir schlafen!
Wir schicken Fremde ins KZ!

He-ho-hey-ho!
Wir merken nicht,
dass wir uns ins Knie ficken
und verarscht werden!

He-ho-hey-ho!
Wir merken nichts!
Wir merken nichts!
Wir merken nichts!

Wir sind Elite!
He-ho-hey-ho!

---

Unterwegs


"Emil, die Politik ist zum ---" — "--- Wem sagste das, Otto?!"

(Zeichnung von Henry [Henri] Bing [1888-1965], in "Simplicissimus", Heft 42 vom 12.01.1925)

---

Anmerkung des Verlages: Der durch besorgniserregende Terrorgedanken infiltrierte Praktikant wurde ebenso wie Herr Charlieson inzwischen entfernt. Die Misere ermittelt. Wir bitten den Zwischenfall zu entschuldigen und setzen unsere Qualitätsberichterstattung fort. Und nun das Wetter.

7 Kommentare:

schadensmeldung hat gesagt…

Echt, habe ich was verpasst? War es so gruselig?
Leider (oder gottseidank) hatte ich meine TV-Kiste verschrottet; so muß ich mich nicht winden unter Schmerzen. Und überhaupt: bei einem Fernsehduell sollte Blut fließen, Realpolitik zum Anschauen eben, nachvollziehbar und mit tödlichen Ausgang.
Wie im wirklichen Leben.

Troptard hat gesagt…

Hallo Charly,

zur Arbeitsrechtsreform in Frankreichkann kann ich derzeit nichts beisteuern!

Dafür Bernard Schmid aus Frankreich:
Von Speichelleckern und anderen Systemtreuen, also den üblichen Verdächtigen.

Die Katze ist aus dem Sack
Arbeitsrechts-„Reform“ unter Emmanuel Macron.

Bernard Schmid berichtet aus Frankreich
Die Kapitalverbände erklären sich zufrieden. Unter den Gewerkschaftsverbänden gewinnt die Führung des Dachverbands FO - Force Ouvrière – den Wettbewerb um den Titel des größten Speichelleckers (Schlürf! Kriech!). Die Dachverbände CFDT und FO, und ein paar andere, werden sich nicht an den angekündigten Protesten am 12. September 17 beteiligen, zu denen die CGT sowie Solidaires aufrufen. Sozialprotest ist angekündigt; dürfte jedoch aufgrund der Situation in der gewerkschaftlichen Landschaft, aufgrund der Niederlage von 2016 und auch aufgrund des Agierens von Jean-Luc Mélenchon kaum Durchsetzungschancen aufweisen

http://www.trend.infopartisan.net/trd0917/t310917.html


altautonomer hat gesagt…

AfD-Fragen-Marathon im TV-Duell

http://uebermedien.de/19610/die-afd-fragt-die-grosse-koalition-antwortet/#comment-36692

Gewinner dieses TV-Duells sind nicht Merkel oder Schulz, Gewinner ist die AfD. Schuld daran sind die Journalisten.

Troptard hat gesagt…

@Charlie,

für mich der schönste Satz in Deinem Text: " Der Kapitalismus, wer denn auch sonst, siegt - es ist ja auch niemand sonst angetreten."

Gegen meine Gewohnheit habe ich mir erlaubt, von diesem sog. Kanzlerduell die ersten 30 Minuten im ARD-Livestream anzutun.

Da ich ein ausgemachter Verschwörungstheoretiker bin, gehe ich selbstverständlich davon aus, dass der Inhalt dieser mageren Politshow abgesprochen war. Der Eifer der Moderatoren das Thema Flüchtlinge immer wieder neu und schlecht aufzulegen, nur damit diese beiden Demokratiesimulanten sich im Volke liebmachen können und gleichzeitig den Eindruck verbreiten, als drücke die Menschen nicht noch irgendwo anders der Schuh, dass war für mich ziemlich schnell so offensichtlich wie beabsichtigt.

Nun gut! Man darf Kanzlerkanditaten wohl nicht fragen, ob sie bei all den Problemen die das Regieren so mit sich bringt überhaupt noch mal anständigen Sex haben können und mit wem.

Worüber die jetzt und absichtlich nicht geredet haben, dass servieren sie dem Wahlvolk nach der Wahl. Obwohl eigentlich niemand mehr an die Versprechungen von Politikern glauben mag, so möchte man doch und immer noch gerne daran glauben.

Und wenn dann die Sachzwänge sich auf die beladenen Schultern der Politiker legen, dann werden Steuerhöhungen unvermeidlich: Mehrwertsteuer, Grundsteuer, Mineralölsteuer, Nachhaltigkeitssteuer
Bodenflächenversiegelungsteuer, Abwasserverunreinigungsteuer und Ausgleichsabgabe für Gewinnversprechungen des Staates an private Unternehmen.

Und die Politiker wollen ja auch noch leben. Habe ich was vergessen? Sicherlich!
Und wieder werden anschliessend ganz, ganz viele schrecklich böse sein.

Aber es gibt ja dann, in vier Jahren, wieder Wahlen aber gewiss ist das noch nicht.

Charlie hat gesagt…

@ Troptard: Man sollte sich so etwas nicht anschauen - das ist schlecht fürs Gehirn und noch übler fürs Gemüt. Wenn dort ausschweifend über Flüchtlinge (und vor allem: wie man sie effektiv "fernhalten" bzw. loswerden könne) schwadroniert wurde, ist das nur eine weitere Neuauflage des überaus beliebten, sehr alten Spieles der Ablenkung und Kanalisierung. Dass heute noch immer so viele Menschen darauf hereinfallen, sagt mehr über den Zustand dieser völlig zerrütteten Gesellschaft aus als den SchwadroneurInnen lieb sein dürfte.

Exemplarisch sah ich gestern zufällig im Vorübergehen einen Ausschnitt aus der österreichischen Nachrichtensendung, in der der Schlips-Borg Sebastian Kurz interviewt wurde. Der Hampelmann sagte dort (Zitat aus der Erinnerung): "Wir alle wissen, dass ein Sozialstaat nur funktionieren kann, wenn mehr Menschen in die Kasse einzahlen als sich daraus bedienen. Eine Einwanderung in den Sozialstaat muss also verhindert werden." - Vor so viel peinlicher Dummheit oder eher menschenfeindlicher Demagogie muss ich kapitulieren: Mit dieser Menschheit wird das nichts mehr, sie ist (Zitat aus "The Walking Dead") endgültig "im Arsch".

Auf naheliegende Gedanken wie die Abschaffung des Kapitalismus' oder die schlichte Enteignung der perversen Multimilliardäre zur Finanzierung der Wohlfahrt kommt so ein Hansel natürlich nicht, denn er will ja selbst zur "Elite" gehören. Dagegen ist kein Kraut gewachsen: Das sind die zwielichtigen, bestechlichen Gestalten, die in der Politik herumhängen und die schlechte Demokratiesimulation am Laufen halten.

Liebe Grüße!

Anton Chigurh hat gesagt…

Zum Brüllen - Neues vom SPD-Fanboy und Dummlabersack LaPuente auf "Neulandrabauken" :
Da lästert dieser Tiefflieger über das Programm der Linken ab und vergleicht sie mit dem SED-Regime. Auf die einfache Frage eines Kommentators, warum er in seinem neuesten Auswurf die Linkspartei anpisse, aber selbst zugibt, sie zu wählen, antwortet der selbstverliebte Dummbatz, dass der Kommentator wohl etwas "naiv" sei.
Sicher - man kann über das dümmliche Geschreibsel dieses Hilfsschreibers köstlich lachen, aber der Zustand der fortgeschrittenen Schizophrenie dieses Herrn macht einem halbwegs empathischen Mitmenschen doch große Sorge...
http://www.neulandrebellen.de/2017/09/ueber-den-rest-kann-man-streiten/#comment-43687

Charlie hat gesagt…

@ Anton Chigurh: Sorry für die späte Antwort. Einerseits finde ich es ja bewundernswert, dass Du die Auswürfe Lapuentes noch immer liest - ich habe diese gehirnzellentötende Tätigkeit inzwischen komplett eingestellt. Andererseits überrascht es mich nicht, dass dieser Hanswurst nun auch auf die Linkspartei eindrischt - die ist schließlich direkte "Konkurrenz" für seine Asozialundemokratische Herzenspartei. Linke können weder die SPD, noch die Linkspartei ernst nehmen - aber die Lappenente ist ja nun auch nicht links, wie wir schon seit langem wissen. Und das merken auch immer mehr Menschen, wie man an der zunehmenden Bedeutungslosigkeit und den sich bei den "Neulandsozialdemokraten" inzwischen fest eingenisteten rechten TrollkommentatorInnen gut erkennen kann (Stand: Juli 2017).

Mir jedenfalls ist meine Zeit zu schade, um sie mit den verbalen Kothaufen dieses ausgemachten Deppen zu verplempern. Du bist aber nach wie vor herzlich dazu eingeladen, Dich als Gastautor hier darüber auszulassen. Eine Mail mit dem Text genügt.

Liebe Grüße!