Sonntag, 6. Dezember 2009

Sozialhilfe für Dozenten - Realität an deutschen Universitäten

Sie ist Dozentin, lehrt an einer deutschen Universität – und lebt von Sozialhilfe. "Ich bin Hartz-IV-Empfängerin", erzählt Heike S. Gerade mal 470 Euro im Monat bekommt die alleinerziehende Mutter für ihre Arbeit an der Hochschule. Dabei entspricht der Umfang ihrer Lehrveranstaltungen einer halben regulären Stelle. Heike S. ist kein Einzelfall. Ihre Kollegin Yvonne K. scheut sich, Hartz IV zu beantragen, obwohl ihr etwa 100 Euro zustünden. Sie will nicht ihr gesamtes Leben offenlegen. Da sie ihre Sozialversicherung selbst bezahlen muss, bleiben ihr nur 207 Euro zum Leben.

Beide Frauen sind Lehrbeauftragte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Als Selbstständige halten sie Seminare und Vorlesungen. "Zur Ergänzung des Lehrangebots können Lehraufträge erteilt werden", heißt es im Hochschulrahmengesetz. Das ist durchaus sinnvoll. Ermöglicht es doch, auch Fachkräfte, die außerhalb der Uni arbeiten, für Veranstaltungen zu gewinnen.

Die Realität ist eine andere. Seit 1995 wurde an Thüringer Hochschulen der Personalbestand des akademischen Mittelbaus – das sind festangestellte Dozenten und Assistenten – laut Statistischem Landesamt auf 37 Prozent geschrumpft. Es verblieben noch 90 Mitarbeiter an zwölf Bildungseinrichtungen. Gleichzeitig stieg die Zahl der Studenten auf mehr als 50.000. Die werden zunehmend von Lehrbeauftragten betreut. Deren Zahl hat sich seit 1995 auf 1400 verdreifacht.

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