Sonntag, 6. Dezember 2009

"Lassen wir das Kind wieder Kind sein"

Jürg Jegge findet, man solle die Stärken der Kinder fördern, statt ihre Schwächen zu betonen. Sein neues Buch ["Fit und fertig"] ist ein Hieb gegen den Neoliberalismus, ein Aufruf gegen die Angst und voll Humor. (...)

Tagesanzeiger: Im Fokus von "Fit und fertig" steht aber nach wie vor unser Schulsystem, das Sie hart kritisieren. Was stört Sie, als ehemaligen Lehrer, daran?

Jegge: Die Schule wird permanent umgebaut, sie verwandelt sich in ein Fitnesscenter für die Arbeitsesel des Neoliberalismus. Es dreht sich alles um Effizienz, Konkurrenz und Konformität. Bereits Erstklässler müssen sich miteinander vergleichen. Das ist mindestens für die Hälfte ziemlich entmutigend. (...)

Was ist falsch daran, wenn Eltern oder Lehrpersonen ein Kind bewusst fördern?

Das Problem ist die Fragestellung. Die meisten überlegen sich, wie sie das Kind wettbewerbstauglich und leistungsfähig machen können, auf dass es sich problemlos in die neoliberale Welt einpflanzen lässt. Stattdessen würden wir gescheiter schauen, dass das Kind nicht Schaden nimmt vom allgegenwärtigen Wettbewerb und dem Leistungsdruck. Wir müssen unsere Kinder seelisch stärken.

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