Dienstag, 22. Juni 2010

Finanzmärkte? Welche Finanzmärkte?

Die Sprache, mit der die gegenwärtige Finanzkrise erklärt wird, ist eine Sprache, die neutral und rein technisch erscheint, während sie tatsächlich höchst politisch ist. So wird uns etwa gesagt, dass die "Finanzmärkte" die Staaten der Europäischen Union und insbesondere die Mittelmeerstaaten - Griechenland, Portugal und Spanien, aber auch Irland - dazu zwängen, eine Politik strikter Sparmaßnahmen zu verfolgen, um ihre Defizite und die Staatsverschuldung mit dem Ziel zu reduzieren, das Vertrauen der Märkte wieder zu gewinnen, was wiederum notwendige Bedingung sei, eine wirtschaftliche Erholung zu erreichen. So sagte der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) Jean-Claude Trichet vor wenigen Tagen: "Die Bedingung für die wirtschaftliche Erholung ist fiskalische Disziplin, ohne die die Finanzmärkte kein Vertrauen in die Kreditwürdigkeit der Staaten haben."

Die Wirklichkeit ist ohne Zweifel eine ganz andere. Die Sparmaßnahmen, für die der internationale Währungsfonds und die Europäische Union werben, bedeuten eine deutliche Verschlechterung der Lebensbedingungen breiter Schichten des Volkes, schädigen deshalb den sozialen Schutz und vernichten Arbeitsplätze, was wiederum die Chancen für wirtschaftliche Erholung mindert. So war es etwa in Litauen, wo sich das Bruttosozialprodukt um 17 Prozent verringerte und die Arbeitslosigkeit auf 22 Prozent der arbeitsfähigen Bevölkerung anstieg. Eine ähnliche Situation wird in den zuvor genannten Ländern eintreten. (...)

Wenn beispielsweise die griechische Regierung bankrott ginge, müssten die deutschen Banken die Verluste abschreiben, die durch die Entscheidung entstanden, griechische Staatsanleihen zu kaufen. / Aber solches geschieht an den so genannten Märkten keineswegs - dank einer ganzen Reihe von Institutionen, die die Banken schützen. Die wichtigste dieser Institutionen ist der IWF, der den Staaten Geld leiht, damit diese es an die Banken zahlen. Daher verlieren die Banken nie – ebenso wenig wie in den USA. Diejenigen, die verlieren, sind die breiten Schichten der Bevölkerung, da der IWF von den Regierungen fordert, das Geld von den Aufwendungen für die öffentlichen Dienste abzuziehen, die eben jenen Schichten zugute kommen. Was der IWF damit eigentlich bewirkt, ist ein Transferieren von Mitteln der breiten Volksschichten hin zu den Banken. Das nennt man dann "die Kreditwürdigkeit der Staaten für die Finanzmärkte wiederherstellen".

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Anmerkung: Für einen ersten Einstieg in diesen wirtschaftlich-politischen Sumpf der Manipulation und Korruption, der dreisten Lügen und der schamlosen Umverteilungen ist dieser Bericht gut geeignet. Lesen sollten ihn vor allem Menschen, die dem von den Massenmedien immer noch verbreiteten Quatsch zum Thema "Finanzkrise" tatsächlich noch Glauben schenken. Eine wirkliche Auseinandersetzung kann der Text aber nur vorbereiten - beim Lesen wird schnell klar, dass es sich eben um einen undurchsichtigen, stinkenden Sumpf handelt, in dem sich Banker, Politiker, Manager und sonstige Reiche in trauter Eintracht suhlen, während sie die Bevölkerungen der Staaten genüsslich auspressen.

Man muss sich das doch nur einmal auf der Zunge zergehen lassen: Die "Elite" zockt im Casino, ihre "Unternehmen" (die Banken) geraten in Schieflage; sodann dürfen sich die Staaten zusätzliches virtuelles (nicht existierendes) Geld von eben dieser "Elite" "leihen", das den "notleidenden Banken" bedingungslos in den Rachen gestopft wird - und bezahlen sollen das die Bürger - inkl. der jedes Jahr weiter anfallenden und ansteigenden Zinsen und Zinseszinsen. - Absurderes Theater könnte sich kein Wahnsinniger ausdenken.

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