Das wirklich Perverseste, was man in der sogenannten deutschen Debattenkultur in letzter Zeit hören konnte, hat der Bundesbank-Vorstand und ehemalige Berliner SPD-Finanzsenator Thilo Sarrazin vor Kurzem einem SZ-Reporter gesagt. (...)
Es ging um die Frage, woher Sarrazins viel zitierte, im Brustton der Faktizität vorgetragene Behauptung eigentlich kommt, dass siebzig Prozent der türkischen und neunzig Prozent der arabischen Bevölkerung Berlins den Staat ablehnten und in großen Teilen weder integrationswillig noch integrationsfähig seien. Sarrazin gab zu, dass er keinerlei Statistiken dazu habe. Er gab zu, dass es solche Statistiken auch gar nicht gibt.
Bisher hat schlichtweg kein Meinungsforscher der türkischen und arabischen Bevölkerung Berlins diese Frage gestellt. Thilo Sarrazin behauptet also etwas, von dem er schlicht und einfach nichts weiß. Wenn man aber keine Zahl hat, erklärte Sarrazin dem Reporter weiter, muss "man eine schöpfen, die in die richtige Richtung weist, und wenn sie keiner widerlegen kann, dann setze ich mich mit meiner Schätzung durch". Danke dafür. Hier zeigt das, was wir derzeit "Debatte" nennen, wenigstens einmal seine erschreckende Fratze.
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Anmerkung: Man hat es ja geahnt, aber dass Sarrazin tatsächlich selbst zugibt, dass seine "Zahlen" grober Unfug, also erstunken und erlogen sind, ist schon ein starkes Stück. Und dennoch ist dieser [Wort zensiert und ersetzt durch "Mensch", Anm. d. Kapitäns] (ebenso wie der Thilo-Versteher Westerwelle) noch immer auf allen Bildschirmen vertreten und man "diskutiert" ernsthaft mit den beiden. Das ist schlicht eine kafkaeske Posse, die mich nur noch an die Schlusszeile eines Gedichtes von Jakob van Hoddis denken lässt: "Ein Mann indes kroch mit gesträubten Haaren einen schräg an die Wand gelehnten Besenstiel hinauf." - Dieser Mann bin ich.
Nebenbei ist es erfreulich, dass im Magazin der Süddeutschen Zeitung endlich mal wieder ein wirklich erhellender Text zu finden ist. Man hat sich zwar die Headline gespart (Oder ist das bloß ein Versehen?) - aber dafür wiederhole ich die Worte gerne hier, sehr laut und deutlich:
"Guido, Thilo - Maul halten!"
Es ging um die Frage, woher Sarrazins viel zitierte, im Brustton der Faktizität vorgetragene Behauptung eigentlich kommt, dass siebzig Prozent der türkischen und neunzig Prozent der arabischen Bevölkerung Berlins den Staat ablehnten und in großen Teilen weder integrationswillig noch integrationsfähig seien. Sarrazin gab zu, dass er keinerlei Statistiken dazu habe. Er gab zu, dass es solche Statistiken auch gar nicht gibt.
Bisher hat schlichtweg kein Meinungsforscher der türkischen und arabischen Bevölkerung Berlins diese Frage gestellt. Thilo Sarrazin behauptet also etwas, von dem er schlicht und einfach nichts weiß. Wenn man aber keine Zahl hat, erklärte Sarrazin dem Reporter weiter, muss "man eine schöpfen, die in die richtige Richtung weist, und wenn sie keiner widerlegen kann, dann setze ich mich mit meiner Schätzung durch". Danke dafür. Hier zeigt das, was wir derzeit "Debatte" nennen, wenigstens einmal seine erschreckende Fratze.
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Anmerkung: Man hat es ja geahnt, aber dass Sarrazin tatsächlich selbst zugibt, dass seine "Zahlen" grober Unfug, also erstunken und erlogen sind, ist schon ein starkes Stück. Und dennoch ist dieser [Wort zensiert und ersetzt durch "Mensch", Anm. d. Kapitäns] (ebenso wie der Thilo-Versteher Westerwelle) noch immer auf allen Bildschirmen vertreten und man "diskutiert" ernsthaft mit den beiden. Das ist schlicht eine kafkaeske Posse, die mich nur noch an die Schlusszeile eines Gedichtes von Jakob van Hoddis denken lässt: "Ein Mann indes kroch mit gesträubten Haaren einen schräg an die Wand gelehnten Besenstiel hinauf." - Dieser Mann bin ich.
Nebenbei ist es erfreulich, dass im Magazin der Süddeutschen Zeitung endlich mal wieder ein wirklich erhellender Text zu finden ist. Man hat sich zwar die Headline gespart (Oder ist das bloß ein Versehen?) - aber dafür wiederhole ich die Worte gerne hier, sehr laut und deutlich:
"Guido, Thilo - Maul halten!"
2 Kommentare:
Ich hatte zu dieser 'Unart Thema gerade hier kommentiert. http://dontyoubelievethehype.com/2010/09/fdp-politiker-toeren-wirft-kelek-rassismus-vor/
Ein Musterbeispiel auch hier: http://www.news.de/politik/855071498/was-ist-ein-jude/1/
Und in diese Richtung verzahnt sich die "Minoritaet" des weissen Westens zunehmend und in fast wahnwitziger Geschwindigkeit.
Erstmal empoert man sich vehement gegen boesartigste 'Bemerkungen/Aktionen, dann wird unverzueglich eine fuer/wider-Debatte daraus und somit aus politscher Richtung gesellschaftsfaehig. Die Resultate sind ausschliesslich negativ wobei in der Gesellschaft eine Verallgemeinerung stattfindet. Diese beruht nicht auf Akzeptanz, sondern eher auf Aufgabe/Hinnehmen/Teilhaben.
Auch in Amerika muss ich diese fatale Entwicklung auf taeglicher Basis, zB. durch Mega-Morons wie http://jakester-express.blogspot.com/2010/08/whitepower-day.html
http://tammox.blogspot.com/2010/09/impudenz-des-monats-august-2010.html
miterleben muessen.
Gerade eben hoere ich 'Blacks' .. Niggers ... in den Top-News, Latinos/Mexe sind auch nicht besser beschert und 9/11GroundZero/Mosque ist der letztendliche Startschuss den europaeischen Islamhass salonfaehig zu machen.
Und auch dies reflektiert zunehmend auf der Strasse.
Arbeitslose sind allesamt "drogenabhaengige Asoziale" und bekommen auf breiter Ebene saemtliche Bezuege gestrichen.... blabla
Und all das funktioniert einwandfrei, vor allem in Krisen.
Ging es schon zu weit??
Zumindest hab ich einen kleinen Vorteil dir gegenueber.
"“I felt a lot better once I gave up hope”."
Und damit laesst sichs auch gut leben, solange man dranbleibt. :-)
Gruss
Jake
Jake, ich möchte dazu Brecht zitieren, der einmal geschrieben hat: "Wer kämpft, kann gewinnen. Wer nicht kämpft, hat bereits verloren." - Was aber ist die Grundvoraussetzung für einen wie auch immer gearteten Kampf? Natürlich ist das die Hoffnung auf eine Verbesserung!
Wenn Du also wirklich jede Hoffnung fahren gelassen hättest, würdest Du dich nicht so engagieren - das jedenfalls ist meine Interpretation Deines Handelns.
Ansonsten hast Du wieder einmal recht - wir fahren momentan weiter in den Tunnel hinein, anstatt uns dem Tageslicht wieder zu nähern. Da unterscheiden sich die USA von Europa höchstens mal wieder darin, dass man auf dem Weg in den Abgrund dort wieder einmal um einige Längen voraus ist.
Wenn man in öffentlich-rechtlichen (und anderen) Medien mit Leuten wie Sarrazin und Westerwelle "diskutiert", obwohl diese frank und frei zugeben, dass die "Argumente", auf die sie ihre kruden Theorien stützen, frei erfunden sind, kann man nur noch die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und den Abgesang der Demokratie anstimmen.
Dies jedoch immer (ich spreche nur für mich) unter der Prämisse, dass in dieser Kakophonie des Untergangs auch ein Keimling für hellere, friedlichere, schönere Zeiten enthalten ist. Immer in der Hoffnung, dass sich die Geschichte nicht wiederholt ...
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