Dienstag, 14. Februar 2012

Das Jammern der Milliardäre

  1. Beobachter registrieren "Gefühl der Angst" in Davos. Beim 42. Weltwirtschaftsforum sorgen sich globale Oligarchen um ihre und die Zukunft des Systems

    (...) 2500 Teilnehmer waren in die Graubündener Pseudoidylle gekommen, darunter 40 Staats- und Regierungschefs wie Angela Merkel und der Brite David Cameron. Aber auch Dons der internationalen Finanzmafia wie George Soros oder diverse Spitzenbanker und -Broker beehrten das WEF. Soros beispielsweise dürfte die schlimmsten Befürchtungen der anwesenden Oligarchen und Top-Kapitalfunktionäre mit seiner Prognose nur noch bestärkt haben. Die Welt befinde sich in einer der gefährlichsten Zeiten der modernen Geschichte, einer Periode des "Bösen". Europa stünde der Abstieg in Chaos und Konflikte bevor, so der Mann, der als Milliardenspekulant einst das britische Pfund in die Knie zwang. Und für die USA prognostizierte Soros schwere Unruhen auf den Straßen, die zu einem brutalen Durchgreifen der Sicherheitskräfte und zu drastischen Einschnitten in die bürgerlichen Freiheiten führen würden. Das globale Wirtschaftssystem, so wie wir es kennen, könnte seiner Meinung nach sogar völlig zusammenbrechen.

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  2. (...) In seinem neuesten Bericht zur Wettbewerbsfähigkeit stuft das Weltwirtschaftsforum den deutschen Arbeitsmarkt nur auf Platz 64 von 142 Ländern ein – weit abgeschlagen hinter Gambia, Kasachstan oder der Mongolei. (...)

    Die guten Arbeitsmarktwerte der Diktaturen dieser Welt enthüllen ein zutiefst antidemokratisches Weltbild der Macher des Berichts. Grundrechte, wie die Kernnormen der Internationalen Arbeitsorganisation zur Koalitionsfreiheit und Tarifautonomie, gelten als Wettbewerbshindernis. Sichtbar wird das Leitbild einer Wirtschaft, in der man Arbeitsbedingungen ohne lästige Hindernisse festlegen kann und keine Steuern zahlen muss. Außerdem möchte man ohne Kündigungskosten seine Zelte in einem Land jederzeit abbrechen können. Das entspricht allenfalls den Interessen der heimatlosen Großkonzerne, die das Weltwirtschaftsforum finanzieren, nicht aber den Interessen von Staaten und ortsgebundener Unternehmen.

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Anmerkung: Es fällt mir schwer, diese beiden Texte zu lesen und ruhig dabei zu bleiben. Diese wenigen sehr reichen Menschen, die es dem Großteil der übrigen Menschheit schlichtweg verwehren, ebenfalls ein halbwegs gutes, von materiellen Sorgen freies und selbstbestimmtes Leben führen zu können, fabulieren in den schrillsten Tönen über die selbst produzierte Krise. Dabei geht es noch nicht einmal darum, dass die Bande befürchtet, einen Teil ihrer bereits ergaunerten und erpressten Milliarden wieder verlieren zu können - es geht schlicht um die Befürchtung, dass das weitere ungehemmte, exponentielle Wachstum dieser grotesken Vermögen auf Kosten der übrigen Menschheit und der Natur vielleicht zukünftig etwas gehemmt werden könnte.

Zu einer solchen geballten Anhäufung von Niedertracht fällt mir nicht mehr viel ein. Es ist mehr als infam, was diese Bande sich erlaubt - und was wir ihr erlauben. Dass Merkel und Cameron sich in dieser anrüchigen Gesellschaft sehr wohl fühlen, überrascht nicht weiter.

Auch zu diesem Thema lohnt sich ein Blick in die Vergangenheit, denn selbst dieses alberne Milliardärsgejammer ist nichts Neues:

Die "große Mode"

Allgemach wird das zum Speien,
hört man überall die Leute
nichts als jammern, nichts als schreien,
dass die Zeiten trostlos seien:
Pleite - Pleite - Pleite - Pleite ---!

Seht euch um: wer sind die Knaben,
die so hilfeheischend flennen?
Sind's, die nichts zu fressen haben,
hungernd durch die Straßen traben
und die nachts auf Bänken pennen -?

Oder sind's die meist recht feisten
sogenannten obren Klassen,
die am lautesten und meisten
ihren aufdringlichen, dreisten
SOS-Ruf hören lassen?

Millionen hungern, frieren,
haben kaum das trockne Brot -:
und zehntausend kokettieren,
um davon zu profitieren,
mit der "allgemeinen Not" ---

(Karl Kinndt alias Reinhard Koester, in "Simplicissimus", Heft 50 v. 09.03.1930)

4 Kommentare:

Dede hat gesagt…

Mir wird das unheimlich. Ich hab meinen Arbeitgeber (Telekommunikation) vor Augen wenn ich die beiden Artikel lese, sowas hören wir da nicht selten und wissen doch alle daß die Chefs so viel verdienen wie wir im ganzen Leben nie bekommen werden.... und dann jammern sie trotzdem ständig und entlassen LEute und kürzen uns das Gehalt! Und damals war das offenbar genau so?!? WTF?!?

Wenn du das nicht hier eingestellt hättest hätte es jemand andres machen müssen. Ich finde das extrem wichtig! Was erlauben sich die se Geldsäcke eigentlich! Wenn ich nicht ständig Angst um den Job (und damit Angst vor Harz 4) hätte würde ich mein Maul auf der Arbeit noch viel weiter aufreißen als ichs schon tu. Aber das nutzt auch nichts, die meisten Kollegen hetzen lieber gegen Arbeitslose, Griechen, Ausländer usw. Ich glaub die wissen gar nciht daß es sowas wie Superreiche gibt und daß DA das Geld ist das ihnen fehlt. Und nicht bei den Arbeitslosen usw.

Charlie hat gesagt…

Mein Reden, Dede! Gerade diese bewusste Täuschung und Spaltung der Gesellschaft, diese "Hetze" gegen Arbeitslose, Griechen u.v.a. ist es ja, was mir so große Sorgen bereitet. Auch das war in den 20er und 30er Jahren nämlich genauso - und was damals daraus erwachsen ist, wissen wir ja (hoffentlich) alle.

Anonym hat gesagt…

Auf das "Jammern der Reichen" hatte ja schonmal jemand die richtige Antwort, was man aber hier ja nicht sagen darf.

Charlie hat gesagt…

Wenn Du damit den Adolf meinst, hast Du recht - das "darf man hier nicht sagen", weil es schlicht und ergreifend dumm, falsch und grober Unfug ist. Die Nazis wurden vom Kapital (das nun wahrlich nichts mit dem "Judentum" gemein hatte) an die Macht befördert und haben in deren Sinn agiert.

Wie kommst Du überhaupt auf das schmale Brett. Kapitalismus und Superreichtum hätten irgendetwas zu tun mit einer Religion? Die einzige Religion, die hier zum Tragen kommt, ist der Kapitalismus - und dem frönen vornehmlich perverse "Christen", genauso auch "Muslime", "Atheisten", "Hindus", sicher auch einige "Satanisten", "Zeugen Jehovas", "Scientologen" .... und wenn auch "Juden" darunter sein sollten, hat das einen Aussagewert, der nicht nur gegen null tendiert, sondern gleich null ist.

Vielleicht verstehst Du es jetzt ja etwas besser, was mit dem "Jammern der Milliardäre" gemeint ist? Frag doch mal Frau Mohn, Frau Springer oder die Familie Quandt, welchem Gott sie huldigen - Du wirst Du ausnahmslos scheinheilige Pseudochristen finden, die abgesehen von Geld und Macht nur hohle christliche Phrasen zum Besten geben.

Und nun darfst Du nachdenken. Viel Spaß dabei. :-)