Donnerstag, 14. März 2013

Journalismus: "Ganz auf Linie mit den Eliten"


Wie eng verbunden sind deutsche Spitzenjournalisten mit anderen Eliten unserer Gesellschaft? Und spiegelt sich die Verbundenheit zwischen Top-Journalisten und anderen Eliten auch in der Berichterstattung wider?

Uwe Krüger, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft der Universität Leipzig, gibt Antworten auf die Fragen. In einer beeindruckenden Studie hat Krüger die Netzwerkverbindungen deutscher Spitzenjournalisten analysiert. Seine Studie, die gewaltig am pluralistisch-demokratietheoretischen Medienverständnis rüttelt, ist nun unter dem Titel "Meinungsmacht" als Buch erschienen. Ein Buch, das zu einem Standardwerk in der Journalistenausbildung und in den Redaktionen werden sollte.

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Anmerkung: Wer noch Zweifel daran hatte, inwieweit der deutsche Mainstream-Journalismus seine widerwärtige Vereinigung mit der selbsternannten "Elite" bereits vollzogen hat, sollte zunächst dieses Interview und sodann die in Rede stehende Studie lesen - danach dürften alle Zweifel ausgeräumt sein. Ganz wunderbar hat jüngst der Ossietzky das "pluralistisch-demokratietheoretische Medienverständnis" zusammengefasst:

"Leitartikler, sämtlicher Monopolzeitungen: Immer wieder haben Sie den Lesern versichert, der Kapitalismus, den Sie Freie Marktwirtschaft nennen, garantiere Pressevielfalt als Grundbedingung der Demokratie. Nun übernimmt der FAZ-Konzern, zu dem schon die Frankfurter Neue Presse gehört, auch die Frankfurter Rundschau. In der Bankenmetropole gibt es keinen konkurrierenden Zeitungsverlag mehr. Müssen nun nur noch in Berlin, Hamburg und München ebensolche Monopole entstehen, bis Sie sich endlich korrigieren? Aber nein, das Problem wird auf andere Weise gelöst: Der Essener Verlagskonzern, dessen Haupterzeugnis die Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ) ist, das auflagenstärkste deutsche Regionalblatt, hat jetzt die ganze Redaktion der Westfälischen Rundschau in Dortmund aufgelöst. Das Blatt erscheint zwar unter dem alten Titel weiter, aber gefüllt mit Inhalten, die von der bisherigen Konkurrenz übernommen werden. Am Kiosk sieht es also weiterhin wie Pressevielfalt aus. Darauf kommt es an."

Wen wundert es da noch, dass in der Endphase des Kapitalismus die Endphase des Kapitalismus in sämtlichen Blättern und Magazinen schlicht nicht vorkommt? Viel wichtiger ist dem hochseriösen Kuhjournalismus momentan ohnehin die überaus wichtige Berichterstattung über jene obskure religiöse Sekte, die aus einem Kreis alter, sexuell frustrierter Männer in altertümlichen Frauenkleidern einen neuen "Stellvertreter Gottes auf Erden" erwählt hat. "Stellvertreter Gottes". Die meinen das ernst. Und auf allen Kanälen wird darüber bis auf die Innenseite der Unterhose des alten Mannes berichtet. Da diese Bande auch nicht müde wird, immer wieder zu behaupten, dass "good news no news" seien, müssen wir also davon ausgehen, dass die ausufernde Berichterstattung über diese widerwärtige Nichtigkeit eine überaus üble Nachricht darstellt. Dem kann ich nicht widersprechen: Auch diesmal hat diese gefährliche Sekte sich leider nicht aufgelöst.

Ganz ehrlich: Wenn ich so manche Redaktionskonferenz, der ich in der Vergangenheit beiwohnen musste, Revue passieren lasse, kann ich nur noch feststellen, dass der Begriff "Paralleluniversum" noch der harmloseste ist, der mir einfällt. Der ehrlichste und vermutlich von kaum jemandem geglaubte wäre "böswillige Verschleierung der Wirklichkeit zugunsten des Kapitals nebst allerlei albernen und hochnotpeinlichen, gerne auch ekeligen Ablenkungen".

Draußen die Landschaft ist eisig und verschneit. Mitten im März. Wenigstens die Landschaft hat verstanden.

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Der flammende Leitartikel



(Zeichnung von Thomas Theodor Heine [1867-1948], in "Simplicissimus", Heft 47 vom 16.02.1925)

5 Kommentare:

darkmoon hat gesagt…

Du wirst immer poetischer. Muß ich mir Sorgen machen?

Charlie hat gesagt…

Alles gut, keine Sorge. Seit wann ist "Poetik" eine Messlatte für "Muss ich mir Sorgen machen"? ;-)

dani hat gesagt…

@ charlie

kennst du eigentlich "wag the dog"?!
mit dustin hoffman und robert de niro.

einmalig - und bringt alles zum thema journalismus auf den punkt. gnadenlos durchtrieben!

lieben gruß
dani

Charlie hat gesagt…

Dani, das ist dieser Film hier, gelle? Nein, den habe ich leider nicht gesehen, aber der Trailer macht schon Lust auf mehr. ;-) Danke für den Tipp!

Liebe Grüße!

dani hat gesagt…

@ charlie

ja, das ist der film.

bezeichnend ist, dass die ganze journaille ohne irgendwelche hintergrundinfos und solide recherchen einfach die anordnungen "von oben" wahllos gesendet hat. hammerhart!!

unbedingt anschauen!

lieben gruß
dani