Samstag, 16. März 2013

Ungarn: Faschismus mit adretter Frisur


Die Jobbik ist die erfolgreichste faschistische Partei Europas. Innerhalb eines Jahrzehnts ist sie in Ungarn zur prägenden politischen Macht geworden: Der grassierende Rassismus bedroht den Zusammenhalt der Gesellschaft. Widerstand gegen völkische Strömungen gibt es kaum.

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Anmerkung: Europa im Jahre 2013 - aus Ungarn vernehmen wir: "Das antisemitische Konzept der Jobbik, das der Fidesz [die rechtsextreme Partei von Staatschef Orban] wiederum toleriert und teilweise auch selbst bespielt, ist sehr weit gefasst. 'Zielobjekt des Hasses sind Menschen, die antisemitischen Stereotypen entsprechen, unabhängig davon, ob sie einen jüdischen Hintergrund haben', sagt Marsovszky. Dazu gehörten sozialistische und liberale Politiker, Medienvertreterinnen mit einer kosmopolitischen Einstellung, die linksliberale Intelligenz und Menschen mit einer urbanen Lebensweise. 'Wer nicht völkisch denkt, wird – selbstverständlich unterschiedlich codiert – als 'verjudet' abgestempelt', so Marsovszky."

Vokabeln wie "völkisch" oder "verjudet" tauchen da ebenso selbstverständlich auf wie die "Schwarzhemden", die einmal mehr als "Bürgerwehr" verniedlicht werden. Wieviele Offensichtlichkeiten braucht es denn noch, bis auch das letzte Schaf in Europa bemerkt, auf welchem schauderhaften Weg sich diese Gesellschaft befindet? Die Bürokraten der EU gehen ja mit schlechtem Beispiel voran, wie uns der Artikel verrät: "Die EU tut vor allem eines: wegschauen. Unsere Währung ist der Forint und nicht der Euro. Unsere Sprache versteht niemand. Ungarn liegt geografisch inmitten Europas, wird aber dennoch wie ein Randgebiet behandelt."

Ich hege noch viel weitreichendere Befürchtungen, die so manchem wie wilde Verschwörungstheorien vorkommen mögen: Ich halte es nicht für einen Zufall oder Nachlässigkeit, dass die neoliberale Bande quer durch alle EU-Staaten von dieser offensichtlich furchtbaren Entwicklung in Ungarn keine Notiz zu nehmen scheint und sich dazu schlicht nicht äußert. Ich bin sicher, dass unsichere, menschenfeindliche Zustände in Ungarn - bis hin zu einem auch im Text erwähnten möglichen Bürgerkrieg dort - nicht nur billigend in Kauf genommen, sondern geradezu herbeigesehnt werden, um das kranke System des Kapitalismus noch länger künstlich am Leben zu erhalten. Gewiss wird in diesen ekelhaften Kreisen darauf spekuliert, dass es diesmal "bestimmt nicht so schlimm" werden wird wie damals - obwohl ihnen auch ein erneuter umfassender Weltkrieg sicherlich nicht ungelegen käme. Man kann die Dollarzeichen in den Augen dieser "Elite" förmlich blinken sehen, wenn sie an Krieg, ausufernde Rüstung, zerstörte Städte, zerstörte Infrastrukturen oder zerstörte Industrieanlagen denken - das alles muss ja wieder aufgebaut werden und stellt eine wahre Goldgrube, eine automatische Kapitalvermehrungsmaschine für sie dar. Selbstverständlich sagen sie das niemals laut und öffentlich - aber ihr Schweigen zu Ungarn (und anderen neofaschistischen Tendenzen in Europa) entlarvt sie auch diesmal wieder.

Am erschreckendsten dabei ist aber die Erkenntnis, dass sich immer wieder - selbstverständlich auch heute - massenhaft Menschen finden, die sich in ihrer berechtigten Sorge um das eigene Wohlergehen vor den faschistischen Karren spannen lassen und munter auf Schwächere und Minderheiten einprügeln - ohne zu bemerken, dass sie nur nützliche Idioten der Superreichen sind und letzten Endes das Schicksal ihrer Opfer teilen werden. Aber was will man von Menschen, die ihr Leben lang klaglos die Herrschaft des Kapitals ertragen und sie gar für gut befunden haben, schon erwarten?


(Bild: Charlie)

11 Kommentare:

dani hat gesagt…

@ charlie

lese gerade ein buch von meinem onkel - jahrgang 1939 - mit dem titel "hungerwinter" deutschlands humanitäre katastrophe 1946/47.

was da unmittelbar nach dem krieg auch unter den deutschen passiert ist - läßt einen nur gruseln.

auch damals war bei vielen der gedanke: MEINS, MEINS, MEINS, und nur nicht DEINS. auch wenn die anderen verreckten.

gelernt haben die meisten - wie wir sehen - gar nix.

pffff.............manchmal bleibt auch mir einfach nur die luft weg. und doch - anhalten bedeutet stillstand - stillstand ist der tod.
weitermachen! wie auch immer. aufwecken, da sein, widerstand.
was sollen wir sonst tun?

herzlichen gruß
dani

darkmoon hat gesagt…

Schickes Büchlein hast du da gebastelt. -) Der Rest ist ja nicht dazu geeignet Wohlbehagen auszulösen oder ein Grinsen hervorzurufen.

Wohin sollen wir bloss flüchten wenns wieder soweit ist.

Anabelle hat gesagt…

Dazu las ich gerade dieses hier:

"Staatliche Auszeichnungen vergeben
Ungarn ehrt Rassisten

Ein Fernsehmoderator nennt Roma "Menschenaffen", ein Archäologe wirft den Juden des Mittelalters Sklavenhandel vor, eine Band besingt ein Großungarn. Was sie gemeinsam haben? Sie sind Ungarn und erhalten hohe staatliche Auszeichnungen."

http://www.n-tv.de/politik/Ungarn-ehrt-Rassisten-article10312921.html

Langsam wird es wirklich gefährlich, fürchte ich!

:-/

Charlie hat gesagt…

@ Anabelle: Danke für den Hinweis, ich habe das auch mit Entsetzen gelesen. Wir dürfen darüber aber nicht vergessen, dass - genauso, wie es auch in der Weimarer Zeit war - in der krisengeschüttelten, bedrohlichen Endphase des Kapitalismus der Faschismus überall aufblüht, und nicht nur in einer bestimmten Region oder einem einzelnen Staat. Dass diese Entwicklung in Ungarn besonders furchtbar und weit vorangeschritten ist, ist unbestritten - aber wir sollten den Blick dennoch auch wachsam vor die eigene Türe richten. Die Bestie lauert hier gleichermaßen ...

Liebe Grüße!

Charlie hat gesagt…

@ darkmoon: Soll ich doch Katzenvideos einstellen? ;-)

Ich fasse als Fluchtziel Island ins Auge ... wenn die Sprache nur nicht so furchtbar schwierig wäre! Venezuela ist mir zu warm - und nach Chavez' Tod zu unsicher. Die Schweiz ist allmählich auch keine Option mehr. Die Alternativen werden allmählich knapp ...

Liebe Grüße!

Charlie hat gesagt…

@ dani: Den Gefallen der Resignation tun wir diesen Gesellen nicht, gelle! :-) KenFM hat es im weiter oben verlinkten Beitrag ja auf den Punkt gebracht: "Es ist Zeit für den totalen zivilen Ungehorsam!" That's it! Es ist sogar allerhöchste Zeit!

Wenn die Menschen das so simple Prinzip "Kooperation statt Konkurrenz" endlich begreifen udn verinnerlichen würden ... aber ich beginne schon wieder zu träumen, sorry. ;-)

Liebe Grüße!

dani hat gesagt…

@ charlie

schatzi - hast du dir mal die temperaturkurve in island angeguckt - da muss ich ja auch im sommer holzhacken!! :-)) brrrrrrrr......
naja - was die sprache anbelangt, höhöhö.....wir können ja auch singen (à la björk, oder pantomime) und außerdem wollen wir ja eh autark sein.
projekt: robinson crusoe. ich: freitag!! :-)

ganz lieben gruß
dani*

Charlie hat gesagt…

@ dani: Lieber Schnee schippen und Holz hacken, als soziale Eiszeit! :-)

Ich wollte schon immer nach Island (in den Urlaub), habe es aber bisher noch nie geschafft. Ein Auslöser für diesen Wunsche waren (neben diversen Dokumentationen über dieses Land) diese Fotografien eines isländischen Fotografen, dessen "Hobby" es ist, verlassene, halb verfallene Häuser auf der Insel in Szene zu setzen. Schau Dir das mal an - ich finde die Bilder großartig! :-)

Liebe Grüße!

dani hat gesagt…

@ charlie

aaaaahhhhhhh.......nicht schon wieder umbauen und renovieren :-)
bin froh, dass mein 460 jahre altes fachwerkhaus jetzt in schuß ist. das hat viel kraft und nerven gekostet und ne menge zeit!

die bilder sind klasse! ja, island ist ne reise wert!

grüßle
dani



darkmoon hat gesagt…

Charlie: Wenn schon Katzenvideos dann bitte solche: http://www.youtube.com/watch?v=tU9pkFsdYpg

Leute die so bescheuert sind habens nicht anders verdient....

Island? Eine Insel ohne Bäume? Dann wandere ich lieber auf den Mond aus oder in eine Holzhütte in Alaska. -)

Charlie hat gesagt…

:-D