Donnerstag, 14. November 2013

Über Hoeneß, Beckenbauer, den kleinen Charlie und andere Elitäre


Heute Morgen in unserem Tageblatt: Beckenbauer, der ungekrönte Kaiser von Deutschland, hat die Steuerhinterziehungen von Uli Hoeneß, seinem Kicker-Kumpanen von einst, mit dem folgenden gnadenvollen Statement bedacht: "Ich denke, wir sollten niemanden verurteilen, der mal einen Fehler gemacht hat. Selbst die katholische Kirche gewährt eine zweite Chance."

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Anmerkung: Hoeneß ist mitnichten ein "Superreicher" - auch wenn er Multimillionär ist. Gemessen an den ergaunerten Besitztümern der wirklichen Geld-"Elite" steht der Mann (innerhalb der perversen Hierarchie des Kapitalismus) vielleicht auf dem Rang eines Pförtners - was im Übrigen auch erklärt, wieso er tatsächlich in den Fokus der Strafverfolgung geraten ist. Einem Superreichen würde das in diesem System niemals passieren, sofern er nicht gerade vor laufenden Fernsehkameras Kinder schlachtet und isst.

Eine tatsächliche Strafe hat dieser Mensch aber dennoch nicht zu erwarten - es ist doch offensichtlich, dass er für seine wiederholten Verbrechen allenfalls einige Euros, die ihm in keiner Weise weh tun, bezahlen wird - und damit wird dieser "Fall" zu den Akten gelegt werden.

Dass zeitgleich ganze Horden von willfährigen StaatsdienerInnen in den "Jobcentern" damit beschäftigt sind, den Ärmsten im Land unentwegt nachzuspionieren, um auch die letzten 50 Euro, die irgendein Kind einer "Bedarfsgemeinschaft" von der Oma zum Geburtstag geschenkt bekommen hat, als "Einkommen" zu registrieren und die lächerlichen Hartz-Almosen entsprechend zu kürzen, passt doch gut ins asoziale Bild dieses Landes.

Den Beckenbauer, der ja auf demselben niedrigen Stand innerhalb der kapitalistischen Hierarchie steht und daher selber damit rechnen muss, irgendwann einmal ein Portokassenopfer zahlen zu müssen, muss man aber verstehen, wenn er dem Kollegen nun zur Seite springt. Armut kommt in solchen Gehirnen nicht vor - da gibt es nur Besitzstandswahrung und Vermehrung des eigenen Vermögens auf Teufel komm raus. Wenn solche Leute an Armut überhaupt denken würden, müssten sie unverzüglich einen Großteil ihres ergaunerten und nicht benötigten Vermögens herausgeben - und das möchten sie nicht. Der Kapitalismus macht aus solchen Menschen unweigerlich Faschisten, die lieber ganze Speicher voller Getreide horten, auch wenn sie den Inhalt niemals selbst konsumieren können, während vor den Toren der großen Speicher Menschenmassen verhungern.

In diesen Kontext muss man kleine Multimillionäre wie Hoeneß oder Beckenbauer einordnen - dann versteht man sowohl das widerliche System, als auch diese widerwärtigen Kleingeister, die zufällig und leistungslos in den Rang der Pförtner der Superreichen aufgestiegen sind und Millionen angehäuft haben.

Mir wurde jüngst vorgeworfen, eine "elitäre Sicht" auf die Welt zu haben. Wenn das bedeutet, vom Kapitalismus korrumpierte und verdorbene Menschen wie die hier benannten als Arschlöcher zu titulieren, ihr Handeln als verwerflich und dumm zu brandmarken und - beispielsweise - all die Menschen, die mitten im kapitalistischen Sumpf stecken und um ihr nacktes Überleben kämpfen müssen und dennoch wie von Sinnen weiterhin diesem System und den dieses System dumpf verteidigenden Parteien ihre Stimme geben, "Zombies" zu nennen --- ja, dann habe ich wohl eine "elitäre Weltsicht". Ich selbst hätte das gar nicht bemerkt - für mich ist das schlicht die Konsequenz aus einem halbwegs logischen Denken - zu dem die in Rede stehenden Menschen nahezu allesamt selbst auch fähig wären, wenn sie es denn überhaupt versuchten.

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Die "große Mode"

Allgemach wird das zum Speien,
hört man überall die Leute,
nischt wie Jammern, nischt wie Schreien,
dass die Zeiten trostlos seien:

Pleite - Pleite - Pleite - Pleite ---!
Seht euch um: wer sind die Knaben,
die so hilfeheischend flennen?
Sind's, die nischt zu fressen haben,

hungernd durch die Straßen traben
und die nachts auf Bänken pennen?
Oder sind's die meist recht feisten
sogenannten obren Klassen

die am lautesten und meisten
ihren aufdringlichen, dreisten
SOS-Ruf hören lassen?
Millionen hungern, frieren,

haben kaum das trockne Brot -:
und zehntausend kokettieren,
um davon zu profitieren,
mit der "allgemeinen Not" ---

(Karl Kinndt alias Reinhard Koester [1885-1956], in "Simplicissimus", Heft 50 vom 09.03.1931)

1 Kommentar:

altautonomer hat gesagt…

Beckenbauer nach seiner Rückkehr aus dem 17. Jahrhundert: Keine Sklaven in Katar ab Min. 1:20.

https://www.youtube.com/watch?feature=player_detailpage&v=GitpquCHUgQ#t=80