Mittwoch, 8. Oktober 2014

Die korrupte Bande - eine Satire der "Tagesschau"


Heutzutage ist es nicht immer nötig, Seiten wie den Postillon oder die Titanic aufzurufen, wenn man auf der Suche nach bissiger Satire ist - immer öfter genügt auch ein Besuch bei den "seriösen" Kuhmedien wie beispielsweise den Propagandaseiten der "Tagesschau". Dort las ich kürzlich einen Text, der sich mit Philipp Mißfelder befasst - ihr wisst schon, dieser furchtbare, faschistoide CDU-Dorfdepp, der Senioren keine neuen Hüftgelenke mehr gönnt, der die "Bundesagentur für Arbeit" privatisieren möchte und immer wieder gerne Soldaten in den Krieg schicken will.

Nun klärt uns die "Tagesschau" im besagten Text darüber auf, dass Mißfelder womöglich "die längste Zeit Politiker gewesen" sei - und begründet dies allen Ernstes mit seiner altersbedingten Aufgabe des Vorsitzes der "Jungen Union". Das ist an sich schon irrsinnig genug, zumal der Bursche inzwischen tatsächlich auch ein physisches Alter erreicht hat, in dem er in einer "Jugendorganisation" schlichtweg nichts mehr verloren hat (geistig war er wohl niemals jünger als 60 - aber das ist sicher repräsentativ für die "JU"). Die Autorin, eine gewisse Ute Welty, haut noch ganz andere Klöpse heraus, für die Priol, Uthoff & Co. lange grübeln und sicher eine Menge bewusstseinserweiternder Hilfsmittel einnehmen müssten. Ein Beispiel:

[Mißfelder] galt immer mehr als der Nutznießer von Macht, nicht als ihr Kritiker. 2009 wurde ihm das Etikett des "Schattenmanns" angeheftet, das er bis heute nicht losgeworden ist. Das "Spiegel"-Porträt zeichnete damals das Bild eines Politikers, der sich vor allem seiner Karriere verpflichtet fühlt, der für einen Blick, ein Lob, eine SMS der Kanzlerin alles tun würde.

Nein - welch eine sensationelle Erkenntnis: Das Leitbild der korrupten, neoliberalen Hurenbande ist auch das Leitbild Mißfelders! Wer hätte denn das auch ahnen können? Und so einer war zwölf lange Jahre lang Vorsitzender einer so seriösen, über alle Zweifel erhabenen, intellektuellen Vereinigung wie der "Jungen Union"? Welch ein skandalträchtiger, skandalöser Skandal! - Aber es geht munter weiter:

Mißfelder räumt ein, dass er es nicht geschafft habe, die JU zur "bürgerlichen Avantgarde" zu machen. Zu einer "Innovationsabteilung" der Union, die die Kräfte rechts von der Mitte sammelt.

An dieser Stelle musste ich eine Lesepause einlegen, weil mein hysterisches Röcheln mich zu sehr am Atmen hinderte - einen Begriff wie "bürgerliche Avantgarde", der an sich ja schon vollkommen absurd ist, auch noch im Zusammenhang mit der Union zu bemühen, das traute sich noch nicht einmal ein Georg Schramm. Unsere Ute aber zitiert den salbadernden Philipp munter weiter und lässt auch die völlig verblödende Verknüpfung von "Innovation" und "rechts von der Mitte" nicht aus, ohne in irgendeiner Weise näher darauf einzugehen bzw. die völlige Sinnfreiheit dieser Contradictio in adiecto auch nur zu erwähnen. Wenn die Propaganda vorschreibt, dass Greise junge Burschen zu sein haben, hat die "Tagesschau" das zu berichten - und nicht zu hinterfragen. So viel Humor muss sein.

Das Beste kommt aber, wie gewohnt, zum Schluss:

Mißfelder hat inzwischen bestätigt, einem Unternehmer 2010 die Teilnahme an einer Irak-Reise des damaligen Außenministers Guido Westerwelle vermittelt zu haben. Er bestätigte auch, dass dessen Firma zeitgleich insgesamt 49.000 Euro für Mißfelders CDU-Kreisverband und die Junge Union gespendet hat. Die regierungsunabhängige Transparenzinitiative Lobbycontrol fordert Aufklärung und spricht von gravierenden Vorwürfen. Es dürfe nicht sein, dass ein Spitzenpolitiker seine Position und seine politischen Kontakte zu Geld mache.

Hier versagen meine Worte und meine Fassung. Fast die gesamte korrupte Bande tut seit Jahrzehnten nichts anderes, was vielfach dokumentiert ist (der verlinkte Überblick bei lobbypedia ist leider noch immer fragmentarisch), aber die "Tagesschau" behandelt auch dies hartnäckig wie einen "bedauerlichen Einzelfall". Das übersteigt den Bereich der Satire und erklimmt mit wehenden Fahnen den Gipfel der Groteske.

Vermutlich geht es hier ohnehin bloß um unionsinterne Machtrangeleien verschiedener macht- und geldgeiler "Alphatiere", die unter anderem auch mit der Hilfe solcher Propagandastücke in den Medien ausgetragen werden. Für die Bevölkerung dieses Landes ist es aber völlig bedeutungslos, welche Triefnasen da gerade das Sagen haben und welchen Figuren an den lukrativen Stuhlbeinen gesägt wird - das Ergebnis wird immer dasselbe sein, nämlich eine perverse Politik gegen die Bevölkerung und für die Superreichen, frei nach dem kapitalistischen Motto:

"Ob Merkel, ob Mißfelder, Lucke, Trittin,
ob Gabriel, Schäuble, gar Özdemir ("Ih!") -
sie tun stets dasselbe, sie tun es sehr barsch:
Für Geld treten sie uns gepflegt in den Arsch."

---



"Wie fleißig du warst, mein guter Junge! Kaum zwei Monate Abgeordneter und schon ein Automobil!"

(Zeichnung von Thomas Theodor Heine [1867-1948], in "Simplicissimus", Heft 49 vom 02.03.1925)

9 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Etwas abschweifend zu Greisen:
Der unvergessene Ernst Schwert ist im zarten Alter von 95 Jahren aus der DKP ausgetreten weil ihm der Verein zu lasch wurde.
Er lebte dann noch weitere neun revolutionäre Jahre.

jakebaby hat gesagt…

Nicht, dass mich diese Made im politischen Speck allzusehr interessiert, aber er ist nun mal eines von vielen Aushaengeschildern, einer der unzaehligen Zivilversager, die nicht auch nur als Burgerflipper bei Mc Donald verbleiben wuerden und ihr 2gehirnzelliges Heil in der Politik fanden.

Seine medialen Akzente, vom Hueftgelenk zu Pro-Kinderarmut, Arbeit bis kurz vorm statistischen Tod und Warmongerei, schliessen auf ein primitives Arschloch, welches sich ausschliesslich nur durch harsche Extremitaeten seine Sucht nach Aufmersamkeit ereifert.
Selbst seine, der Prototyp des notgedrungenen Zivilversagers, sackgelutschte Fairy Godmother, Merkel gab ihm die kalte Schulter. .....

Missfelder wird dennoch nicht fallen. Solch cdu/csu durchschnittlichextremprimitiv stereotypen Arschloecher werden ausschliesslich profitabel versorgt. ... so auch andere(politisch-Religioes-Industriellen), ausserhalb des schwarzen Specktrums. .....

Charlie hat gesagt…

@ Altauto: Diese "Liste" von RP-Online ist ja noch weitaus dürftiger als die verlinkte lobbypedia-Seite. Gibt's denn wirklich nirgends mal eine etwas vollständigere Aufstellung? Ich suche mir da schon seit geraumer Zeit einen Wolf ...

Charlie hat gesagt…

@ waswegmuss: Mir sagt "Ernst Schwert" nix, aber ich gehe einfach mal davon aus, dass Du verstanden hast, dass "das Alter" im Kontext dieses Beitrages ein stilistisches Synonym für "abgestumpfte Verbohrtheit" ist. ;-) Dass das nicht in jedem Falle der Realität entspricht, ist mir klar, besitzt hier aber doch gar keine Relevanz.

Liebe Grüße!
Methusalem

Charlie hat gesagt…

@ Jake: Ich gehe ebenfalls davon aus, dass wir von Mißfelder noch hören werden - im Vergleich zum Merkelmonster ist er ja noch vergleichsweise jung, und er wird dank seiner umfassend faschistoiden Einlassungen genügend "Freunde" im kapitalistischen "Club der Elitären" haben, die ihm eine Rückkehr auf die korrupte Polit-Bühne bestimmt ermöglichen werden.

Wenn ich Glück habe, erlebe ich das nicht mehr. Letzten Endes bleibt aber auch diese schmierige Figur ein austauschbarer Klostein am Beckenrand - wenn er aus irgendwelchen Gründen ausfallen sollte, wird es eben andere, gewiss nicht weniger schmierige Figuren geben, die ihn vollumfänglich ersetzen.

Das ist ja das "Schöne" am Kasperletheater der Scheindemokratie: Jede einzelne dieser Marionetten ist jederzeit und vollkommen verlustfrei austauschbar.

Liebe Grüße!

Bleib hat gesagt…

@Charlie: Klar die Junge Union muss sich schon alterherrenklug jung nennen Wobei sie benimmlich noch nicht mal den Begriff altfränkisch verinnerlicht haben.

Die alten Kommunisten mag ich. Anderes Beispiel Peter Gingold. Der konnte sich derart in Rage reden*, dass alle Angst hatten sein Gebiss könnte herausfallen.
*In Rage sagen.

altautonomer hat gesagt…

Charlie: Hab selber leider nur eine ausführliche Liste über die Umsteiger der Grünen aus der Zeit, als Jutta Ditfurth mich aus Zeitnot wegen des verlagsseitig festgestzten Abgabetermins für ihr Buch bat, darüber zu recherchieren,archiviert.

Journalistische Gründlichkeit stelle ich mir in diesem Fall so vor:

Philipp Missfelder CDU/JU (jW 06.07.2011)
Der außenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion ist seit neun Jahren Vorsitzender der Jungen Union und damit eine Art Nachwuchsfossil im Berliner Politikschlamm. Er fällt höchstens durch seinem als christlich firmierenden Verein gemäße Heilsbotschaften auf, wie anno 2003: »Ich halte nichts davon, wenn 85jährige noch künstliche Hüftgelenke auf Kosten der Solidargemeinschaft bekommen.« Das war konsequent: Bei Minderverdienenden, nach der herrschenden Werteordnung also nicht unbedingt zur menschlichen Spezies zu rechnenden Teilen der Bevölkerung, ist die Gültigkeit von Artikel eins Grundgesetz fraglich. Die Würde des Menschen sei unantastbar, wird dort einfach behauptet – da steht Mißfelder drüber. Jedenfalls ist der Renteneintritt mit 67 aus seiner Sicht eine unverdiente Wohltat, 70 Jährchen sollten es schon sein. Das befördert auf jeden Fall das sozialverträglich frühe Ableben. Seinem frommen Menschenbild folgte er auch 2009, als er die Anhebung des Hartz-IV-Regelsatzes für Kinder als »Anschub für die Tabak- und Spirituosenindustrie« bezeichnete.

Anonym hat gesagt…

"...dieser furchtbare, faschistoide CDU-Dorfdepp"
das gilt nicht nur für Ihn. Nach dem Ende der Naziherrschaft hat die CDU das Land weitgehemd mit der alten Garde weiterregiert.
Diese Partei ist somit die direkte Nachfolgeorganisation der NSDAP und dies merkt man auch heue noch an deren Gesinnung.

Anonym hat gesagt…

"...dieser furchtbare, faschistoide CDU-Dorfdepp"
das gilt nicht nur für Ihn. Nach dem Ende der Naziherrschaft hat die CDU das Land weitgehemd mit der alten Garde weiterregiert.
Diese Partei ist somit die direkte Nachfolgeorganisation der NSDAP und dies merkt man auch heue noch an deren Gesinnung.